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Komm mit wandern!

Auf Spuren der Vergangenheit
entlang einer alten Römerstraße

Im Süden der Niederrheinischen Bucht liegt die Stadt Baesweiler. Sie ist umgeben von landwirtschaftlichen Ackerflächen und gehörte jahrzehntelang zum Aachener Steinkohlenrevier. Gewachsene Wälder sind nicht vorhanden und so zieht diese Landschaft kaum Wanderer an. Landschaftlich hat sie zwar wenig zu bieten, aber tagtäglich bewegen wir uns auch in Baesweiler auf Spuren der jüngeren und älteren Vergangenheit, die über Jahrhunderte vom Menschen verändert worden ist. Diese Spuren möchte ich bei einer Wanderung aufspüren.

Lageplan "Via Belgica"

Der Blick in die Vergangenheit zeigt uns, dass schon vor fast zweitausend Jahren eine römische Heerstraße durch das Stadtgebiet führte. Sie verband Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium) mit der Atlantikküste. Leider sind von ihr keine Spuren mehr sichtbar, nur Archäologen haben die Straße an vielen Stellen aufgegraben und konnten so den Verlauf rekonstruieren. Oberirdisch deutet hier und da auf frisch gepflügten Äckern eine vermehrte Anhäufung von Steinen auf die Straße hin. Oft sind auch römische Straßen an einer leichten Wölbung des Geländes zu erkennen, die aber in unserer Region durch intensive landwirtschaftliche Bearbeitung und Bergsenkungen des ehemals tätigen Bergbaus verwischt worden sind. Auf Google Earth ist der Verlauf an einigen Stellen an einer Farbänderung des Bodens zuerkennen und zeigt, wie schnurgerade die Straße sich durch die Landschaft zieht.
Beginnen wir die Wanderung in der Gegenwart am Parkplatz des „Malerviertels“ in der „Max-Beckmann-Straße“. Durch die Anlage eines kleinen Bürgerwaldes führt uns die Wanderung durch die Flur „Galgenberg“. Der Name lässt vermuten, dass hier einmal ein Galgen gestanden hat. Bei der Auswahl der Richtstätten ging man davon aus den Galgen weithin sichtbar zu machen. So erleben wir von hier einen weiten Blick. Im Nordosten erstreckt sich dabei unverkennbar die Bergehalde der ehemaligen Zeche „Emil Mayrisch“. Sie wurde 1959 angelegt und wurde zu einem Wahrzeichen der Region.
Vor uns liegt nun in den rundum landwirtschaftlich genutzten freien Flächen eine mit Bäumen bestandene grüne Insel. Es war im Jahr 1570 als Johann von Reuschenberg im Westen des ehemaligen Herzogtums Jülich-Kleve-Berg die Settericher Mühle errichten ließ. 1579 wurde die Mühle erstmals urkundlich erwähnt. Bis 1912 wurde hier Korn gemahlen, dann stellte die Mühle den Betrieb ein.
Danach diente sie verschiedenen Jagdpächtern während und nach der Jagd als Aufenthaltsort und erhielt den Namen „Jagdschlösschen“. Eine Zeit lang wurde das Anwesen dann als Gaststätte genutzt und war ein beliebtes Ziel für Sonntagsausflüge.

      ehem. Settericher Mühle                                    Umspannwerk                                          Endstation

