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Komm mit wandern!

Im Wurmtal (Teil 2)
Auf Spuren des ältesten Bergbaus

Den eindrucksvollen Naturraum des Wurmtales haben wir schon bei der ersten Wanderung erlebt. Heute begeben wir uns auf einen weiteren Abschnitt dieses geschichtsträchtigen Flusstales, das vom Bergbau jahrhundertelang geprägt wurde. Da kaum noch Spuren in der Örtlichkeit vorhanden sind möchte ich aber stellenweise ausführlicher auf die einstigen Gruben eingehen und näher erläutern.

 Der Startpunkt ist wieder der Parkplatz „Teuterhof“. Zunächst gehen wir entlang der L23 bis zur Wurmbrücke. Die Straße durchbricht hier einen ehemaligen Eisenbahndamm, der durch eine 3bogige Brücke einst die Straße und die Wurm überspannte. Vor der Wurmbrücke steigen wir rechts mit 43 Stufen den Hang zu einer ehemaligen Eisenbahnstrecke hinauf. Der Abtransport der geförderten Kohle war vor dem Eisenbahnbau nur mit Fuhrwerken möglich. 1892 wurde eine Eisenbahnlücke zwischen der Grube „Kämpchen“ und den auf Würselener Seite gelegenen Gruben „Gouley“ und „Teut“ geschlossen. Die Grube Kämpchen war bis dahin nur von Kohlscheid, die anderen beiden nur von Stolberg über Würselen zu erreichen. Jetzt konnte die Kohle in beiden Richtungen versandt werden. Aber schon 75 Jahre später wurde das Wurmtalviadukt am 1. Februar 1967 gesprengt. Die Grube „Teut“ war schon 1904 geschlossen und die Förderung untertage nach „Gouley“ verlegt worden. 1969 ereilte die Grube „Gouley“ schließlich das gleiche Schicksal.

  Aufgang zum alten Bahndamm                   Kohleflöz "Senteweck"                          alte Bahnbrücke

Auf der ehemaligen Bahnstrecke (A3) erreichen wir nach ca. 350m rechts eine bis zu 5m hohe und 12m breite Felsklippe, in deren Mitte ein kleines, senkrecht stehendes Kohleflöz zu erkennen ist.

 

300 Millionen Jahre müssen wir zu seiner Entstehung zurückschauen. In der älteren Steinkohlezeit entstand in Westeuropa das variszische Gebirge. Dieses Gebirge hob sich während der jüngeren Steinkohlezeit höher empor, während sein nördliches Vorland in einem breiten Streifen stetig und beträchtlich absank und einen versumpften Küstenstreifen schuf. Hier wuchsen Urwälder mit riesigen Farnbäumen, Schachtelhalmen, Siegelbäumen und Bärlappgewächsen. Durch Hebung und Senkung des Festlandes kam es zu wiederholten Überflutungen der Wälder. Schicht um Schicht wurde abgelagert. Verwitterungsmaterial brachten Flüsse vom Festland mit und überdeckten die versunkenen Wälder mit Sand und Tonsedimenten und schlossen sie luftdicht ab. Das Pflanzenmaterial wandelte sich in langen Zeiträumen zu Steinkohlenflöze um. Durch diesen Prozess entstanden im Aachener Steinkohlenrevier über 200 Kohleflöze mit unterschiedlichen Mächtigkeiten. Durch die Gebirgsbildung wurden die Schichten zusammengeschoben und aufgefaltet. Sie bildeten so wie hier sogar senkrechte Strukturen.
Weiter geht es auf dem alten Bahndamm, der bald von einer Bogenbrücke überspannt wird. Wir steigen dort hinauf und wandern auf der anderen Seite weiter. Nach einem kurzen Aufstieg liegt rechts die Schutzhütte „Heideblick“.
Hier oben auf der Wurmhöhe zwischen Morsbach und Schweilbach wird 1394 der „Coilberch“ erwähnt. U.a. lag hier auch die Grube „Geißentrapp“, die im 17. Jh. mehrmals erwähnt wird.
Der Name geht auf eine Flur zurück, die nach einem Stieg (= Trapp, Treppe) am steilen Hang benannt wurde. Dieser wurde von den Geißen, den „Bergmannskühen“, bei ihren Weidegängen benutzt. Sie ist nur eine von vielen Gruben, die namentlich bekannt sind und auf der Höhe lagen. 1778 soll es auf Würselener Gebiet 69 Kohlwerke gegeben haben.
Entlang Wiesen zur rechten blicken wir links auf Böschungen der bis 1969 aufgeschütteten Bergehalde der Grube „Gouley“ (ursprünglich „Gute Ley“ = guter Fels). Die Aufschüttung begann im Jahre 1880 an die Hanglage zum Wurmtal. Sie ist noch weitgehend offen und deutlich erkennbar, wobei weitere Haldenauf- oder Talanschüttungen im Wurmtal von anderen älteren Gruben heute vielfach dem übrigen Landschaftsbild angepasst und durch Vegetation überwachsen und kaum noch erkennbar sind.
Unterwegs zweigt rechts die „Gouleystraße“ in die Ortslage Morsbach ab. Straßennamen sind meist noch die einzigen Hinweise auf ehemalige Gruben. Wir wandern geradeaus und bewegen uns wieder auf dem alten Bahndamm. Rechts und links kann die Natur sich heute wieder frei entfalten. Am Ende einiger Treppenstufen nehmen wir an der Bank den rechts abgehenden Grasweg, der auf die „Waldstraße“ stößt. Diese gehen wir 30m nach links und betreten dann rechts mit dem Fußweg das ehemalige Gelände der Grube „Gouley“. Hinter der alten Begrenzungsmauer nehmen wir den linken asphaltierten Weg.

