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Komm mit wandern!

Schevenhütte entdecken

Wie der Name es schon andeutet ist die Geschichte des Ortes geprägt von der Eisenverarbeitung.  1525 wird hier schon eine Eisenhütte erwähnt. Aber wie überall in der Eifel wurde durch den Raubbau an den Wäldern die Holzkohle knapp und die erhöhten Transportkosten und nicht zuletzt der Einsatz von Koks im Ruhrgebiet brachten den Niedergang der Eisenindustrie.

Wehebachtalsperre

Ein Freibad, ein Kahnweiher, eine Minigolfanlage sowie Rundwanderwege  machten Schevenhütte zu einem beliebten Ausflugs- und Ferienort. Bis auf die Wanderwege ist aber nichts mehr von den Freizeitanlagen geblieben. Auch die seit 1983 zum Hochwasserschutz sowie der Trinkwasserversorgung erbaute Wehetalsperre war für den Tourismus kein Magnet. Denn Freizeitangebote in und an der Talsperre sind gänzlich unzulässig. Kein Ausflugslokal befindet sich in ihrer Nähe und auch die Wanderer werden auf Abstand gehalten, obwohl es ein breites Spektrum von Wanderwege gibt, sind Wanderer selten.

Wohl fühlen wird sich derjenige, die gerne im Wald unterwegs ist. Am schönsten ist dann eine Wanderung im Herbst, wenn dieser den Wald in ein prächtiges Farbenspiel taucht. Um dieses zu erleben haben wir uns Ende Oktober zu einer Wanderung entschlossen.
Startpunkt ist in Schevenhütte, wo wir an der Straße „Zum Backofen“ Parkplätze finden.
Es geht über den großen Platz  vorbei an der Feuerwehr. Dabei betreten  wir mit dem Hinweis „Reitschule“ einen Waldweg, der uns zunächst zu einem kleinen Weiher bringt.  

Start zur Wanderung

Dieser Weiher ist der letzte verbliebene Überrest der früheren Schevenhütter Mühle, die 1694 etwa 100m nördlich von hier errichtet wurde. Bei ausreichendem Wasserstand wurde das Mühlrad direkt durch den Wehebach angetrieben. Das Wasser aus der „Wehe“ wurde über einen mehrere hundert Meter langen  Wasserkanal hangseitig am Weiher vorbei der Mühle zugeleitet. Je nach Bedarf wurde während der Nacht auch Wasser im Mühlenteich aufgestaut und dann nordwestlich des Weihers wieder dem Kanal zugeführt.

                Weiher                                                  Im Gänsemarsch                                              Neugierig?

Nach Ende des Mühlenbetriebs nutzte man das Wasser des Weihers zur Kühlung der Dampfmaschinen des direkt danebengelegenen  Sägewerks.
Als Ende des 19Jhs. Schevenhütte Naherholungsgebiet wurde, erweiterte man das touristische Angebot hier mit Kahnfahrten. Erst 1960 wurden diese eingestellt. 1970 erwarb der Reitstall- und Gaststubenbetreiber den Weiher.
Wir biegen links vor dem Weiher in den Pfad ein, der uns um das romantische mit Enten und Gänse belebte Gewässer führt.  Wieder auf dem Hauptweg führt uns der Weg Nr4 vor Eintritt zum Reiterhof rechts unmittelbar am Zaun vorbei. Neugierig schaut ein Pferd aus dem dahinter liegenden Pferdestall. Am Ende steigen wir einige Meter steil zu einem Hangweg hinauf. Dieser führt uns mit einem Rechtsbogen in das Tal des „Lamersiefen“ und zu der gleichnamigen Straße.  Wir folgen ihr ca. 200m aufwärts und biegen dort spitzwinklig in einen Pfad ein der uns wieder ins Wehebachtal und zu einem Fahrweg bringt. Der Wehebach rauscht hier über eine kleine Kaskade.

               Herrlicher Hangpfad                                       Wehebach                                      Fischzuchtanlage

Vor der Einfahrt zur „Fischzucht Mohnen“ führt uns der Weg rechts hinauf auf einen herrlichen Hangweg, von dem das große Ausmaß der vielen Zuchtbecken erstauntes Interesse findet. Im Anschluss an dieser Anlage folgt das ehemalige Gelände des Schevenhütter Freibades.
Es wurde mit Schützenhilfe des Reichsarbeitsdienstes 1936 und einem Ausflugslokal gebaut. Mit einer Länge von 70 und einer Breite von 25 Metern besaß das Betonbecken für damalige Verhältnisse geradezu gigantische Ausmaße. Nach dem Bau der Umkleidekabinen 1952 erwies sich die Anlage in den 70er Jahren als dringend sanierungsbedürftig. Durch die Grundsteinlegung der Wehebachtalsperre kam dann aber das endgültige aus und gehört heute zum Forellenbetrieb.

