Zum Finger Gottes
eine Fernsichtwanderung
Bei unserer „Eifel-Toskana“ Wanderung erlebten wir eine liebliche Hügellandschaft mit zahlreichen Wacholderbüschen, die unweigerlich an Zypressen erinnerten und so das Gefühl gaben, in der Toskana zu sein. Nach diesem kleinen Ausflug in eine mediterrane Landschaft. dürfen wir uns auch dieses Mal wieder auf ganz viel Natur freuen, die dieses Flair verbreitet, denn es geht wieder in südliche Gefilde, auch wenn es nur im südlichsten Zipfel von NRW ist. Auf einsamen, aussichtsreichen Wegen und Pfaden werden wir unterwegs sein.
"Finger Gottes"
Die Fahrt führt uns zunächst wieder nach Ripsdorf, südlich von Blankenheim. Nach der Ortseinfahrt biegen wir aber links in Richtung Dollendorf ab und parken im Tal, vor Überquerung des Lampertsbachs, 200m links von der Straße auf dem Wanderparkplatz „Wacholderweg“.
Vom Parkplatz (420m) wandern wir zurück zur Straße und überqueren den Lampertsbach, bzw. den Graben, den er bei genügender Wasserführung einmal geschaffen hat. Dahinter folgen wir dem links abgehenden Weg, dieser bleibt zunächst noch in dem bezaubernden Tal. In dem licht bewachsenen rechten Berghang entdecken wir die ersten Wacholderbüsche. Erst nach ca 1 Kilometer verlassen wir die Wiesenidylle des lieblichen Bachtals und folgen dem geradeaus ansteigenden Waldweg durch einen herrlichen Buchenwald.
Am Ende des Waldes betreten wir mit einem Asphaltweg einen kleinen malerisch verträumt gelegenen Burgort hoch über dem Ahrtal. Kaum ein Tourist verirrt sich hierher.
Die Burgsiedlung wird seit der irrtümlichen Benennung durch französische Kartographen „Schloßthal“ genannt. Sie ist die kleinste Burgsiedlung der Eifel und nie über ihre Gründungsgröße hinausgewachsen und in ihren Grundzügen ungestört geblieben, obwohl die Burg bis auf geringe Reste und die Siedlungsbefestigung bis auf Teile der Ringmauer verschwanden. Die Außenmauern der Wirtschaftsgebäude stehen zum großen Teil auf der mittelalterlichen Ringmauer.
Rechts erkennen wir zwischen Bäumen den aufragenden Mauerrest eines Burgturms, der im Volksmund als „Finger Gottes“ bezeichnet wird. Wir folgen dem Wegweiser „zur Burg“ und haben schon bald das Burggelände erreicht (2,8km, 445m). Der Zugang zur Burg führte ursprünglich über eine Brücke, die den tiefen Halsgraben überspannte, heute ist hier ein Erddamm.
"Lampertstal" "Finger Gottes" "Schloßthal" mit Blick ins Ahrtal
Die Burg hat eine lange Geschichte. 893 wurde sie im Güterverzeichnis der Abtei Prüm erstmals erwähnt. Sie war Stammsitz der Edelherren und Ritter von Dollendorf, seit 1742 den Grafen von Blankenheim gehörig. Die von der französischen Regierung enteignete Burg verkaufte man 1810 auf Abbruch. Die Sicht bei klarem Wetter ist phantastisch, größere und kleinere Kuppen in der Landschaft sind Zeugen der Vulkantätigkeit in der Eifel. Die Basaltkuppe des Arembergs ragt als nächstgelegene markante Erhebung aus seiner Umgebung heraus. Die Hohe Acht, mit 747m der höchste Berg der Eifel, ist ebenfalls ein erloschener Vulkan und auch die Nürburg, noch gut zu erkennen, wurde auf einem Vulkankegel errichtet.
Nach Verlassen des Burgrings halten wir uns rechts und passieren einen Jugendzeltplatz und wandern auf das vor uns liegende Eifelörtchen Dollendorf zu. Am Wegesrand stehen Steinkreuze, die zu einem Kreuzweg aus der ersten Hälfte des 18.Jh´s gehören und der den Ort Dollendorf mit der Burg verbindet.
