Schmidter Panoramarunde
Auf einem Hochplateau liegt zwischen Rur- und Kalltal auf einer Höhe von 480m der Ort Schmidt, ein Ortsteil der Stadt Nideggen. Bodenfunde zeigen, dass schon vor fast zwei Jahrtausenden das Leben hier vorbeiflutete. Man nimmt an, dass eine römische Heerstraße, die von Köln über Nideggen kommend weiter Richtung Simmerath verlief und den Ort berührte. In alten Urkunden heißt der Ort „auf Schmitten“. Man erzählt, dass der Ort seine Entstehung einer Schmiede Karls des Großen zu verdanken habe, wobei nach Legenden Karl der Große bei der Namengebung vieler Orte in der Eifel Pate gestanden hat. Fest steht, dass in der Gemeindeflur schon früh Eisenerz gefunden, verhüttet und verarbeitet wurde.
Schmidt zwischen Rursee und Kalltal
Auch heute lassen viele Schmidt rechts liegen, um die Orte im Rurtal und Nideggen anzusteuern oder sie fahren durch den Ort zur Rurtalsperre und Heimbach. So sind es keine historischen Baudenkmäler, die die Touristen anziehen, es sind vielmehr die zahlreichen attraktiven Wanderwege zur Rurtalsperre oder ins Rur- und Kalltal.Aber wo immer man auch bei einer Rundwanderung startet, im Tal oder auf der Höhe in Schmidt, jedes Mal ist ein steiler Anstieg von bis zu 280 m zu bewältigen und somit ist gute Kondition erforderlich. Die hier beschriebene Wanderung verläuft mit einem moderaten Auf und Ab zwischen 320 und 480 Metern rund um Schmidt und bietet die schönsten Panoramablicke in alle Himmelsrichtungen, die man sich nur vorstellen kann.
Startpunkt ist der Parkplatz an der Kirche „St. Hubertus“ (455m). Sie trägt scherzhaft den Namen „St. Mokka“. Die Kriegsereignisse im Winter 1944/45 des Zweiten Weltkriegs hatten zu einer fast vollständigen Zerstörung geführt. In Zeiten großer Not erleichterte ausgerechnet ein Genussmittel der Schmidter Bevölkerung den Wiederaufbau ihres Dorfes. Aus dem benachbarten Belgien schmuggelten die Bewohner des Monschauer Landes Kaffee und verkauften ihn mit sattem Gewinn. Als 1947 Pfarrer Bayer nach Schmidt kam, kennt dieser die Schmuggelaktivitäten der Dorfbewohner und weiß, wie gut sie daran verdienen. Aber er verurteilte nicht das lukrative Geschäft, sondern mahnte in seinen Predigten, man möge den notwendigen Wiederaufbau des Gotteshauses im Auge behalten. Schon bald kam im Klingelbeutel und bei Haussammlungen eine ansehnliche Geldsumme zusammen. So konnte schon 5 Jahre nach Kriegsende, die bis auf die Grundmauern zerstörte Kirche wieder hergestellt werden. Auf Anspielung ihrer Geldgeber trägt sie seither im Volksmund den Spitznamen „Sankt Mokka“. Offiziell ist sie dem Hl. Hubertus gewidmet, also dem Schutzpatron von Eifel und Ardennen.
Es öffnet sich der erste herrliche Panoramablick nach Süden, den wir links auf dem Wirtschaftsweg weiter erleben. Der Blick geht über das Rurtal zum mächtigen Bergrücken des „Kermeters“ im Nationalpark Eifel (Bild links). Tief eingebettet in einer großartigen Landschaft liegt dort unten noch nicht zu sehen der Rursee, der erst im weiteren Verlauf erscheint. Bänke laden immer wieder zum Genießen ein. Die hinunter nach Eschauel zum Sonnenstrand und Schiffsanlegestelle führende Straße lassen wir rechts liegen und wandern weiter geradeaus. An der nächsten Straßenkreuzung biegen wir rechts ab, auch hier zeigen etliche Markierungen die Vielzahl der um Schmidt führenden Wanderwege (19 Eifeler Steilküste, 20, 40, 50 Rurseeblicke) an. Unser Hauptwegweiser „40“ führt uns anschließend links im „Erzenreich“ weiter. Der Name erinnert an die Eisenerzfunde an den Hängen des Rurtales. Wo schon die Römer nach Eisenerz schürften.Zwischen Ferien- und Wochenendhäuser geht es anschließend auf einem Fußweg im Waldhang weiter, und wir gelangen geradeaus zur „Simonsley“ (2,2km, 420m). Ein beeindruckendes Rurseepanorama breitet sich vor uns aus. Der „Kermeter“, ein Kernbereich des Nationalparks Eifel, zieht die Blicke auf sich. „Schöne Aussicht“, besser kann man diesen „Eifelblick“ nicht bezeichnen.
