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Komm mit wandern!

Broichtaler Wildnis-Tour

Der dicht besiedelte Norden der Aachener Region zwischen Baesweiler, Alsdorf, Herzogenrath und Würselen gehört zur Jülicher Börde. Die Landschaft ist überwiegend flach und es überwiegt die ackerbauliche Nutzung. So ist neben dem Wurmtal das Broichbachtal ein besonders beliebtes Naherholungsgebiet, das so nur selten zu finden ist und das Wanderer magisch anzieht.
So wollen wir das mittlere Broichbachtal auf attraktiven Pfaden bei einer Rundwanderung kennenlernen und genießen. Bequem und unkompliziert parken wir im „Zopper Wald“ ca 700m von der B57 entfernt „Im Broichbachtal“.
Auf dem Zufahrtsweg gehen wir 300m zurück. Auf der linken Seite erhebt sich die Bergehalde Anna 1, die uns eine Berglandschaft vorgaukelt. Die Bezeichnung Bergehalde hat aber nichts mit dem Begriff „Berg“ zu tun, obwohl sie sich mit einer beträchtlichen Höhe aus der Landschaft erhebt. Unter dem Bergmannsbegriff „Berge“ versteht man das Material, das zwecks der Kohlegewinnung von dieser getrennt wurde.
Am Ende des rechts zum Schloss Ottenfeld gehörenden Wald biegen wir in den Pfad ein, der hinunter zum Broichbach führt. Der Bach mit einer Länge von 8,2 km ist ein Nebengewässer der Wurm.
Der Name „broich“ weist auf eine Bruch- oder Sumpflandschaft hin. Diese ist aber in der Vergangenheit durch kontinuierlichen Eingriff in eine feste Bahn eingegrenzt worden und zeigt somit hier einen kanalähnlichen Abfluss. 

Bergehalde „Anna 1“

Broichbachquerung

Eine Naturidylle begleitet trotzdem die glänzende Wasserfläche in einer grünen Umgebung. Dann schauen wir rechts zum Schloss. Viel ist über seine Geschichte nicht bekannt. 1420 wurde erstmals der Ottenfelder Hof erwähnt und ist damit einer der ältesten der Region. Im 19. Jh. war Josef von Blanckart Eigentümer des Hofes, dessen Sohn den Hof 1878 zu einem schlossähnlichen Bau umgestaltete, sodass der Gutshof von jener Zeit an Schloss Ottenfeld genannt wurde. Heute wird es noch von einer Nachfahrin des Freiherrn Josef von Blanckart bewohnt.
Am Rande einer schönen Birkenallee Richtung B57 steht seit 1952 die Banneuxkapelle, der wir einen kurzen Besuch abstatten. Sie ist nach der Wallfahrtsstätte Banneux in den Ardennen benannt.

Schloss Ottenfeld

Banneuxkapelle

An der Bundesstraße gehen wir rechts auf dem Radweg bis zur nächsten Bushaltestelle und queren dort die Straße. Von dem gegenüberliegen Wirtschaftsweg haben wir zwei Möglichkeiten den Hang aufzusteigen, entweder den Treppenaufgang oder den daneben liegenden Pfad. Beide bringen uns bis an die Bebauung von Ofden. Jetzt führt uns die Wanderung auf schmalen Naturpfad durch einen wilden Talhang des Schleibaches. Einen Kilometer wandern wir durch ein urwüchsiges Refugium für Pflanzen und Tiere. Selten habe ich so viele Vögel im Geäst der Bäume fliegen sehen. Das Hämmern eines Spechtes ist zu hören, der Vogel ist aber in dem dichten Astwerk nicht auszumachen. Auch von Ast zu Ast springende Eichhörnchen scheinen sich hier wohl zu fühlen.

