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Komm mit wandern!

aussichtsberg 

Halde Noppenberg

Das Aachener Steinkohlerevier gilt als das älteste Europas. Noch vor wenigen Jahrzehnten prägte der Bergbau das Dreiländereck Deutschland-Belgien-Niederlande. Dessen Relikte sind noch an vielen Stellen sichtbar. Mittlerweile ist es möglich das ganze Aachener Revier einmal von ganz oben zu sehen. Denn eine der drei Halden am Rande des ehemaligen Betriebsgeländes des Verbundbergwerks Anna in Alsdorf, die aus dem aufgeschütteten Abraum des Bergbaus entstanden sind, kann man heute besteigen.

ehemaliges Aachener Kohlerevier

Die Halde Anna (Noppenberg, mittlere) ist die letzte, die aufgefahren wurde und mit fast 110m Metern über Flur die Höchste im ehemaligen Aachener Steinkohlerevier. Es ist aber die jahrzehntelang verbesserte Technik der Kohlewäsche, die es ermöglicht heute gefahrlos diesen „Kohlenberg“, wie die Einheimischen die ehemaligen Deponien nennen, zu besteigen.
Lebensgefährlich dagegen wäre ein Aufstieg der beiden Schwesterhalden Anna I und Anna II. Die Kohlewäsche war zu der Zeit noch nicht „sauber“ genug. In dem Bergematerial dieser Halden befand sich noch ein hoher Anteil Kohle. Deshalb sorgen Schwelbrände im Inneren dieser beiden Halden für heißen und nicht sicheren Boden. Die Glut frisst sich seit Jahrzehnten durch die brennbaren Bestandteile und hinterlässt Hohlräume.

        Aufstieg aus dem Broichbachtal                                Blick zur Halde                                               Dorfplatz Zopp

Wir starten unsere „Bergtour“ am Parkplatz „Im Broichtal“, der von der B57 an der ehemaligen „Wintgens Mühle“ Richtung Alsdorfer Kläranlage zu erreichen ist. Von der Parkplatzzufahrt steigen wir dort einige Stufen zum nächsten links abgehenden Fußweg hinauf und wandern zunächst auf einem bequemen Hangweg bis zu einer Wegegabelung. Dort nehmen wir den rechts langsam ansteigenden Weg, der uns mit einem aus dem Tal kommenden Weg rechts zu der Siedlung Zopp bringt. Nach 50m gehen wir rechts die „Weidgenstraße“ mit Blick zu unserem Bergziel bis zur „Rathenaustraße“. Hier treffen wir auf die „Glück auf Straße, wo rechts ein kleiner Platz mit einer historischen Pumpe, die mit Informationen zur Entstehung des Ortes erinnert.
Wir wenden uns links der Kreuzung zu, wo die L47 überquert wird. Diese Straße (Prämienstraße) war in vergangen Jahrhunderten ein wichtiger Handelsweg. So entstand hier an dieser Kreuzung mit der „Ottenfelder Straße“ der Ort Zopp, der schon im Jahre 1420 erstmals erwähnt wurde.

                     Halde Anna 1                                      Pfad zur Halde                                   Gipfel bald erreicht

Gegenüber folgen wir dem Radweg der „Alten Aachener Straße“, die zwischen zwei Halden entlang führt. Nach 300m finden wir links eine Schranke, hinter der uns der Pfad hinauf zur Halde bringt.  Noch geht es bequem ca. 200m bevor der steile Anstieg folgt (1,3km, 155m). Da wo ehemals das Förderband den Abraum nach oben brachte, müssen wir nun in der Falllinie aufsteigen. Nach 300m und 40m Höhengewinn biegt rechts ein Pfad ab, der in dieser Höhe um die ganze Halde führt und wenige Meter weiter vor uns den Kreis dort wieder schließt. Wer nun den Gipfel besteigen möchte muss noch 60 Höhenmeter bewältigen. Die Anstrengungen werden dann  mit einer 360° Rundumsicht belohnt. Aber auch derjenige, der mit dem bisherigen Anstieg seine liebe Mühe hatte, kann links auf dem bequemen Hangweg eine phantastische Aussicht erleben.