 Im Zweiten Weltkrieg hatten deutsche Soldaten eine Funkstation in der Mühle eingerichtet. Wegen ihrer exponierten Lage war sie 1944 stark von deutschen und amerikanischen Soldaten umkämpft und wurde im Zuge der Gefechte bis auf den Mühlenstumpf zerstört. Heute befindet sich auf dem Anwesen eine Tierpension.
Vor uns blicken wir Richtung Siersdorf zu der alten gotischen Kirche, die nach Vorgänger Bauten um 1510 entstand. Richtung Nordosten stand das ehemalige Siersdorfer Kraftwerk. Von diesen Betriebsgebäuden ist aber so gut wie nichts mehr übrig geblieben. Ende Juni 1996 stellte das Kraftwerk seinen Betrieb ein. Als letzter Rest ist heute noch das Umspannwerk vorhanden.
Es geht hinunter in eine kleine Geländemulde, in der das „Oidtweiler Fließ“ entwässert. Quellen gib es hier auf dem flachen Land nicht und so fließt das Regenwasser oberflächig in Geländemulden ab, den sog. Fließe. Außerdem wird das Abflusswasser der Kläranlagen in diese abgeleitet.
Wir erreichen den Ortsrand von Siersdorf und sehen hier das Ende einer Eisenbahnstrecke. Sie begann links auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Emil Mayrisch von der die geförderte Kohle abtransportiert wurde.
Im Jahr 1953 übernahm die Bundesbahn die Strecke und führte einen Personenverkehr ein. Hier am Ende der heutigen Gleise befand sich der Bahnhof Siersdorf. 1982 wurde der Personenverkehr eingestellt und somit blieb bis auf weiteres nur noch der Güterverkehr übrig. Als die Grube Emil-Mayrisch die Förderung 1992 einstellte blieb vorerst als einziger Güterkunde nur noch das Kraftwerk Siersdorf, dass noch mit Kohle beliefert wurde. Allerdings auch nicht mehr lange. Ende Juni 1996 stellte das Kraftwerk seinen Betrieb ein, die Kohlezüge wurden überflüssig und somit gab es keinen Verkehr mehr auf der Strecke.

                          Waldweg                                ehem. Zwangsarbeitslager                       "Einmannbunker"

 Nach Querung der L50 geht es auf einem Weg entlang eines kleinen Wäldchens weiter. Dort in dem unwegsamen Gelände befinden sich heute noch massive und eindrückliche Strukturen eines ehemaligen Zwangsarbeiterlagers, das aus sechs Steinbaracken bestand, in denen meist russische Kriegsgefangene untergebracht waren. Sie schufteten während des Zweiten Weltkriegs in der Landwirtschaft und im Bergbau, denn sie mussten die heimischen wegfallenden Arbeitskräfte, die in die Wehrmacht eingezogen wurden, ersetzen. Beim Näherrücken der Front hatte man die Gefangenen abtransportiert. Aus dem Lager entstanden später die ersten Bergmannsunterkünfte für die Gastarbeiter der Zeche EMIL MAYRISCH. Mauern und ein Einmannbunker bzw. Wachhäuschen erinnern noch an diese Zeit.

                "Bettendorfer Fließ"                      Feuchtgebiet am Wegesrand                    naturnahes Fließ

Wir kommen an den Rand eines kleinen Gewässers hinter dem sich ein Mast in die Höhe streckt. Dort drüben befand sich bis 1992 die Grube „Emil Mayrisch“. Sie war die jüngste der Schachtanlagen im Aachener Steinkohlenrevier. 1938 begannen die Abteufarbeiten. Durch den zweiten Weltkrieg wurden die Arbeiten stark beeinträchtigt und kamen letztendlich zum Stillstand. Erst nach längerer Pause konnten die Arbeiten fortgesetzt werden. Die Förderung der ersten Kohle begann im Jahr 1952. Es entstand eine der modernsten Schachtanlagen Europas.
Heute befindet sich auf dem ehemaligen Zechengelände ein Testing-Center, wo auf einer Autoteststrecke Autos der Zukunft erprobt werden und die in ihrer Entwicklung mittlerweile weltweite Bedeutung erlangte.
Zusätzlich entstand auf dem Gelände Europas größte Filmkulisse für High-Speed-Autobahnszenen. So wird der Nachbau einer Autobahn seit 2005 für Actionszenen der Serien Alarm für Cobra 11, Die Autobahnpolizei 112, Sie retten dein Leben und Auf Streife - Die Spezialisten genutzt. Auch für Werbespots wird sie verwendet. Der bewachsene Wall macht leider einen Blick in diese Szenerie unmöglich. Das Ausmaß der Anlage zeigt sich auf Google Earth.
An den Bergbau, der hier mehr als fünf Jahrzehnte betrieben wurde, erinnern heute an der Zufahrt nur noch eine Lore auf grüner Wiese und die große Halde.