               Ehem. Freibad                                 Blick zur Staumauer                                           Talsperre

Vor uns taucht dann der mächtige Staudamm der Wehetalsperre auf. Von der rechts am Wegesrand liegenden Bank kann man kann man dieses monumentale Bauwerk betrachten. Der Pfad endet an der Zufahrt zum Wasserwerk. Vorbei geht es rechts am plätschernden „Hüttsiefen“. Hinter dem letzten Gebäude der Wasseraufbereitungsanlage biegen wir zum Staudamm bergan.
Die Wehetalsperre wurde 1983 in Betrieb genommen und zum Hochwasserschutz des Wehebach- und Indetals sowie der Trink- und Brauchwasserversorgung errichtet. Sie hat einen 24m breiten Überlauf mit einer 6m breiten Schussrinne. Einige Bänke laden dazu ein, dieses wunderbare Landschaftsbild zu genießen.

                  Staumauer                                            "Keltengraben"                                             Naturpfad

Nach Querung der Staumauer steigen wir den Burgberg hinauf. Dieser Berg hat zwar nie eine Burg gesehen, aber Wall, Graben und Reste einer Fliehburg aus keltischer Frühzeit sind zu erkennen
Der Forstweg endet an einem Querweg, wo wir den Wanderweg Nr4 links verlassen. Auf dem naturbelassenen Weg biegen wir am Ende eines Waldstücks rechts ab. Der Weg ist durch Waldarbeiten mit schweren Fahrzeugen zerfurcht und nach Regen sehr matschig. Nach 400m treffen wir auf eine Wegkreuzung, wo es links auf einem festeren Weg leicht bergab geht. Es öffnet sich dann ein weiter Blick über die Landschaft und in einen tiefen Abgrund zur Rechten.
Es ist der Steinbruch Kasper Müller in dem 200 Jahre Bausteine gebrochen und bearbeitet wurden. 2008 endete der aktive Abbau. Der zuletzt in die Tiefe vorangeschrittene Abbau hatte einen tiefen Kessel hinterlassen, in dem sich Grundwasser und Niederschlagswasser sammelten. 2012 und 2013 stürzten von der rückwärtigen Steinbruchwand Felsgestein in den wassergefüllten Kessel und es drohte eine Überflutung. Ein kleiner aufgeschütteter Damm soll das Überschwaben des Wassers verhindern.

      Weg zur Steinbruchaussicht                              Steinbruch                                           Steinbruchwand

Nach diesem beeindruckenden Blick wandern wir hinunter zum ehemaligen Betriebsgelände, das einen verwahrlosten Eindruck macht. Zwar sind teilweise die alten Gebäude mit kunstvollen Graffitis besprüht, aber spektakulär ist die Abbruchwand mit dem davor liegenden kleinen See. Die Szenerie erinnert an den in der Nähe des Brohltales gelegene „Königssee“ der auf gleicher Weise entstanden ist.  Der Steinbruch ist wegen seines bedeutenden geologischen Gesteins zum Bodendenkmal geworden.
Nach einer intensiven Besichtigung wandern wir die Zufahrt hinunter und treffen auf den Wanderweg „1“.
Informationstafeln erläutern am Wegesrand Interessantes zur Imkerei. zwei Bänke und eine Informationstafel machen unterwegs auf den einst hier vorhandenen Meilerplatz aufmerksam und erklärt die Vorgehensweise bis zur Holzkohle. Die Eisenproduktion mit Holzkohle verlor ihre  Wirtschaftlichkeit durch den Einsatz von Koks. Damit wanderte die Eisenindustrie in die Steinkohlenreviere und ergiebigeren Erzlager ab.

              "Meilerpfad"                                            Meiler-Rastplatz                              Im  „Fränken-Siefen“ Tal

Dieser schöne Pfad endet am „Hardthover Weg (L25). ca 50m unterhalb geht es auf der anderen Straßenseite mit dem Weg 4 im Tälchen des „Fränken Siefen“ unmerklich bergan. Es ist ein wunderschöner Pfad am Fuße des „Kleinen Wittberges“ und entlang der Bachwiesen, die teilweise sehr feucht sind. Aber nach 700m ist dieses Idyll zu Ende und wir steigen links spitzwinklig mit einem Forstweg (5) bergan. Oben lädt eine Bank dazu ein, diese herrliche Naturlandschaft zu genießen. Auf der Höhe wandern wir anschließend mit der „6“ bis nach ca 500m links für uns die Wanderung weitergeht. Geradeaus zeigen Wegweiser zum „Franzosenkreuz“, zur „Laufenburg“ und nach „Schwarzenbroich“.

