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Komm mit wandern!

Ahrtal 

seine zwei Welten

Seit der Flutkatastrophe im Juli 2021 ist das Ahrtal nicht mehr das idyllische romantische Wanderparadies wie vor der Flut.  Sie hat das Tal in zwei Welten geteilt. Rechts und links des Flusses sind die meisten Wanderwege von den Wassermassen weggespült worden. Oben auf den Höhen strahlt nach wie vor der mittlerweile 50 Jahre alte "Rotweinwanderweg" mit all seinen wunderschönen Aussichten und blickt mit Wehmut auf das unten schaurige Bild. So möchte ich die Wanderung durch die „Altenahrer Schweiz“ auf einer zurzeit (Juli 2023) zugänglichen Route begehen.

unten im Tal eine bedrückende Welt

Der Talboden gleicht nach zwei Jahren immer noch einer Baustelle. Überall wird renoviert und wieder aufgebaut, aber es sind weiter noch leere und unbewohnte sowie zerstörte Häuser zu sehen, die Altenahr in eine bedrückende Welt versetzt.

Ruine des Spiegelsaals des Hotel Lang

überall wird renoviert

Nachdem wir an der Bahnhofsbaustelle eine Parkmöglichkeit gefunden haben, sehen wir dort am Rand mit Entsetzen die Ruine des ehemals prächtigen Spiegelsaals des Hotel Lang. Von dieser Baustelle geht es über die Ahr auch schon zur nächsten. Vorbei am Hotel „Zum Schwarzen Kreuz“, das im Innern nur einem Rohbau gleicht, erreichen wir die Baustelle des Cafes Caspari, auf dessen Terrasse wir in der Vergangenheit manch schöne Stunden verbracht haben.

Baustelle Café Caspari   

zerstörte Radweg- und Eisenbahnbrücke

Wir wandern nun die „Roßberg“ Straße hinauf und folgen dem Wanderzeichen des „Rotweinwanderweges“ und gelangen zur Burg Are in eine andere heile Welt. Das Ausmaß der Zerstörung rechts und links der Ahr ist von hier oben mit Entsetzen kaum zu begreifen.
Auch von der Burg Are, um 1100 n. Chr. erbaut, sind nur Ruinen übrig geblieben. Sie wurde 1690 nach neunmonatiger Belagerung durch die Franzosen zum ersten Mal erobert und der Ort Altenahr niedergebrannt. Nach Verdrängung der Franzosen trieben Freibeuter von hier ihr Unwesen, weshalb Kurfürst Josef Clemens die Burg 1714 sprengen ließ. Seither ist sie eine Ruine.

Rest des alten Torturms

Aussichtspavillon

Es sind nur noch die Reste des alten Torturms, des Palas und der romanischen  Burgkapelle zu besichtigen. Von dem Aussichtspavillon auf dem höchsten Punkt des Felsens (250m ü.NN). hat man eine phantastische 360° Aussicht in die „Altenahrer Schweiz“. Im  Tal ist mit Schrecken das Ausmaß der Zerstörungen der Flut zu sehen. Bis zu 10 Meter wälzten sich dort die Flutmassen gegen die Felswand der Teufelsley. und zerstörten Radweg- und Eisenbahnbrücke. Auch der Straßentunnel schaffte es nicht die Wassermassen aufzunehmen und abfließen zulassen.
Wer hinauf zur anderen Talseite schaut entdeckt hoch oben im Fels ein Loch, das der Sage nach der Teufel nach einem Wutausbruch schuf. Durch dieses Loch werden wir am Ende der Wanderung noch steigen.
Vom unteren Burgtor wandern wir auf dem "Rotweinwanderweg" weiter bergan. Ahrabwärts blicken wir in das schluchtartige Tal, wo oberhalb der Weinberge der beliebte "Rotweinwanderweg" verläuft, dem wir nun weiter folgen. Ein weißes Kreuz am Wegesrand  erinnert an die Mühsal und Strapazen der damaligen Bevölkerung, die nur auf einem schmalen Bergpfad von Reimershoven nach Altenahr gelangten, bevor 1834 der Straßentunnel gebaut wurde.

Weißes Kreuz  

Altenahrer Schweiz

Trotz der entsetzlichen Schäden im Tal kommt der Betrachter am „Altenahrer Eck“ beim Anblick dieser wildzerklüfteten Felsenlandschaft ins Schwärmen. So wird sie auch gerne als „Altenahrer Schweiz“ bezeichnet. Eng ist das Tal und steil die Terrassenlagen, die schwierig zu bearbeiten sind.
Den Abzweig „Eifelblick“ lassen wir links liegen, denn die Aussichten werden sich noch übertreffen. Nach 400m verlassen wir dann den „Rotweinwanderweg“ und wandern auf einem stillen, romantischen Waldweg zum "Ümerich". Über einen Felsenpfad steigen wir auf den Gipfel, der die kleine Kraxelei mit einem einmaligen Panorama belohnt.