            Stadtteil Busch                 Merkstein Halde Adolf                        Herzogenrath

Die Gipfelstürmer haben ziemlich außer Puste schließlich das obere Plateau erreicht. Aber die Mühe hat sich der Aussicht wegen gelohnt und die Anstrengung ist bei dem Panorama vergessen.
Das ehemalige Aachener Bergbaurevier liegt uns förmlich zu Füßen. Aus der flachen Landschaft erheben sich noch weitere 12 Halden, die alle Relikte des ehemaligen Bergbaus sind.
Zopp und Busch liegen wie zwei Spielzeugdörfer an den Haldenfuß angeschmiegt. Merkstein und Herzogenrath sind gut zu erkennen. Der Blick geht weit ins Niederländische hinein. In Gegenrichtung liegt das Kraftwerk Weisweiler mit einer gerade aufsteigenden Dampfsäule.
Bekanntlich hat die Bezeichnung „Bergehalde“ nichts mit dem Begriff „Berg“ zu tun, obwohl sich die Halden durchaus bis zu einer beträchtlichen Höhe aus der sonst recht ebenen Bördelandschaft erheben. Zugrunde liegt vielmehr der Bergmannsbegriff „die Berge“, worunter man im Prinzip alles Material versteht, das untertage zum Bau von Stollen und Schächten entfernt bzw. zwecks Kohlegewinnung von dieser getrennt werden muss. Meist ist die Bergehalde auch gut wasserdurchlässig. Dadurch sind die Haldenkörper und seine Oberfläche in der Regel extrem trocken, wohingegen sich am Haldenfuß das Wasser staut. Dort sind daher häufig künstlich angelegte Teiche zu finden. Die Bodenbildung geht nur sehr langsam vor sich. So bestimmen lange Zeit offene, unbewachsene Flächen das Haldenbild. Aus Abraum ist schützenswerte Natur entstanden.  So soll die Halde der natürlichen Eigenentwicklung überlassen bleiben.

Gipfelplateau

Dabei wechseln sich Geländemodulationen mit Launen der Wiedereroberung durch Flora und Fauna ab. Bäume und Sträucher haben von dem verlassenen Terrain erst wenig Besitz ergriffen Der spärliche Bewuchs wird durch die starke Aufheizung des durchweg schwarzen Gesteins verursacht. Weißdorn hat inzwischen teilweise die kahlen Flächen erobert und bringt im Mai und Juni mit seiner weißen Blütenpracht Farbe in die sonst trostlose Fläche. Auch kleine bunte Farbtupfer sind hier und da zu entdecken. So liebt die kleinblütige Königskerze sonnigen, steinigen und trockenen Boden, den liebt auch das Kleine Habichtskraut.

               Halde Adolf                                   Kleinblütige Königskerze                   Kleines Habichtskraut

Die Blumen locken natürlich auch Unsekten wie Schmetterlinge an. So wir hier den Distelfalter und den farbenprächtigen Schwalbenschwanz.

                                                          Distelfalter                                     Schwalbenschwanz

Das Plateau der Halde ist ringsum durch einen Wall geschützt, um als Schutz den Wind zu brechen. Wir wandern nun am rechten Haldenrand entlang mit  herrlichen Aussichten in alle Himmelsrichtungen. Zopp und Busch liegen wie zwei Spielzeugdörfer an den Haldenfuß angeschmiegt

Merkstein und Herzogenrath sind hut zu erkennen. Der Blick geht weit ins Niederländische

Blick nach Norden mit dem am Haldenfuß liegenden Stadtteil Busch

Blick bergab zur Haldenlandschaft

Nach dem Rundgang geht es wieder steil hinunter mit Sicht zu den Halden von Anna I und Anna II. (Bild oben) Am Horizont die rauchenden Kühltürme von Weisweiler, wo die weiter östlich im Tagebaubetrieb abgebaute Braunkohle zu Strom verarbeitet wird.
Wir wenden uns dann dem schon beim Aufstieg erwähnten jetzt rechts abgehenden Pfad zu und wandern hier immer auf gleicher Höhe mit herrlichen Blicken über Herzogenrath zur Halde von Landgraaf, wo nach Ende des Bergbaus die größte Skihalle Europas errichtet worden ist.

      Herzogenrath bis Landgraaf                               Biotop                                        urwaldähnliche Pfad

Am westlichen Haldenende verlassen wir den aussichtsreichen Weg und wandern links den Pfad hinunter. Unten bahnen wir uns auf einem dschungelähnlichen Pfad zwischen Bäumen und Gestrüpp den Weg. Aus dem am Haldenfuß angesammelten Wasser sind mittlerweile Biotope entstanden. Sie weisen dicht bewachsene Ufer auf und sind zur Lebenswelt von Vögeln, Insekten und anderem Getier geworden.
Am Ende dieses „Urwaldes“ erreichen wir den Rand der Bebauung von Noppenberg und stoßen auf die Straße Alsdorf-Herzogenrath, die wir überqueren und an einer Bank eine willkommene Trinkpause mit Sicht ins Broichbachtal machen. Auf der mit 10% abschüssigen Römergasse geht es in das Broichbachtal. Dort erinnert ein alter Schleifstein an die einstige „Römermühle“, im Volksmund „De Schliifmölle“, die einst hier, wo heute ein Fischweiher sich befindet, gestanden hat. Sie stammte aus dem 16.Jh.  und gehörte zum „Haus Ottenfeld“. Ab 1659 war die Mühle eine wasserbetriebene Spinnerei und ab 1900 eine Werkzeugschleiferei. 1947 musste das Wasserrad der Mühle wegen Bergsenkung stillgelegt werden. 1960 wurde der ganze Betrieb wegen drohender Bergsenkungen geschlossen und schließlich abgebrochen.