           Bergehalde Gouley                          altes Betiebsgebäude "Knopp"               Quelle u. Stollenmundloch

Eine ungestörte natürliche Entwicklung übernimmt heute diese Brachfläche (ehemals Holzlagerplatz), die mit Spazierwegen einlädt und immer noch die alte Flurbezeichnung „Morsbacher Heide“ trägt. Die Grube gehörte zu den ältesten im Aachener Steinkohlenrevier und wurde zwischen 1599 und 1969 betrieben. Mit der Stilllegung der Grube „Gouley“ endete der Jahrhunderte alte Steinkohlenbergbau an der Wurm.
Nichts erinnert mehr bis auf einen alten links im Gebüsch verdeckten Schornsteinstumpf an die ehemaligen Industrieanlagen. Am Ende des asphaltierten Fußweges wandern wir halblinks den Pfad weiter bis zu einem Wirtschaftsweg und wenden uns dort links den Häusern der „Waldstraße“ zu. Da der Bergbau ein wichtiger Arbeitgeber war, förderte er durch entsprechenden Siedlungsbau den Zuzug von Arbeitskräften. Dieser Wohnraum sollte den Arbeiter auch an die Zeche binden. So entstanden z.B. hier an der Waldstraße schon 1860 25 Bergarbeiterhäuser, von denen noch heute einige oft liebevoll restauriert zu sehen sind. Links liegen die dazugehörigen Gärten, in denen früher der Bergmann für den Eigenbedarf Gemüse und Kartoffeln anbaute.
Am Ende der Straße biegen wir rechts in den Feldweg ein und steigen nach 80m links steil hinunter ins Wurmtal (A3) mit Blick auf Kohlscheid und den „Langenberg“, den wir später noch streifen werden. Unten finden wir noch zwei weitere Zeugen des frühen Bergbaus, den „Knopp“, eine ehemalige Pferdestation und 50m links auf dem Weg unmittelbar neben einer eingefassten Quelle noch ein ehemaliges Stollenmundloch der Grube „Gouley“, das die Jahreszahl 1837 trägt.
Dieser Stollen wurde wie viele andere in früheren Jahrhunderten ursprünglich von der Sohle des Wurmtales in den Höhenrücken zur Förderung der Steinkohle vorgetrieben und 1837 ausgebaut, Für die Grube „Gouley“ diente der Stollen später der Entwässerung. Auch heute strömt noch immer Wasser aus dem Berg.
Wir gehen wieder bis zum alten Gebäude zurück und an diesem vorbei weiter wurmabwärts. Die linkerhand liegenden Wasserflächen werden gerne von Graureihern und Kormoranen besucht. Einen Steinwurf weiter liegen rechts noch fast kaum sichtbar im Gebüsch die Reste eines Bunkers. Es befinden sich noch mehrere gesprengte Bunker und Betonreste an vielen Stellen im Wurmtal. Heute sind diese überwachsen und kaum noch erkennbar. Rechts auf der Anhöhe lag bis zu ihrer endgültigen Schließung 1879 die Grube neue Ath. 1667 förderten hier 3-4 Bergleute Kohle. Es zeigt, dass es sich zu dieser Zeit nur um Minigruben handelte. Die Gruben im Wurmtal waren früher wirklich noch Gruben.

