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Westwall - Tour   

 Drachenzähne und Hexenplatz im Biberland

 Entlang der westlichen Grenze Deutschlands wurde auf einer Länge von 630 Kilometern zwischen 1936 und 1940 der Westwall gebaut und galt in der Propaganda als ein „undurchdringlicher Schutzwall“, der im Ausland besonderen Respekt auslöste. So war dieser auch bei den Amerikanern 1944, als sie am 12 September bei Roetgen die Reichsgrenze erreichten, noch immer riesengroß. 

So gibt es am Simmerather „Kranzbruchvenn“ einen Wanderweg mit einem ganz anderen Charakter als die üblichen Wege. Denn wir wandern nicht nur über Wege und Pfade, sondern teilweise mehrere Kilometer über eine 50 cm breite Betonmauer, die zum Betonfundament der Höckerlinie gehört. So erleben wir auf dieser geschichtsträchtigen Rundwanderung den Westwall hautnah. Aber nach dem Angriff auf Frankreich war schon bereits wenige Tage danach der Rückbau der Westbefestigungen erfolgt. Der größte Teil der Inneneinrichtungen und nicht mehr benötigte Panzerteile waren bis 1941 zum Atlantikwall transportiert worden. 

Nach der Invasion der Alliierten änderte sich schlagartig die Situation. Die Verteidigungsbereitschaft des Westwalls musste wieder hergestellt werden, was aber nur behelfsmäßig erfolgen konnte. Nach dem Krieg begann die systematische Zerstörung der Westwallanlagen. In den letzten Jahren ist das Interesse an den Relikten des Westwalls gewachsen und wird gern als touristisches Ziel angeboten. So gehören auch mehrreihige Höckerlinien zum Westwall, die auf vielen Kilometern im Raum Aachen und der Eifel noch teils unversehrt erhalten sind.

           Westwallweg                                  entzauberter Westwall                                    "Heckkreuz"

Beginnen wollen wir die Wanderung in Simmerath in der „Heidestraße“, wo Parkplätze (gegenüber Haus 25) zur Verfügung stehen (543m). Von dort gehen wir bis zur „Kranzbruchstraße“, die uns links zur Gemarkung „Zum Haenchen“ bringt. Der folgende Wirtschaftsweg führt uns am  Rand des Naturschutzgebietes „Kranzbruch Kranzbruchvenn“ entlang bis der Weg einen Linksbogen macht (0,9km, 545m). Vor uns öffnet sich der Blick das erste Mal auf den einst „Furcht einflößenden“ Westwall. Die markanten, pyramidenförmigen Betonkegeln ragen zwischen 50 Zentimeter und 1,50 Meter hoch aus dem Boden, sie wurden von den Amerikanern als „Drachenzähne“ bezeichnet. Heute ist es die sogenannte Höckerlinie. Hier folgen wir der Wegmarkierung „21“, die uns rechts zum „Westwallwanderweg“ führt und die uns überwiegend den Weg zeigt. Dieser verläuft über die linke Betonmauer der Anlage. Ungewöhnlich für einen Wanderweg, zudem da die 50cm breite Mauer Trittsicherheit verlangt und daher die Benutzung auf eigene Gefahr stattfindet.
Wir wagen das Abenteuer und durchqueren mit dem Westwall hier das Naturschutzgebiet. Die Natur hat sich mittlerweile der Anlage bemächtigt und sie in ein Biotop verwandelt. Die von den Amerikanern gefürchteten "Drachenzähne" haben ihren Schrecken verloren und hüllen sich zwischen Bäumen und Büschen in moosgrüne Kleider. Unterwegs zweigt rechts ein Pfad, mit dem auf einem Betonkegel stehenden Hinweis „HECKKREUZ 70m“, ab: Diesen Abstecher sollte man sich gönnen, alleine wegen des idyllischen Pfades. Das Kreuz erinnert an Jakob Heck, der hier am 13, August 1829 Heidekraut für die Viehstreu mähen wollte. Ein furchtbares Gewitter war mittlerweile aufgezogen und ein Blitz beendete sein noch junges Leben. Rechts und links wird das Gelände immer nasser und ein leises Plätschern ist zu hören. Der Westwall staut hier zwei östliche Quellbäche des Kranzbaches an. Links öffnet sich dann der Blick über eine weite Wiesen- und Buschlandschaft.

