Obere Kalltal-Route
Die Kall entspringt bei Konzen im Hochmoor des Hohen Venns. Viele kleine Rinnsale sammeln sich zu Gräben, und aus dem Zusammenfluss mehrerer solcher Moorbäche, deren Quellen im Paustenbacher Venn beim „Entenpfuhl“ liegen, entsteht kurz vor Lammersdorf ein erkennbarer Bach, die Kall. Sie ist mit ihren Nebenbächen geprägt durch eine überwiegend naturnahe Aue mit ausgedehntem Feucht- und Nassgrünland, das überwiegend unter Naturschutz steht. Kurz hinter Lammersdorf hat der Bach sich schon tief in das Gebirge eingeschnitten und bildet wenig später die Kalltalsperre. Diese Landschaft östlich und südlich von Lammersdorf werden wir heute durchstreifen.
Wir starten unsere Wanderung auf dem Parkplatz an der Kirche in Lammersdorf und gehen hinüber zur B399 und folgen rechter Hand der „Kirchstraße“ bis Haus 46. Dort biegen wir links in „Scholls Gäßchen“ ein. Das Wegzeichen des Dorfrundgangs (weißer Pfeil auf blauen Grund) zeigt ebenfalls in diese Richtung. Schon nach wenigen Metern haben wir den Ort verlassen und wandern entlang alter Buchenhecken. Links schweift der Blick über eine freie Landschaft mit Windrädern zur Anhöhe um Langschoß an der Jägerhausstraße (B399). Hinter dem Sportgelände sehen wir die zweite Reihe des Westwalls.
Kirche Lammersdorf
Die Höckerlinie windet sich den Hang bis zu unserem Weg hinauf. Mächtigen Respekt hat sie den Amerikanern 1944 im Vorfeld zunächst eingeflösst. Heute hat die Natur die Drachenzähne, wie die Amerikaner die Höcker nannten, meist wieder in ein grünes Biotop eingepackt.
Blick nach Langschoß Weg ins Kelzerbachtal Kelzerbach
An der nächsten Wegegabelung halten wir uns erst links und anschließend rechts. Wir wandern auf der „Köllshejd“ durch eine reizende Heckenlandschaft bis der Asphaltweg rechts abbiegt. Hier folgen wir geradeaus dem Wiesenweg und wandern auf den vor uns liegenden Wald zu. An diesem rechts entlang stoßen wir auf einen Querweg (Wolleberste). Auf der „Kallebrucher Jaas“ wandern wir links bis diese rechts abzweigt und wir dort den Pfad geradeaus in den Wald weiter gehen. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein naturbelassener Pfad, ein Trampelpfad, der jetzt bergab führt. Bachrauschen dringt an unsere Ohren und nach Querung eines Pfades erreichen wir einen Forstweg oberhalb des „Kelzerbaches“. Die Böschung steigen wir zum Bach hinunter, wo einmal der "Höllensteg" den Wanderer trockenen Fußes auf die andere Seite brachte. Heute liegen nur noch Steine in Schrittweite im Bachbett, die eine Überquerung möglich machen. Rechts am Baum macht uns eine Holztafel darauf aufmerksam, dass es sich hier um eine 40m hohe Fichte handelt. Nach der Bachüberquerung steigen wir einige Meter zu dem Talsperrenrundweg und dem Eifelvereinsweg "10" hinauf und wandern auf diesen rechts weiter über den Zulauf des „Saarscher Bachs“, wo schon die Wasserfläche der Kalltalsperre zwischen den Bäumen auftaucht. In Ufernähe sehen wir dann einen Turm, über dessen Zweck eine Tafel am Wegesrand informiert.