Ümerich  

Mayschoß

Wunderschön ist der Blick hinunter auf die sich zwischen Bergen friedlich dahin schlängelnde Ahr. Sie hat seit Jahrtausenden den einstigen um den "Etzhardt" verlaufenden Weg verlassen und umspült heute den gewaltigen Felsriegel der "Saffenburg".
Heute schmiegt sich der Weinort Mayschoß mit seinen Weinbergen um diesen Berg.
Nach dem Abstieg folgen wir dem Wegweiser „Laach“. In  vergangenen Jahren zeigte sich das Ahrtal wunderschön in allen Facetten. Jetzt sind im Tal nur noch die Zerstörungen der Flut zu beobachten. So stiegen wir bei einer vergangenen Wanderung durch die „Altenahrer Schweiz“ durch Weinberge nach Reimerzhoven ins Tal, um dort auf einer Fachwerkbrücke die Ahr zu überqueren und auf dem Ahruferweg nach Altenahr zurück zu wandern (siehe Übersicht). Aber die Flut hat auch dieses herrliche Bauwerk zerstört. So wandern wir jetzt den Weg nach Mayschoß hinunter, um dort den Fluss zu überqueren.

Blick zur "Mühlenley"

herrlicher Rastplatz

Zu unserer Rechten ragen fast senkrecht die Felsen der „Lochmühlenley“ empor und legen sich wie ein Riegel der Ahr in den Weg und zwingt sie zu einem Bogen. Die Straßenbauer haben den Felsen schon geknackt und verkürzen die Straßenführung mit einem Durchbruch. Den haben die Wassermassen der Ahr 2021 auch genutzt und alles zerstört was sich ihnen in den Weg stellte. So auch das Hotel „Jägerstübchen“, das direkt am Straßendurchbruch lag.
Etwas weiter rechts ragt eine Basaltsäule, der „Kuckstein“ oder auch „Guckley“ genannt, gen Himmel. Einst hatte hier eine Basaltschmelze einen Vulkankegel mehr als 200m über die Erdoberfläche aufgewölbt. Die Ahr gab es zu dieser Zeit noch nicht. Sie hat dann später den Basaltschlot freigelegt. Auch bei der Flut hat sie wieder an dem Hang genagt.

Weinrast

Mayschoß mit Saffenburg

Eine Wanderung in diesem Rotweintal gibt Anlass genug, auch einmal unterwegs den Rebensaft zu verköstigen. So wartet dieses kleine verwinkelte Plätzchen nur darauf, eine dazu entsprechende Rast einzulegen.
Frohgelaunt geht es weiter durch die Weinberge nach Mayschoß. Am Ortsanfang gehen wir rechts den Treppenweg hinunter zur Ahrtalstraße. Dort entlang der heute friedlich dahin fließenden Ahr bis zur Brücke. Sie ist eine der wenigen, die die Flut überstanden hat. Die Fluten haben hier Radweg und Eisenbahn zerstört und auch die beiden Tunnelröhren unpassierbar gemacht.
Der Bahnhof, vor der Flut noch ein gemütliches Restaurant, hat  nur sein äußeres Bild bewahrt.

Tunnelröhren  unter Saffenburg

Bahnhof mit unzerstörten Ahrbrücke

Vorbei am dem Bahnhof wandern wir über die ehemalige Bahnbrücke und folgen dem Hinweis „Saffenburg“.  Der hier abgehende  leichtere Ahruferweg ist im weiteren Verlauf zurzeit nicht begehbar und man muss letztendlich doch hinauf und die Umleitung über die Höhe der „Teufelsley“ nehmen. Daher steigen wir jetzt durch Weinberge mit herrlichem Blick zur Burg aufwärts und erreichen nach 500m den Abzweig zur Burg, deren Aussicht wir schon bei der „Rechrunde“ genießen konnten.
Auf der bewaldeten Südseite des Tales geht es längere Zeit auf einem Waldweg vorbei an der gemeißelten Felsplatte „Marienruh“ zum Höhenrücken der "Teufelsley" und treffen auf den „Ahrsteig“

Waldpassage  

Aufstieg zum Teufelsloch

Weiter auf einem Waldweg erreichen wir nach ca 1,2km eine Bank (195m ü.NN), wo ein Weg aus dem Tal hinzu stößt. Der Hinweis „Teufelsloch“ und die „7“ führt uns von dort zu einem besonderen Highlight der Tour, das wir beim Aufstieg zur Burg Are gegenüber hoch oben im Fels schon gesehen haben.
Zunächst fordert der schmale bergan führende Pfad einiges an Kondition aber dann ist auch Trittsicherheit gefragt, denn es geht durch eine abenteuerliche Felsenlandschaft hinauf zu einer Felswand mit einem großen Loch. Unterwegs ergeben sich herrliche Blicke ins Ahrtal, so nach Kreuzberg, wo dann aber wieder Auswirkungen der Flutkatastrophe nicht zu übersehen sind.

