Ein Historisches Katastrophengebiet
Erdgeschichte hautnah erleben
Mit Beginn des Erdzeitalters des Tertiärs begann die Rheinische Masse sich emporzuheben. Flüsse mussten sich in den aufsteigenden Gebirgskörper tiefer eingraben. In die Bruchzonen drang Magma ein und Vulkane brachen aus. Immer neue Schlackenkegel entstanden, aus denen vielfach kilometerlange Lavaströme flossen. Die Landschaft veränderte sich. Als vor 30.000 Jahren der Ur-Rheinländer die Eifel schon durchstreifte, hatte sich jahrtausendelang Magma in der Erdkruste gesammelt und der Gasdruck stieg sehr stark an. Es öffnete sich vor 13.000 Jahren ein Schlot und schleuderte in sehr kurzer Zeit große Bimsmassen heraus. Sie begruben die Osteifel und jegliches Leben unter einer mehrere Meter hohen Bimsdecke und hinterließen eine karge Mondlandschaft. Ganze Täler wurden zugeschüttet. Die Asche gelangte mit dem Südwestwind bis nach Schweden.
Lydiaturm
Wie sich nun in der Folgezeit diese Landschaft entwickelte, werden wir bei unserer heutigen Wanderung erleben und durch Informationstafeln erläutert bekommen. Diese Strecke, „Höhlen- und Schluchtensteig Kell“, gehört zu den Traumpfaden der Südeifel und bietet alles, was eine abwechslungsreiche Wanderung kennzeichnet.
Starten wollen wir im Brohltal am Gasthaus „Jägerheim“ (117m ü.NN), wo unter dem Viadukt der historischen Schmalspureisenbahn, dem Vulkan-Express, geparkt werden kann. Hier kann man schon gleich den Fotoapparat zücken, um dieses einzigartige Motiv im Bild festzuhalten. Es ist eins von zwei Viadukten, das der Vulkan-Express auf seiner Fahrt vom Rhein bis in die Eifel befährt. Gegenüber dem Gasthof zeigt ein Wegweiser zur „Schönen Aussicht“. Jetzt mobilisieren „Kurfürstenweg“ und „Hermann Löns Pfad“ beim Aufstieg aus dem Brohltal mit Serpentinen und Treppenstufen schon alle Energie. Nach 60 Höhenmetern haben wir die erste reizvolle Aussicht erreicht und können bei diesem Blick erstmal in Ruhe verschnaufen. Mit neuen Kräften wandern wir 200m bequem weiter (0,4km, 191m). Dann zeigt der Wegweiser links weiter zur „Schönen Aussicht 0,3km“ und nach weiteren 40 Höhenmetern haben wir auch diesen Aussichtspunkt erreicht. Der Blick geht über das unter uns liegende Brohltal mit dem Tunnel der Brohltalbahn, über Burgbrohl und bei klarer Sicht bis weit hinein in die Eifel.
Viadukt mit Vulkan-Express Aufstieg zur "Schönen Aussicht" "Schöne Aussicht"
100m weiter zeigt uns der Wegweiser „Krayermühle 3,9km“ das nächste Ziel an (0,9km, 251m). Ein bequemer Waldweg führt uns vorbei an einer Schutzhütte und einem Wegkreuz zum Schützenhaus (2,0km, 250m). Unterwegs kann man noch einen Abstecher zum „Schweppenburgblick“ machen und bei einer kurzen Rast den freien Blick ins Tal genießen. Am Schützenhaus wandern wir links hinunter ins Pöntertal. Hinter einem kleinen Holzsteg (3,2km, 160m) über den Pönterbach geht es rechts auf dem Forstweg bachaufwärts.
Vorbei an den Gebäuden der Pöntermühle und des Dammhofes erreichen wir die K58 (4,7km, 206m) hinter der ein Pfad rechts auf die andere Bachseite führt. Hier wandern wir links talaufwärts. Das Tal weitet sich zu einer idyllischen mit knorrigen Obstbäumen bestandenen Wiesenlandschaft. Hinter einem kleinen Waldstück (5,8km, 336m) steigen wir rechts zu einem sonnigen und beschaulichen Rastplatz hoch, der bei dieser herrlichen Lage gerade dazu einlädt, eine Pause einzulegen. Der weitere Weg steigt nach 200m rechts 35m bergan (6,3km, 284m). Bei gleich bleibender Höhe wandern wir dann 500m links weiter, bevor es rechts noch einmal bis auf 328m hoch geht (7,5km). Hier an der K57 liegt der höchste Punkt unserer Wanderstrecke und der Blick geht bis zum Siebengebirge.
