Venn - Wanderung
Oh, schaurig ist’s über’s Moor zu gehen,
wenn es wimmelt von Heidenrauche,
sich wie Phantome die Dünste drehen
und die Ranke häkelt am Strauche,
unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
wenn aus der Spalte es zischt und singt.
Oh, schaurig ist’s über’s Moor zu gehen,
wenn das Röhrig knistert im Rauche.
Diese Verse fanden wir vor Jahren auf einer Tafel am Rande des Poleur Venns, einst verfasst von der Dichterin Anette von Droste-Hülshoff. Sie war fasziniert von Moorlandschaften und nannte eine solche, Geisterlandschaft. Die in der Literatur geschilderten gewaltigen, rauen und erdrückenden Erlebnisse sehen die heutigen Wanderer als ganz besondere Art der Schönheit dieser Landschaft an und mit ihrem herben Reiz hat sie schon immer einen nachhaltigen Eindruck auf Naturfreunde ausgeübt. Unsere Wanderung führt jenseits der deutschen Grenze in der Nähe von Eupen durch Belgiens höchste und regenreichste Region.
Wir starten die Wanderung am Parkplatz des Naturparkzentrums Botrange an der Landstraße zwischen Sourbrodt und Eupen. Von hier gehen wir 50m Richtung Landstraße und biegen dann links in den Schotterweg ein. Nach 800m taucht rechts eine kleine Schneise auf. Hier machen wir auf dem Trampelpfad einen Abstecher 150m ins Gelände, bis wir vor einem quadratischen Kalksockel stehen. Es ist der Rest von einer 4,50m hohen ehemaligen Säule. Sie ist 1566 zusammen mit verschieden anderen von der Familie Hauptmann-Panhaus errichtet worden, um den Reisenden, die das Venn von Jalhay nach Sourbrodt durchquerten, als Wegweiser zu dienen. Einige Meter daneben steht ein Grenzstein, der einst die Grenze zwischen dem Abtei-Fürstentum Stavelot-Malmedy und der Grafschaft Luxemburg kennzeichnete, daher trägt er auf der einen Seite die Inschrift „STAVELOT“ und auf der anderen die Buchstaben „LUX“ für Luxemburg.
Wir müssen bis zum Schotterweg wieder zurück und wandern auf diesem rechts weiter. An der nächsten Wegekreuzung biegen wir rechts ab zum höchsten Punkt des Venns und damit auch Belgiens. Das 1934 hier errichtete Gebäude mit Turm (nicht zugänglich) und Gastwirtschaft ist heute ein beliebter Anziehungspunkt für Besucher. Den eigenartigen Treppenhügel hinter der Gastwirtschaft ließ Generalleutnant "Baltia" im Jahre 1923 errichten, um auf diese Weise Belgiens höchsten Punkt auf 700m Seehöhe anzuheben. Noch dahinter entdecken wir im Gebüsch einen "Tranchot-Stein". Nach dem Frieden von Luneville (1801) ordnete Napoleon die topographische Aufnahme der Frankreich zugefallenen linksrheinischen Gebiete an. Diese Landesaufnahme wurde ab 1803 von Ingenieur-Geograph "Oberst Tranchot" betrieben. Auf der anderen Wegeseite komplettiert ein Trigonometrischer Stein die Reihe der Vermessungspunkte.
"Botrange" Poleurbach Schutzhütte am Poleurbach
Wir gehen die 100m zur letzten Wegekreuzung zurück und dort geradeaus über Stege (seit 2018 nicht mehr vorhanden), bis wir nach ca. 600m offenes Venn erreichen. Hier biegen wir rechts in Richtung "Baraque Michel" ab.
Über einen Holzsteg (seit 2018 nicht mehr vorhanden) erreichen wir nach ca. 1km die Straße Eupen – Malmedy (3,3km). Wir überqueren diese und gelangen über einen Forstweg an eine Informationstafel am Rande des "Poleur-Venns". Dieses 54ha große Venngebiet wurde 1984 staatliches Naturschutzgebiet, in dem Lehrpfade von 3km bzw. 5km angelegt wurden. Der Wanderweg durchs Poleur-Venn ist zu jeder Zeit sehenswert und kann selbst dann begangenen werden, wenn die Rote Fahne gehisst ist. Wir folgen links dem Pfad und queren nach 150m einen kleinen Bach und stoßen auf den Naturlehrpfad. Hier wandern wir links weiter. Wir überqueren erneut einen Bach und haben nun 2 Möglichkeiten weiterzugehen. Gehen wir jetzt oder erst 50m weiter den Pfad links ab? Beide haben die gleiche Schutzhütte als Ziel. Der erste Pfad verläuft durch den Berghang des Poleurbaches und ist etwas beschwerlicher. Der zweite führt meist über Holzstege das Tal hinunter (gesperrt seit 2018). Nach gut einem Kilometer stoßen wir auf einen quer laufenden Asphaltweg. Links vom Bach entdecken wir eine Schutzhütte (5.3km), die zu einer Pause und einer Stärkung einlädt. Sitzgelegenheiten sind im Venn rar, deshalb darf man diese nicht auslassen. Von der Hütte aus gehen wir anschließend auf dem Asphaltweg rechts über den Poleurbach weiter.
