Ruraue und Biberland
Idylle Biber unterwegs Wildpfad
Start ist der Parkplatz am Ende der „Seestraße“ in Jülich-Barmen. Es geht vorbei an den Tennisplätzen und dem Baseball Club bis hinter einer kleinen Brücke, wo das Wasser des Kesselborngrabens aufgestaut ist und eine idyllische Atmosphäre ausstrahlt. Auf dem Fußpfad, der auf einem kleinen Damm zwischen Graben und See entlang führt entdeckt der aufmerksame Wanderer schon bald Biberspuren, auf die wir bei dieser Wanderung immer wieder treffen werden. Hier hat auf der gegenüberliegenden Seite ein Biber einen Baum gefällt.
Rurufer, Herkulesstaude Kopfweiden See mit Aussichtsturm
Er liegt auf einer vorgeschobenen Kiesbank, die schon vor dem Bau des Schutzdeichs entstanden war. Damals war die Rur bei einem Hochwasser in den See eingebrochen und hatte dabei die Kiesbank eingeschwemmt. Sie gibt den Interessierten die Möglichkeit die Vogelwelt und die Landschaft in Ruhe zu beobachten. Schautafeln im Innern informieren über die heimische Tierwelt. Besonders der Reiher liebt solche Feuchtgebiete.
Driesch Ruraue ehem. Barmer Baggersee
Ein herrlicher Blick schweift über den See. Dabei fällt besonders der im Westen liegende Sandstrand auf, der im Sommer auch zum Baden einlädt. Hinter einem Ablaufgraben begleitet uns zu beiden Seiten dichtes Buschwerk. Achtung! Rechts tut sich in diesem eine schmale dunkle Lücke auf, durch die der weitere Pfad aber schon nach wenigen Metern wieder in freies Gelände führt, wo auch hier der weitere Weg auf einem kleinen Damm verläuft. Links haben wir es dem Anschein nach mit einem Biberrevier zu tun. Bäume liegen kreuz und quer in einem biotopähnlichen Gewässer (Kesselborngraben), ganz so wie der tierische Baumeister sein Reich liebt. Ein stabiler Wasserstand und das wegen seiner Unzugänglichkeit störungsarme Ufer bilden für ihn günstige Lebensbedingungen. Wir verlassen den Dammweg und biegen links in den Pfad ein, der zur Straße „Tuchbleiche“ führt. Dort gehen wir ca 200m rechts weiter und biegen in den rechts abgehenden Wirtschaftsweg ein.
Biberrevier
Dieser führt nach Norden durch die Aue und über die Rur bis zur freien Feldlage. Hier biegen wir nach links ab und sehen bald den "Pickartzhof". Vorbei an diesem und einer Pferdekoppel führt uns die Wanderung. Am Ende der Bewaldung nehmen wir links den klein wenig erhöhten Grasweg, der uns nach Querung eines Grabens des Malefinkbaches links zu einem Altarm der Rur führt. Es ist ein Mäander der Rur, der als „Höllenloch“ bezeichnet wurde. Es wurde durch die Gefährlichkeit einer tief ausgewaschenen Stelle der Rur gekennzeichnet. Bei einer Begradigung der Rur wurde es vom Fluss abgeschnitten. Altarme sind stumme Zeugen der im wahrsten Sinne bewegten Geschichte der Rur.
"Höllenloch"
Der Weg führt uns nun zum Sportplatz von Floßdorf, wo im Außenbereich einer Grillhütte Tische und Bänke zu einer Rast einladen. Wer die Idylle sucht, kann gegenüber von einer Bank den Blick auf das Höllenloch werfen und diese urige Landschaft genießen. Am sog Höllenloch endet der Floßdorfer Bogen, ein großer Mäanderbogen der Rur. Im Zuge der Rurbegradigung war er zunächst vollständig abgeriegelt worden und hatte sich daraufhin zu einem moderigen Stillgewässer entwickelt. Heute wird er oberstromwärts mit Frischwasser versorgt, das er unterstromwärts wieder abgibt. So entstand ein bedeutendes Biotop für Wasservögel wie Höckerschwäne, Zwergtaucher, Teichhühner und Blesshühner. Außerdem leben hier auch Biber.
Wer hier weiter die mächtigen Pappeln beobachtet kann auf einem einzeln aufragenden Baumstamm in luftiger Höhe ein riesiges Storchennest entdecken. Seit einigen Jahren brütet hier ein Weißstochenpaar und zieht Naturliebhaber und Fotographen an.