1911 war für den Landkreis Aachen die „Dreilägertalsperre“ bei Roetgen erbaut worden. In Dürrezeiten reichte deren Wasser nicht aus. So wollte man sie durch den nahen Weserbach ergänzen, doch der kam 1920 mit den Kreisen Eupen und Malmedy an Belgien. Stattdessen grub man 1924/26 einen Stollen vom Kall- und Kelzerbach als Wasserleitung durch den Felsen bis zur Dreilägerbachtalsperre. Mit einer Länge von 6,24 Kilometer war es der größte Wasserleitungsstollen Deutschlands. 1934 bis 35 wurden die beiden Bachfassungen durch den Bau der Kalltalsperre ersetzt. 300 Arbeiter waren damals damit beschäftigt. In Jahren 2003/4 wurde der 70 Jahre alte Entnahmeturm saniert und gleichzeitig eine Wasserkraftanlage eingebaut. In der Böschung gegenüber erkennen wir den „Heinrich-Geis-Stollen, der seit 1956 eine Verbindung mit dem Rursee schafft. Wenig später erreichen wir eine Tafel, auf der technische Details über die Talsperre nachzulesen sind.
Kalltalsperre Staumauer Kaiserfelsen
Schließlich wandern wir über den 182m langen und 34m m hohen Staudamm und kommen durch eine scharfe Kehre mit einer kleinen Schutzhütte in der Böschung aufwärts, bis wir erneut die Mauer unter uns haben. Dann führt der Weg weiter mit „4“ durch den Kaiserfelsen und am See entlang, der mehr als einen Kilometer später nach und nach den Bach erkennen lässt, von dem er seinen Namen und sein Wasser hat. Der aufmerksame Wanderer bemerkt hier an gefällten Bäumen, die kreuz und quer im Bachbett liegen, Arbeitsspuren des Bibers, der sich hier wieder angesiedelt hat.
Der seit 130 Jahren ausgerottete Biber ist seit seiner Wiederansiedlung in den 80er Jahren wieder heimisch geworden. Spuren lassen sich überall an Rur und seinen Nebenbächen mittlerweile entdecken.
(Film: Biber in der Eifel: //youtube.com/watch?v=AsrR71NSAGI )
Biberspuren Kallbach schroffe Felsen am Wegesrand
Links zweigt ein Weg nach Rollesbroich ab (5,1km, 5m); wir wandern mit „4“ weiter bachaufwärts vorbei an der Pegelanlage. Links ragen steile Felsen auf und auch der Hang ist mit skurrilen Felsbildungen besetzt, die von Bäumen scheinbar gestützt werden. Dann erreichen wir eine schöne Bruchsteinbrücke und wandern auf der anderen Bachseite weiter bis zu Beginn von Wiesen, hinter der wir von dem Forstweg links in den Graspfad mit der „6“ einbiegen. Rechts am Waldrand entlang finden wir ein Kruzifix mit einem Mühlstein, die an die ehemalige Lammersdorfer Mühle erinnern.
Zwischen diesem Mühlstein und der B 266 stand jahrhundertelang eine Mühle mit Wohnhaus, Stall und Scheune. 1516 wird sie erstmals als Bannmühle erwähnt, doch ihr Ursprung geht weiter zurück. Bannmühlen waren Eigentum des Fürsten und hatten das Recht, innerhalb eines vorgeschriebenen Bannbereiches die Bewohner zu veranlassen, ihr Korn in der betreffenden Mühle mahlen zu lassen. Dieser Zwang findet erst ein Ende mit dem Einmarsch der Franzosen im Jahre 1794, als alle fürstlichen und kirchlichen Privilegien aufgehoben wurden.
ehem. Lammersdorfer Mühle skurrile Buchenhecke Lönsfelsen
Wir wandern auf dem Graspfad unterhalb der Böschung zur Straße und dort 300m links auf dem Radweg bergan bis rechts ein Wirtschaftsweg beginnt. Hier wandern wir mit „6“ auf einem schattigen Weg, von Hecken begrenzt, hinauf ins freie Wiesenland.