Herbofaye-Bach Kreuz der Verlobten u. Grenzstein 151 Moortümpel
An der nächsten Gabelung wandern wir links auf dem Wiesenweg weiter mit dem Hinweis „Kreuz der Verlobten“. Wir befinden uns hier auf dem uralten Vennpfad von Jalhay nach Xhoffraix. Nach einem Kilometer wird der Herbofaye-Bach überquert. An der nächsten Wegekreuzung wenden wir uns nach rechts und finden nach 300m rechts das berühmteste aller Vennkreuze, das "Kreuz der Verlobten" (7.2km). Es erinnert an den tragischen Tod der Marie Solheid aus dem Venndorf Xhoffraix und Francois Reiff aus Bastogne, die am 21. Januar 1871 von Jalhay nach Xhoffraix unterwegs waren, ihre Hochzeitspapiere zu holen. Der Kampf gegen Kälte und Schneefall war für beide in dem verschneiten Venn so hart, dass sie vor Erschöpfung den Tod fanden. Es war ein preußischer Zollbeamter, der am 22.März 1871, beim Begehen der Grenze, wohl zum ersten Mal nach der Schneeschmelze, die Leiche der Marie neben dem preußischen Grenzstein Nr. 151 fand. Eine Woche zuvor hatte man den Bräutigam zwei Kilometer entfernt von hier gefunden.
Der Grenzstein mit der Nummer 151 und den Buchstaben „B“ und „P“ gehört zu einer ganzen Reihe von Steinen, die 1839 über die Höhen des Venns auf Sichtweite voneinander gesetzt wurden, um hier die Grenze zwischen dem jungen Staat Belgien - seit 1830 - und der preußischen Rheinprovinz zu fixieren.
Nach ca. 500m beginnt wieder ein Holzsteg (seit 2018 entfernt), der durch ein außerordentlich schönes und abwechslungsreiches Hochmoorgebiet am Rande des Grande Fagne bis nach Baraque Michel führt. Bevor wir wieder festen Boden betreten, entdecken wir rechts einen kleinen Moortümpel. Er ist einer von vielen im Venn, die durch die Klimaerwärmung am Ende der letzten Eiszeit entstanden sind, man nennt sie Palsen.
"Fischbach-Kapelle" "Boulté" Glocke von Baraque Michel
Vorbei an der Fischbach-Kapelle erreichen wir die Straße. Auf der anderen Seite sehen wir rechts eine 4.50m hohe Säule. Sie ist der Vorfahre unserer Verkehrszeichen und wurde 1566 ebenfalls von der Familie Hauptmann errichtet
Links liegt "Baraque Michel", das höchstgelegene Hotel Belgiens. Hier können wir bei Halbzeit der Wanderung eine Rast einlegen (9.0km). 1812 errichtete ein Michel Schmitz hier eine Hütte. Der Legende nach löste er damit ein Versprechen ein, nachdem er sich einmal im Venn verirrt hatte und in seiner Not den Bau einer Hütte gelobte, wenn er gerettet würde. Nach seinem Tod 1819 baute seine Familie sie als Herberge für Reisende aus. Allabendlich läuteten sie eine Glocke, um verirrten Menschen den Weg zu weisen. Sie ist noch heute an der Straßenseite zu sehen. Zum Dank für eine Rettung hatte 1830 auch der Industrielle Fischbach die eben erwähnte Kapelle errichten lassen.
"Priorkreuz" "Hautes Fagne" Hillsteg u. Grenzstein 157
Vom Parkplatz gegenüber Baraque Michel wandern wir weiter und machen links einen kleinen Umweg zum "Priorkreuz" (seit 2018 gesperrt). Es mahnt an keinerlei tragische Ereignisse, sondern ist ein Grenzkreuz, dessen Vorgänger 1566 an dieser nassen Stelle errichtet wurde, um die Grenze zwischen dem Fürstenbistum Lüttich und der Doppelabtei Stavelot-Malmedy zu markieren.
