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Komm mit wandern!

Ruraue und Biberland


Die Rur hat auf ihrem Weg vom Hohen Venn sich über Jahrmillionen in das wellige Hochland der Eifel tief eingeschnitten. Mit Eintritt in die Niederrheinische Bucht war dies nicht mehr nötig und sie mäandrierte in der breiten Talaue, was aber im letzten Jahrhundert durch Begradigungen weitgehend unterbunden wurde. Wehre wurden angelegt und somit die Rur aufgestaut, um Mühlengräben, sog. Mühlenteiche, abzuzweigen und somit Wassermühlen anzutreiben. So veränderten sich die Wasserführung und das Erscheinungsbild des Flusses.
Einen seltenen Einblick in den natürlichen und nicht von Menschenhand veränderten Verlauf bietet die Rur im Bereich Barmen. Es ist der einzig verbliebene Flusslauf in NRW, der noch in seinem ursprünglichen Bett liegt. Durch diese Drieschlandschaft führt die folgende Wanderung.  

          Idylle                                                          Biber unterwegs                                          Wildpfad         

 Start ist der Parkplatz am Ende der „Seestraße“ in Jülich-Barmen. Es geht vorbei an den Tennisplätzen und dem Baseball Club bis hinter einer kleinen Brücke, wo das Wasser des Kesselborngrabens aufgestaut ist und eine idyllische Atmosphäre ausstrahlt. Auf dem Fußpfad, der auf einem kleinen Damm zwischen Graben und See entlang führt entdeckt der aufmerksame Wanderer schon bald Biberspuren, auf die wir bei dieser Wanderung immer wieder treffen werden. Hier hat auf der gegenüberliegenden Seite ein Biber einen Baum gefällt.

Vorbei an einem kleinen Bootshafen führt der Pfad unmerklich mit einem Linksbogen auf eine Halbinsel. Die Markierung „Wanderweg“ nach rechts ignorieren wir und gehen weiter geradeaus. An der nächsten Gabelung nehmen wir den schmaleren Pfad links und nach ca 50m den rechten. .Im weiteren Verlauf halten wir uns rechts und gelangen auf eine größere Freifläche, die wir queren. Links hat man da noch einen schönen Blick auf den See. Wir stoßen auf eine Betonpiste, von der wir mittig links abbiegen und auf diesem schmalen verwachsenen Pfad teils mit Blick zum See wandern. Nach einer Passage mit altem Baumbestand, treffen wir auf den Rurradweg.
Gemeinsam geht es links nun auf einem Dammweg am See entlang. Rechts nähert sich die Rur mit einem Bogen. Hier auf der freien Fläche haben sich dutzende Herkulesstauden angesiedelt, die bis zu drei Meter hoch werden können. Berührungen können zu schmerzhaften Blasen und Verbrennungen führen.
Am Wegesrand stehen eine Reihe Kopfweiden, die regelmäßig geschnitten werden. Sie prägten Jahrhundertelang Bäche und Mühlenteiche entlang der Rur und lieferten das Material für Alltagsgegenstände wie Körbe, Besen- und Flechtwerk.
Der Radweg biegt aber schon bald mit den Kopfweiden rechts ab zur Rurbrücke und einem Parkplatz an der L253, wo die Wanderung auch begonnen werden kann. Wir bleiben auf dem Dammweg und erreichen einen am See liegenden Aussichtsturm. 

      Rurufer, Herkulesstaude                                 Kopfweiden                                    See mit Aussichtsturm

 Er liegt auf einer vorgeschobenen Kiesbank, die schon vor dem Bau des Schutzdeichs entstanden war. Damals war die Rur bei einem Hochwasser in den See eingebrochen und hatte dabei die Kiesbank eingeschwemmt. Sie gibt den Interessierten die Möglichkeit die Vogelwelt und die Landschaft in Ruhe zu beobachten. Schautafeln im Innern informieren über die heimische Tierwelt.

Weiter geht es auf dem Damm und der Nordseite des Sees. Auf der rechten Seite windet sich die Rur wie ein Aal durch die flache Aue. Das typische Erscheinungsbild des einst von hohen Pappeln geprägten Drieschs ist jedoch nach Stürmen im Jahr 2014, denen viele Bäume zum Opfer gefallen sind, stark in Mitleidenschaft gezogen worden.
Die Drieschlandschaft soll den natürlichen Rurverlauf mit Feuchtgebiete und Altarme erhalten. Sie wurde über jahrhunderte von der Bevölkerung als Weide genutzt. Heute sind sie sich selber überlassen, was zu einer Verwucherung führt. In Zukunft sollen ganz jährig draußen haltbare Rinder eine kostengünstige Landschaftspflege möglich machen.
Die Rur gewährt Einblicke in natürliche Flussbewegungen. Weit mäandrierend durchzieht sie die nahezu unverbaute Aue mit ihrem wechselvollen Spiel von Abtragung und Anlandung. 