Steg über den "Pönterbach" Pöntertal Rastplatz im Pöntertal
Jetzt müssen wir uns entscheiden, ob wir rechts weiter auf dem Traumpfad zurück wandern oder mit einer Einkehr in Wassenach zusätzliche 1,5km in Kauf nehmen. Dazu gehen wir links, 400m an der K57 entlang, bis hinter dem Berghof ein Wirtschaftsweg uns durch ein kleines Waldstück bis an den Ortsrand von Wassenach führt (8,7km, 313m). - Unterwegs zweigt die Verlängerung über Lydiaturm ab, siehe Beschreibung unten. -. Über den „Andernacher Weg“ erreichen wir die Kirchstraße und wandern vorbei an der Pfarrkirche St. Remigius bis zur Hauptstraße, die wir rechts weitergehen und nach 150m rechts in die "Wendelsgasse" einbiegen. (9,6km).
Anschließend biegen wir von der „Wendelsgasse“ links in den „Brunnenweg“ ein und wandern beim nächsten Rechtsknick weiter geradeaus auf dem Wirtschaftsweg zum Ort hinaus. Durch freie Wiesen und Feldlagen erreichen wir in einer Landschaftsmulde das Quellgebiet des Tönnissteiner Baches (10,3km, 258m). Hier treffen wir auch wieder auf unseren Traumpfad, dessen Logo uns nun bis zum Ausgangspunkt zurückführt.
"Römerbrunnen" Wanderweg Abstieg in die "Wolfsschlucht"
In der eingefassten Mineralquelle kann man kleine Blasen aufsteigen sehen. Sie sind ein Zeichen von vulkanischer Tätigkeit in der Erdkruste. In der Tiefe gibt es noch Magmakörper, die beim Erkalten Kohlendioxidgas abgeben, das in Spalten und Klüften nach oben steigt. Es tritt direkt als Gas aus oder meist gelangt es ins Grundwasser, wird dort gelöst und kommt als Kohlensäure in Quellen an die Oberfläche. Wenn mehr als 1g Kohlendioxid im Kilogramm Wasser gelöst sind, nennt man dieses einen Säuerling oder Sauerbrunnen. Das untere und mittlere Brohltal sowie seine Seitentäler sind so reich an Kohlesäurequellen wie kaum eine andere Gegend in Mitteleuropa.
Mit dem Kohlendioxid können die Wässer auch Eisenverbindungen in gelöster Form transportieren. Entweicht die Kohlensäure fällt das Eisen als Hydroxid aus und hinterlässt eine rostrote Färbung.
Als kleines Rinnsal läuft der Bach 400m talwärts, bis er von einer erneuten Mineralquelle Nachschub bekommt. Sie wird auch Römerquelle genannt, weil man im Umfeld römische Münzen aus dem Jahre 76 n.Chr. gefunden hat. Auf einem sehr schönen Waldweg wandern wir talabwärts. Am Wegesrand entdecken wir im Berghang einen Stolleneingang, der mit einem Gitter verschlossen ist. Hier befand sich im 19.Jh. ein Bergwerk, das einen 1,5m breiten Erzgang abbaute. Der Gang führte Brauneisenstein. In Drusen eingeschlossen fanden sich büschelförmiges Malachit, Kupferglanz, Kupferlasurkristalle und gediegenes Kupfer. Es wurden 2 Schächte mit einer Teufe von 10 m bis 12 m abgeteuft und anschließend ein Stollen auf diese Schächte in den Berg getrieben. Der Stollen ist heute verschlossen und teilweise eingefallen. Er dient Fledermäusen als Winterquartier.
