Eifelsteig Etappe 1

Starten wir unsere erste Eifelsteig-Etappe im flachen Norden bei Aachen im malerischen Stadtteil Kornelimünster im Tal der Inde. Die sanften Berghänge rundum erinnern daran, dass wir uns noch in der Voreifel befinden und diese Wanderung von Kilometer zu Kilometer an Höhe gewinnen wird.

 Schon 814 wurde unter König Ludwig dem Frommen hier ein Benediktinerkloster gegründet. In der Abteikirche wird eine Reliquie des hl. Kornelius aufbewahrt und gab dem Ort seinen Namen. Außerdem werden hier das Schürztuch, Grabtuch und Schweißtuch Jesu aufbewahrt und alle sieben Jahre bei der Heiligtumsfahrt verehrt. Der Betrachter der Abtei durchlebt heute über alle Stilepochen hinweg ein Jahrtausend lebendiger Baugeschichte. Die vielen aus Bruchstein, Fachwerk erbauten Häuser prägen das malerische Ortsbild und geben ihm ein besonders Flair. 

 Beginn des Eifelsteigs

Den historischen Teil betritt man von der B258 über die Indebrücke. Hier ist gleichzeitig der Beginn des Eifelsteigs (226m). Als Zeichen finden wir am Straßenrand vor dem „Cafe Münsterländchen“ ein Paar steinerne Wanderschuhe. Hier kann man die Wanderung mit einem leckeren Frühstück beginnen. Mit bequem geschnürten Wanderschuhen gehen wir anschließend zum Korneliusplatz. Diese Kulisse würde ein wunderschönes mittelalterliches Bild abgeben, wenn nicht auf dem ganzen Platz Autos parken würden.

                       Abteikirche                                     Korneliusplatz                                           idyllischer Winkel

Hier finden wir dann den ersten Wegweiser „Roetgen 14,7km“, 225m. Durch das schmale Sträßchen kommen wir an eine Fußgängerbrücke über die Inde, wo im Anschluss die Bundesstraße an der Ampel überquert wird. Links auf der Straße „Unter den Weiden“ erreichen wir bald wieder die Inde. Im Bach entdecken wir in Schrittlänge liegende Steine, sie erinnern an einen historischen Bachübergang. Entlang der Inde wandern wir auf einem Fußweg mit Blick zum Itertalviadukt hinaus in das Münsterländchen, das früher zum Territorium der ehemaligen Reichsabtei gehörte. Mit einem Holzsteg überqueren wir den Iterbach, ein kleines Nebengewässer der Inde, und anschließend die Bundesstraße (225m, Roetgen 14,3, Hahn 2,1km). Geradeaus wandern wir weiter entlang der Inde und Wiesen. Vorbei am Waldrand öffnet sich dann vor uns der Blick direkt auf ein zweites Viadukt. Auf einem Pfad wird das Viadukt unterquert und führt uns entlang des alten Bahndammes. Links liegt das Gut „Schlauser Mühle“. Von der Mühle ist aber nichts mehr zu sehen, dafür grasen hier ein Dutzend Pferde. Hinter den Stallungen geht es über etliche Stufen hinauf bis an den Rand der ehemaligen Vennbahn, die wir ein Stück begleiten. Die „Vennbahn“ ist eine Bahntrasse, welche über 100 Jahre Aachen mit Luxemburg verband. Heute ist sie mit einer Gesamtlänge von 125 km eine der längsten Bahntrassenradwege Europas.

           Kornelimünster Viadukt                           Schlauser Mühle                                       Ortsteil Hahn

Vor uns kommt der kleine Ort Hahn in Sichtweite, den wir „Am Knipp“ erreichen und die Straße bis zur „Hahner Straße“ hinuntergehen (247m, Roetgen 12,2km).
An der „Hahner Straße“ geht es rechts an der Inde weiter bis zur nächsten Fußgängerbrücke. Auf der anderen Seite wandern wir weiter rechts am Fluss entlang. Hier verläuft der Eifelsteig von Hahn nach Walheim gleichzeitig auf den Spuren des „Kalkofenweges“, der unterwegs Einblicke in das industrielle Leben der Vergangenheit gewährt. Ein zweites Mal wird die Inde überquert, wo uns anschließend die Wegzeichen links in den Wald führen. Nach kurzer Zeit erreichen wir ein bemerkenswertes Industriedenkmal mit der Jahreszahl 1899. Es ist der Kalkofen „an der Au“ oder besser das, was von ihm übrig geblieben ist. Eine ortsansässige Firma hat hier bis 1940 Kalk gebrannt. Der Betrieb wurde im letzten Krieg eingestellt und nicht wieder aufgenommen. Notdürftig wurden die Ruinen in den 1980er Jahren von der RWTH Aachen vor dem Verfall gerettet.

