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Komm mit wandern!

Auf eiszeitlichen Spuren

Bei Wanderungen im Hohen Venn wurden in den 70er und 80er Jahren Gummistiefeln empfohlen, die auch angebracht waren. Denn es war ein Abenteuer auf den Moorpisten zu wandern, wenn man trockenen Fußes das Gelände queren wollte. Man sprang  über die Bulten (erhöhte Kuppen aus Torf u. Torfmoosen) und drohte dabei abzurutschen und dann in den Schlenken stecken zu bleiben. Jeder suchte seinen eigenen Weg, was letztendlich zu extrem hohen Trittschäden führte. Zur Vermeidung dieser Schäden wurden Holzstege angelegt und das Betreten der Moorflächen wurde reglementiert. Heute reicht bei einer Vennwanderung festes Schuhwerk. 

Brack-Venn

Die folgende Wanderung führt uns durch eine  Moorlandschaft des Hohen Venns, die die Erwartungen an eine solche durchaus erfüllen. Wir starten unsere Rundwanderung an dem Park- und Informationsplatz  der Eupener Straße am Ortsrand von Mützenich, dem ehemaligen Zollamt (620m). Auf dem neu angelegten Fußpfad entlang der L214 wandern wir Richtung Belgien, das schon nach 300m betreten wird. Den Parkplatz „Grenzweg“ erreichen wir nach 600m und wandern dort auf dem links in den Wald führenden Forstweg Richtung „Herzogenhügel“ weiter. Der Wald endet rechts nach 700m und der Blick schweift nun über die weite Fläche des Brackvenns. Das Wort „Brack“ bedeutet so viel wie „nutzlos“. Gemeint ist ein nutzloses Gebiet, in dem man weder Landwirtschaft noch Vieh- oder Holzwirtschaft betreiben konnte.
Dieses Panorama kann man 300m weiter von einer Bank, die im Venn Seltenheitswert hat, in Ruhe genießen. Die Menschen in den vergangenen Jahrhunderten hatten für solche Schönheiten keinen Blick. Für sie war das Leben am Rande des Venns hart und entbehrungsreich. Man versuchte dem Moor Land abzuringen. Entwässerungsgräben wurden angelegt und Fichten angepflanzt, um verschiedene Vennstücke auszutrocknen und für eine ertragsreichere Flächennutzung verfügbar zu machen. Mehr als die Hälfte der Vennlandschaft wurde somit in eintönige Nadelforste umgewandelt. Die heute oft als unberührte Natur, als wild und natürlich bezeichneten weiten, unbesiedelten Flächen ist in Wirklichkeit eine Kulturlandschaft mit vom Menschen verursachten Störungen und Veränderungen. Seit 1992 sieht man im Reiz dieser Landschaft etwas Erhaltenswertes und versucht mit dem LIFE-Projekt „Hohes Venn“ absterbende Hochmoorbereiche und Heiden zu renaturieren und damit der Artenvielfalt einen natürlichen Lebensraum zu bieten.

      Zugang Brackvenn "Hobbe"                            Kanadagänse                              Infopunkt "Torfgewinnung"

An einer Informationstafel (2,2km) verlassen wir den Forstweg und betreten den rechts ins Venn führenden Holzsteg. Rechts und links sind wir von kleinen Moortümpeln eingerahmt. Wir werden auf unserer Wanderung noch einige dieser Palsen erleben. Sie sind nicht von Menschenhand geschaffen, auch wenn der Erdwall am Rande der Wasserfläche dies vermuten lässt. Es sind Überbleibsel aus der letzten Eiszeit. Dabei handelt es  sich um kreisrunde oder längliche Vertiefungen, die durch Entstehung von Eislinsen in der Endphase der letzten Eiszeit im Boden entstanden sind. Bei der Aufwölbung der Linsen rutschte die darauf liegende Erde seitlich ab und schuf einen Wall. Das Eis schmolz durch die Klimaerwärmung und zurück blieben mit Wasser gefüllte Vertiefungen, die von einem Erdwall umgeben waren. Ähnliche Phänomene finden sich heute noch in den Polarkreisregionen. So fühlt sich bestimmt auch das Kanadagänse-Pärchen hier wohl, das wir am Rande des Wassers entdecken.
Nach 400m zweigt rechts ein weiterer Holzsteg (Rundweg) ab, dem wir nun folgen und der uns zu einem Informationspunkt führt, der die Wiederherstellung des Hochmoores sowie einen ehemaligen Torfstich erläutert. Die Bezeichnung Hochmoor hat nichts mit der Höhe zu tun, auf der das Venn liegt, sondern beschreibt diese Art Moor, das in die Höhe wächst. Dabei begräbt und erstickt es alles unter sich und bildet so den Torf. 1mm wächst das Moor im Jahr.