Wasserfall in der "Wolfsschlucht" In der" Wolfsschlucht" Steter Tropfen höhlt den Stein
Wir stoßen auf die L113 (11,3km, 219m). Auf der anderen Straßenseite erwartet uns ein besonderes Highlight dieser Tour, die „Wolfsschlucht“. Das Tönnissteiner sowie auch das Brohltal waren durch den Ausbruch des Laacher-See-Vulkans bis zu 60m hoch mit vulkanischen Bims- und Ascheablagerungen aufgefüllt worden, sodass die Bäche sich ein neues Bett graben mussten. Das Klima war in der nacheiszeitlichen Phase regenreicher als heute. Dem Brohlbach gelang es durch seinen größeren Wasserreichtum leichter dies umzusetzen. Der kleine Tönnissteiner Bach hatte damit mehr Mühe. Er hat sich über Jahrtausende hinweg rückwärts vom Brohlbach aus tief in die Ablagerungen des Aschestromes, die hier als Trass bezeichnet werden, gefressen und so zum Erscheinungsbild der Wolfsschlucht, beigetragen. Dabei entstanden einige kleine Kaskaden. Am Ende, da wo wir jetzt nach Überquerung der Straße stehen, stürzt ein Wasserfall mehrere Meter über die oberste Stufe. Der geringe Wasserstand lässt zurzeit die Kaskaden und den Wasserfall leider nicht voll zur Geltung kommen.
Gesicherte Wege und mehrere Stege führen den Traumpfad durch die canyonartige Wolfsschlucht talwärts. Bis zu 40m hohe Felswände begleiten uns zu beiden Seiten. An manchen Stellen hat das Wasser den weichen Aschestrom unterspült und Hohlkehlen ausgewaschen. Schautafeln mit Erläuterungen erklären am Wegesrand die Entstehung der geologischen Formationen.
Wasser gestaltet ehem. "Bad Tönnisstein" "Kurfürstenbrunnen"
Der Weg führt über einen Damm an den Ruinen des Klosters Tönnisstein vorbei. Von dem ehemaligen Karmeliter-Kloster sind heute nur noch ein paar von Schlingpflanzen überwucherte Mauerreste vorhanden. Eine Kapelle, die am Ende des 14. Jhs. auf den schroffen Trassfelsen errichtet wurde, war dem Hl. Antonius geweiht. Aus „Antonius-Stein“ wurde „Tönnisstein“.
Am Ende dieses wildzerklüfteten und abenteuerlichen Pfades stoßen wir auf die L113 (12,8km, 134m), wo rechts noch Gebäude des ehemaligen Bad Tönnisstein zu sehen sind. Es war einst Landesbad und Sommerresidenz der Kurfürsten von Köln. In den 1950er und 1960er Jahren war der nach ihnen benannte Kurfürstenhof eine beliebte Adresse wohlhabender Kurgäste. Von 1974 war es eine Fachklinik für alkohol- und drogenabhängige Menschen. Dann zog die Klinik nach Bad Neuenahr. 2010 wurde die ehemalige Fachklinik zu einem Seniorendomizil umgebaut. Zwei Mineralquellen sind in Bad Tönnisstein gefasst, aber wegen Umbauarbeiten zurzeit (2012) nicht zugänglich. Bei der Angelika-Quelle sprudelt das Mineralwasser aus 102m und beim Kurfürstenbrunnen aus 80m Tiefe.
Trasshöhle Tunnel des Vulkan-Express Ende der Wanderung
Ein Stück entlang der L113 führt uns der Weg links über den Brohlbach auf die andere Straßenseite der B412, hier geht es 50m links und anschließend 100m zu den Trasshöhlen. Die Gebäude links an der Straße gehören zu der ehemaligen Nonnsmühle, wo der abgebaute Trass zu feinem Pulver gemahlen wurde.
Schon die Römer kannten die Qualitäten des leicht zu bearbeitenden Steins und ließen ihn in großen Blöcken abbrechen. Am Rheinufer bei Brohl wurden sie auf Schiffe verladen und in das gesamte römische Imperium geliefert. Erst im ausgehenden Mittelalter, hat man gelernt, den Trass zu wasserdichtem Mörtel zu nutzen. Vor allem die Holländer verwendeten den gemahlenen Stein als Betonbestandteil für ihre Wasserbauten. Der Trassabbau war die wirtschaftliche Grundlage fast für das gesamte Tal. Heute ist die Trassindustrie zum vollständigen Erliegen gekommen und allein die stehen gebliebenen Trassfelsen und -höhlen erinnern, in ihrer Art wohl einzig in ganz Deutschland, an diese Zeit.