Immer wieder wundern wir uns über die eigenartig gebogene Form einiger Buchenstämme. Die Flurhecken boten nicht nur Schutz, sie waren früher auch Grundlage alter Handwerksberufe. Man brauchte speziell gebogenes Holz für die Herstellung von "Hamen", den Zuggeschirren der Pferde und Ochsen. Es stammte von Buchen, die man im ganz jungen Zustand heruntergebunden hatte. Durch jahrelanges Dickenwachstum eines wieder zum Licht gewandten Astes entstand die gewünschte Bogenform. Die Hamenmacher kauften gezielt die entsprechend krumm gewachsenen Stämme aus den Buchenhecken. Auch Rechenmacher nutzten das junge Holz aus den Flurhecken: Sie fertigten daraus Stiele für Sensen und Schaufeln sowie große Holzgabeln und Rechen. Ob für Heu, Getreide oder Laub, jeder Rechen hatte seine eigene Länge und Winkelung. Länge, Zahl und Abstand der Zähne waren für den Gebrauchswert entscheidend. Gute Rechenmacher hatten deshalb viel Zulauf.
Blick vom Lönsfelsen Biotop am Heppenbach Feuchtwiesen am Heppenbach
Herrmann Löns gilt gemeinhin als der Dichter der Lüneburger Heide. Aber sein Herz hing auch an der Eifel und hier fühlte er sich besonders von der Kargheit und unendlichen Weite der flachen, dürren Landschaft des Hohen Venns angesprochen. Dieser innigen Freundschaft mit einer Landschaft, in der die „Sterne heller und freundlicher scheinen als in den Alpen“, haben die Bürger des Monschauer Landes am Hang des Kallbaches ein Denkmal gesetzt.
Von der Bank genießt man eine schöne Aussicht über das Kalltal nach Lammersdorf. Vom Lönsfelsen geht es wieder zurück zu unserem Wanderweg, auf dem wir links hinunter die Straße erreichen. Dabei fallen rechts im Waldhang noch viele Erdlöcher auf, die an die schweren Kämpfe um die Paustenbacher Höhe erinnern. An der Straße müssen wir nun 250m rechts bis zur Kall entlang gehen. Unterwegs erinnert rechts an einem Baum ein Holzschild an die ehemalige „Haasmühle“, von der nur noch Mauerreste in dem verwilderten Gelände zu finden sind. 1769 wurde hier unweit der Lammersdorfer Mühle eine neue Mühle gebaut, weil diese allein das anfallende Getreide nicht mehr schaffte. Im Volksmund erhielt sie daher auch den Namen „Neumühle“. Ihr letzter Besitzer hieß Haas und nach ihm wurde sie dann „Haasmühle“ genannt. Als er um 1860 die Mühle übernahm bestand bereits die neue Schotterstraße zwischen Fringshaus und Witzerath und da über die Straße viele Güter transportiert wurden, nutzte er den regen Verkehr aus, indem er neben der Mühle eine Schankwirtschaft und einen Vorspanndienst einrichtete.
Buchenalle ehem. Simmerather Mühle Auel-Pfad an der Kall
Wir queren den Kallbach und stehen dann vor der Simmerather Mühle (9,8km, 495m). Durch einen völligen Umbau erinnert heute nichts mehr an die alte Mühle, die bis 1912 in Betrieb war. Nachdem in den obergelegenen Dörfern wie Simmerath und Bickerath Mahlbetriebe entstanden, deren Mühle durch Elektromotoren angetrieben wurden, wollten die Bauern mit ihren schweren „Püngeln“ die oft weiten Wege zu den Mühlen im Tal nicht mehr gehen und ließen im Ort mahlen. Wegen Unrentabilität standen dann in vielen Tälern des Monschauer Landes die Mühlen still.