                Biotop "Knopp"                                 Kormoran u. Fischreiher                 "Alte Mühle" u. Burg Wilhelmstein

Vor uns zeigen sich die weißen Mauern der „Alten Mühle“. Bei der Alten Mühle auch Bardenberger Mühle genannt handelte es sich um ehemals zwei Mühlen an diesem Ort. Das genaue Baujahr ist nicht bekannt 867 wird eine Mühlstelle genannt. Sie war wahrscheinlich zwischen 1566 und 1899 in Betrieb. Danach war sie Wohnstätte für Bergleute. 1971 wurde sie zu einem Restaurant und Hotel umgebaut. 2013 wurde der Betrieb eingestellt.
Die Bauern des Herrschaftsbereichs der Vogtei Wilhelmstein mussten seinerzeit ihre Erzeugnisse hier mahlen lassen. Bis zur Jahrhundertwende verlief parallel zum heutigen Weg ein von der Wurm abgeleiteter Mühlengraben, der drei Mühlräder antrieb. Erhalten geblieben ist ein großer Teil des lang gestreckten Ablaufgrabens der Mühle, der „Untermühlengraben“ unterhalb des Burgbusches, fälschlicherweise auch als alte Wurm genannt.
Heute ist dort ein Feuchtbiotop entstanden, das wir links mit der Mühle im Rücken beim Weiterwandern von dem Waldweg aus sehen. An einem Schutzpilz vorbei biegen wir wenig später links ab und wandern auf einem romantischen Waldpfad durch den schon erwähnten Burgbusch zur „Burg Wilhelmstein“. Burgen liegen meist auf der Höhe und so steigt der Pfad am Ende zur Burg auch hier bergan.

       Burgmauer Wilhelmstein                    Burginnenhof mit Bergfried                            Vorburg

Eine mächtige Bruchsteinmauer umschließt das Burggelände, das nur durch einen einzigen Zugang, ursprünglich über eine Zugbrücke, betreten werden konnte. Statt des einstigen Fallgatters schließt heute ein schweres, einflügeliges Eichentor den Zugang. Die Rolle der Zugbrückenkette ist noch zu erkennen. Der Rundturm der Vorburg war ursprünglich der Kerker.
Die Burg hat ihren Namen vom Jülicher Grafen Wilhelm V., der sie nach 1328 über dem Wurmtal auf den Resten der Grenzfeste „Valencia“ errichten ließ. Hinter dem Tor öffnet sich das langgestreckte, nach links ansteigende Vorburggelände, das von der bogenförmig verlaufenden Bruchsteinmauer abgegrenzt wir. Die Mauer reicht bis an den Bergfried der oberen Burg heran. Hier sorgte ein Halsgraben für zusätzlichen Schutz. Heute liegt auf dem Vorburggelände ein Minigolfplatz und eine Freilichtbühne. Die Hauptburg bestand aus dem noch in Teilen vorhandenen fünfgeschossigen Bergfried (24m) mit angrenzendem Palas. Diesen Platz nimmt heute ein Restaurant mit einer romantischen Freiterrasse ein, die einen herrlichen Blick ins Wurmtal bietet. Der Brunnen mit seinem tiefen Schacht ist noch erhalten. Die Burgruine vermittelt auch heute noch einen deutlichen Eindruck der ehemaligen Größe.
Von der Burg führt ein Pfad links im Hang hinunter ins Wurmtal zu einem Parkplatz. Hier kann man nun die Wanderung verkürzen und links über die alte Wurmbrücke an der Straße entlang hinauf nach Kohlscheid gehen, wo man wieder auf die große Runde trifft. Wer sich noch fit fühlt, kann zusätzlich eine 4 Kilometer lange Schleife anhängen und weiter auf bergmännische Spuren wandeln.

