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Komm mit wandern!

Faszinierende Wildbäche des Hohen Venns 

Entlang zahlreicher Wasserfälle an Hoëgne und Statte


Die wichtigsten Wasserläufe, die vom Hohen Venn abfließen, bilden zum Teil jedes für sich ein wunderschönes Tal, wenn es auch mitunter wild und nicht immer leicht zu durchwandern ist. So fließen auf der Westseite des Hohen Venns mit Hoëgne und Statte zwei Bäche von der Höhe hinunter, die mit ihren Tälern schon eine alpine Schönheit präsentieren.

 Im Tal der tausend Wasserfälle

Ausgangspunkt ist das malerische Venndorf Solwaster, wo alle Wanderwege an der Kirche beginnen (370m). Von dort wandern wir auf der wenig befahrenen Straße Richtung Sart und verlassen diese für ein kurzes Stück an der nächsten Straßenkurve und wandern hier geradeaus in die Sackstraße. Mit dem Wirtschaftsweg erreichen wir wieder die Straße. Es geht hinunter ins Tal der Hoëgne. Die kleine Sägemühle am Ufer und die ehemalige Thorez-Mühle (Ancien Moulin Thorez) gleich neben der Brücke zeugen von der früheren, intensiven Nutzung der Wasserkraft in der Region.

               Kirche Solwaster                                   sanfte "Hoegne"                                  erste Bachquerung

Hinter der Brücke, auch hier gibt es Parkmöglichkeiten (1,0km, 330m), verlassen wir nun die Straße und biegen links in das bewaldete Tal mit der rot-weißen Markierung und einem blauem Kreuz ein. Diesen Markierungen folgen wir nun begleitet von der Hoëgne bis zum Ende des Tales. Gemächlich fließt der Bach hier in einem idyllischen Tal, das eine erholsame Ruhe ausstrahlt. Nach Passieren einer kleinen Lichtung führt uns der Weg das erste Mal mit einem Holzsteg über den Bach. Hier fällt besonders im Sonnenlicht die rötlich-braune Färbung des Wassers auf. Es ist kein Zeichen von Umweltverschmutzung sondern ein ganz natürlicher Vorgang. Die bei der Zersetzung der Moorvegetation entstehenden Säuren lösen aus dem Gesteinsuntergrund Eisen und Mangan und es bildet sich orange-rotes Eisenoxid, eine Art Rost. Das Wasser ist extrem sauer, mineralarm und ungenießbar, was nur wenige Lebewesen ertragen können. Fische kommen in diesen Gewässern natürlicherweise nicht vor. Darin können gerade mal Wasserläufer, Wasserkäfer und andere Insekten leben.

             "Pont de Belheid"                            Eingang zur wilden Hoegne                        wilde Talschlucht

An wirbelnden Stellen sieht man oft unansehnliche weiße bis bräunlich gefärbte Schaumpakete. Auch sie sind kein Zeichen für eine Umweltverschmutzung. Der Schaum entsteht durch die Emulsion von zersetztem organischem Material und kolloidalem Ton aufgrund des in stark fließenden Gewässern spontan auftretenden Phänomens des Schleudern und Schäumens des Wassers. daraus geht hervor, dass vor allem bei außergewöhnlich starker Wasserführung, wie sie nach Regenfällen und nach der Schneeschmelze zu beobachten sind, die Schaumbildung auf den Vennbächen besonders stark sein kann.https://strato-editor.com/.cm4all/widgetres.php/com.cm4all.wdn.PhotoGallery/images/thumbnail-gallery.png
Der Weg zeigt einige Schwierigkeiten auf, denn Wurzeln, Steine und Pfützen müssen gemeistert werden. Nach Überquerung des nächsten Holzsteges geht es weiter bachaufwärts. Begleitet vom Bachrauschen gelangen wir zu einer Straße, wo mehrere Gebäude liegen. Rechts liegt das Hotel „Le Petit Normand“, links ein kleines Bistro. Auf der anderen Bachseite kann ein weiterer Parkplatz zum Einstieg in diese Tour genutzt werden (2,4km, 260m). Die Autos müssen hier allerdings eine Furt durchqueren. Die Brücke „de Belheid“ bringt uns Wanderer aber trockenen Fußes hinüber. Am Ende des Parkplatzes betreten wir durch ein hölzernes Tor die „Promenade de la Hoëgne“, die 1899 angelegt und 1999 nochmals instand gesetzt wurde.
Die Markierung weiß-rot und das blaue Kreuz ist weiter aktuell. Auf einem Waldweg geht es talaufwärts immer in Bachnähe, dieser hat sich zu einem richtigen Gebirgsbach entwickelt und bildet immer wieder „Bachschnellen“ und kleine Wasserfälle. Das Tal ist eng und so müssen wir gezwungenermaßen innerhalb von 40m zweimal die Bachseite wechseln. Nebenbäche sprudeln seitwärts dem größeren Bruder zu. Es ist ein faszinierendes Erlebnis wie das Wasser von den Sonnenstrahlen in ein glitzerndes Licht verwandelt wird.

