Imgenbroicher Venn

Das Hohe Venn ist eine Landschaft, die mit seinen Hochmooren, Heiden und Moorwälder begeistert. Um diese Faszination zu erleben muss sie durchwandert werden, um so ein letztes Stück „echter Natur“ zu entdecken. Wegen steigender Besucherzahlen und der wachsenden Gefahr der Störung und Schädigung dieser einmaligen Flora und Fauna wurden 1992 bestimmte Regionen, sog. C-Zonen, ganz gesperrt. Trotzdem gibt es noch allgemein zugängliche und nicht weniger reizvolle Bereichen dieser Landschaft.

Quellgebiet der Weser

Heute möchten wir diese einmalige Moorlandschaft bei einer Wanderung erkunden und dabei Natur von ihrer unberührten Seite erleben. Ziel ist das Imgenbroicher-Venn an der deutsch-bergischen Grenze.
Vom Parkplatz am Bahnhof der ehemaligen Vennbahn in Konzen führt uns zunächst ein monotoner Forstweg (Blessweg) einen Kilometer durch ein Waldgebiet und lässt noch nichts von der vor uns liegenden abwechslungsreichen Landschaft erahnen. Zu Beginn ist es aber wichtig, darauf zu achten, ob hier eine rote Fahne gehisst ist, denn dann ist die Querung durch das Moorgebiet gesperrt. Zu Beginn weist uns ein Schild darauf hin, dass wir im Königreich Belgien und im Staatswald Oberweser wandern. An der nächsten Wegegabelung halten wir uns rechts „Zum Familienwald“ und „Brachkopf“.

Startpunkt ehem. Bahnhof Konzen

Rastplatz Familienwald

Nach ca 200m finden wir links den Zugang zu einem Lahrpfad. Dieser romantische Parallelpfad mit Erläuterungen zu verschiedenen Baumarten sowie einem Stelzenpfad und einem Barfußpfad. charakteristisch für das Hohe Venn liegt am Pfad auch ein Biotop mit Moortümpel. Diesen Abstecher sollte man nach dem bisherigen reizlosen Weg nicht auslassen. Etwas vorsichtig muss man an manchen Stellen auf den ausgetretenen und nassen Brettern sein.
Der Pfad endet am „Familienwald“, der mit mehreren Bänke und Tische, sowie eine geräumige Hütte und geschnitzten Holzfiguren zum Verweilen einlädt, denn es ist vorerst die letzte Möglichkeit eine Rast einzulegen, die folgenden 3,5km wird es keine Bank mehr geben.  Diese Anlage auf belgischem Hoheitsgebiet wird vom Eifelverein Konzen ständig gepflegt.
Schon 50m hinter dem Rastplatz beginnt mit einem Holzsteg der Einstieg in die Moorlandschaft des Imgenbroicher-Venns.  Zu beachten ist hier, ob eine rote Fahne weht, denn dann ist das Steinley-Venn bzw. während der Vogelbrut von März bis Juli gesperrt. Bei Nässe ist kann der Steg etwas glitschig sein. Einfach einmal unterwegs innehalten und die schöne Aussicht genießen.

Zugang Steinley-Venn

Aachener Pilgerkreuz

In dieser Einsamkeit lenkt dann ein Kreuz unsere Aufmerksamkeit an. Kreuze können eigene Geschichten erzählen, was Menschen dazu bewogen hat an dieser Stelle ein Kreuz zu errichten. Das Kreuz wurde 1896 errichtet und ersetzt ein altes Kreuz, das bereits in alten Karten an dieser Stelle erwähnt wurde. Da aber nichts über seine Herkunft und Bedeutung bekannt ist, wurde es "Kreuz des Weges von Aix" genannt (Aachener Pilgerkreuz)., was auf einen alten Weg von Montjoie über Mützenich und Roetgen nach Aachen vermuten lässt. Der eigentliche Pilgerweg des Hochmittelalters Aachen Trier verläuft ca 2,5km westlicher.
Hier verlief vom Kreuz der Pfad einst weiter durch das Venn. Heute biegt er rechtwinklig ab und erreicht nach ca 300m wieder die am Waldrand entlang führende Grasschneise auf der wir unsere Wanderung fortsetzen. Es ist ein phantastisches Panorama einer unendlich weiten Landschaft mit dem rostbraun leuchtenden Pfeifengras.
Das Hohe Venn hat aber nicht immer so ausgesehen wie heute. Der Mensch hat wie viele andere Landschaften im Laufe der Zeit so auch das Venn durch verschiedene Formen der Nutzung verändert. Ursprünglich besiedelten natürliche Laubwälder den Großteil der Hochebene, einzige Ausnahme bildeten die Moorgebiete: Durch Ackerbau und Viehzucht, Torfabbau und Rodung der Wälder entwickelten sich nach und nach Heideflächen. Die Beweidung hatte großen Einfluss auf das Landschaftsbild. Seit Ende des Mittelalters weideten auf dem Hochplateau zahlreiche Viehherden. Die Tiere fraßen die jungen Triebe der Bäume und hielten die Landschaft so jahrhunderte lang offen. Das 19. Jahrhundert brachte eine andere Nutzung des Venns mit sich, die Anpflanzung der Fichte. So prägt  heute eine Pfeifengras Steppe die Landschaft. Es ist das Ergebnis von Entwässerung und Übernutzung. Aber zur Freude der Wanderer wechselt sie mit den Jahreszeiten ihre Farbe und bietet ein faszinierendes Bild.