Vor dem Gebäude wenden wir uns nach rechts und betreten 30m weiter den rechts abzweigenden schmalen „Auel Pfad“ (Betreten auf eigne Gefahr). Über einen provisorischen Steg mit quergelegten Balken wird ein Bach überwunden. Es ist ein idyllischer Pfad, der im Hang des unten plätschernden Kallbaches entlang führt. An engen und steil abfallenden Stellen sichern Geländer den Pfad, aber mehr aus psychologischen Beweggründen. Nach 500m endet dieser herrliche Fußweg und an einem links von Bickerath kommenden Pfad. Wir überqueren rechts die Kall, wo ein großer Felsen eine Brücke ersetzt, und finden einen Rast- und Spielplatz vor. Auf der anderen Seite des Spielplatzes geht die Wanderung weiter bis zu einem kleinen Marienbildstock neben dem Kreuz VII, wo der Matthiasweg jetzt von rechts hinzukommt. Sein Wegzeichen wird uns die nächsten 3 Kilometer den Weg weisen. Es führt uns zunächst auf einem Wirtschaftsweg bis zu einem weiteren Kreuz (VIII), das zu einem Kreuzweg gehört, der am Eifelkreuz auf der Paustenbacher Höhe endet. Hier geht es nun links an weiteren Kreuzen hinauf auf die Höhe. Der Grasweg geht bevor die Höhe erreicht wird in einen Asphaltweg über. Am elften Kreuz beginnt dann rechts der Abstecher zum Eifelkreuz am höchsten Punkt des Weges, auf der Kopp (11,3km, 554m).
Diese Höhe war, nachdem am 12. September 1944 mit Roetgen der erste deutsche Ort in amerikanische Hände gefallen war, bis Ende des Monats hart umkämpft. Die Amerikaner hatten zwar am 14. Lammersdorf eingenommen konnten aber nach Rollesbroich und Witzerath nicht weiter vordringen, da die Deutschen von hier feuerten. Trotz Personal- und Materialüberlegenheit konnten sie die Bunker dort oben nicht ausschalten. 10 Tage dauerte der verlustreiche blutige Kampf bis endlich am 30. September die deutschen Stellungen auf dem Paustenbacher Berg ausgeschaltet waren.
Vom Rand der Höhe bietet sich auch heute noch ein hervorragender Blick auf Lammersdorf und dem unterhalb liegenden Westwall. Zurück wandern wir wieder bis zum Asphaltweg und rechts abwärts mit einer weiten Sicht zum Hohen Venn mit der Kuppe des Stelings (658m). Der Weg quert die Höckerlinie. Nach dem Befehl Hitlers 1938 zum Bau der „Westverteidigungsanlage“ mit einer Länge von 630 Kilometern vom Niederrhein bis zur Schweizer Grenze wurden hinter dem „Westwall“ mit dem „Aachen-Saar-Programm“ ab 1939 weitere Panzerhindernisse gebaut, die wir noch heute hier sehen können.
Blick nach Lammersdorf Höckerlinie des Westwalls Naturschutzgebiet Lenzbach
Wir erreichen die Straße nach Paustenbach, lassen den Ort aber rechts liegen und gehen links 150m an der Straße mit dem Eifelvereinszeichen entlang bis es uns dann rechts auf dem Wirtschaftsweg weiterleitet. Zwischen Buchenhecken und dem Blick links in das flache feuchte Muldentaelchen des Naturschutzgebietes „Lenzbach“ wandern wir entspannt bis zur K20. Geradeaus folgen wir weiter dem asphaltierten "Matthiasweg". Rechts kommt das Ende unserer Wanderung, die Lammersdorfer Kirche, in Sicht. Dann biegen wir noch einmal rechts ab und erreichen an der „Vennstraße“ den Ortsrand von Lammersdorf. Hier überqueren wir einen kleinen Graben und wandern am kleinen Gewässer links entlang und stoßen am Ende auf die RAVeL-Route. Gemeinsam geht es 200m mit den Radfahrern bis der "Matthiasweg" links abbiegt und wir rechts mit der "Sonntagsstraße" und anschließender "Paustenbacher Straße" wieder unseren Ausgangspunkt erreichen.
Information:glichkeit Wanderkarte Nr.3 „Monschauer Land“ bzw. Nationalpark-Karte (Nr. 50) des Eifelvereins, Markierung meist. örtl. Wanderweg „6“,und „Matthiasweg“ des Eifelvereins
Strecke: 14,7 km Rundwanderung, meist unbefestigte Wege und tlw. Pfade.
Schwierigkeit: mittel, keine Abkürzungsmöglichkeit; Auf- und Abstiege: 220m
Einkehrmöglichkeit: in Lammersdorf, unterwegs keine
GPX - Track (speichern unter)
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