       ehem. Kläranlage Siersdorf                    Steg, Siersdorfer Fließ                                 grüner Weg

Es ist ein idyllischer Weg durch mit abwechseln Landschaftsbilder. Plätschernd begleitet uns das Bettendorfer Fließ, das sich bald mit dem Oidtweiler Fließ zum Siersdorfer Fließ vereinigt.
Auf der gegenüberliegenden Bachseite steigt das Gelände dem hohen Wall auf, der einen Einblick in das Filmgelände weiterhin unmöglich macht.
Der Weg führt entlang des renaturierten Siersdorfer Fließes und landwirtschaftlich genutzten Äcker in ein kleines Tälchen, das hier zu beiden Seiten von aufgeschütteten Erdwällen begrenzt wird. Hinter dem Linken liegt eine Bodenverwertungs- und Bauschuttrecyclinganlage. Anschließend sehen wir links die stillgelegte Kläranlage von Siersdorf. Nur das neu errichtete Pumpenhaus ist als einziger Betriebspunkt übrig geblieben. Die Abwässer werden über eine Fernleitung zur modernisierten Großkläranlage nach Setterich transportiert.
Rechts finden wir einen kleinen Steg über das Fließ vor, das wir hier überqueren. Vor uns liegt ein verwilderter Pfad mit dem wir zu einer abgelegenen Wiese gelangen. Diese verlassen wir geradeaus mit der Zufahrt und stoßen auf einen Grasweg, der links am „Röttgenweg“ endet. Dieser war die ehemalige Ortsverbindungsstraße von Setterich nach Dürboslar. Heute dient sie als Zufahrtsstraße zur weiter links liegenden Recyclinganlage der Fa. Schlun. Hier wenden wir uns nach rechts und biegen nach ca 200m links in den Wirtschaftsweg ein. 

                   Bergehalde                                  "Via Belgica", Rchtungspfeile                     Naturschutzgebiet

Der Blick geht zur Halde, die dort drüben ihren Anfang nahm und mit Hilfe einer Bandstraße (Förderband) den Abraum von Untertage aufbrachte und sich immer weiter nach Norden ausdehnte.
Der Grasweg bringt uns mit einem Rechtsbogen zur K12. Auf dem Radweg finden wir 200m links im Boden eingelassene Betonpfeile. Hier stoßen wir das erste Mal auf die gekennzeichnete Trasse, der einstigen römischen Heerstraße. Nach dem Ende der römischen Herrschaft im vierten Jahrhundert verlor die Via Belgica westlich von Jülich an Bedeutung. Wichtiger war nun die Verbindung nach Aachen. Die verkehrstechnisch nicht mehr benötigte Straße nach Westen wurde vernachlässigt. Nur einzelne, meist kurze Abschnitte werden bis heute als Feldwege oder Hauptstraßen in einzelnen Orten genutzt. Der größte Teil der römischen Straße liegt heute in landwirtschaftlich genutzten Flächen, deren Flurgrenzen den antiken Trassenverlauf nicht mehr erkennen lassen. So hat man vor einigen Jahren an verschiedenen Stellen den früheren Verlauf der Römerstraße sichtbar gemacht.
Leider verläuft die Route weiter auf dem für Wanderer ungeliebten asphaltierten Radweg bis zur Einmündung in die B56. Auf der anderen Seite führt der befestigte Wirtschaftweg zu einem Rastplatz der VIA Belgica (mansio).
Für sportliche Wanderer besteht zwar die Möglichkeit nach 250m den Wirtschaftweg zu benutzen und vorbei an einem Biotops so zur B56 zu gelangen. Dort endet aber dieser Weg an einem Graben und einer Leitplanke. Diese müssen überwunden werden und ebenso auf der anderen Straßeseite ein weiterer Graben, um direkt zu dem Rastplatz der VIA Belgica zu gelangen. Bei der Sraßenüberquerung ist wegen des fließenden Verkehrs höchste Vorsicht geboten.
Schautafeln zeigen Verlauf und Informationen zur Straße. Die eigentliche Trasse der Römerstraße verlief aber ca 500m weiter südlich.
„Via Belgica“ ist eine moderne Bezeichnung für eine etwa 400 km lange römische Heerstraße, die Köln mit der Atlantikküste verband. Der lateinische Begriff „mansio“ bezeichnet ein am Rande der Fernstraße angesiedeltes Rasthaus. Hier konnten Reisende einkehren und übernachten. Neben dem Hauptgebäude der Herberge bestand eine solche zivile Straßenstation in der Regel aus Wirtschaftsgebäuden wie Ställen und Scheunen, häufig gab es auch eine Badeanlage. Bereits Kaiser Augustus führte ein System von in gleichmäßigen Abständen eingerichteten Raststätten entlang der Staatsstraßen ein, um den reibungslosen Ablauf des staatlichen Kurier- und Transportdienstes, des cursus publicus, zu gewährleisten. 