Wildnis  

Gut Schleibacher Hof

Am Ende führt der Pfad hinunter an den Schleibach, wo idyllisch in der Talmulde seit Jahrhunderten das Gut Schleibacher Hof liegt. Er taucht in der Geschichte im Jahr 1104 auf. Die Grundmauern stammen heute noch aus dieser Zeit. Zwischenzeitlich wurden die Gebäude natürlich restauriert, doch das alte Flair ist immer noch erhalten. Seit 1972 ist es ein Reiterhof. Weiter geht es auf dem Fahrsträßchen „Gronsfeldweg“ Richtung Weiler Schleibach. Am Beginn der Bebauung biegen wir links in den Schleibacher ein Weg. Leicht bergan geht es bis an den Ortsrand von Ofden. Diese Bergarbeitersiedlung wurde 1956 als Stadtteil von Alsdorf gebaut. Zunächst waren es rd. 600 Häuser mit rd. 760 Wohnungen. Heute zählt Ofden ca 2500 Einwohner. Am Ortsrand nehmen wir rechts den Wirtschaftsweg, der uns auf der Höhe durch die freie Feldlage zum alten Bahndamm der ehemaligen Bahnstrecke Mariadorf – Würselen bringt.

ehemalige Bahntrasse

Mariadorf - Euchen

Neben dem im Vordergrund stehenden Güterverkehr konnte auch Personenverkehr abgewickelt werden, der vor allem von Bergleuten des Aachener Reviers genutzt wurde. Der Bahnverkehr wurde Ende 1983 eingestellt und die Gleisanlagen sind entfernt worden. Heute gehört der Damm mit seinem Eichenwald zum Naturschatz. Ca 200m wandern wir auf diesem, heute ein Hohlweg, entlang und wenden uns dann rechts dem Radweg zu, dem wir ein Stück folgen. Bevor dieser links weiter führt, gehen wir dort auf dem Wirtschaftsweg weiter geradeaus und erreichen die L164. Überqueren diese und wandern am Fuße des alten Bahndamms hinunter zum Euchener Bach. Sein Wasser wird hier in einer Hochwasseranlage reguliert.
Es ist nicht verwunderlich, wenn der seit Jahrzehnte alte Baumbestand bei Sturm in Mitleidenschaft gerät, so wie auf dem Bild. Der Bach wird gequert und anschließend geht es weiter am Fuße des Damms mit Blick über die freie Feldlage zum nächsten Grüngürtel des Broichbachtales. Eine urwüchsige Landschaft erwartet uns. Der Bach kann sich hier frei entwickeln und hat eine einmalige Bruchlandschaft geschaffen mit Reste aus Erlen und Weiden.

Bruchlandschaft   

uralte Bäume

Entlang diesem phantastischen Naturplatz mit teilweise uralten Bäumen macht uns am Wegrand ein Schild auf eine solche aufmerksam. Es ist eine Stileiche, die vermutlich die mächtigste und älteste im alten Landkreis Aachen ist. Vier Erwachsene sind nötig den Stamm zu umfassen und keine registrierte Eiche erreicht ihren Umfang von 5.60. Ihr Alter wird auf 300 Jahren geschätzt. Sie kann noch weiter wachsen und bis zu 1000 Jahre alt werden. Noch weitere stehen hier am Rande der ehemaligen Broicher Mühle, die wir jetzt erreichen. Am Broicher Bach stehen oder standen 8 ehemalige Wassermühlen: Sie trugen zum Lebensunterhalt der hier lebenden Bevölkerung bei und prägten Natur und Leben. Die Broicher Mühle war die erste Mühle im Broichbachtal und nur etwa 1km von der Quelle entfernt. Das genaue Baujahr der Mühle ist nicht bekannt. Sie war eine Mahlmühle, die zu einem Mühlenhof gehörte der neben Wiesen, Benden und Baumgärten auch noch 36 Morgen Land bewirtschaftete. Die Mühle gehörte früher zum kurkölnischen Lehensgut Broich, einem Rittersitz, der auf das 12. Jh. zurückgeht. Vor 1500 kamen Gut und Mühle an die Familie v. Zweibrüggen, 1649 durch Heirat an die Familie v. Schellart. 1817 wurde die Mühle vom Rittergut abgetrennt und kam an die Familie v. Negri auf Zweibrüggen, die sie an Peter Offergeld den Erbpächter der Kellersberger Mühle verpachteten. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Mühle stillgelegt.