Ein weiterer alter Rurarm wir gequert, hinter dem jetzt eine freie Sicht zur Rur besteht. Am Ende erreichen wir die Rurdorfer Rurbrücke, die überquert wird und nach ca 100m wird rechts in den Fußweg eingebogen. Es ist ein wunderbarer Pfad, der durch ein mit alten Bäumen bestücktes Waldgebiet führt. Am Ende dieses herrlichen Waldweges überqueren wir den Linnicher Mühlenteich und biegen rechts ab zum Linnicher Wehr.
alter Baumbestand "Linnicher Wehr" stille und sanfte Rur
Dieses wurde 1876 nach Plänen des Professors Otto Intze, der auch später die Urfttalsperre plante, gebaut. Dadurch erhielt der oberhalb der Rur abzweigende Linnicher Mühlenteich wieder eine gleichmäßige Menge Wasser und die Arbeiten der Mühlen in Linnich und rurabwärts war gesichert. 1947/48 wurde das Wehr nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg repariert, zusätzlich wurde auf der linken Seite eine Fischtreppe angelegt. Die leider nicht allen Fischen es ermöglicht stromaufwärts zu gelangen, so z.B. der Lachs. Da das Wehr in seiner Anlage auf eine ältere Konstruktion zurückgeht ist es aus historischen Gründen denkmalgeschützt.
alter Rurarm Kriechender Günsel Biberspuren
Reste der ehemaligen Rur sind beliebte Refugien für die Tier- und Pflanzenwelt. So findet der Kriechende Günsel an dem Teichrand einen idealen Standort. Unser Wanderweg trifft bald wieder auf den Rurweg. Es wird lebhafter auf der Rur. Schäumend rauscht sie über Steinschwellen. Der Altdorf-Kirchberg-Koslarer Mühlenteich, der hier endet und in die Rur mündet, wird überquert. Schon bald erreichen wir die zur Floßdorfer Brücke führende Straße. Diese wird überquert und der weitere Weg (abgekürzte Route) führt uns links am Mühlenteich entlang, wo wieder Biberspuren zu entdecken sind.
weiße Hasenglöckchen
Bärlauchwiese
Am Wegesrand finden wir einige Weiße Hasenglöckchen. Die großen Waldflächen mit den blauen Blüten werden wir später sehen. Im weiteren Verlauf breiten sich entlang unseres Weges großflächige Bärlauch-Flächen aus, die großes Erstaunen und Begeisterung auslösen.
Ein Wegekreuz erinnert an das Ende des Kommandanten der Stadt Düren und Amtmanns von Aldenhoven, Johann Dietrich Freiherr von Nulandt. Am 27. Februar 1681 kippte seine Kutsche hier in die Rur und der Freiherr ertrank. Zu seinem Gedächtnis ließ seine Familie in der Nähe der Unglücksstelle ein Gedenkkreuz aus Blaustein errichten. In den 70er Jahren wurde dieses Kreuz mutwillig zerstört.
Nulandtkreuz Hasenglöckchen Kellenberger Mühle
Im Volksmund wird die Geschichte von einem grausamen Ritter erzählt, der im Morast versank als er in seiner Kutsche einem flüchtigen Gefangenen nachsetzte und dann mit einem Teufels-Fluch auf den Lippen in das morastige Ufergelände der Rur hinein gezogen wurde. An der Stelle erinnert ein Stein mit Aufschrift an den versunken Ritter. Man gelangt dorthin, wenn man gegenüber den Pfad 200m in den Wald folgt.
Aber viel spektakulärer ist im Frühling (Ende April, Anfang Mai) das Waldgebiet hinter dem Mühlengraben. Dort wächst eine stark ausgeprägte Population des blauen Atlantischen Hasenglöckchens. Es wächst gewöhnlich in lichten, hohen Laubwäldern. Seit dem 16. Jh. wurde es als Zierpflanze genutzt. Über Auswilderungen ist es in die Wälder gelangt, so auch hier. Einmalig schön verwandelt es den Waldboden in einen blauen Teppich.
Friedhof Graf Rheinhard Maria Immaculata
der von Hoensbroech v u z Hoensbroech Erzherzogin von Österreich
Einen Abstecher zum alten Friedhof des Kellenberger Schlosses ist hier möglich. Dazu folgt man dem Waldweg rechts an den Hasenglöckchen vorbei und erreicht nach ca. 300m am Rande einer Bruchlandschaft den kleinen, von einer niedrigen Steinmauer umgebenen Friedhof. Er ist leider dem Verfall ausgesetzt. Ein Steinkreuz erinnert noch an Graf Reinhart von und zu Hoensbroech, der hier 2005 noch seine letzte Ruhestätte fand. 2022 wurde hier noch seine Gemahlin Maria Immaculata, die ehemalige Erzherzogin von Österreich begraben.