          Wanderweg ins Wurmtal          Naturdenkmal mit Antoniuskapelle            Geologischer Aufschluß

Dazu wandern wir rechts über den Parkplatz und an der Kreisstraße Kohlscheid – Bardenberg 100m hinauf. Wir folgen dem links abbiegenden Sträßchen „Alte Furth“ und dem Hinweis „Karbonroute“. 50m vom Weg liegt links eine eingezäunte Fläche, wo einst der ehemalige Kunstschacht der „Grube Furth“ sich befand. Nur einen Steinwurf weiter 20m vom Wegrand stand der Förderschacht, ebenfalls eingezäunt. Beide hatten eine Teufe von 170m. Bereits Mitte des 16. Jh´s wurde auf Bardenberger Gemeindeland ein Kohlwerk betrieben, die spätere „alte Furth“, 1690 wurde diese Grube erstmals erwähnt, deren Name von einem alten Wurmübergang am Verbindungsweg von Kohlscheid nach Bardenberg hervorgeht. Man unterscheidet die „alte“ und die „neue Furth“.
In Bardenberg zählte man 1717 insgesamt 25 Gruben. Die Grube „Furth“ war die größte und zu dieser Zeit mit 64 Bergleuten die bedeutendste.
Anhaltende Probleme mit den reichlich anfallenden Grubenwässern führten schließlich zum Bau von Pumpwerken, sog. Wasserkünsten. Sie sorgten für die Entwässerung der Stollen.
Durch die französische Besetzung 1792/93 kam der Bergbau vorübergehend zum vollständigen Erliegen. Anfang des 19.Jh´s wurde auf der Pleyer Höhe eine neue Anlage, die „neue Furth“ errichtet, die die größte Grube des gesamten Wurmreviers jener Zeit wurde. Die untere Anlage (alte Furth) diente jetzt noch der Fahrung und Wasserhaltung.
Bei der Wasserfläche hinter einem einzeln stehenden Haus handelt es sich um den sog. „Entenweiher“, der durch Bergsenkung in den 1930er Jahren entstanden ist.
Am Ende der rechten Wiese steigen wir den Pfad (A1) hinauf und gelangen in den Ortsteil Pley. Der Straßenname „Neue Furth“ erinnert an die links auf der Höhe liegende ehemalige Grube. Der Mittelpunkt von Pley bestimmt eine 250 Jahre alte Pappel. Sie ist der Beweis, dass Pappeln auch ein hohes Alter erreichen können. In ihrem Schatten steht die kleine Antoniuskapelle, die 1900 eingeweiht wurde.
Von der Kapelle gehen wir bis zum Ende der Straße und dort den Waldweg hinunter ins Wurmtal. Rechts taucht eine alte Kiesgrube auf, die wir durch einen schmalen Durchgang betreten. An der gegenüberliegenden Wand sind schmale schwarze Bänder von Kohle zu entdecken, von denen eines nur wenige Dezimeter unter der Erdoberfläche im Wurzelwerk eines Baumes liegt.