       Kranzbachquelle                                   Westwall mit Aussicht                                    ehem. Bunker  

Nach ca 1,2km endet vorerst unser Beton-Wanderpfad und wir wandern links auf dem Wirtschaftsweg mit freier Sicht in das kleine Tal des Kallbaches. Links erkennt man unterwegs eine kleine Baumgruppe unter der noch Reste eines Bunkers zu sehen sind. Ein Trampelpfad führt dorthin. Von diesen Bunkern gab es südlich von Simmerath ca. 30 Stück. Heute sind sie, soweit sie nicht übererdet wurden, Rückzugräume für Tiere und besonders Fledermäuse
Nach einer Besichtigung wandern wir hinunter an die Mündung von Kranz- und Kallbach. Das überschwemmte Gelände verrät, wer hier ein friedliches Zuhause geschaffen hat, der Biber. Die Tiere arbeiten ganzjährig als Wasserbauer und Landschaftsgestalter. Fast 400 Biber sind mittlerweile wieder in den Bächen der Eifel zuhause. Überall da, wo sie auftauchen, ändert sich die Szenerie. Bäume fallen, Burgen und Dämme werden im Wasser gebaut, Teiche entstehen und verlanden wieder, sog. Biberwiesen entstehen. Hier kann man sehr schön das Ergebnis der Tätigkeit der Biber betrachten, die es durch Aufstauen von Kall und Kranzbach geschafft haben, neue Lebensräume zu gestalten.

                       "Biberland"                                                "Hexenplatz"                                            Kallquerung

Wir steigen den Asphaltweg bis zum sog. „Hexenplatz“ leicht bergan. Hier kreuzten sich in früheren Zeiten alte Wege von und nach Eicherscheid, Simmerath, Bickerath, Konzen und weiter ins Venn und auf denen die Ernte aus dem Venn (z. B. Torf, Heu, Lehm, Holz) in die Dörfer transportiert wurde. Den alten Sagen nach trafen sich hier die Hexen der umliegenden Dörfer zum Hexentanz. Als „Gegenzauber“ soll an diesem Platz ein Kreuz errichtet worden sein. Der Wiesenpfad führt hinunter an die Kall, die mit einer kleinen Holzbrücke überquert wird. Das kleine Bächlein hat von seinem Quellgebiet im belgischen Venn bei Konzen bis hier etwas mehr als zwei Kilometer zurückgelegt. Das obere Kalltal bildet mit dem „Kranzbruchvenn“ und dem "Hoscheiter Venn" ein Biotopverbund bis hin zur Vennhochfläche, was sich auch rechts und links im Charakter der Wiesen widerspiegelt
Auf einem leicht beschatteten Weg wandern wir zwischen Wiesen durch einen Teil des "Paustenbacher Venns", das im Zuge des Vennbahnbaus systematisch drainiert wurde und heute größtenteils als Weideland genutzt wird. Bei der Trasse handelt es sich um ein Kuriosum. Mitten durch Deutschland verläuft hier ein Streifen belgisches Hoheitsgebiet. Es ist die ursprüngliche Eisenbahnstrecke, die Aachen mit Luxemburg verband. Nach den Ersten Weltkrieg wurden die Grenzen neu festgelegt und dabei wurde der belgische Staat Eigentümer der Eisenbahnstrecke mitsamt ihren Bahnhöfen. Dadurch wurden westlich davon gelegene Orte vom deutschen Staatsgebiet abgeschnitten, so ist es auch hier geschehen. Der Gleiskörper ist größtenteils entfernt und auf dem Bahndamm wurde ein Fernradweg gebaut.
Kurz vor erreichen der alten Vennbahntrasse biegen wir rechts ab und ignorieren den sterilen Radweg. Mit der Wegmarkierung (21) wandern wir in Richtung Paustenbach. Jetzt liegt links zwischen ehemaliger Vennbahntrasse und unserem Pfad das „Paustenbacher Venn“. Es war einst ein waldfreies Moorgebiet, das für den Bau der Vennbahn Ende des 19. Jh trocken gelegt wurde. Ein Jahrhundert später hat man versucht diesen Eingriff wieder rückgängig zu machen und es zu renaturieren, was aber nicht gelang, da der natürliche Wasserhaushalt nicht wieder hergestellt werden konnte. So besteht heute auf dem relativ trockenen Standort die Gefahr der Verbuschung. Die Beweidung mit Schafen und Ziegen soll das Zuwachsen verhindern.