                       Frösche                                                    Erdkröten                                          "Entenpfuhl"

Bevor wir die vor uns in einiger Entfernung verlaufende Straße erreichen, wandern wir auf dem links abzweigenden Holzsteg weiter durch das “Platte Venn“, wie dieser Teil des Brackvenns bezeichnet wird. Am nächsten Informationspunkt wenden wir uns zur Straße (4,5km), überqueren diese und wandern auf der anderen Seite einen Kilometer auf einer Randschneise bis zu einer Schutzhütte, wo Tisch und Bänke zu einer Rast einladen. (Die Hütte existiert mittlerweile nicht mehr, nur eine Bank ist noch vorhanden).
Weiter geht es am Waldrand entlang bis zu einer Wegekreuzung (5,9km). Dort liegt rechts hinter Büschen versteckt ein kleiner Teich, der „Entenpfuhl“. Der Name kommt von den Wildenten, die sich hier gerne niederlassen. Aber auch Kröten scheinen sich hier wohl zu fühlen. Vor uns hüpft ein Krötenweibchen mit einem Männchen huckepack zum Wasser, um wahrscheinlich dort für Nachwuchs zu sorgen. Ursprünglich ist auch dieses Gewässer ein eiszeitlicher Moorteich gewesen, der aber mit Wasser aufgefüllt, zu einem Löschteich umfunktioniert wurde. Die Waldbrandgefahr im Venn ist sehr hoch und deshalb wird bei Brandgefahr an den Eingängen zu den gefährdeten Gebieten eine rote Fahne gehisst, dann ist das Betreten der Vennflächen untersagt.
Wir wandern auf dem Holzsteg rechts hinter dem „Entenpfuhl“ weiter und erreichen nach ca. 500m einen Abzweig, an der wir links dem Holzschild „Kaiser Karls Bettstatt“, unserem nächsten Ziel, folgen. Das Brackvenn wird durch die Straße Mützenich – Eupen geteilt. Der südliche Teil ist, wie wir gesehen haben, relativ offen. Der nördliche Teil, „Nahtsief“ genannt, ist stärker verbuscht und teilweise sogar bewaldet. Das LIFE Projekt „Hohes Venn“ ist 2012 auch hier mit Renaturierungsmaßnahmen beschäftigt.

                      Biberspuren                                              Biberrevier                                    Kaiser Karls Bettstatt