       Steilwand mit Flözchen                        idyllische Wurmlandschaft                            Kohlenest

Wieder aus dem Steinbruch zurück geht es zunächst noch rechts weiter bis wir mit einer Linkskurve (A1) unsere Wanderrichtung ändern und nach Süden wurmaufwärts gehen. Schon bald erreichen wir links eine ca. 20m breite und 12m hohe ehemalige Steinbruchwand mit zwei feinen unreinen Flözchen im oberen Teil. Durch den Steinbruch erreichen wir einen Treppenweg, der uns hinunter zu einem Steg über die Wurm führt. Wir bleiben aber auf dieser Flussseite und folgen dort dem Pfad. In der Böschung entdecken wir unter mancher Baumwurzel noch Kohle. Wir stoßen auf ein ehemaliges Betriebsgebäude der „Grube Furth“, an dessen Giebel das "Kunstkreuz" der Fahrkunst noch vorhanden ist, aber leider durch den 2015 angebauten Wintergarten nicht mehr zu erkennen ist. Es stammt aus dem Jahre 1830. Sie wurde mit Wasserkraft aus der Wurm betrieben. Mit ihr konnten die Bergleute über auf und ab versetzt sich bewegende Leitern nach untertage hinab bzw. wieder hinauf steigen. 1884 wurde diese bedeutende Grube stillgelegt.
Vorbei an dem Gebäude biegen wir an dem alten Kohlewagen rechts ab zur Wurm (A1). Hinter dem Wurmsteg wandern wir auf dem linken Pfad weiter. Der Fluss fließt hier unmittelbar am Fuße des steilen Berghanges entlang und zwingt uns so bergauf zu steigen. Auf und führt der Pfad jetzt abwechselnd durch den Talhang (A1, X).

ehem. Betriebsgebäude Grube Furth          mäandrierende Wurm                      Kanadagänse u. Nilgans

Abbruchkanten und Anlandungen kennzeichnen das Gewässerbett der Wurm an vielen Stellen. Das Wurmtal übt mit seinem Bachlauf, Wiesen und Sumpfflächen eine enorme Anziehungskraft auf die Tierwelt aus. So sind immer häufiger Kanadagänse und auch Nilgänse zu sehen, die hier ideale Lebensbedingungen vorfinden.
Entlang einer Wiese und vorbei einer Schutzhütte gelangen zu den alten Fuhrweg Kohlscheid-Bardenweg, den wir links mit einem herrlichen Blick über die Flussauen weitergehen. Bevor wir die Kreisstraße erreichen nehmen wir rechts den Waldweg, der uns ebenfalls zur Straße bringt. Hier treffen wir die Wanderer, die abgekürzt haben. In der linken Straßenböschung gab es einst auch mehrere Bergwerksschächte, an die aber nichts mehr erinnert. Links ignorieren wir einen abgehenden Weg und nehmen erst am Ende der Straßenkurve links den Pfad und kommen in das ehemalige Betriebsgelände der älteren Grube „Langenberg“. Hier lag ca. 30m von der Straße der „Franz-Schacht“. Die Grube „Langenberg“ existierte schon 1573 und wurde 1913 stillgelegt. Die lange ins Wurmtal reichende brachliegende Halde wurde 1903 zum Volksgarten umgestaltet. Heute ist der obere Teil Friedhof, den wir durch ein Tor betreten. In diesem Bereich lagen noch Förderschacht „Theresia“ und Kunstschacht „Carl“. Beim heutigen „Halbmond“ einem Urnenfeld stand ein Göpelwerk, das, von Pferden angetrieben, durch Übertragungen die Förderhaspel in Bewegung setzte. Vor 1816 stand der Förderschacht der Grube am tiefsten Punkt des Wäldchens, daher hob man mit Pferdekraft einen Teil der Kohle hoch.
Wir verlassen den Friedhof am westlichen Ausgang zur Straße „Am Langenberg“ und gehen diese hinauf. Am Ende schauen wir auf ein großes Gebäude in dem bis 2015 noch ein Supermarkt untergebracht war. Es diente einmal als Fremdarbeiter-Unterkunft und Ledigenheim. An der Linken hinteren Ecke des Gebäudes war der Förderschacht, der 1954 verfüllt wurde. Das Schachtgebäude, vom dem nur noch ein Rest zu sehen ist, wurde 1995 abgerissen. Richtung Wurmtal steht noch eine Reihe alter, kleiner, jetzt zu Wohnzwecken genutzter Häuser, die zur Grube gehörten. Wir gehen um das Gebäude des ehemaligen Supermarktes herum und wandern vorbei an einem Sportplatz zur „Puetgasse“, die wir links hinunter gehen. Der Name der Straße ist abgeleitet von dem einst 1780 hier vorhandenen „Potschacht“. Ca. 140m weiter östlich lag der „Griemet-Schacht“, der heute linkerhand in der Böschung eingezäunt ist (Teufe 262m).
Es geht rechts die Straße „Am Langenberg“ hinunter vorbei am „Haus Langenberg“, dem Reitstall des bekannten Reiterehepaares Weinberg. Im Tal standen 1812 Betriebsgebäude von Langenberg und die erste Wasserhaltungs-Dampfmaschine. Wir biegen rechts in die Straße „Zum Wurmtal“ ein. Links an der Wegeecke sehen wir die ehemalige erste Kohlscheider Kläranlage von 1926.