        ehem. Kalkofen in der Au                                naturnaher Bach                                    Steinbruchwand

 Auf einem schönen Waldweg entlang der mit alten Bäumen gesäumten noch jungen Inde zur Rechten geht es weiter bis wir diese über eine kleine Steinbrücke rechts queren. Links steigt der Weg entlang Kalksteinfelsen leicht bergan. Oben ist es eine alte Eisenbrücke, die den alten Zugang zu dem rechts stillgelegten Steinbruch überbrückt und eine freie Sicht in das ehemalige Abbaugelände mit senkrechten Kalksteinwänden gibt. Sinnesbänke laden zum Relaxen ein. 50m weiter kommen wir zu mehreren restaurierten begehbaren Trichteröfen.

 Der Rohstoff Kalkstein war die Voraussetzung für das Kalkgewerbe und die Kalkindustrie im Wahlheimer Raum. Das gesamte Gebiet ist durch eine erdgeschichtliche Entwicklung von über 400 Millionen Jahren seit dem Beginn der Devonzeit geprägt.

Schon in vorgeschichtlicher Zeit verstanden es die Menschen, Kalk aus Kalkstein zu brennen und den Kalk für unterschiedliche Zwecke nutzbar zu machen. Im Aachener Raum haben vermutlich die Kelten vor mehr als 2 000 Jahren als erste Kalk gebrannt. Die Wahlheimer Kalkwerke mit ihren 5 großen Kalköfen stellten eines der bedeutendsten Zentren der Kalkproduktion in Deutschland dar Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert und ab 1914 entstanden dann in Walheim große Kalköfen, in denen bis Mitte der 50er Jahre industriell Kalk gebrannt wurde.
Beim Kalkbrennen werden Kalksteine auf 900-1200°C erhitzt, dadurch entweicht Kohlenstoffdioxid und Calciumoxid (CaO) entsteht. Calciumoxid wird auch als gebrannter Kalk bezeichnet und ist ein weißliches und leicht zerbröckelndes Material. Wenn man Wasser hinzufügt, erhitzt die Masse stark und es entsteht gelöschter Kalk, ein weißes, lockeres Pulver. Gibt man noch mehr Wasser und auch Sand dazu, dann entsteht Kalkmörtel. Kalk war lange Zeit das wichtigste Rohmaterial zur Herstellung von Mörtel.

         Trichterofen                                        Freizeitgelände Friesenrath                      Kirche Friesenrath   

 Auf Erläuterungstafeln wird dem Besucher eine Fülle von Informationen angeboten. Vorbei an den Trichteröfen erreichen wir den Wanderparkplatz „Kalkofen“ (4,4km, 275m).

Hier wenden wir uns scharf nach links und betreten kurze Zeit später das Freizeitgelände Friesenrath mit einem großen Kinderspielplatz und einer Grillhütte. Rechts vorbei an dem Picknickplatz verlassen wir das Gelände und wandern durch schattigen Wald zu einem Teerweg (Pannekogweg), wo wir uns vom Kalkofenweg trennen und rechts abwärts in den Ort Friesenrath gelangen (5,0km, 266m).
Die ältesten Spuren
menschlicher Besiedlung des Fleckens sind römischen Ursprungs. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahre 1334.