Von einer Bank an der Talkante bietet sich ein wunderbares Panorama ins Lampertstal und hinüber zu den Höhen um Ripsdorf und Hüngersdorf. Der Hang unter uns ist mit Holunderbüschen übersät. Wir folgen dem Kreuzweg und entfernen uns von dem Randweg, um die barocke Antoniuskapelle, die inmitten der in Sichtweite liegenden Baumgruppe liegt, zu besuchen (3,4km, 445m).
"Lampertstal" "Antoniuskapelle" "hl. Antonius"
Sie wurde im Jahr 1701 von Maximilian Pfilipp, Graf zu Manderscheid, Blankenheim und Falkenstein erbaut. Zwei schöne dorische Säulen, neben denen in je einer Nische die Figuren des Heiligen Sebastianus und Rochus, flankieren den Eingang. Auf einer weißen Steintafel über dem Portal berichtet eine Inschrift von der Stiftung der Kapelle durch den Grafen. Gleichzeitig mit dem Bau der Kapelle ließ Graf Maximilian Pfilipp an dem damals mit Eschen bestandenen Weg zwischen Dollendorf und Schloßthal die „Sieben Fußfälle“ errichten, die erst später bis Schloßthal verlängert wurden. Jährlich am Karfreitag führt eine Kreuzwegprozession von Dollendorf zur Antoniuskapelle. Neben dem Kapellengelände befindet sich herrlicher Rastplatz und bietet dem Wanderer sogar mit großzügiger Liege einige Annehmlichkeiten. Der Blick geht auch hier über das obere Ahrtal bis zu den Erhebungen „Hohe Acht“ und „Aremberg“.
Rastplatz "Eifelblick" Dollendorf Wanderbegegnung
Weiter wandern wir rechts um die Baumgruppe wieder zum Talrandweg und dort links zunächst noch am Rand entlang, später über die freie Höhe mit beiderseits freien Aussichten auf Dollendorf zu. Ein Asphaltweg führt uns dann hinunter zur K69 und auf dem gegenüberliegenden Wirtschaftsweg geht es weiter bis zu einem Sträßchen, das wir rechts 150m leicht bergab und dort auf dem links abbiegenden Asphaltweg weiter wandern. An einer Bank verlassen wir diesen nach rechts und biegen nach 100m links in den Grasweg ein, der leicht bergan führt. An der nächsten Buschecke nehmen wir den links sanfter ansteigenden Weg. Hier haben noch einmal einen aussichtsreichen Blick auf unsere Wanderlandschaft mit bis hin zur markanten Erhebung des Aremberges. Mit einem Rechtsbogen wandern wir an der rechts bewaldeten Kuppe entlang mit Blick über die sanfte Hügellandschaft der Kalkeifel.
"Aremberg", "Homberg", Dollendorf "Reinersberg" "Wacholderweg"
Wir bleiben nun auf der Höhe und queren noch ein Sträßchen und streben einer auf der Kuppe stehenden Bank entgegen (6,3km, 467m). Auch hier ist die Aussicht vom Waldrand des „Reinerbergs“ herrlich. Am Horizont der Aremberg, im Vordergrund der kahle „Homberg“, rechts Dollendorf.
Der Weiterweg führt am Rand der Wacholderbeständen des „Reinersberg“ entlang und wir biegen auch mit diesen rechts ab. Vor einer Wiese halten wir uns links. Die folgende Wanderstrecke orientiert sich größtenteils an den rechts liegenden Wacholderschutzgebieten. So gehen wir den nächsten querlaufenden Asphaltweg erst 25m nach links, um dann rechts in den Schotterweg bis zum nächsten Wacholderhügel einzubiegen. Wir folgen dem Weg mit einem Linksbogen bergab und ändern im weiteren Verlauf die Richtung nach Südwesten bis zum Waldrand. An diesem wandern wir erst links und dann rechts entlang. Ein herrlicher Grasweg, gesäumt von Wacholderbüschen des Naturschutzgebietes „Kauligenbergs“ versetzt uns in Erstaunen. Farbenprächtige Blumen säumen den Weg und es flattert ringsum.