   ehem. Schacht "Langenberg"                            alter Wurmarm                                            ?????

Auf dem Gelände des heutigen Reitstalls lag das Stollenmundloch der Grube „Lauerweg“.
Hinter der Zufahrt zum Reitstall wandern wir links den Wiesenweg hinunter mit einem schönen Blick über die Wurmtalauen bis hin zur Burg Wilhelmstein. Der nächste Wirtschaftsweg wird überquert und wir folgen dem Weg, der an einem Kreuz rechtwinklig abbiegt und weiter durch die freie Tallandschaft führt. Vorbei an einem Naturdenkmal verläuft der Weg bequem am Tal- und Waldrand entlang. Vor uns sehen wir dann auf der anderen Talseite das weiße Gebäude der ehemaligen „Pumpermühle“.
Mit dem Bau einer Kläranlage oberhalb der Mühle wurde die Wurm in ihrem Lauf dort begradigt. Solche Begradigungen und bauliche Verränderungen der frei fließenden Wurm durch den Menschen beschränken sich aber auf nur wenige Ausnahmen. Die abgebundene Wurmschleife liegt links von unserem Weg und ist ein gern besuchter Platz von Graureiher. Wir haben bei unserer Tour sogar einen Exoten entdeckt, den ein Scherzbold ausgesetzt hat.
Rechts am Wegesrand strömt hinter einer Bank Wasser aus dem Hang und erinnert an eine Quelle. Es ist der Auslauf eines alten Wasserlösungsstollens, der einst oberhalb des Tales befindlichen Grube „Spidell“.
Am Zufahrtsweg zur Kläranlage kann, wer will, die Wanderung abkürzen, wenn man rechts zum Parkplatz und weiter der Route der ersten Wurmtalwanderung folgt. Wir wandern links weiter zur Kläranlage und an dieser vorbei zu einem Wurmsteg.
Hier befand sich an der Wurm einst ein Stauwehr, von dem über einen Mühlengraben Wasser zur Pumpermühle geleitet wurde. Der Graben ist zugeschüttet, aber einen Rest der Einfassungsmauer können wir links von der Fußgängerbrücke noch erkennen. Sie stützt jetzt den Fußpfad auf der anderen Seite, der uns hinauf zu einer Info-Tafel mit Blick zur Mühle führt.

   Wurmübergang Pumpermühle                            Kohlscheid                                          Black & White

 Sie war die letzte von insgesamt 6 Kupfermühlen. Die um 1648 am ursprünglichen „Pompenhäuschen“ errichtet wurden. Ein Pumpwerk versorgte eine Kohlengrube mit der Bezeichnung „de Haan“. Ihr Betrieb wurde aber schon vor dem Bau der Kupfermühlen eingestellt. Um 1822 wurde die Mühle als Mehl- und Ölmühle betrieben. Die Mühle war um diese Zeit mit drei oberschlägigen Mühlrädern ausgestattet. 1920 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt.