            "mansio" (Rastplatz)                                           Rastplatz                            Hohlweg nach Freialdenhoven

Das heutige Areal wurde mit Obstbäumen bepflanzt, darunter alte Obstbaumsorten, die es schon zur Zeit der Römer gegeben hat. Umgeben von den Obstbäumen lässt es sich in der Rast- und Ruhezone angenehm pausieren mit einem herrlichen Blick zur Bergehalde.
Der Weiterweg führt zunächst noch über die freie Feldlage Richtung Freialdenhoven, bevor er durch einen Hohlweg den Ort erreicht. Hohlwege erinnern immer wieder an alte Karrenwege, so handelt es sich hier um einen Teil des Weges, der von dem vor uns liegenden Freialdenhoven einst nach Dürboslar führte.
Der Ortsname entstand nach einem alten Hof, der in einem befriedeten und geschützten Waldbezirk lag: "Vredenaldenhoven" = Freialdenhoven. In Urkunden taucht der Ort im Jahre 1029 als Altenhof, um 1100 als Vrenenaldenhoven, um 1200 als Vrei-Aldenhof und 1431 als Fredenaldenhoeuen auf.

               Erinnerungstafel                                  Blick zur Bergehalde                                    Wegekreuz

Mit der „Althoffstraße“ wandern wir ortsauswärts. Der Straßenname erinnert an die weltberühmte Zirkusfamilie Althoff, die hier ihren Stammort hatte.
Im Jahre 1660 wurde hier ein Findelkind aufgefunden. Weil keine Eltern bekannt waren, nannte man es Michael und nach seinem Auffindungsort Aldenhoven. Michael Aldenhoven gründete hier den Zirkus Althoff. Die Angehörigen dieser Familie zogen fortan als Gaukler und Jongleure durch die Lande. Die größte und älteste Zirkusdynastie der Welt hat hier ihren Ursprung. Das Anwesen der Althoffs stand am Beginn der Dorfstraße. In der zu Ehren des Zirkus benannten Althoffstraße hatte der Zirkus noch bis zum 2. Weltkrieg das Winterdomizil. Durch die lange Zirkustradition und die im Laufe der Zeit entstandene Verwandtschaft mit vielen anderen Zirkusfamilien Europas gingen im Laufe der Zeit 72 Zirkusunternehmen mit dem Namen Althoff hervor.
Die Straße führte, bevor sie von der Bergehalde überschüttet, wurde nach Setterich zum „Ederener Weg“. Wir verlassen den Ort und biegen in den nächsten links abgehenden Wirtschaftsweg ein, der uns zur B56 bringt. Auf der anderen Straßenseite steht ein Wegekreuz. Vor uns erhebt sich nun die Halde an deren Böschungsfuß es links weglos weiter zum Rückhaltebecken des Siersdorfer Fließes geht.
Durch dieses naturnah angelegte Becken wurde Der Lauf des Fließes renaturiert. So ist ein ökologisch wertvoller und ansehnlicher Bestandteil der Landschaft entstanden. 