Im Ortskern steht unter vier stattlichen Linden direkt an der Inde eine Kapelle. Ursprünglich hatte hier ein Kreuz gestanden um das man später (1906) eine Kapelle baute. In die kleine Kapelle bringen die Friesenrather auch ihre Toten, bevor sie auf dem Friedhof neben der Kirche ihre letzte Ruhe finden. Das gegenüberliegende aus Blaustein 1925 errichtete Gebäude ist die ehemalige Schule. In der Schule wurden früher bis zu 50 Kinder unterrichtet. Im oberen Stockwerk befand sich Wohnung des Lehrers.
Auf dem „Friesenrather Weg“ entlang der Inde liegt links am Waldrand ein schmuckes Kirchlein. Es steht noch gar nicht solange an diesem stillen Ort. Erst kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde es 1939 gebaut und ist dem hl. Bernhard von Clairvaux geweiht.
Hinter der Indebrücke (5,4km, 272m) biegen wir scharf links in den Wald ab. Vorbei an einem Parkplatz führt der Weg in einem kleinen Tälchen mit Wiesen leicht bergan. Oben geht es auf einem Asphaltweg rechts vorbei an einem Unterstand-Pilz zu der Rodungsinsel „Kitzenhaus“. Vorbei an zwei alte Bruchsteinhäuser erreichen wir den Wegepunkt „Kitzenhaus 327m“. 4,5km zeigt der Wegweiser bis zur Dreilägertalsperre, unser nächstes Ziel, an. Nach ca. 30m rechts führt der Eifelsteig nun links auf eine eintönige, gradlinige Forstpiste in einen Fichtenwald. Einen Kilometer verläuft dieser Schotterweg leicht bergan auf 355m und vorbei an einer Schutzhütte wieder bergab bis er rechts abknickt. Hier wandern wir nun links auf dem unbefestigten Weg und anschließenden Waldpfad. Hinter einem Hohlweg stoßen wir auf die Vicht, die mit der Brücke „Uehlenfurt“ überqueren (321m) und geradeaus dem nächsten Ziel „Struffelt 2,0km zulaufen. Der Pfad quert dann die „Königsberger Straße“ und führt uns mit einer labyrinthischen Wegführung bergan bis uns dann der Waldpfad schließlich links zur L238 bringt (9,0km, 375m). Nach Überquerung der Straße führt der Pfad auch nach dem Streckenpunkt „Rotterwald 413m“, dann auf einem Forstweg, weiterhin aber unmerklich bergan, schließlich müssen wir auf die Eifelhöhen. Nach nochmaligem 700m langem eintönigen Geradeauslaufen erreichen wir das Naturschutzgebiet „Struffelt“ (10,2km, 454m) mit einem kleinen Rastplatz und zwei Eifelsteig-Liegen. Der Name rührt von der typischen Heidelandschaft mit den langen Halmen, auch Pfeifengras genannt. 

Naturschutzgebiet und Hochmoor "Struffelt"

 Der Blick über die freie Fläche erinnert in seiner Charakteristik an das Hohe Venn. So ist der „Struffelt“ auch der nördlichste Ausläufer. Bis zur Ausweisung als Naturschutzgebiet im Jahr 1989 hat der „Struffelt“ eine bewegte Vergangenheit hinter sich, deren Auswirkungen noch heute sichtbar sind. Einst war das Gebiet ein sumpfiges Dickicht mit Birkenbruchwald, Heidelbeeren und Glockenheide. In den trockenen Randbereichen wuchs ein Eichen-Buchenwald. Ab dem Mittelalter diente der Wald des „Struffels“ den Bauern als Weide für das Vieh und der Unterwuchs als Stallstreu. Zusätzlich wurden die Rinde und das Holz der Bäume für die Ledergerberei und Holzkohlenproduktion genutzt.

Die Bewirtschaftung des „Struffels“ bis Ende des 19. Jhs führte dazu, dass der Wald fast vollständig verschwand und sich das Gebiet in eine strukturreiche Heidelandschaft verwandelte. Die sich im 20. Jh. anschließende Holzwirtschaft mit Fichten rentierte sich aufgrund wiederholter Waldbrände nicht. ´Heute wird durch Renaturierungsarbeiten und eine extensive Beweidung die Strukturvielfalt an Pflanzen- und Tierarten erhalten.
Der Wegweiser zeigt hier rechts Richtung zur „Dreilägertalsperre 1,1km“. Ähnlich wie im Hohen Venn wird der Wanderer teilweise mit Holzstegen über die vernässten Moorflächen geleitet. Aber schon nach 700m endet das Abenteuer Hochmoor und es geht auf einem Schotterweg durch Wald leicht bergab. Der macht dann einen Rechtsbogen und hier wandern wir auf dem Pfad links hinunter zur K24, wo man von einer Aussichtsplattform den einzigen nennenswerten schönen Blick auf die Talsperre bei einer kurzen Rast genießen kann (11,4km, 400m).