Golddisteln Kaisermantel Wacholderbeeren
An den Zweigen des Wacholders hängen blaue und grüne Beeren, die eigentlich beerenförmige Zapfen sind. Sie brauchen von der Blüte bis zur Reife etwa 2 Jahre, daher die Farbunterschiede. Nur der weibliche Wacholder trägt Früchte. Sie werden zur Schnapsherstellung verwendet und aromatisieren in Deutschland den "Wacholder", in England den Gin und in Holland den Genever. Der immergrüne Wacholder war im 19.Jh. ein viel verbreiteter Landschaftstyp. Die Heideflächen mit ihrer unterschiedlich lichten Wacholderbestockung waren von Menschen geschaffene Landschaften. Der Wacholder verbreitete sich auf den Ödlandflächen vor allem dort, wo ständige Beweidung mit Schafen pflanzliche Konkurrenz ausschaltete bzw. schwächte.
Ein Blick nach links öffnet die Sicht hinauf zum kleinen Örtchen Mirbach, das eine bekannte und sehenswerte Kapelle beherbergt. Die Erlöserkirche wurde von dem Kammerherrn und Freund Kaiser Wilhelm II. Ernst Freiherr von Mirbach, der hier seine Wurzeln hatte, 1902 erbaut.
Der Weg bringt uns ins Tal des Mirbachs, wo wir auf den „Eifelsteig“ treffen (8,5km, 440m). Mit seiner Markierung wandern wir auf einem schattigen Pfad entlang des Mirbachs, der zu den Verlierbächen gehört, denn sein Wasser hat er unterwegs „verloren“. Informationen dazu erhalten wir an einem kleinen Rastplatz. Über einen breiteren Forstweg haben wir bald das Lampertstal erreicht. Dort bleiben wir auf dem Eifelsteig und folgen dem Hinweis „Alendorf 2,8km“ (413m). Schon nach wenigen Metern lädt ein weiterer Rastplatz zu einer Pause ein (10,0km, 415m).
Erlöserkirche Mirbach Rastplatz im Mirbachtal Lampertsbach, wo ?
Anschließend geht es auf dem „Eifelsteig“ hinüber auf die sonnige Talseite. Dabei gibt es bei der Überquerung des Lampertsbach zwei Möglichkeiten, die von seinem Wasserstand abhängig sind. Auch er gehört zu den Verlierbächen in denen hier meist kein Wasser mehr im Bachbett ist, denn dieses verschwindet ca. einen Kilometer talaufwärts im Boden, in einer Bachschwinde. So kann er trockenen Fußes gequert werden. Aber nach heftigen und anhaltenden Regenfällen versickert das Wasser oft nicht schnell genug in den Untergrund und es fließt an der Oberfläche im Bachbett ab. In diesem Fall hilft hier ein zusätzlicher Holzsteg den Bach zu überqueren. Wir folgen weiter dem Eifelsteig talaufwärts Richtung Alendorf (10,1km, 413m). Wer nun zwei Kilometer abkürzen möchte geht rechts den Weg das Lampertstal hinunter und kommt zur Straße und Parkplatz.
Vor uns liegt zwischen bewaldeten Hängen ein weites Wiesental. Dieses liebliche Tal ist ein botanisches Schatzkästchen. Hier wachsen Pflanzen, von denen nicht wenige vom Aussterben bedroht sind. Mit dem Frühjahr kommt die Farbenpracht. Der erste Vorbote ist die dunkelblau-violette Küchenschelle, die schon im März tausendfach zum Vorschein kommt. Bald folgen ihr dottergelbe Schlüsselblumen, leuchtende Scheidenkronwicken, Windröschen und zahlreiche Orchideenarten. Anfang September lassen sich dann die rosavioletten Blüten der Herbstzeitlosen sehen sowie Enziane in kräftigem Blau oder blassem Rosa. Natürlich ist dieses Blütenmeer auch ein Eldorado für Insekten, zu denen viele seltene Schmetterlingsarten gehören.