             wilder Nebenbach                          "Wasserfal Marie-Henriette"                     treppauf u. treppab

Dann zwängt sich der Bach in einer engen Schlucht zwischen Felsen hindurch und das Wasser stürzt über mehrere Felsstufen zu Tal. Dieses Naturschauspiel wird in Erinnerung an die Erzherzogin von Österreich, königliche Prinzessin von Ungarn und Königin von Belgien, Marie-Henriette (1836 – 1902), nach ihr „Cascades Marie-Henriette“ benannt (383m). Mittlerweile haben wir die Bachseite gewechselt und Treppen helfen im Steilufer, uns weiter in der Nähe des zu Tal stürzenden Wasser zu bewegen. Mit großem Getöse erleben wir schon bald den nächsten Wasserfall, der nach König Leopold II von Belgien (1835 – 1909) und Ehemann der Marie-Henriette benannt wurde (390m). Die beste Sicht auf dieses beeindruckende Naturschauspiel genießen wir von der Brücke unterhalb der Schutzhütte „Abri Legras“.
Vorbei an der Hütte folgen wir weiter dem „Vallée de la Hoëgne“ abwechselnd einmal rechts und dann wieder links des Baches. Dabei passieren wir über abenteuerliche Holzkonstruktionen immer neue Sturzbäche, mächtige Felsblöcke und Treppen, die am Steilufer hinauf und hinunter führen. Dabei bieten sich immer wieder faszinierende Ausblicke auf das tosende Element, das sich den Weg durch die Schlucht erzwingt. Von einem Aussichtssteg „Les Cascatelles“ (490m) kann man besonders schön mehre hintereinander liegende Wasserfälle im Bild festhalten.

                "Les Cascatelles"                                 "Pont de Centenaire"                                "falsche Vekee"

   Im weiteren Verlauf zeigt der Himmel sich mehr und mehr und der Weg wird flacher. Das Tosen des Baches verstummt und aus der wilden Hoëgne ist ein friedlich, träge fließender Vennbach geworden. Rechts liegt die „Pont de Centenaire“ (6,1km, 510m). Die jugendstilorientierte Betonkonstruktion, deren filigrane Geländer ineinander verflochtene Eichenäste imitieren, ist 1930 zur Jahrhundertfeier des Bestehens des Königreiches Belgien (1830 Abtrennung vom Königreich der Niederlande) errichtet worden.

Die Furt neben der Brücke besteht schon seit Jahrhunderten. Sie ist ein Teil der „Alten Vekée“, einem jener wenigen uralten Straßen durch das unwegsame, die heute nicht mehr existiert. Der Name „Vekée“ leitet sich von „l’vêque“ (deutsch > Bischof) ab und bedeutet Bistumsgrenze, sie bildete einmal die südliche Grenze zwischen dem Fürstbistum Lüttich und der mächtigen Fürst-Abtei Stavelot-Malmédy. Der Weg führte im Mittelalter hier von Hockai nach Longfaye.
Wir lassen die Brücke rechts liegen und wandern zunächst über Holzplanken links weiter. Dieser Weg verläuft entlang der ehemaligen belgisch-preußischen Grenze (seit 1830, Abtrennung Belgiens vom Königreich der Niederlande) und da es früher hier keinen Weg gegeben hat spricht man auch von der falschen bzw. „neuen Vekée“. Schon bald zweigt links ein breiter Weg ab, der als Abkürzung nach Solwaster genutzt werden kann. Es geht weiter geradeaus mit einer grün liegenden Raute als Markierung. Still und einsam führt der Weg leicht bergan und nur das Zwitschern einzelner Vögel ist zu hören. Man fühlt sich weit ab jeglicher Zivilisation zu sein, denn Wanderer trifft man selten.
Wir stoßen auf einen weiteren links abzweigenden Forstweg. Wo eine Bank steht, die zu einer kurzen Rast einlädt, wozu ebenfalls auch ein großer Stein als Sitzgelegenheit genutzt werden kann. Vorbei an einem kleinen Wasserbecken wird der Weg immer nasser und fast unbegehbar. Daher wandern wir am trockenen Waldrand weiter und treffen so auf einen mehrere Meter im Wald stehenden sechseckigen 1,5m hohen Stein. Er gehört zu einer ganzen Reihe von Grenzsteinen, die 1839 über die Höhen des Venns auf Sichtweite voneinander gesetzt wurden, um die Grenze zwischen dem jungen Staat Belgien - seit 1830 - (hier im Nordwesten) und der preußischen Rheinprovinz (hier im Südosten mit dem Gebiet Malmedy) zu fixieren. Gewöhnlich tragen sie die Buchstaben „B“ und „P“ und eine Nummer. Hier sind aber keine Buchstaben oder eine Nummer zu entziffern.