Rursee
Hier an der „Simonsley“ wurde bis ins 19. Jh. Eisenerz abgebaut. Der Gründer der Eisenhütte in Simonskall, Simon Kremer, besaß an dieser Stelle im 17. Jh. Abbaurechte und betrieb eine Eisenerzgrube, so dass der Name „Simonsley“ noch heute darauf verweist. Darüber hinaus findet man hier ehemalige Stollen und Pingen (Erdhügel mit Vertiefungen) die auf eine rege Grabungstätigkeit schließen lassen.
Weiter auf unserem Wanderweg erleben wir schon nach 300m von der „Hubertus Höhe“ den nächsten phantastischen Blick auf den Rursee (Bild links). Mit der Aussicht im Rücken gelangen wir an den Waldrand mit Blick hinüber nach Schmidt. Rechts führt uns der Weg bis zum Gelände des Schullandheims „Jugendstätte Rursee“. Am Zaun entlang geht es zur Straße und dort vorbei an der kleinen Mariensäule bis zur Zufahrt des Schullandheims. Dort folgen wir auf der anderen Straßenseite (L246) dem Hinweis „Wanderparkplatz Scheidbaum“. Hier queren wir jetzt den Schmidter Bergrücken von Süden nach Norden.
Blick von der Schmidter Höhe über das Kalltal nach Vossenack
Ab der nächsten Wegekreuzung ist geradeaus die „40“ unser alleiniger Wegweiser. Ein phantastisches Panorama liegt vor uns: links auf der Höhe unser Ausgangspunkt Schmidt, weiter der Blick über das Kalltal nach Bergstein mit dem Burgberg, weiter rechts der mächtige Bergrücken der „Mausauel“ oberhalb des Obermaubacher Stausees.
Im weiteren Verlauf zeigen sich rechts am Horizont die mächtige Burg von Nideggen und daneben die Kirche. Am nächsten Abzweig verlassen wir den Asphaltweg und wandern links auf dem Grasweg mit Panoramablick bis zur Waldecke, wo es rechts am Waldrand nun leicht bergab geht. Frei ist die Sicht nach rechts. Links begleiten uns Ginstersträucher, die im Juni ein gelbes Farbenspiel bieten.
Bevor wir am Ende wieder auf den befestigten Weg stoßen, sehen wir gegenüber einen in den Wald führenden Weg. Dorthin wandern wir über die freie Feldlage. Der Weg führt durch einen herrlichen Wald mit einer Serpentine hinunter in das Tal des Kaldenbachs, dabei ignorieren wir den rechts weiterführenden Weg. Entlang der Talaue erreichen wir an einer Schutzhütte den Schliebach, auch Schlehbach genannt. Nach einer Rast bleiben wir auf dieser Bachseite und folgen hier einem herrlichen Naturweg entlang des sanft und leise plätschernden Bachs. Der öffnet sich in einem kleinen Wiesental, wo das Bächlein seinen Weg findet. Seinen Ursprung hat es links in dem feuchten Gelände des Schmidter Wildparks. Biberspuren deuten auf die Anwesenheit dieses Baumeisters hin. Schon vor Jahrzehnten hat er sich hier im Wildpark angesiedelt.