Der folgende Anstieg bringt uns auf dem Zufahrtsweg hinauf bis rechts ein Pfad in das Gelände der Bergehalde „Gouley“ abzweigt. Unterwegs können wir bei einer Verschnaufpause noch einen herrlichen Blick über das Wurmtal Richtung Kohlscheid genießen.
Die Halde ist eine Anschüttung an die Hanglage zum Wurmtal hin, weshalb sie im Vergleich zu den anderen Bergehalden einzigartig ist. Zum Tal hin ist sie teilweise abgetragen und abgeflacht worden. In ein ungläubiges Staunen versetzen den Wanderer am Wegesrand überdimensionale, granitfarbene Vogeleier. Sie lassen diese urzeitlich wirkende Landschaft noch fremder erscheinen. Unter dem Motto „Black and White“ sollen diese Eier den Kontrast zu der schwarzen Bergehalde deutlicher machen. Ob es nicht sinnvoller gewesen wäre das Geld in andere Projekte zu investieren, bleibt dem Steuerzahler überlassen. Diesen Gedanken verhärtet sich, wenn man ein Stück weiter die Anlage eines Aussichtspunktes antrifft, der im eigentlichen Sinne gar keine Funktion hat. Denn die Aussicht neben der Plattform ist gleich.

 

Knabenkraut

  Bei diesem schönen Blick über das Wurmtal hätte ich mir eine bequeme Bank gewünscht, auf der man in Ruhe das herrliche Panorama genießen kann und nicht diese unbequemen, vereinzelt auf Stahlrohre befestigten Metallplatten. Aber was soll´s. Nehmen wir es, wie es ist und genießen im Stehen diese Aussicht. Der Boden des unmittelbar vor uns liegenden abgeflachten Berg schimmert nicht nur mit seinem Birkenbestand weiß. Es lagern dort kohlesaure Kalkrückstände einer ehemaligen Sodafabrik (Solveywerke), die sich auf dem Recker-Gelände in der Würselener Innenstadt befand und 1929 ihre Produktion eingestellt hat. Die Kalkrückstände wurden größtenteils auf das Areal zwischen Wurm und Bergehalde Gouley verbracht.

Wir wandern nun hinunter vorbei an den letzten von insgesamt 18 wegmarkierenden Eiern. Auf dem für Reiter und Fußgänger getrennten Wanderweg begleitet uns links im oberen Hang die alte Bahntrasse und rechts die weißen Hänge der Soda-Halde. In Höhe einer rund zehn Meter hohen Steilwand der weißen Kalkhalde wurde am Ende eines stählernen Stegs ein anthrazitfarbenes „Fenster“ installiert. Der Weg endet an der Wurm, von wo links unser Ausgangspunkt zu sehen ist. Damit endet eine abwechslungsreiche Wanderung, bei der man leicht den Eindruck gewinnen kann in einem relativ abgeschiedenen Mittelgebirgstal gewandert zu sein. Schließlich liegt das Wurmtal in einer rundum weitgehend ausgeräumten Landschaft mit überwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen. Wo noch um 1800 rauchende Schornsteine und bergwerkstechnische Anlagen das Bild prägten, finden die Bewohner heute in einer dicht besiedelten Region noch eine wirkliche Oase. Vielfältige Strukturen, Wasserreichtum, verschiedene Bodenbeschaffenheiten und die klimatischen Gegebenheiten bieten gute Vorraussetzungen für eine artenreiche Fauna und Flora.

  Information: Wanderkarte Nr.1 „Aachen, Eschweiler, Stolberg“ des Eifelvereins, Markierung meist. örtl. Wanderwege „A1“, „A2“ und „A3“, die auch als kleinere Rundwanderwege markiert sind. Auch der „E8“ (Europäischer Fernwanderweg) wird teilweise begangen.
Strecke: 14 km Rundwanderung, Abkürzungsmöglichkeiten (4km Ersparnis), meist unbefestigte Wege und tlw. Pfade.
Schwierigkeit: meist ständiges Auf und Ab,  Auf- und Abstiege: 330m
Einkehrmöglichkeit:  Burg Wilhelmstein und Gaststätte Teuterhof


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 natürlicher Wurmverlauf


Karte


Tourenübersicht Dreiländereck