                Broichbach                                     Broichbach im Wandel                                Bruchland

In seinem Verlauf versorgte der Bach ehemals acht Mühlen. Broicher Mühle, Kranentalsmühle, Kellersberger/Ofdener Mühle, Linkensmühle, Witgensmühle, Römermühle, Berger Mühle und Erkensmühle mit Wasserkraft ehe er im Stadtrandbereich von Herzogenrath in die Wurm mündet. Sie trugen zu einer frühen Besiedlung bei

Der folgende Wegeabschnitt ist Anfang 2024 auf Weiteres aufgrund der Bautätigkeit von Bibern und der damit verbundenen Einhaltung  des Bundesnaturschutzgesetzes gesperrt. Es muss der Weg "Am Erlenbruch" benutzt werden.

Vielleicht können wir doch noch einmal diesen folgenden Weg begehen, denn an andren Orten z.B. an der Rur sind sogar zur Biberbeobachtung Biberwanderwege ausgezeichnet. Warum wird dem Wanderer hier ein solches Ereignis vorenthalten und aus der Natur ausgesperrt?

(zur Zeit nicht begehbar) Weiter geradeaus biegen wir hinter der „Römerbrücke“ rechts in einen idyllischen Pfad ein. Die Natur versucht hier den noch kanalisierten Bach in einen natürlichen Lauf umzuwandeln. Uferbefestigungen sind schon teilweise zerstört und entwurzelte Bäume werden nicht mehr entsorgt und stauen das Wasser. Ohne menschliches Zutun entwickelt sich auch das links liegende Feuchtbiotop. Wir durchstreifen hier einen beschaulich idyllisch schönen Abschnitt des Broichbachs.

Wir erreichen einen Wirtschaftsweg, wo einst eine weitere Mühle stand, die „Berger Mühle“. Sie war eine Getreidemühle mit oberschlächtigem Wasserrad und wurde sicher vor 1800 von der Adelsfamilie Plankart erbaut, denn 1806 ist sie schon in der Tranchot Karte verzeichnet. Nach der Stilllegung 1935 wurde sie teilweise zu provisorischen Wohnungen umgebaut und verfiel immer mehr. Der Noppenberger Heimatverein hätte gerne die verfallene Mühle als Standort übernommen und instand gesetzt, doch ein Privatmann machte das Rennen und ersetzte verbotenerweise altes Mauerwerk, das schließlich dazu führte, dass das ganze altvertraute Erscheinungsbild des Mühlenhofes 1998 abgerissen wurde. Heute erinnert ein Findling an die einstige Mühle. Nach ca 100m stoßen wir auf die Straße „Am Erlenbruch“, 

Weiter auf "Am Erlenbruch", erreichen wir ein liebevoll  angelegter Dorfplatz mit Bänken und einer Marienkapelle von 2002 zum Rasten einladen.
Auf dem „Erlenbruchweg“, wandern wir bis zum Ortsende, dort finden wir einen kleinen Platz mit Bänken vor einem Marienkappelchen zu einem kurzen Innehalten einlädt.

              Marienkappelchen                                    Cholerakreuz                                       Pferdekoppel  
Das Kreuz basiert auf einem Gelübde der Noppenberger. Als 1832 in Herzogenrath die Cholera ausbrach. Die Noppenberger gelobten, wenn unser Dorf von dem Unheil verschont bleibt, stellen wir am Ortsende, „ajjen Eng“, ein Kreuz auf. Seitdem steht das Kreuz an dem zur Bierstraße führenden Waldweg, „im Düsterchen“.
Diesem zunächst leicht ansteigenden Waldpfad folgen wir nun bis er kurz vor dem Ende des Waldes noch einmal steil ansteigt. Bequem geht es anschließend links am Wiesenzaun entlang und gelangen am Ende wieder in den Wald. An der nächsten Wegegabelung nehmen wir den linken Pfad, der nach wenigen Metern hinunter führt. Unten halten wir uns zunächst rechts und wandern links hinter dem Zaum eines kleinen Freizeitgeländes weiter. Auf der asphaltierten Zufahrt geht es links zum Parkplatz des ehemaligen Hallenbades. Am Ende des Parkplatzes finden wir im Gebüsch einen Durchgang zu dem darunter liegenden Weg. Dieser führt uns rechts an einem Weiher vorbei zu einem zweiten, der bei den Einheimischen Kahnweiher bzw. „Titisee“ genannt wird.  Am Ende wenden wir uns links dem Restaurant „Seehof“ zu. Hier machen wir eine gemütliche Rast und genießen die idyllische Atmosphäre.