 

 belgisch-preußischer Grenzstein                  Fernblick nach Westen                       Die junge "Statte"

Jetzt wenden wir uns langsam wieder der Vekée zu, um nach ca. 100m mit einer gelben Raute links in einen trockenen Grasweg abzubiegen, der in einer Schneise verläuft. Am Ende treffen wir auf einen Forstweg und gehen diesen geradeaus. Wild scheint es hier genügend vorhanden zu sein, da ca. alle 200m ein Hochstand am Wegesrand steht. Leider ist es jetzt ein eintöniger Weg und da wäre eine Wildbegegnung eine interessante Abwechslung. Bevor der Weg bergab führt biegen wir hinter einem Waldstück rechts ab und wandern an dessen Rand entlang. Eine Markierung fehlt hier. Auch hier handelt es sich mehr oder weniger um eine Schneise. Unterwegs haben wir eine herrlich weite Sicht Richtung Westen und Lüttich. Wer die Einsamkeit liebt, ist hier oben richtig und kann diese genießen. An einer Rechtsbiegung wechseln wir nun links in den Wald. Leicht bergab führt der schattige Weg durch eine „Buchenallee“. Ca. 100 hinter einer kleinen Forsthütte macht der Weg einen Linksbogen, um anschließend uns 400m geradeaus zu einer Forststraße zuführen. Auf dieser müssen wir 200m rechts weiter bis wir dann links in einen grasbewachsenen Waldweg einbiegen können. Wasserrauschen ist schon zu hören, noch bevor wir auf seinen Verursacher stoßen. Es ist die junge Statte, die aus dem „Wihonfagne“ (Bienenvenn, weil die Imker aus Solwaster dort ihre Bienenkörbe aufstellten) kommend erst einige hundert Meter alt ist und sich schnell zu einem kleinen Wildbach entwickelt. Es ist zwar noch eine flache Talmulde in der sie sich aber zwischen Steine und über Felsen mit kleinen Wasserfällen ihren Weg bahnt.

                     wilde Statte                                        "Bilisse Felsen"                                              "Dolmen"

Unser Pfad, mit einem blauen Rechteck markiert, schlängelt sich zwischen Sträucher und Bäumen teilweise über Holzstege talwärts. Es ist schon ein regelrechter Hindernislauf, bei dem es über Stock und Stein geht. Angenehmer geht es dann durch ein kleines Waldstück bevor wir eine Forststraße erreichen. Hier queren wir die rechts liegende Bruchsteinbrücke (Jäger-Brücke) und wandern anschließend links auf der anderen Bachseite (blaues Rechteck) weiter. Der Bach hat mit der Kraft seines Wassers mittlerweile ein ansehnliches Tal modelliert und stürzt über mehrere Felsstufen hinunter. Ein kleiner Seitenbach (Nuton =wallonisch: Zwerg) mit weniger Erosionskraft hat es dagegen schwieriger und fällt aus größerer Höhe über eine Felswand in die tiefer liegende Statte. Die Kaskaden werden als „Cascade des Nutons“ bezeichnet (456m). Weiter talwärts wird der Hang steiler und zwingt den Wanderer zweimal über Holzstege die Bachseite zu wechseln. Dort recken sich senkrecht Felswände in den Himmel. Mehr als 20 Meter hoch ragt der gewaltige, wild zerrissene „Bilisse Felsen“ aus dem Cambrium (vor ca. 500 Millionen Jahren) über die Talsohle. Er war lange ein beliebtes Kletterrevier für angehende Alpinisten, bevor er unter Schutz gestellt wurde.
Über eine schmale Holzbrücke (weiter blaues Rechteck) geht es aufs gegenüber liegende Ufer der Statte. Entlang eines kleinen Baches klettern wir auf dem schmalen Pfad unserem nächsten Ziel entgegen, dem „Dolmen von Solwaster“. Geschnitzte Wegweiser erleichtern den Weg. In einer weiten Grube liegt ein großer, flacher, tischähnlicher Quarzitfelsen, der von einem mysteriösen weißen Quarzband der Länge nach durchzogen wird. (434m) Nicht zuletzt deshalb, weil ein Waldstück in seiner Nähe seit alters her als „Bois sacrée“ = Heiliger Wald bezeichnet wird, haben Archäologen in diesem Felsen immer wieder einen Dolmen, ein Steinzeitgrab sehen wollen.
Nach Verlassen des Waldes endet der Wirtschaftsweg an einer Straße, wo uns die zweite rechts vorbei an einer Lourdes Grotte wieder zum Ausgangspunkt zurück bringt.

Information: Wanderkarte 1:25000 Hohes Venn. Parkmöglichkeit: an der Kirche begrenzt und am Ortsausgang
Streckenlänge:  ca. 16,5 km, naturbelassene Wege  und Pfade; Straße von Solwaster ins Hoëgne-Tal sowie am Ende
Schwierigkeit:  mittelschwere Wanderung, Vorsicht ist auf den steinigen und oft mit Wurzeln bedeckten Pfaden geboten. Der stetige Aufstieg entlang der Hoëgne ist kaum spürbar. Auf- und Abstiege 345m
Einkehrmöglichkeit:  Rucksackverpflegung, in Solwaster bzw. an der „Pont de Bellheid“

GPX-Track:  (speichern unter)

Karte
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 "Cascade de Nutons"

Tourenübersicht Hohes Venn



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