Blick nach Kreuzberg

Teufelsloch

Noch einige Stufen und wir blicken durch ein Felsenloch in den blauen Himmel.
Um die Entstehung des markanten Felsenlochs ranken sich viele Sagen und Mythen, die viele Seiten ausfüllen würden. Auf jeden Fall muss der Teufel seine Finger im Spiel gehabt haben, denn sonst lässt sich dieses Phänomen bei der einfachen Bevölkerung vor Hunderten von Jahren nicht erklären. Aber dieses Loch wurde nicht vom Teufel sondern von Menschenhand geschaffen und dieses ist leicht zu erklären. Im 19. Jh. war das „Original-Teufelsloch“ bei einem Erdbeben eingestürzt und da in allen Reiseführer dieses als Attraktion beschrieben wurde, musste ein neues her. So wurde das Werk des Bösen zu einer Attraktion für Naturfreunde und kommt dem Fremdenverkehr bis heute zugute.

Altenahr mit Burg u. „Engelsley“   

Blick zurück nach Kreuzberg

So soll der Teufel auf einer seiner Streifzüge in das Tal der Ahr gekommen sein und Zuneigung an Land und Leuten, vor allem aber an dem roten Feuerwein, gefunden haben, dass er darüber seine Heimkehr vergaß. Da nahte eines Tages, dem auf dem Berg gegenüber der Burg Are behaglich Ruhenden, seine Großmutter in Gestalt einer schönen Jungfrau. In den Armen des verliebten Teufels verwandelte sie sich alsbald in die ihm nur allzu gut bekannte, widerwärtige Alte zurück. Erbost packte er die Großmutter und schleuderte sie durch die Felswand hinunter in die Hölle, wodurch das Teufelsloch entstand.
Sagenhaft ist auch der Blick von dem Aussichtsbalkon am „Teufelsloch“. Nahezu senkrecht ragen teilweise die verwitterungsfesten Gesteine in die Höhe und geben dem mäandrierenden Fluss den Charakter eines Canyons. Wie eine Bilderbuchlandschaft präsentiert sich von hier oben das Ahrtal. Die Zerstörungen der Flut sind erst beim näheren Hinsehen zu erkennen. So wie hier am Fuße der „Engelsley“ mit den drei Tunnelröhren oder auch wenn man zurück durch das Loch nach Kreuzberg schaut. Mit diesem Blick verlassen wir auch das Werk des Bösen, das heute dem Tourismus zu Gute kommt.

„Schwarzes Kreuz“   

„Nückelchen“

Mit dem unter uns liegenden Altenahr ist auch das Ende der Wanderung in Sichtweite. Zurück geht es zunächst bis zum bekannten Wegweiser. Hier folgen wir nun rechts weiter der „7“ Der Pfad geht jetzt nur noch bergab teilweise über Felsen, wo Vorsicht und Trittsicherheit verlangt wird. Unterwegs können wir noch einen Gipfel besteigen, der ein paar Meter links vom Pfad zum „Schwarzen Kreuz“ erklettert werden kann, um nochmals ein fotogenes Bild dieser reizenden Landschaft festzuhalten. Weiter bergab sehen wir etwas auf erhöhter Position wieder einen kleinen Pavillon, „Nückelchen“, genannt.

zerstörte Brücken u. Tunnelröhren

Altenahr Bahnhof, Ahrbrücke

Unten erreichen wir die Ahr mit der gegenüberliegenden senkrecht aufragenden „Engelsley“.
Sie stellt sich hier der Ahr in den Weg und zwingt sie rechtwinklig ihren Lauf zu ändern; so türmten sich bei der Flut die Wassermassen bis zu 10m hoch auf. Eisenbahn- und Radwegbrücke wurden dabei zerstört. Wegen dieser Enge hat der Felsen seinen Namen „enge Ley“ erhalten, mit der Zeit wurde daraus „Engelsley“.
Entlang der ehemaligen Bahntrasse erreichen wir wieder den Bahnhofsparkplatz und schauen ein letztes Mal auf eine gewaltige Baustelle.

„Altenahrer Schweiz“

Mit diesen Bildern verlassen wir ein Tal, das durch die Flut in zwei Welten geteilt wurde. Es wird noch Jahre dauern bis der Wiederaufbau besonders in Altenahr wieder das Bild eines romantischen und weinseligen Flairs versprüht.
Oben auf den Höhen und besonders auf dem beliebten „Rotweinwanderweg“ ist es noch das alte weinselige Tal. Das Ahrtal freut sich zu jeder Zeit auf Besucher.

Zwei Welten

unten das bedrückende Ahrtal, oben der beliebte „Rotweinwanderweg“

Information: Wanderkarte Nr.9 „Das Ahrtal“ des Eifelvereins
Strecke: 12km fast nur unbefestigte Wege und Pfade, teils mit alpinem Charakter und wunderschönen Aussichten.
Schwierigkeit: Schöne Bergtour mit einiger Kondition. Auf- und Abstiege 400m
Einkehrmöglichkeit: in Altenahr zurzeit schwierig nach der Wanderung ein geöffnetes Lokal zu finden.

Video:


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