Es gibt auf der Erde nur zwei Lebewesen, die die Umwelt nach ihren Vorstellungen bearbeiten und umgestalten: den Menschen und den Biber. Der eine ist bemüht die ursprüngliche Vennlandschaft wiederherzustellen, siehe LIFE Projekt und der andere gestaltet die Landschaft nach seinen Bedürfnissen. So finden wir rechts und links vom Steg Biberspuren, dass heißt gefällte Bäume und angenagte, die wohl nicht mehr lange stehen werden. Nach Biberart ist hier ein kleines Feuchtbiotop entstanden. Zu sehen ist der meist nur nachtaktive Baumeister leider nicht. Seit 1877 gab es bei uns keine Biber mehr. Erst 1982 wurden im Zuge eines Wiederansiedlungsprojektes im Hürtgenwald die ersten Exemplare ausgesetzt. Mittlerweile hat der Biber das ganze Rurtal mit seinen Zuflüssen zurückerobert.
Unser Wanderziel „Kaiser Karls Bettstatt zweigt nochmals links ab und der Holzsteg endet am Waldrand. Auf der Schneise geht es dann 50m rechts, um dann an der Wegegabelung links Richtung „Kaiser-Kals-Bettstatt“ weiter zu wandern. Der Weg ist hier feucht und morastig. So wandern wir rechts auf trockenem Waldboden entlang und erreichen die deutsch-belgische Grenze, die an den Grenzsteinen zu erkennen ist. Entlang der Grenze treffen wir auf den Eifelsteig, der links zu unserem Ziel führt (8,3km, 642m). Zwei Quarzitblöcke, der eine fünf Meter lang und zwei Meter breit, der andere kleiner und wirkt wie die kleine Schwester. Informationen zu Kaiser Karls Bettstatt siehe „Eifelsteig Etappe 2/Variante 2“

                   Aussichtsturm                                     Mützenicher Venn                                   Schmuggler

Von Kaiser Karls Schlafstätte gehen wir bis zur Schutzhütte und folgen hier rechts dem Hinweis „Palsen 0,7km. Der Eifelsteig stößt von rechts hinzu und wir wandern zusammen mit diesem bis zu einem Aussichtsturm. Von dem acht Meter hohen Turm hat man einen Blick auf eine renaturierte Vennfläche. Es gab einmal hier im Mützenicher Venn fünf Palsen, die aber bei einer Aufforstungsaktion 1955 angestochen und mit den umliegenden Gebiete durch Gräben entwässert wurden. Erst in den 80ziger Jahren erkannten Naturfreunde das Besondere dieser Landschaft und man begann Anfang der 90ziger mit Renaturierungsmaßnahmen, die zwei Palsen wiederherstellten. Zum größeren der beiden folgen wir dem Weg mit dem Hinweis „Palsen 0,2km“ und gelangen rechts über einen Holzsteg zu einem in jeder Jahreszeit malerischen Moortümpel. Am Ende des Holzsteges wenden wir uns nach rechts und erreichen an den alten Zollhäusern wieder unseren Ausgangspunkt. Hier am heutigen Denkmal des Schmugglers endet die Rundwanderung durch eine bezaubernde eiszeitliche Moorlandschaft, und man kann der Dichterin widersprechen und sagen, dass sie sich geirrt hat, Schaurig ist´s nicht, herrlich ist`s, übers Moor zu gehen.

Information: Wanderkarte 1:25000 Hohes Venn. Bilder vom März
Diese Strecke eignet sich besonders, um das Venn kennen zu lernen. Es zeigt durch wechselnde Farben der Jahrzeiten immer ein anderes Bild. Im nördlichen Teil (Nahtsief) werden 2012 Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt, die zeitweise Sperrungen zur Folge haben. Die Schilder sind beim Betreten der Vennflächen unbedingt zu beachten, wenn es nicht zum ungeliebten Umkehren kommen soll. Bei Brandgefahr ist an den Zugängen zum Venn eine rote Fahne gehisst, dann ist das Betreten nicht erlaubt ( http://www.hautesfagnes.be/cartesde.htm ). Das Mitführen von Hunden ist nicht gestattet, auch nicht an der Leine.

Herrlich ist es im Venn

Streckenlänge: ca. 10 km, naturbelassene Wege und 4,5km Holzstege. Wegemarkierungen sind nahezu keine vorhanden. Allerdings sind an mehreren Stellen Informationstafeln mit detaillierten Karten aufgestellt.
Schwierigkeit:  leichte Wanderung, kaum merkbare Höhenunterschiede, Auf- u. Abstiege 55n, Holzstege können bei Feuchtigkeit glatt und rutschig sein.
Einkehrmöglichkeit:  keine, Rucksackverpflegung. Rastmöglichkeiten sind wenig vorhanden.

GPX-Track:

Brackvenn.gpx (14.39KB)
Brackvenn.gpx (14.39KB)


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Tourenübersicht Hohes Venn


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