ehem. Broicher Mühle  

Flussterrassen-Landschaft

Wir queren den Bach und wandern am Weiher vorbei. Der Broicher Bach hat seit Jahrhunderten zur Bildung des Broichbachtales zwischen Broicher Siedlung und Herzogenrath erheblich beigetragen. Die Flussterrassen-Landschaft entstand vor dem Hintergrund der sich wiederholenden Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten. Im Bereich des Broichbachtales hat die Maas mächtige Sedimentschichten abgelagert, die hier durch Erosion freigelegt wurden. Auswirkungen sehen wir an dem vor uns liegenden Sandhang, der eine große Rolle spielte.
Ein wunderschöner, einmaliger und natürlich weißer Sandstrand war bis zum Zweiten Weltkrieg für die damalige Bevölkerung ein beliebtes Ausflugsziel und für die Jugend ein willkommener Badespaß gewesen. Manch einer hat hier sogar das Schwimmen gelernt. Im Laufe der Zeit sind aus dem Hangbereich Unmengen von Feinsand in die Bucht des Weihers eingespült worden. Dadurch ging ein nicht unerheblicher Teil des Wasservolumens verloren. Zudem schwammen zum Spielen Hunde von dort aus weit in das Gewässer hinein und störten die angesiedelten Wasservögel empfindlich.
Im März 2015 wurde daher in Zusammenarbeit mit der Unteren Landschaftsbehörde der Sand ausgebaggert und auf der Landseite eine landschaftsgerechte Sperre für den eindringenden Sand errichtet.

Broicher Weiher

Fischteich

Der Broicher Weiher zählt aber immer noch zu den vielen kleinen Idyllen im Tal. Wir wandern bachaufwärts entlang des Weihers und folgen am Ende mit dem Broicherbach dem rechts abgehenden Pfad, der vorbei an der ehemaligen Kläranlage und hinter dieser uns zur Broicher Siedlung führt. Sie entstand 1934 auch in Erweiterung des Alsdorfer Bergbaus. Mit Blick auf eine Reihe Angelteiche geht es auf der "Mörikestraße"  bis zu einem links liegenden Parkplatz. Von hier wandern wir an der anderen Seite der Angelteiche, die von einem namenlosen Zufluss gespeist werden, im Tal zurück zum Broicher Weiher und dort geradeaus.
Der Broichbach hat hier unberührt von Menschen eine wirklich intakte und wilde Bruchlandschaft geschaffen. Dann erleben wir einen ersten steileren Anstieg. Es geht hinauf zu einem ehemaligen Bahndamm. Hier befand sich seit 1875 der Eisenbahnanschluss der Grube Maria an die Strecke Aachen-Nord. Nach drei Serpentinen biegt links ein Pfad zu einem Rastplatz mit Aussicht ab. Der Bahndamm, der einmal das Tal teilte und der Bach unter diesem nur durch ein Rohr geleitet wurde, hat man hier abgebaut und damit dem Bach wieder seinen freien Lauf überlassen. Zurück zum Hauptpfad erleben wir auf dem Weiterweg ein einmalig unberührtes urwüchsiges  Naturtal, wo der Bach sich ungestört zwischen Sträuchern, Bäumen frei entfalten kann und die Sonne sich im Wasser spiegelt. Unterwegs biegt ein Weg links zur nächsten Mühle im Broichbachtal ab, die Krahnenberger Mühle. Ein vorgelagerter Mühlenteich, in dem 1908 der Bergmann Joseph Greten ertrank, ist heute verfüllt. Nach der Stilllegung der Mühle wurde auf dem Mühlenhof noch einige Jahre eine Kornbrennerei unterhalten. Heute dient der Hof als Pferdehof. Die Broichbach-Aue endet dann zunächst am Kellersberger Hof.