Nach 300m folgen wir links dem Holzsteg „Rundwanderweg“. Vor uns liegt das "Hautes Fagne" (Großes Moor) und es zeigt uns, da das Gelände leicht abfällt, die ganze Pracht dieser eigenwilligen Landschaft. Hier im Quellgebiet der Hill gluckert es ringsum. Wir stoßen wieder auf den Hauptweg, den wir links weiter gehen und ca. 500m einen Holzsteg über der Hill erreichen (11km). Das Wasser der Hill hat sich hier schon ein richtiges Bett gegraben. So ist auch der Grenzstein 157 auf der anderen Hillseite, der letzte aus der Reihe der Belgisch-Preußischen Grenzsteine, denn ab hier ist die Hill so breit, dass ihr Verlauf eine klare Grenzlinie bildete. Diese Stelle mit einigen Bäumen wird "Trois Bornes" (Drei Grenzsteine) genannt. Drei Grenzsteine aus verschiedenen Generationen sollen hier stehen. Der Preußenstein ist nicht zu übersehen. Ein zweiter findet der aufmerksame Wanderer gleich links vor der Hill, wo ein kleiner dreieckiger Grenzstein "K.N.-W.-B." aus dem Gras hervorlugt. Er stammt aus der Zeit als das Königreich der Niederlande noch bis hierher reichte. Den ältesten kann man in dem Pfeifengras nicht erspähen. Er soll am nördlichen gegenüberliegenden Waldrand stehen und von 1756 stammen, aus der Zeit von Maria Theresia, als die Niederlande noch zum Kaiserreich Österreich gehörte.
So siedlungsfeindlich das Hochplateau mit seinen Mooren auch gewesen ist, so waren die Menschen doch seit jeher gezwungen, Wege und Straßen hinüber und herüber zu bauen und zu benutzen, wenn sie nicht unerträgliche Umwege in Kauf nehmen wollten.
So wenden wir uns jetzt dem vor der Hill rechts abgehenden Holzsteg zu, der am Waldrand endet. Hier wandern wir auf dem Überbleibsel einer alten Straße, der "Maria Theresia Allee". Aus dieser Epoche finden wir auch einen Grenzstein mit den Buchstaben „LUX“ und „LIM“. Links schauen wir immer über die offene freie Fläche des "Wallonischen Venns". Der einzige Zeuge menschlicher Besiedlung finden wir am Horizont mit den Türmen des Eifeldoms von Kalterherberg.
Der Weg steigt leicht bergan. An einem Waldknick halten wir uns links und über einen Fußpfad erreichen wir eine Aussichtsplattform mit einem einzigartigen Vennpanorama. Schautafeln erläutern diese sich weit ausbreitende Landschaft. Vor uns im "Wallonischen Venn" sammeln sich auch die Wasser, die sich später zur Rur vereinigen. Das Hinweisschild „Naturparkzentrum“ zeigt, dass es nur noch 1,5km bis zum Ausgangspunkt sind, wobei die Wanderung noch 1 Kilometer am Rande des Wallonischen Venns entlang führt und dann rechts über die Straße erreichen wir wieder das Naturparkzentrum.
"Maria Theresia Grenzstein" Venn-Wald Rurvenn
Streckenlänge: ca. 15,5 km Rundwanderung, Holzstege und naturbelassene Wege. Die Wanderung kann am Naturparkcenter oder an Barauqe Michel begonnen werden. Wegemarkierungen sind nahezu keine vorhanden. Allerdings sind an mehreren Stellen Informationstafeln mit detaillierten Karten aufgestellt.
Schwierigkeit: leichte Wanderung, kaum merkbare Höhenunterschiede, Holzstege können bei Feuchtigkeit glatt und rutschig sein. Auf- u. Abstiege 185m
Einkehrmöglichkeit: an der Strecke Restaurant https://baraquemichel.com/ oder alternativ ein Imbiss mit echt belgischen Fritten am Parkplatz. Im Naturparkzentrum Cafeteria geöffnet von 10Uhr bis 18Uhr
Information: Seit 1992 ist der Zugang zum Hohen Venn durch Zonen (A, B, C und D) reglementiert. A und B Zonen sind frei zugänglich. Sie können auf eine bestimmte Dauer gesperrt werden. Rote Fahnen zeigen eine Sperrung an ( https://www.hautesfagnes.be/accessibilitede.html ), dann herrscht Waldbrandgefahr. Wege, die am Rande des Hohen Venns verlaufen, sind nicht betroffen. Außerdem sind während der Vogelbrut bis Mitte Juni die Vennbereiche geschützt. C-Zonen dürfen nur in Begleitung ermächtigter Personen erfolgen. Das Betreten der D-Zonen ist generell untersagt. Informationen sowie Karten sind im Naturparkzentrum erhältlich. Seit 2018 haben Veränderungen an Wegen und Stegen rund um Baraque Michel stattgefunden. Wege sind gesperrt worden, so auch der Weg durch das Poleurtal zwischen dem Poleur-Venn und der Beleu-Brücke. Den Weg limks vor dem Bach nehmen. Der Weg verläuft oberhalb des Berghanges. Vorhandene Holzstege sind teilweise auch entfernt worden
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