Auf dem Weiterweg liegt rechts am Weg die Kellenberger Wassermühle. Sie liegt an dem Altdorf-Kirchberg-Koslarer Mühlenteich. Wie der Name es andeutet, beginnt dieser in Altdorf an der Inde und fließt nach 14km bei Floßdorf in die Rur. 1820 gab es 11 Mühlen an seinem Verlauf. Diese entstand vermutlich um 1500, das heutige Gebäude geht auf das Jahr 1784 zurück. Und war als Kornmühle bis 1963 in Betrieb. Das unterschlächtige Wasserrad befindet sich in einem kleinen Schutzbau.
Die Mühlengräben entstanden, als im Mittelalter die Rur noch nicht begradigt war und sie zu oft ihren Verlauf veränderte. Deshalb war der Fluss für Mühlen nicht nutzbar. So sind die Menschen entlang der Rur hingegangen und haben dem Fluss dauerhaft Wasser abgezapft indem sie Gräben ausgehoben und Deiche aufgeschüttet haben.
Auf dem Weiterweg taucht linkerhand die mächtige Anlage des Kellenberger Schlosses auf, das im 15. und 16. Jahrhundert entstand. Die Schlossanlage besteht aus einer Hauptburg mit Herrenhaus, die vollständig mit einem Wassergraben umgeben ist, und einer Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden. Im Laufe der Zeit wurden immer wieder Umbauten durchgeführt.
Schloß Kellenberg Wassergraben Haus Overbach "Haus Overbach"
Jan van Werth, kaiserlicher General im Dreißigjährigen Krieg, kaufte 1638 das Schloss und es blieb im Besitz der Familie. 1888 kam das Schloss durch Heirat in den Besitz der gräflichen Familie Hoensbroech. 1992 zerstörte ein Brand das Hauptschloss nahezu komplett. 2009 wurde die Anlage an den Liegenschaftsbetrieb NRW verkauft und war seitdem dem Verfall ausgesetzt. 2022 kaufte die Familie Hoensbroech das Schloss zurück und es soll wieder ein wichtiger Teil von Barmen werden.
Entlang des Burggrabens mit schöner Sicht zu der imposanten Anlage nähern wir uns der Bebauung von Barmen und erreichen auf einem Pfad zwischen Gärten die „Lankenstraße“. Hier geht es erst 50m links und anschließend rechts auf einem weiteren Pfad entlang Gärten bis zur „Seestraße“. Wer möchte kann jetzt auf dieser zurück zum Parkplatz gehen. Schöner ist aber noch der kleine Umweg vorbei an Haus Overbach. Dazu gehen wir links über den uns schon bekannten Mühlenteich und biegen rechts in den Wald ein. Dieser schöne Pfad endet am Wassergraben, der die Anlage von "Haus Overbach" halb einrahmt.
Im 14. Jh. wurde es unter den Herren von Barmen als ein Rittergut errichtet. Jahrhundertelang wechselten häufig die Besitzer. 1792 wurde die Burg in ein Schloss mit einem großen Park umgebaut. Die Grafen von Hoensbroech waren bis 1918 die Eigentümer. Anschließend ging es in die Hände der Ordensgemeinschaft der Oblaten des hl. Franz von Sales über, die es zum Kloster und Missionsschule umgestalteten.. Von den Originalbauten sind nur noch das Herrenhaus und der Rest einer Turmanlage erhalten.
Wir wandern links vorbei am Wassergraben und einigen Kunstwerke. Am Ende biegen wir links in den Wald mit herrlich abwechslungsreichen Baum- und Straucharten und stoßen am nächsten rechten Abzweig auf eine Straße, die uns wieder zum Ausgangspunkt führt.
Jetzt kann man diese abwechslungsreiche Wanderung im Biergarten um die Ecke an der Schule genüsslich ausklingen lassen oder man geht noch zum Badestrand.
Information: Sehr reizvolle Wanderung um den ehemaligen Baggersee durch die Rurauen nach Floßdorf und entlang bis zum Linnicher Wehr. Rückweg vorbei an Schloß Kellenberg und Haus Overbach. Immer wieder sind unterwegs Biberspuren zu entdecken. Im April/Mai im Kellenberger Wald blauer Farbteppich des "Atlantischen Hasenglöckchen". Bademöglichkeit nach der Wanderung
Streckenlänge: 14.5 km ohne Abstecher einfache Rundwanderung ohne Steigungen. Die Strecke kann an der Rurbrücke in Floßdorf abgekürzt werden 10,5km.
Schwierigkeit: leicht, an der Seenordseite kann der Weg matschig sein.
Einkehrmöglichkeit: Biergarten in Barmen an der Schule
Badestrand
Biergarten
Video: Ruraue u. Biberland
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