Burg Nideggen am Horizont gemütlicher Rastplatz Biberrevier
Wir haben hier nun den tiefsten Punkt unserer Wanderung erreicht (5,1km, 335m). Ein Asphaltweg bringt uns jetzt mit einem steilen Anstieg hinauf nach „Harscheidt“, einem Ortsteil von Schmidt. Von rechts stößt der „Wildnistrail“ für eine kurze Wegstrecke hinzu. Unterwegs bietet sich eine Bank, mit Blick in die herrliche Landschaft, zum Verschnaufen an. Oben geht es links vorbei an der Leitplanke zu der Kreuzung, wo die Umgehungsstraße (L246) gequert wird. Auf der Kreuzungsinsel finden wir die Skulptur eines Schmugglers, der zwei Kaffeesäcke über seinen Schultern trägt. Er erinnert an die Nachkriegsjahre, als der Schmuggel in der Region Hochsaison hatte.Auf der „Harscheidter Straße“ mit Blick zum Burgberg geht es bis zur Einmündung der „Schefferstraße“. Diese Straße ist nach dem „Schefferhof“ benannt, an dem wir vorbei kommen und vielleicht durch das Tor einen Blick in die aus dem 17.Jh stammende wunderschön restaurierte Hofanlage machen können. Der heute denkmahlgeschützte Schefferhof stammt aus dem Jahre 1691. Er wurde 1990 aus dem ehemaligen Haupthaus mit seinen Nebengebäuden, Stallungen und einer Scheune zu einem den Charakter erhaltenen Wohnhaus umgestaltet.
Blick ins Schliebachtal Schmuggler "Schefferhof"
Rechterhand begleitet uns ein herrlicher Panoramablick. Die Straße biegt unter der L246 links ab. Wir wandern auf einem unbefestigten Weg weiter geradeaus, der uns nach einem Rechtsbogen buchstäblich in den Himmel führt. Eine Bank erwartet uns dort oben wieder mit einem phantastischen Panorama (6,7km, 385m). Vor uns auf der anderen Kalltalseite die Orte Brandenberg und Bergstein mit dem Burgberg sowie rechts auf dem Bergrücken Harscheidt, von dem uns ein tief eingeschnittenes Seitental der Kall trennt.
Solche Seitentäler werden wir im weiteren Verlauf noch mehr erleben. Sie trennen jeweils ins Kalltal vorgeschobene Bergrücken, auf denen jedes Mal ein Ortsteil von Schmidt liegt. Da wir uns meist in unmittelbarer Nähe der Bebauung befinden, sind die bei Wanderern unbeliebten asphaltierten Wege oft nicht zu vermeiden, aber dafür entschädigen die ständigen sich zeigenden Panoramablicke.
Blick nach Harscheidt vorne, am Horizont Burgberg und Burg Nedeggen
Mit der Bank im Rücken steigen wir mit einem Grasweg hinauf. Die Aussichten übertreffen sich mittlerweile. Über Harscheidt thront am Horizont jetzt wieder die Burg Nideggen.. Links erscheint mit Vossenack ein weiterer Ort auf der anderen Kalltalseite. Bei klarer Sicht kann man bis in die Jülich-Dürener Börde schauen bis zu den qualmenden Kraftwerken von Frimmersdorf, Neurath und Niederaußem.
Mit der „40“ und dem Asphaltweg erreichen wir die „Froitscheiderstraße“, des gleichnamigen Ortsteils. Gegenüber folgen wir dem leicht ansteigenden Grasweg mit herrlicher Aussicht beim Zurückschauen. Auf der Höhe geht es rechts an einem Zaum entlang bergab zu einem querlaufenden Weg. Dieser bringt uns links zur „Eichheckstraße“, auf der wir nach rechts weiter gehen. Vorbei an den Sportanlagen, wo die Wanderung auch gestartet werden kann, lassen wir das Vereinsheim der Tus Schmidt rechts liegen und gehen in die vor uns liegende Sackstraße mit der auch der Asphalt endet. Ein Holzwegweiser zeigt uns die Richtung nach Kommerscheidt, einem weiteren auf einem Bergrücken gelegenen Ortsteil von Schmidt, an. Rechts bahnt sich das „Eselbachtal“ seinen Weg Richtung Kall.