          Paustenbacher Pfad                           Paustenbacher Holzsteg                        Paustenbacher Venn

  Auf einem schönen Pfad teils mit Holzstegen liefert er immer wieder Einblicke auf das links liegende Venn. Nach ca 400m geht es auf einem Asphaltweg bis kurz vor den Ort. Dort an einem kleinen Rastplatz wenden wir uns rechts und kreuzen die Kreisstraße 20. Danach wandern wir auf dem unbefestigten Weg links weiter. Rechts liegt ein naturnaher und unverbauter Bachabschnitt des Lenzbaches mit seinen typischen  Borstgrasrasen, Nass- und Feuchtwiesen. Am Ende treffen wir auf die K 19 und wieder auf den Westwall, der halbrechts durch die Wiese verläuft. Wir wandern auf der Straße 150m links, um dann rechts in den „Kopperweg“ abzubiegen. Dieser kreuzt nun die „Höckerlinie“, die links im Himmel zu verschwinden scheint. An einer kleinen Baumgruppe mit einem liebevoll gestalteten Stationskreuz zeigt ein Hinweis links zum „Eifelkreuz“. Dieses steht dort oben auf 554m Höhe, dem „Kopp“. Derartige markante Höhen mit einer Rundumsicht waren im Krieg immer wieder hart umkämpft. Das „Eifelkreuz“ erinnert an die dramatischen Kämpfe des Zweiten Weltkrieges, die sich in der Rur-Eifel abgespielt haben. 1947 errichteten 47 Simmerather Bürger das Kreuz als Mahnung für den Frieden, aber auch als Zeichen ihrer Dankbarkeit, den mörderischen Krieg überlebt zu haben. Hier oben endet auch der Kreuzweg, auf dem am zweiten Sonntag im Oktober die Gläubigen, im Gedenken an die Errichtung des Eifelkreuzes von Simmerath auf die Paustenbacher Höhe pilgern.

                     Höckerlinie                                            " Eifelkreuz "                                            Weg ins Kalltal

Vom „Eifelkreuz“ geht es mit schöner Aussicht zurück und über den „Kopperweg“ und vorbei an Stationen des Kreuzweges. An der Station X wandern wir auf dem geradeaus führenden Grasweg hinunter zur Station XIII und treffen dort auf einen Wirtschaftsweg, dem wir rechts bis zum Abgang an einer Mariengrotte folgen. Hier verlassen wir die Markierung „21“ und wandern auf dem Asphaltweg links weiter, um mit einer zusätzlichen kleinen Schleife einen wunderschönen Pfad entlang der Kall nicht auszulassen. So verlassen wir auch bald den für einen Wanderer ungeliebten Asphalt und nehmen den links abgehenden unbefestigten Weg, der uns zur "Mühlengasse" und dort rechts hinunter zur „Simmerather Mühle“ führt.