           Driesch                                                   Ruraue                                                        Barmer  See

Ein herrlicher Blick schweift über den See. Dabei fällt besonders der im Westen liegende Sandstrand auf, der im Sommer auch zum Baden einlädt. Hinter einem Ablaufgraben begleitet uns zu beiden Seiten dichtes Buschwerk. Achtung! Rechts tut sich in diesem eine schmale dunkle Lücke auf, durch die der weitere Pfad aber schon nach wenigen Metern wieder in freies Gelände führt, wo auch hier der weitere Weg auf einem kleinen Damm verläuft. Links haben wir es dem Anschein nach mit einem Biberrevier zu tun. Bäume liegen kreuz und quer in einem biotopähnlichen Gewässer (Kesselborngraben), ganz so wie der tierische Baumeister sein Reich liebt. Ein stabiler Wasserstand und das wegen seiner Unzugänglichkeit störungsarme Ufer bilden für ihn günstige Lebensbedingungen.

Biberrevier

 Der Damm endet an einem Wirtschaftsweg, der uns nach Norden durch die Aue und über die Rur bis zur freien Feldlage führt: Hier biegen wir nach links ab und sehen bald den "Pickartzhof" an dem es und an einer Pferdekoppel vorbei führt. Am Ende der Bewaldung nehmen wir links den klein wenig erhöhten Grasweg, der uns nach Querung eines Grabens des Malefinkbaches links zu einem Altarm der Rur führt. Es ist ein Mäander der Rur, der als „Höllenloch“ bezeichnet wurde. Es wurde durch die Gefährlichkeit einer tief ausgewaschenen Stelle der Rur gekennzeichnet. Bei einer Begradigung der Rur wurde es vom Fluss abgeschnitten. Altarme sind stumme Zeugen der im wahrsten Sinne bewegten Geschichte der Rur.

"Höllenloch"

 Der Weg führt uns nun zum Sportplatz von Floßdorf, wo im Außenbereich einer Grillhütte Tische und Bänke zu einer Rast einladen. Wer die Idylle sucht, kann gegenüber von einer Bank den Blick auf das Höllenloch werfen und die Landschaft genießen. Am sog Höllenloch endet der Floßdorfer Bogen, ein großer Mäanderbogen der Rur. Im Zuge der Rurbegradigung war er zunächst vollständig abgeriegelt worden und hatte sich daraufhin zu einem moderigen Stillgewässer entwickelt. Heute wird er oberstromwärts mit Frischwasser versorgt, das er unterstromwärts wieder abgibt. So entstand ein bedeutendes Biotop für Wasservögel wie Höckerschwäne, Zwergtaucher, Teichhühner und Blesshühner. Außerdem leben hier auch Biber.

Hier an der Rurbrücke kann die Wanderung abgekürzt werden. Dazu biegt man hinter der Brücke links ab. Ohne Abkürzung geht es vor der Rurbrücke rechts den Weg entlang der Rur. Hier ist jetzt ein lautes Rauschen zu hören ist.
Als in den 70er Jahren der große Floßdorfer Mäanderbogen von der fließenden Rur abgetrennt wurde, musste wegen des auf diese Weise verstärkten Gefälles der Rur eine ca 75m lange Sohlbreite gebaut werden, die durch Gesteinsschwellen den Wasserstrom bremsen soll.
      Mispelnester u. Storchennest                       Storchenpaar                                    Altarm der Rur
In den Wiesenflächen fallen unterwegs besonders die mächtigen kugelrunden Misteln in den Pappeln auf.
Wer hier weiter die mächtigen Pappeln beobachtet kann auf einem einzeln aufragenden Baumstamm in luftiger Höhe ein riesiges Storchennest entdecken. Seit einigen Jahren brütet hier ein Weißstochenpaar und zieht Naturliebhaber und Fotographen an.
Ein weiterer alter Rurarm wir gequert, hinter dem jetzt eine freie Sicht zur Rur besteht. Am Ende erreichen wir die Rurdorfer Rurbrücke, die überquert wird und nach ca 100m wird rechts in den Fußweg eingebogen. Es ist ein wunderbarer Pfad, der durch ein mit alten Bäumen bestücktes Waldgebiet führt. Am Ende dieses herrlichen Waldweges überqueren wir den Linnicher Mühlenteich und biegen rechts ab zum Linnicher Wehr. 

           alter Baumbestand                                     "Linnicher Wehr"                             stille und sanfte Rur    

Dieses wurde 1876 nach Plänen des Professors Otto Intze, der auch später die Urfttalsperre plante, gebaut. Dadurch erhielt der oberhalb der Rur abzweigende Linnicher Mühlenteich wieder eine gleichmäßige Menge Wasser und die Arbeiten der Mühlen in Linnich und rurabwärts war gesichert. 1947/48 wurde das Wehr nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg repariert, zusätzlich wurde auf der linken Seite eine Fischtreppe angelegt.