Biberspur

Quellarm der Weser

Ein Pfad führt uns dann durch einen lichten Wald, wobei der Boden immer nasser wird. Am Rande begleitet uns  plätschernd ein kleiner Bach. Es ist das Quellgebiet der Weser, in dem ein großer Bereich Rinnsale zu größerem Bächen anschwellen. So hat auch der Biber dieses Gebiet inzwischen zu seinem Revier gemacht, unverkennbar hat er seine Spuren hinterlassen.

Schaumkrone


Uns hilft ein Steg einen breiteren Weserarm problemlos zu queren. Der weiße Schaum, der auf der Wasseroberfläche zu sehen ist, hat nichts mit Verschmutzung zu tun. Er entsteht durch Emulsion von zersetzten organischen Pflanzen aufgrund des auftretenden Schleudern und Schäumen des fließenden Wassers.
Wir streifen durch eine wilde unverfälschte Naturlandschaft, die die Wanderung zu einem eindruckvollen Erlebnis werden lässt. Hinter der nächsten Bachquerung geht es links durch eine sich in Herbstfarben verwandelnde Landschaft. Auf einer Grasschneise wandern wir entlang einer braun leuchtenden Pfeifengrasfläche mit Fichten und den kugeligen Büschen der Ohrweide bis zu einem Abzweig, der in ein kleines lichtes Wäldchen mit Moorbirken führt.

Zugang Birkenwald

Holzsteg

Nach Querung eines weiteren Bächleins liegt eine ca 1,5km lange Holzsteg-Wanderung vor uns. Leider ist hier die Venn-Landschaft mit Buschruppen der Ohrweide stark bewachsen. Dass eine weite Sicht unmöglich macht. Sie ist sehr verbreitet und muss von Zeit zu Zeit abgeschnitten werden, aber die Natur ist meist schneller als der Mensch und so eine weite Sicht getrübt.

Rastbank

kurvenreicher Holzsteg

Trotzdem entsteht der Eindruck durch eine zivilisationsfremde Landschaft zu wandern, aber auch diese haben ihren besonderen Venn-Reiz. Auf beiden Seiten des Stegs spiegelt sich immer wieder Wasser am Boden, das wir froh sind, trockenen Fußes einen Steg benutzen zu können. Dann entdecken wir zur Freude am Rand  eines Fichtenwaldes eine überdimensionale Bank, auf der bis zu acht Personen bequem Platz finden und wir eine willkommene Rast einlegen können.
Weiter führt der Steg im Zickzack, um so wahrscheinlich den langen Steg optisch angenehmer wirken zu lassen, durch eine wildromantische Landschaft des Hochmoores mit seinem Buschwerk.

Konzener Weg

Eifelsteig

Er endet schließlich an einem Asphaltweg auf dem wir rechts zwangsweise weiter wandern müssen. Auf dem asphaltierten Weg sind überwiegend Radfahrer unterwegs. Erfreulich sind hier am Wegrand die Binsen, die im Sonnenlicht eine gewisse Herbststimmung aufkommen lassen. Nach 750m endet zwar dieser unattraktive Weg an der Kreuzung mit der Steling Hütte und treffen auf den Eifelsteig, den wir nun links 1,3km 60m bergan wandern. Aber auch diese Strecke ruft keine Begeisterung hervor. Eintönig bis auf die Farbtupfer der Fliegenpilze am Wegesrand. Am Ende haben wir auf den „Höhepunkt“ der Wanderung erreicht, der Steling. Kein Berg, aber mit 658m die höchste Erhebung des Monschauer Landes. Ein Hinweis zeigt zu einem Eifelblick, dessen Aussicht wir noch sehen möchten. So gehen wir zunächst noch rechts weiter entlang der Grenze und erreichen nach 200m einen Rastplatz an dem Kreuz „Nacht des Wachens“.

Steling, Kreuz "Nacht des Wachen"

Kreuz am Eifelblick

Seit 1989 findet in der Nacht zum Karfreitag in Mützenich eine Osterwache mit einer anschließenden Wanderung zu diesem Kreuz statt. Wir wandern nach einer kurzen Rast auf einem Waldweg und sehen schon bald in einiger Entfernung eine Hütte. Diese steht unmittelbar an „Kaiser Karls Bettstatt“. Da wir aber diesen Platz schon bei einer anderen Wanderung besucht hatten, wandern wir links weiter und folgen dem Hinweis „Eifelblick“. Jetzt bewegen wir uns wieder ganz auf deutschem Boden.
Weit reicht der Blick in östlicher Richtung über das „Monschauer Heckenland“ zum Nationalpark Eifel. Bei klarer Sicht sind am Horizont die Konturen des Siebgebirges noch zu erkennen. Das neben der Bank stehende Kreuz wurde 1938 hier aufgestellt, seine Bedeutung ist mir aber nicht bekannt. Am nächsten Weg wenden wir links wieder zum Steling und dort rechts bis zur Kreuzung, die uns schon bekannt ist. Sind wir auf der Wanderung bis hier keiner durchgehenden Markierung gefolgt, so zeigt uns das Logo des „Kaiser Karl Wegs“ die weitere Richtung an. Er ist mit umfangreichen interessanten Informationen zur Geschichte der Region und ihren Besonderheiten mit dem Konzener Dorfwappen markiert.