      ehem. Simmerather Mühle                Biber als Landschaftsgestalter                    "Auel-Pfad"  

Nach dem Wegfall des Mühlenzwangs aufgrund der französischen Neuordnung seit 1794 ist an der Kall am Kirchweg (Mühlengasse) von Lammersdorf seit 1850 für etwa ein halbes Jahrhundert eine näher gelegene Mühle (Simmerather Mühle) betrieben worden. Von der Mühle haben viele Generationen den seit alters her hinauf nach Simmerath führenden Weg benutzt mit ihren Gespannen die Mühle mit Korn zu beliefern und dort das Mehl für ihr täglich Brot abzuholen. Wir erreichen hinter der Kallbrücke die heute als Wohnung umgebaute Mühle und halten uns rechts, um auf dem hier abzweigenden „Auel Pfad“ im Talhang oberhalb der Kall bachaufwärts zu wandern. Auch hier ist wieder herrlich anzusehen wie der Biber die Talwiesen in ein feuchtes Biotop umgestaltet hat. Der einzigartig schöne Pfad endet schließlich an einem idyllisch gelegenen Rastplatz, 

      "urzeitlicher" Rastplatz                Westwall mit Kallquerung                  Biber am Westwall

Wenn man an einem Baum dem Hinweis Glauben schenken könnte, dass die Steinbrücke aus der Urzeit stamme, ist dieser Platz auch schon viele Tausend Jahre vor unserer Zeit von Menschen besucht worden. Nach einer ausgedehnten Pause wandern wir hinter den Bänken den Pfad hinauf zum „Kopperweg“ und mit der „21“ links bis zu K19. Auf der anderen Straßenseite stoßen wir wieder auf den Westwall und sind nach mehreren Metern von einer verwunschenen Idylle umgeben. Zur Rechten schlängelt sich die Kall, wo der Biber heimisch geworden ist. Wir wandern wieder dem schmalen, etwas Trittsicherheit verlangenden Mauer-Pfad mit Blick auf die vom Biber gestalteten Wiesen, zur Linken zieht der Westwall eine grüne Grenze. In ihr wirken die steinernen Höcker kaum mehr wie Fremdkörper. Im Schatten großer Pappeln überwuchern Brombeeren, Weißdorn und Wildrosen die Panzersperren. Flechten und Moose verkleiden sie mit einem dichten Pelz Die ursprüngliche Monstrosität des Bauwerks ist nur noch zu erahnen.

                        Biberspuren                                  naturnaher Westwall                                 Kalverscheider Gasse

Unterwegs bietet sich von einer Bank aus, die nur wenige Meter links vom Weg auf dem Beton steht, sich ein einmalig schöner Blick über das Kalltal bis zum Westrand des Hohen Venns. Links können wir sogar den Steling bei Mützenich erkennen, die höchste Erhebung des Monschauer Landes. Rechts und links sind Biberspuren an Bäumen und Büschen zu erkennen. Der langsam ansteigende Beton-Pfad endet am „Schrankes-Vennchensweg“. Der Westwall verläuft hier noch weiter geradeaus, man kann ihn aber nicht mehr betreten. So wenden wir uns nach links und biegen nach ca 30m  rechts in den jetzt noch parallel zum Westwall verlaufenden Wirtschaftsweg ein. Die Markierung „21“ haben wir damit verlassen, sie führt geradeaus nach Simmerath.

Kalltal, Biberland, Hexenplatz

Information: Wanderkarte Nr.2 „Rureifel,“ bzw. Nationalpark-Karte Nr. 50 des Eifelvereins; meist Wanderweg 21“
Strecke: 12 km Rundwanderung, Asphalt und unbefestigte Wege sowViel Vergnügen!
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Schwierigkeit: leicht, Auf- und Abstiege: 140m
Einkehrmöglichkeit: keine

Eichenzangenbock

GPX - Track



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Video: Westwallrunde

Karte




Tourenübersicht Monschauer Land


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