Imposant ist das Schauspiel des abwärts stürzenden Wassers von zwei Liegen zu beobachten. Damit ist der Wendepunkt der Wanderung erreicht und wir gehen ruraufwärts zurück zur Rurdorfer Brücke, die kopfeinziehend unterquert wird. Wir folgen dem Weg entlang der still und sanft dahin fließenden Rur bis zu einem Brückchen hinter dem wir rechts zu einem weiteren alten Rurarm abbiegen

                   alter Rurarm                            Kriechender Günsel                          Biberspuren

 Reste der ehemaligen Rur sind beliebte Refugien für die Tier- und Pflanzenwelt. So findet der Kriechende Günsel an dem Teichrand einen idealen Standort.Unser Wanderweg trifft bald wieder auf den Rurweg. Es wird lebhafter auf der Rur. Schäumend rauscht sie über Steinschwellen. Der Altdorf-Kirchberg-Koslarer Mühlenteich, der hier endet und in die Rur mündet, wird überquert. Schon bald erreichen wir die zur Floßdorfer Brücke führende Straße. Diese wird überquert und wir verlassen diesen Weg (abgekürzte Route) aber schon nach ca 100, um links in den Grasweg abzubiegen, der an der Rur entlang führt. Nach ca 300m müssen wir ihn aber wieder nach rechts verlassen, da er später im Nichts endet. Der anschließende Hauptweg führt uns links am Mühlenteich entlang wo wieder Biberspuren zu entdecken sind.

Im weiteren Verlauf breiten sich entlang unseres Weges großflächige Bärlauch-Flächen aus, die großes Erstaunen und Begeisterung auslösen.

Ein Wegekreuz erinnert an das Ende des Kommandanten der Stadt Düren und Amtmanns von Aldenhoven, Johann Dietrich Freiherr von Nulandt. Am 27. Februar 1681 kippte seine Kutsche hier in die Rur und der Freiherr ertrank. Zu seinem Gedächtnis ließ seine Familie in der Nähe der Unglücksstelle ein Gedenkkreuz aus Blaustein errichten. In den 70er Jahren wurde dieses Kreuz mutwillig zerstört.

Bärlauchwiese

 Heute liegt nahe dem ursprünglichen Standort diese Replik des Kreuzes. Daneben erklärt eine Metalltafel, dass es sich um das "Nulandtkreuz" handelt und der Sage des versunkenen Ritters.

Nulandtkreuz                                Hasenglöckchen                                  Kellenberger Mühle  

 Im Volksmund wird die Geschichte von einem grausamen Ritter erzählt, der im Morast versank als er in seiner Kutsche einem flüchtigen Gefangenen nachsetzte und dann mit einem Teufels-Fluch auf den Lippen in das morastige Ufergelände der Rur hinein gezogen wurde. An der Stelle erinnert ein Stein mit Aufschrift an den versunken Ritter. Man gelangt dorthin, wenn man gegenüber den Pfad 200m in den Wald folgt.

Aber viel spektakulärer ist im Frühling (Ende April, Anfang Mai) das Waldgebiet hinter dem Mühlengraben. Dort wächst eine stark ausgeprägte Population des blauen Atlantischen Hasenglöckchens. Es wächst gewöhnlich in lichten, hohen Laubwäldern. Seit dem 16. Jh. wurde es als Zierpflanze genutzt. Über Auswilderungen ist es in die Wälder gelangt, so auch hier. Einmalig schön verwandelt es den Waldboden in einen blauen Teppich.

Einen Abstecher zum alten Friedhof des Kellenberger Schlosses ist hier möglich. Dazu folgt man dem Waldweg rechts an den Hasenglöckchen vorbei und erreicht nach ca. 300m den kleinen, von einer niedrigen Steinmauer umgebenen Friedhof. Er ist leider dem Verfall ausgesetzt. Ein Steinkreuz erinnert noch an Graf Reinhart von und zu Hoensbroech, der hier 2005 noch seine letzte Ruhestätte fand.