Der Wanderpfad führt uns nun sogar durch verschiedene Höhlen, die aber nicht durch den Abbau entstanden sind. Das Gestein wurde an den Hängen in Gruben gebrochen, seltener in Schächten oder Höhlen. Hier wurde nur das trockene Mahlgut bis zum Verkauf und dem späteren Abtransport zwischengelagert.
Nach Verlassen der letzten Höhle liegt das Viadukt der Brohltalbahn vor uns und unser Ausgangspunkt ist wieder erreicht (13,5km).
Leider existiert der ehemalige Gasthof „Jägerheim“ nicht mehr und so müssen wie diese erlebnisreiche und eindrucksvolle Wanderung ohne gemütliche Einkehr ausklingen lassen.
Tour-Verlängerung über Lydiaturm mit Laacher Seeblick
Als Alternative können wir diese Tour noch um 3,1km verlängern und dabei Vom Lydiaturm (390m) das schönste Laacher-See-Panorama mitnehmen. Dazu wandern wir von der K57 (7,9km) 500m Richtung Wassenach und biegen dann links in den örtlichen Wanderweg WA1 ein. Der Weg endet an der Straßeneinmündung der K57 in die L116. Wir queren die K57, folgen dort dem Weg 150m und stoßen auf den Vulkanweg, dessen Logo "V" uns rechts bis zum „Hotel Waldfrieden“ (11,1km, 349m) den Weg zeigt. Rechts am Hotel vorbei gelangen wir zum Lydiaturm (367m). Dieser wurde 1927 als Nachfolger eines Holzturmes aus Lavagestein errichtet und 1986 von 16 auf 23 Meter mittels einer Holzkonstruktion aufgestockt. Für den einmaligen Panoramablick steigen wir 106 Stufen hoch. Nach Süden geht ein herrlicher Blick über den tdyllisch gelegenen See zu der am Südufer gelegenen Abtei „Maria Laach“. Bei diesem friedlichen Anblick kann man sich kaum vorstellen, dass die vom Wasser gefüllte Hohlform und die Hügel ringsum von einer großen vulkanischen Eruption geformt wurden. Diese Eruption wurde für das Leben vor 13.000 Jahren zur Katastrophe, weil die mehrere Meter mächtige Bims- und Ascheschichten alles Leben im Umkreis vieler Kilometer erstickte.
Nach Norden ist bei guter Sicht das Panorama nicht weniger eindrucksvoll. Von der Autobahnbrücke der A61 über das Brohltal mit dem daneben sich erhebenden „Bausenberg“ schweift der Blick bis zur anderen Rheinseite, wo vor allem das Siebengebirge sich am Horizont abhebt.
"Laacher See" vom Lydiaturm
Wieder vom Turm hinunter gehen wir erst 50m zurück und wandern links erst durch ein kleines Waldstück, anschließend am Rand entlang bis an die L113. Hier führt ein Feldweg links parallel zur Straße. An der nächsten Wegeinmündung biegen wir rechts in die „Gartenstraße“ ein und folgen nach 160m links der „Hauptstraße“ bis zur „Wendelsgasse“, wo die anderen zwar schon gemütlich im Einkehrlokal „Müller“ sitzen, aber den schönsten Panoramablick der Tour verpasst haben.(12,7km)
Information: Wanderkarte Nr. 10 „Brohltal“ des Eifelvereins. Parken am Viadukt der Brohltalbahn am ehemaligen Gasthof „Jägerheim“ an der B412 zwischen Burgbrohl und Brohl-Lützing
Streckenlänge: Rundwanderung über Wassenach 13,5km, mit Verlängerung über „Lydiaturm“ 16,7km; nur Höhlen- u. Schluchtensteig 12,1km
Schwierigkeit: mittel, nur zu Beginn steiler 130m hoher Aufstieg, Aufstiege 310m, Abstiege 310m
Einkehrmöglichkeit: Rucksackverpflegung, bei Verlängerung über Lydiaturm „Hotel Waldfrieden“
ehem. Gasthof "Jägerheim"
GPX-Tracks
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