            Dreilägerbachtalsperre                                Staumauer                                                Westwall

Die Dreilägerbachtalsperre wurde 1909-1911 gebaut und nutzte damit den Wasserreichtum der Eifel für die Trink- und Brauchwasserversorgung des Aachener Raums. Mehr kann man hier auf der Informationstafel und wenig später auf einer am Wasserwerk erfahren.

Nach der kleinen Rast gehen wir entlang der Straße bis zur Einfahrt zur Staumauer und wandern den steilen Serpentinenpfad hinunter zur L238. Bevor wir auf der gegenüberliegenden Seite zum Wasserwerk weiterwandern, machen wir noch einen kurzen Abstecher an der Straße entlang, wo man noch einen schönen Blick auf die grandiose 33m hohe Staumauer werfen kann. Anschließend geht es über die Vicht in das Gelände der Wasseraufbereitungsanlage (11,7km, 362m). Hier leitet uns der Wegweiser „Roetgen 3,4km“ nach links. Entlang des Zaunes geht es in einem Rechtsbogen hinauf zu einem Schotterweg und auf diesem links weiter. Aber schon nach 200m am Wegepunkt „Westwall, 400m“ geht es auf einem Pfad links in den Wald. Reste des Westwalls liegen aber 60m abseits des Eifelsteigs hangabwärts. Man erreicht ihn, wenn man an dem Baum mit dem Eifelsteig-Logo links hinuntergeht.
Die etwa 100m lange, fünfzügige Panzersperre sollte die Talenge des Grölisbaches mit der von Roetgen nach Norden führenden Straße absperren. Das in Ost-West Richtung verlaufende Bauwerk durchzieht das Wiesengelände westlich der Straße, überquert den Grölisbach und endet im Wald. Der Straßendurchlass konnte mit Drehschranken geschlossen werden. Auf der östlichen Straßenseite ist eine Mauer mit zum Hang hin abknickenden Verlauf erhalten. Durch diese war das Schussfeld für einen Maschinengewehrbunker frei, der 70m südöstlich der Schranke lag. Er sollte die Sperre gegen Sprengtrupps sichern.
Wieder zurück auf dem Eifelsteig verlassen wir schon bald den Wald und erhalten freie Sicht auf Roetgen. Der Eifelsteig stößt auf einen asphaltierten Wirtschaftsweg, an dem 50m links am Grölisbach ein idyllischer Rastplatz zu einer letzten Rast einlädt. 

                                Grölisbach                           Heckenweg zum Endpunkt                                  Roetgen

Der Weiterweg verläuft geradeaus auf einem schönen schattigen Heckenpfad an der Kante eines links liegenden tiefen Grabens, der im weiteren Verlauf überquert wird. Links bieten sich nun immer wieder freie Blicke auf Roetgen, das wir entlang der ehemaligen Vennbahntrasse am ehemaligen Bahnhof erreichen.

Hier betraten die Amerikaner am 12. September 1944 erstmals deutschen Boden. Nach mehreren vergeblichen Vorstößen wurde die Sperre am Westwall eingenommen und der Weg Richtung Rott war frei.
Auf der anderen Seite der B258 liegt das Informations-Center Roetgen, wo diese erste Etappe des Eifelsteigs endet (14,7km, 415m).
Diese Etappe des Eifelsteigs ist die kürzeste und auch trotz der 350 Höhenmeter eine der leichtesten. Leider entsteht durch die langen teils geradeaus verlaufenden Waldpassagen dort ein langweiliges Wander-Erlebnis.

Rastplatz am ehem. Bahnhof in Roetgen

Information: Wanderkarte Nr.1 „Aachen, Eschweiler, Stolberg“ des Eifelvereins; An- bzw. Rückfahrt mit dem Bus. Parkmöglichkeiten in Roetgen in der Bahnhofstraße, in Kornelimünster Abteigarten oder Korneliusmarkt  www.avv.de 

Strecke: 14,7 km Streckenwanderung, meist unbefestigte Wege und Pfade;

Schwierigkeit: leicht, Vorsicht auf dem kurzen steilen Serpentinenpfad an der Talsperre keine Abkürzungsmöglichkeit; Aufstiege 350m, Abstiege 160m

Einkehrmöglichkeit: in Kornelimünster und Roetgen, unterwegs keine

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Eifelsteig - Varianten

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