Friedhof

Auf dem Weiterweg liegt rechts am Weg die Kellenberger Wassermühle. Sie liegt an dem Altdorf-Kirchberg-Koslarer Mühlenteich. Wie der Name es andeutet, beginnt dieser in Altdorf an der Inde und fließt nach 14km bei Floßdorf in die Rur. 1820 gab es 11 Mühlen an seinem Verlauf. Diese entstand vermutlich um 1500, das heutige Gebäude geht auf das Jahr 1784 zurück. Und war als Kornmühle bis 1963 in Betrieb. Das unterschlächtige Wasserrad befindet sich in einem kleinen Schutzbau.

Die Mühlengräben entstanden, als im Mittelalter die Rur noch nicht begradigt war und sie zu oft ihren Verlauf veränderte. Deshalb war der Fluss für Mühlen nicht nutzbar. So sind die Menschen entlang der Rur hingegangen und haben dem Fluss dauerhaft Wasser abgezapft indem sie Gräben ausgehoben und Deiche aufgeschüttet haben.
Auf dem Weiterweg taucht linkerhand die mächtige Anlage des Kellenberger Schlosses auf, das im 15. und 16. Jahrhundert entstand. Die Schlossanlage besteht aus einer Hauptburg mit Herrenhaus, die vollständig mit einem Wassergraben umgeben ist, und einer Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden. Im Laufe der Zeit wurden immer wieder Umbauten durchgeführt.

         Schloß Kellenberg                       Wassergraben Haus Overbach                "Haus Overbach"

Jan van Werth, kaiserlicher General im Dreißigjährigen Krieg, kaufte 1638 das Schloss und es blieb im Besitz der Familie. 1888 kam das Schloss durch Heirat in den Besitz der gräflichen Familie Hoensbroech. 1992 zerstörte ein Brand das Hauptschloss nahezu komplett. 2009 wurde die Anlage an den Liegenschaftsbetrieb NRW verkauft und war seitdem dem Verfall ausgesetzt. 2024 kaufte die Familie Hoensbroech das Schloss zurück und es soll wieder ein wichtiger teil von Barmen werden.

Entlang des Burggrabens mit schöner Sicht zu der imposanten Anlage nähern wir uns der Bebauung von Barmen und erreichen auf einem Pfad zwischen Gärten die „Lankenstraße“. Hier geht es erst 50m links und anschließend rechts auf einem weiteren Pfad entlang Gärten bis zur „Seestraße“. Wer möchte kann jetzt auf dieser zurück zum Parkplatz gehen. Schöner ist aber noch der kleine Umweg vorbei an Haus Overbach. Dazu gehen wir links über den uns schon bekannten Mühlenteich und biegen rechts in den Wald ein. Dieser schöne Pfad endet am Wassergraben, der die Anlage von "Haus Overbach" halb einrahmt. 

Im 14. Jh. wurde es unter den Herren von Barmen als ein Rittergut errichtet. Jahrhundertelang wechselten häufig die Besitzer. 1792 wurde die Burg in ein Schloss mit einem großen Park umgebaut. Die Grafen von Hoensbroech waren bis 1918 die Eigentümer. Anschließend ging es in die Hände der Ordensgemeinschaft der Oblaten des hl. Franz von Sales über, die es zum Kloster und Missionsschule umgestalteten.. Von den Originalbauten sind nur noch das Herrenhaus und der Rest einer Turmanlage erhalten.
Wir wandern links vorbei am Wassergraben und einigen Kunstwerke. Am Ende biegen wir links in den Wald mit herrlich abwechslungsreichen Baum- und Straucharten und stoßen am nächsten rechten Abzweig auf eine Straße, die uns wieder zum Ausgangspunkt führt.
Jetzt kann man diese abwechslungsreiche Wanderung im Biergarten um die Ecke an der Schule genüsslich ausklingen lassen oder man geht noch zum Badestrand.
 

Information: Sehr reizvolle Wanderung um den ehemaligen Baggersee durch die Rurauen nach Floßdorf und entlang bis zum Linnicher Wehr. Rückweg vorbei an Schloß Kellenberg und Haus Overbach. Immer wieder sind unterwegs Biberspuren zu entdecken. Im April/Mai im Kellenberger Wald blauer Farbteppich des "Atlantischen Hasenglöckchen". Bademöglichkeit nach der Wanderung

Streckenlänge: 14.5 km ohne Abstecher einfache Rundwanderung ohne Steigungen. Die Strecke kann an der Rurbrücke in Floßdorf abgekürzt werden 10,5km.

Schwierigkeit: leicht, an der Seenordseite kann der Weg matschig sein.

Einkehrmöglichkeit:  Biergarten in Barmen an der Schule

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Badestrand

Biergarten

   

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Tourenübersicht Vor-Eifel

Video: Ruraue u. Biberland


 

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