           Biotop am Wegesrand                             Unser Wanderweg                                     Siersdorfer Fließ

 Zunächst noch entlang des Beckens nehmen wir den nächsten rechten kaum begangenen Weg entlang eines Biotps, der zum Fuß der Halde führt. An dieser geht es nun weiter bis das Siersdorfer Fließ überquert und der „Röttgenweg“ erreicht wird
Dort folgen wir diesem rechts vorbei an der ehemaligen Kläranlage und dem Gelände der Recyclinganlage. Die links liegende Wiese gehörte zu dem Rödgen Hof, der hier einmal stand und bereits 1407 urkundlich erwähnt wurde. Der Gutshof wurde um 1966 abgerissen, da Kraftwerk und Steinkohlengrube (incl. der Bergehalde), so große Teile der landwirtschaftlich genutzten Flächen verschlungen hatten, dass der Hof nicht mehr existieren konnte. Heute ist von ihm nichts mehr zu sehen.

      ehem. Gelände "Rödgen Hof"                          Naturtunnel                                    Halde "Emil Mayrisch"

 Eine Teilstrecke der Siersdorfer Leitung zur Kläranlage Setterich konnte hier mit offener Baugrube ausgeführt werden. In diesem Bereich nahe der Bergehalde Emil Mayrisch vermutete man im Erdreich auch Hinweise auf den Verlauf der römischen Heerstraße „Via Belgica”. Tatsächlich kam nach Abtragung des obersten Straßenbelags in einer Tiefe von 2,20 Metern eine Trasse zum Vorschein, die sich in ihrem Ausbau nach sorgfältiger Untersuchung als römische Fernstraße erwies. Eine mächtige Kiesschicht mit einer Breite von fünf bis sieben Metern wurde beidseitig von einer 60 Zentimeter tiefen Sandaufschüttung begrenzt.
An der Wiesenecke stand einst ein Kreuz, das heute am Ortseingang nach Setterich seinen Platz gefunden hat. Links geht es auf einem idyllischen tunnelähnlichen Pfad entlang dem ehemaligen Anwesen des Rödgen Hofes mit Blick über die Felder Richtung Setterich. Nach einem Rechtsbogen geht der Grasweg in einen Asphaltweg über, der einige Meter hinter dem von links einmündenden Weg wieder die Via Belgica kreuzt. Sie ist aber nicht markiert. Bei gepflügtem Acker ist aber rechts eine vermehrte Steinansammlung zu beobachten, die auf die einst vorhandene Römerstraße hindeutet.
Nach Nordosten zeigt sich die Bergehalde in ihrer ganzen Länge und Höhe. Sie ist 900 m lang und hat eine Höhe von 100 m und ist für die Öffentlichkeit gesperrt, das aber bei günstigen Wetterbedingungen Gleitschirmflieger aber nicht davon abhält, dieses Gelände für ihre Sportart zu nutzen.