wilde Bruchlandschaft

Gut Kellersberg

Das adlige Haus und „Gut Kellersberg“ wurde erstmals 1338 erwähnt. In den folgenden Jahrhunderten wechselte es immer wieder den Besitzer. 1897 brannten die Gebäude vollständig nieder und wurden auch nicht wieder aufgebaut. Später erwarb der EBV den Beisitz und errichtete einen Bauernhof. Heute erinnert nur noch der frühere originale Wappenstein mit der Jahreszahl 1724 an das verschwundene Schloss. Diesen hat man in die Tormauer des Bauernhofes eingemauert.
Wir überqueren nun die Straße Kellersberg – Ofden und wandern weiter in dem herrlichen Broichnachtal, in dem das Wasser weiterhin die Vorherrschaft behält und sich in verschiedene Teiche sammelt. Nach ca 300m verlassen wir den breiten Talweg und wenden uns links direkt dem Bach zu, an dem wir jetzt auf schmalen Pfad weiter wandern. An dem nächsten Steg queren wir den Bach und wandern zwischen zwei Weiher und anschließend rechts. Wir befinden uns in einer wildromantischen Landschaft in der ein. lautes Gänsegegackere und Geschrei widerhallt. Fauna und Flora haben hier die Vorherrschaft. So hat auch der Biber sich inzwischen hier sein Revier eingerichtet. Dann kommen wir zum Alsdorfer Weiher, wo die Natur sich mit dem Menschen arrangiert. Er hat die Landschaft in einen Freizeitpark umgewandelt. Am Kahnweiher befindet sich das Boots-House mit Strandbar und einer mietbaren Eventlocation, einem Tretboot. Auf der anderen Seite der Theodor-Seipp-Straße betreten wir den eintrittsfreien Tierpark. Hielt sich die Tierwelt bisher noch ziemlich zurück, so erleben wir hier Tiere, die nicht im Broichtal zu entdecken sind, putzige Erdmännchen, Weißkopfäffchen, Lamas und viele andere. Manche Arten von Gänsen und Enten auf den Teichen oder auch auf unserem Weg sind hier zuhause. Vor Verlassen des Parks zieht das Rotwild mit mächtigen Hirschen die Aufmerksamkeit noch mal an.

Alsdorfer Weiher  

Erdmännchen

Wir unterqueren die B57 und gehen direkt links hinauf zur Bundesstraße und sehen rechts und links der Straße die beiden ehemaligen Alsdorfer Mühlen. Rechts die Linkens Mühle und links die Ölmühle, heute Hof Wintgens. Beide Mühlen kaufte 1868 Josef von Blanckart, Herr auf Schloss Ottenfeld.
Die Linkens Mühle, nach ihrem Besitzer und letzten Müller so benannt, war ursprünglich im 14. Jh. im Besitz der Ritter von Alsdorf. Im Jahre 1420 wird sie als Zwangsmühle für diesen Herrschaftsbereich erwähnt. Der Mühle vorgelagert war ein großer Weiher. Die Mühle mit ihrem oberschlächtigen Wasserrad arbeitete bis etwa 1970 als Kornmühle. Wegen ihres dunkelroten Anstrichs wurde sie auch die „Rote Mühle“ genannt. Spuren einer Mühle sind heute auf dem weitläufigen Gelände nicht mehr auffindbar.

Rote Mühle

Ölmühle

Die Alsdorfer Ölmühle hatte mit ihrem unterschlächtigen Wasserrad ihren Standort in unmittelbarer Nähe der Linkens Mühle. Ursprünglich gehörten beide Mühlen zusammen, waren aber durch Straßenverlauf und Höhenunterschied und aus Feuersicherheitsgründen mit ihren Gebäuden getrennt. Die Ölmühle war bis 1870 in Betrieb. Der unter Denkmalschutz gestellte Mühlenhof ist weitgehend in seiner alten Struktur erhalten. Die Mühleneinrichtung ist nicht mehr vorhanden. Hinter der Ölmühle biegen wir links ein und kommen so wieder zu unserem Parkplatz. 

Information: Wanderkarte Nr 1 des Eifelvereins
Streckenlänge: Rundwanderweg 11 km ab Parkplatz „Zopper Wald“,
Schwierigkeit: leicht
Einkehrmöglichkeit: Blockhaus im Tierpark   https://blockhaus-alsdorf.eatbu.com/?lang=de

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