Der Weg führt nach Norden in den „blauen Himmel“ und somit wieder zu einem herrlichen Fernblick. Eine Bank mit Tisch laden erneut zu einer Genusspause ein (8,3km, 430m). Von links: Kommerscheidt, Brandenberg, Bergstein und ganz rechts Burg Nideggen. Bei guter Sicht kann man sogar bis zum Siebengebirge schauen. An der nächsten Wegekreuzung folgen wir geradeaus dem Asphaltweg vorbei in einer Talmulde liegenden Obstwiese und stoßen auf die „Kommerscheidter Straße“. Dieser folgen wir rechts und gegenüber einem Spielplatz links der Stra0e weiter. Bei Hs.Nr 49 verlassen nun die „40“ und biegen in die „Waldstraße“ ein. Vorbei an einem Kapellchen öffnet sich ein weiter Blick nach Vossenack.
Blick über das Kalltal nach Vossenack und zum Beginn des "Kalltrail"
Dort drüben wollten die Amerikaner Anfang November 1944 ihren Angriff auf Schmidt starten. Wie unkundig und unvorbereitet müssen sie gewesen sein, um mit Panzern dieses Gelände durch das tief eingeschnittene Kalltal zu durchqueren und Schmidt einzunehmen. Den Weg der Amerikaner (Kalltrail) kann man deutlich ausmachen. Das Ergebnis ist in der „Allerseelenschlacht“ dokumentiert, in der die Amerikaner ihre größte Niederlage auf europäischen Boden erlitten. (s. Allerseelenschlacht)
goldener Oktober Windpark auf dem Buhlert Gedenkkreuz
Am Ende der Straße wandern wir, vorbei an einem rechts liegenden herrlichen Anwesen, auf einem schönen naturbelassenen und idyllischen Weg mit herrlichen Aussichten und später am Waldrand entlang in einem weiten Linksbogen nach Süden. Wir lassen dann den Wald rechts liegen und steigen auf den links abgehenden kaum erkennbaren Wiesenweg bergan mit zunehmender Aussicht. Ca. 100 hinter einem kleinen eingezäunten Waldstück nehmen wir rechts einen ebenfalls unscheinbaren Grasweg. Am Ende wandern wir links den Schotterweg leicht bergan bis zu einer Wegekreuzung, wo eine Bank zur letzten Rast einlädt (11,7km, 465m).
Hier treffen wir wieder auf unsere alte Markierung „40“, mit der wir nun rechts auf vor uns liegende Windräder zu gehen. Wieder erreichen wir einen Asphaltweg, der uns geradeaus unter die L246 führt. Da, wo diese breite Werksstraße einen Linksbogen macht, folgen wir dem rechten Asphaltweg bis zu einem einzelnen Haus. Hier biegen wir links ab, ohne unsere „40“, die anscheinend fehlt. Erst am Ende des kleinen Abstiegs ist links der unbefestigte Weg wieder mit „40“ markiert. Vorbei an einem Wegekreuz, das an den Abschuss des Leutnant Hans Metzen am 4.10.1943 erinnert, öffnet sich vor Schmidt rechts noch einmal ein letzter herrlicher Blick über das Rurtal zum Kermeter, aber ohne Rurseeblick. Dann schließt sich der Kreis der Wanderung und wir kehren auf dem Hinweg zurück zur Kirche.
Information: Wanderkarte Nr 2 (Rureifel) und Nr. 50 (Nationalpark Eifel) des Eifelvereins; Wegmarkierung „40“ mit einer zusätzlichen kleinen unmarkierten Wegeschleife
Streckenlänge:. Rundwanderweg, ca. 15,5 km ab Parkplatz Schmidt Kirche, Das Video zeigt eine Wanderung im Herbst mit einer verkürzten Strecke (12,5km).
Schwierigkeit: kleiner Anstieg von 50 Höhenmetern nach Harscheidt, sonst kaum nennenswerte Steigungen, gesamt Auf- und Abstiege 230m
Einkehrmöglichkeit: mehrere in Schmidt
GPX - Track
Video
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