Spuren der Via Belgica (Steine)                   Weinberg                              von der Kohle zum Wein

Anders sieht es für Weinfreunde aus, denn drei Weinbegeisterte aus Baesweiler haben auf der Bergehalde, genauer gesagt dem Teil auf Baesweiler Stadtgebiet, einen Weinberg angelegt. 400 Rebstöcke haben die drei „Winzer“ 2019 auf dem rekultivierten Teil der Halde gepflanzt. Die schrägen Flächen eignen sich hervorragend, weil zudem das Bergematerial dunkel ist, heizt es sich vor allem an den nach Süden exponierten Steilhängen sehr stark auf. Temperaturen von 60 Grad Celsius sind keine Seltenheit. Die Wärmeenergie wird nachts nur zögernd abgegeben, so dass auch an sonst kalten Tagen auf der Halde die bodennahe Luftschicht eher temperiert ist. 2023 sollen die Weinstöcke den ersten Ertrag bringen So werden wir vielleicht schon in den nächsten Jahren ein Fest mit heimischen Wein feiern können. Der Name des edlen Tröpfchens ist auch schon bekannt. „Glückauf Bacchus“ soll der Weißwein heißen. Bacchus steht für den Gott des Weines und Glückauf für die Bergbau-Tradition der Region, die jetzt zum westlichsten Anbaugebiet Deutschlands wird.
Damit sind wir auf unserer Wanderung und den Spuren durch die Vergangenheit in der Gegenwart angekommen. Auf dem unbefestigten Weg durch die Feldfluren geht es weiter und anschließend auf den rechts auf Setterich zuführenden Wirtschaftsweg. Unterwegs kreuzt man dabei nochmals die im Boden unsichtbare Via Belgica,

Am Ortsrand von Setterich gehen wir entlang Gärten und Streuobstwiesen zur L50. Hier befindet sich rechts eine Kreuzanlage mit Vorplatz und Sitzbank. Das Kreuz besteht aus Teilen eines alten Wegekreuzes, das vor dem zweiten Weltkrieg an einer Esskastanien-Allee im Bereich des Rödgen Hofes gestanden hat. Der schmiedeeiserne Kreuzaufsatz war nicht mehr vorhanden und wurde durch einen neuen ersetzt.
Nach neuen Erkenntnissen wurde das Kreuz für den Baron Dietrich von Koloff zu Vettelhofen, eine wichtige Persönlichkeit des Deutschen Ordens, nach dessen Tod im Jahr 1717 errichtet.
Das 4 m hohe Wegekreuz besteht aus aufeinander gesetzten gelben Sandsteinblöcken und einem schmiedeeisernen Kreuzaufsatz. Im oberen Stein wurde in der Nische eine Barbara-Statue aus Bronze angebracht. Sie ist die Schutzpatronin der Bergleute und soll an die Bergwerke in unserer Region erinnern.

Kreuz ehemals am Rödgen Hof

Wir queren links nach ca 50m die Straße und wandern entlang einer hinter der Bebauung mit Sträuchern und Bäumen angepflanzten Grünfläche. Am Ende geht es über einen Spielplatz zum Adenauerring und dort zu der neuen Settericher Umgehungsstraße. Hier ist Vorsicht geboten, da kein Gehweg vorhanden ist. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite führt der Wirtschaftsweg vorbei an einem Regenrückhaltebecken hinter dem wir rechts auf dem parallel verlaufen Weg wieder zu unserem Ausgangspunkt kommen.

Das Fazit dieser Wanderung zeigt, dass auch in einer überwiegend landwirtschaftlich genutzten Fläche eine abwechslungsreiche Wanderroute sich ergeben kann, wenn man versucht die wenigen Höhenpunkte zu entdecken. Zu einer guten Wanderstrecke fehlen zwar viele Kriterien, da kaum Rastmöglichkeiten vorhanden sind und es sich um viele befestigte Wege handelt. Dagegen bieten die Pfade ein besonderes Naturidyll. 

Information Die Via Belgica hat man 2014 als Erlebnisroute ausgearbeitet. Sie wird mit sieben Etappen als Rad- und Wanderroute von Köln bis Rimburg an der niederländischen Grenze mit Daten und Informationen beschrieben. (www.erlebnisraum-roemerstrasse.de)
Strecke: 14km Rundwanderung, befestigte und unbefestigte Wege,
Schwierigkeit: leicht, keine Höhenunterschiede
Einkehrmöglichkeit: unterwegs keine, 

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