Eifelblick

Eifelblick

Das die Eifel für Karl eine besondere Bedeutung hat liegt daran, dass die Karolinger hier zahlreiche Hofgüter besaßen und sie in den ausgedehnten Wälder oft zur Jagd weilten. Da die Region durch sein Reich an enormer Bedeutung gewann, sind die Eifler bis heute eng mit dem Herrscher verbunden und gleichzeitig Ursprung für viele Legenden und Geschichten.
Es geht rechts 130m an der Wiese entlang und biegen dann links ab. Zwischen Weideland und Wald führt uns der Weg mit Aussichten über das Monschauer Land 650m bis wir dort links den Wald auf kaum erkennbaren Pfad queren.  Eine Infotafel „Kaiser-Karl-Weg“ und ein Holzsteg sind erkennbare Wegezeichen. Fast einen Kilometer wandern wir entlang der Grenze, die wir nur anhand der einzelnen Grenzsteine wahrnehmen. Hier auf dem Grenzweg, der dem Verlauf der deutsch-belgischen Grenze folgt, erinnert unterwegs ein einfaches Holzkreuz an den Tod eines Schmugglers, der 1935 von einem Zöllner erschossen wurde. 2003 wurde es neu errichtet.

Kaiser Karl

Grenzweg

Roder Kreuz

Auch nach dem Krieg blühte der Schmuggel mit Kaffee und Zigaretten. Am Grenzstein 744 knickt die Grenze nach rechts ab. Bänke groß und klein laden zu einer Aussicht ein.

Aussicht nach Mützenich

"Schmuggelpäddche"

Nach weiteren 230m biegen wir links ab und wandern auf einem Waldweg bzw. Wurzelpfad am Waldrand entlang. Wir befinden uns hier wieder ganz auf belgischem Gebiet. Noch vor 50 Jahren war die Grenze streng bewacht. Große Bekanntheit erlangte sie in den Nachkriegsjahren, als in den Orten am Rand des Hohen Venns der Schmuggel mit Kaffee und Zigaretten blühte. Bereits vor dem 2. Weltkrieg war diese Art des „Handels“ ein lohnendes aber nicht ungefährliches Geschäft, wie das Roder Kreuz zeigte. Der Hinweis „Schmuggelpäddche“ erinnert an die Zeit. Zuletzt finden wir noch ein Highlight vor uns auf dem Weg, eine Blindschleiche. Sie nutzt die letzten warmen Herbstsonnenstrahlen. Mit ihren beinlosen langgestreckten Körper gleicht sie einer Schlange und wird oft für eine solche gehalten.



Durch das Konzener Weideland, „Heinches Felder“, erreichen wir die ehemalige Vennbahntrasse, die heute den Radfahrern vorbehalten ist. Die Vennbahn wurde 1885 eingeweiht. Nach dem 1.Weltkrieg fiel sie nach dem Versailler Vertrags an Belgien und ist belgisches Hoheitsgebiet. Die stillgelegte Bahntrasse ist heute ein 128km langer Radweg von Aachen nach Luxemburg.
Leider müssen wir die nächsten 400m auf der von Radfahrern beliebten Route nutzen, also Vorsicht, Dann biegen wir links in die Straße „Auf Aderich“ und ein abwechslungsreiches, unverwechselbares Naturerlebnis geht zu Ende. Streckenweise war es eine farbenfrohe, urwüchsige, oft sehr einsame Landschaft. Auch wenn die natürlichen freien Moorflächen die Hauptattraktion sind, so faszinieren manche Waldgebiete ebenso, weil man hier echte Urwaldlandschaften begegnet.

Information: Wanderkarte 1:25000 Hohes Venn.
Bei Brandgefahr ist rote Fahne an den Zugängen zum Venn gehisst, das Betreten ist nicht erlaubt. Info Sperrungen siehe: https://www.wandern im hohen venn.de  Das Mitführen von Hunden ist nicht gestattet.
Streckenlänge: ca. 13,5 km, naturbelassene Wege und 2km Holzstege, teilweise Asphaltwege
Schwierigkeit: leichte Wanderung, kaum merkbare Höhenunterschiede, Holstege können bei Feuchtigkeit glatt und rutschig sein.
Einkehrmöglichkeit: keine, Rucksackverpflegung
GPS-Track:

Venn Urwald


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