       herrlicher Herbstwald                             im   „Hüttenhau“                                 Pfad an der „Bleimühle“

Über die Höhe „Hüttenhau“, die Bezeichnung „hau“ steht für einen Walddistrikt, wandern wir auf breitem Forstweg einen Kilometer durch einen Mischwald schließlich ins Tal des „Fehlsiefen“. Hier führt uns der Weg „6“ talabwärts bis zur „Langerweher Straße“. Diese überqueren wir und gehen ca 50m links und biegen an der Hundeschule rechts ab.
Bereits 1787 war hier eine Kupfermühle vermerkt, welche vom Wehebach bzw. vom Wasser des jetzt noch in der alten Form bestehenden, Mühlengrabens angetrieben wurde. Später wurde die Mühle als „Bleimühle“ bezeichnet. 1870 entstand hier eine Spinnerei und Weberei. Nach einem Brand um 1900 führte eine Teppichgarnfabrik bis 1966 ihre Arbeiten fort.

       Holzsteg über Siefen                                   wilder uriger Pfad                                      Abstieg zur Wehe

Hinter der Wehebachbrücke nehmen wir den zweiten links abgehenden Pfad (6) entlang einer Wiese. Halten uns danach links und überqueren einen Knüppeldamm und wandern am Fuße des „Daens“ dem Waldrand entlang. Es ist ein wild romantischer Pfad mit umgestürzten Bäumen rechts und links.  Über einem Treppenabgang gelangen wir zu einem Weg, der uns rechts entlang der Wehe zur Straße „Am Hammer“. führt. Der Name weist noch auf das einstige Hammerwerk hin, das auf dem heutigen Gelände der Fa.Gebr.Wolff stand. Dort geht es an der „Langerweher Straße“ vorbei und wir biegen hinter dem letzten Grundstück rechts in das „Pettere Päddchen“ (1) ein.
Dieser Wanderpfad soll Peter Mathar einst angelegt haben, um damit zu verhindern, dass Spaziergänger, die mit der Straßenbahn von Aachen, Eschweiler oder Stolberg in Hamich ausgestiegen waren und einen Spaziergang nach Schevenhütte machten, um in einen der vornehmlich  fünf Restaurants im unteren Teil des Ortes einzukehren. Der Pfad war nun eine Direktverbindung zu den Gasthäusern „Casino“ und „Roeb“.
Es ist ein wunderschöner Pfad am Fuße des Wittberges und entlang am Ortsrand zur Straße „Am Wittberg“.

         „Pettere Päddchen“                                 Höhle                                         „Pettere Päddchen“

Im Böschungshang entdecken aufmerksame Wanderer zwei kleine Höhlen. Sie dienten dazu, so habe ich erfahren, Lebensmittel, als es noch keine Kühlschränke gab, durch die niedere Temperatur länger aufzubewahren.
Am Ende des Pfades steht das Haus „Wirfel“, in dem auch Peter Mathar wohnte. 1840 ließ der Waldbesitzer Hoesch dieses Forsthaus bauen. Man nennt diese Lokation „Am Wirfel“. Ein Wirfel nannte man ein Drehkreuz, das am Wieseneinlass dem Vieh den Zugang zum Waldgebiet versperrte.
Vorbei am Casino erreichen wir die „Nideggener Straße“ auf der wir rechts zu unserem Ausgangspunkt kommen. Links auf der anderen Seite des Baches liegt ein Haus aus dem Jahre 1731, das im Volksmund „Eulenburg“ genannt wurde.

               Haus „Wirfel“                                       „Eulenburg“                                                         „Geuse“

Wie der Name Schevenhütte andeutet, wurde hier Eisen verhüttet. Das in der Umgebung gefundene Eisenerz wurde in einem Hochofen gewonnen und in Barrenform (Geuse) gegossen. 1958 hat man bei Ausschachtungsarbeiten eines Hauses eine solche Geuse gefunden und hier aufgestellt.
Damit endet auch eine Abwechslungsreiche Wanderung mit vielen interessanten Eindrücken.

Information: Wanderkarte Nr.1 „Aachen, Eschweiler, Stolberg“ des Eifelvereins, Markierung verschieden Örtliche Wanderwege

Strecke: 11,5 km Rundwanderung, meist unbefestigte Wege und Pfade.

Schwierigkeit: leicht, Auf- u. Abstiege 210

Einkehrmöglichkeit: in Schevenhütte


verlassener Stein-Schneider

GPX - Track



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Karte




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