              „Titisee“                                              Seehof                                                 Fischweiher  

Danach wandern wir weiter am See entlang und erreichen über einige Treppenstufen den nächsten Weiher. Die folgende Holzbrücke quert den Broichbach, der hier mit einem regulierten Wasserabfluss den Weiher verlässt und einst die etwas unterhalb liegende Erkensmühle bis 1908 antrieb. Sie war schon 1805 in der Tranchotkarte verzeichnet. 1836 übernahmen die Gebrüder Erkens die Mühle und verlegten einen Teil der Aachener Textilproduktion hierhin. Heute steht dort die Feuer- und Rettungswache. Der Broichbach mündet nach ca 500m in die Wurm.
Auf der anderen Seite führt uns die Wanderung weiter am Wasser entlang. Am Ende geht es auf der „Ruifer Straße“ zu dem kleinen Ortsteil von Herzogenrath. Man nimmt an, dass Ruif auf eine keltische Ansiedlung zurückgeht. Die Umgebung des Örtchens soll für die Namensgebung gewesen sein und aus dem lateinischen Wort „rivus“, das soviel wie Siedlung am Wasser bedeutet, entstanden sein.

                  Ort Ruif                                          Biotop „Krohnebösch“                              bestiegene Halde
An der Straßenkreuzung geht es weiter geradeaus. Rechts auf der Höhe liegen die Ortsteile Wefelen und Niederbardenberg der Stadt Würselen.
An der Wegekreuzung geht es vorbei an dem Stein „zum Krohnebösch“ (Krähenwald), der den Wald benennt, den wir nun durchwandern. Dort, wo man heute noch einen kleinen Tümpel sieht, hatten die Amerikaner in den letzten Kriegsmonaten 1945 ein schweres Geschütz aufgestellt. Welches durch Flugzeuge angewiesene Ziele beschoss. Rechts am Wegesrand liegt düster versteckt ein Biotop. Aus den Lichtungen des „Krähenwaldes“ hat man einen schönen Ausblick auf die imposante von uns bestiegene Halde von Noppenberg. Vorbei an einem Rastplatz öffnet sich der Blick halblinks zur Halde Anna II. Hier wandern wir bergan auf die Höhe und lassen den Wald hinter uns. Oben auf der freien Feldlage geht es auf dem Brunnenweg an den Ortsrand von Reifeld.
Hier oben auf dem zum Broichbachtal abfallenden Land lagen verstreut schon jahrhundertelang kleine Weiler, weil das Land fruchtbar war. Der Reifelder Hof wird schon 650 urkundlicher wähnt.

         Ottenfelder Allee                                        Wegekreuz                                    Ottenfelder Fischweiher

Oben am Ortsrand geht es 100m links bis zum rechts abwärts führenden Wirtschaftsweg. Am Ende treffen wir auf den Birker Bach, der in einem wenig wasserführenden Graben zum Broichbach fließt.
Entlang des Baches erreichen wir die Ottenfelder Allee.
Ein Kreuz aus dem 18.Jh steht hier am Wegesrand. Aus welchem Grund es errichtet wurde ist nicht bekannt. Rechts liegen Fischteiche des Schlosses Ottenfeld, das selber aber nicht zu sehen ist. Nach Überquerung des Broichbaches haben wir unseren Ausgangspunkt wieder erreicht.

Information: Wanderkarte Nr.1 „Aachen Eschweiler Stolberg“  des Eifelvereins
Strecke: 11 km Rundwanderung, Asphalt und unbefestigte Wege sowie Pfade
Schwierigkeit: leicht, nur hinauf zur Halde direkter Aufstieg mit 100 Höhenmeter, Auf- und Abstiege: 200m
Einkehrmöglichkeit: unterwegs im Restaurant Seehof 

 GPX-Track: Da der Internetanbieter verschiedene Dateitypen zurzeit einschränkt, so auch GPX-Dateien, stehen nur ZIP-Dateien zur Verfügung und müssen entsprecchend umgewandelt werden. Eine GPX-Datei kann aber auch aus der Karte hochgeladen werden

Karte

Biberspuren

 

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Tourenübersicht Spuren des Bergbaus






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