Glockenblume Resedafalter auf Flockenblume Knabenkraut u. Schlüsselblume
Da der Artenreichtum durch historische menschliche Bewirtschaftungsformen entstanden ist, kann er nur durch die Fortführung dieser Methoden erhalten werden. Daher ziehen seit mehreren Jahren wieder Wanderschäfer mit Herden über die Kalkhänge. Die Schafe halten Gebüsche und Bäume auf den Hängen kurz. Natürlich wird Dünger von den Triften ferngehalten. Dies ermöglicht den langsamer wachsenden, kleinen oder anspruchsvollen Pflanzenarten das Überleben und sorgt so für eine Artenvielfalt. Um diese wertvollen Gebiete zu erhalten wurden sie unter Naturschutz gestellt.
Am Wegesrand entdeckt der aufmerksame Wanderer in der Böschung mehrere Ameisenhaufen. Nach einer Theorie des Geologen Prof. Ulrich Schreiber sind besonders Risse im Erdboden bevorzugte Orte für einen Nestbau der Ameisen. So ist es auch nicht verwunderlich, diese hier anzutreffen, denn wir befinden uns in der Dollendorfer Kalkmulde, die erdgeschichtlich einmal eingebrochen ist und dadurch im Erdboden Tausende Risse entstanden sind.
An einem Hochstand verlassen wir den Eifelsteig und folgen dem Holzwegweiser Ripsdorf, der uns rechts in das „Reipstal“ führt (10,4km, 420m). Moderat steigt der Weg in dem kleinen Wiesental an. Vorbei an einem Matthiaskreuz biegen wir am Ende des Waldes in den rechts spitzwinklig abgehenden Waldweg (11,0km, 460m) ein und folgen links einem weiteren schon nach wenigen Metern.
Wanderweg zum "Büschelberg" "Büschelberg" Aussichtpunkt "Büschelberg"
Dieser führt leicht ansteigend zum „Büschelberg“ mit immer wieder links nach Ripsdorf sich bietenden herrlichen Aussichten. Der rechte Berghang ist übersät mit Wacholder. Er gibt auch dem Wanderweg, der unterwegs von Ripsdorf zu uns stößt seinen Namen. Mit dem „Wacholderweg“ (W) wandern wir gemeinsam zu einem phantastischen Aussichtpunkt (12,3km, 465m). Der Blick schweift über eine hügelige Landschaft, in der sich das Ahrtal versteckt. Am Horizont ragen wieder die uns schon bekannten Vulkanberge, Aremberg (623m), Hohe Acht (747m) und Nürburg (678m ) in den Himmel. Eine Bank lädt zum träumen und genießen ein. Von diesem Anblick müssen wir uns schließlich losreißen und gehen wieder ein Stück zurück, um mit dem Wacholderweg bis zu einem asphaltierten Weg abzusteigen. Dort wandern wir ohne Markierung weiter leicht bergab bis wir kurz vor der Kreisstraße den rechts parallel verlaufenden Grasweg nutzen. Bald kommt das „W“ von rechts wieder hinzu und gemeinsam erreichen wir die Straße (12,9km, 425m). Ein Holzwegweiser zeigt rechts zu dem wegen seiner Fossilienfunde bekannten Steinbruch am „Höneberg“. Wer diesen auslassen möchte kann auch weiter auf den Wacholderweg bleiben und zum Parkplatz wandern.
Wir wollen aber noch Zeugen der Erdgeschichte besuchen und besichtigen. 300m entlang der Straße erreichen wir diese.
Steinbruch "Höneberg" Aufstieg zum "Höneberg" Blick vom "Höneberg"
Wenn man Glück hat, können sowohl Korallen und Stromatoporen, als auch Brachiopoden und Schnecken gefunden werden, die hier vor 350-400 Millionen Jahren gewaltige Riffe im einem tropischen Meer aufbauten oder auf ihnen lebten.
Ohne ein wirkliches Vorzeigeexemplar setzen wir unsere Wanderung auf dem rechts am Steinbruch aufwärts führende Pfad fort, der uns mit einigen Serpentinen auf den Berg bringt. Oben erleben wir mit einem kurzen links an die Talkante führenden Abstecher (13,6km, 470m) einen herrlichen Blick über die Wacholderlandschaft mit seinem mediterranen Flair. Der Pfad führt weiter am Böschungs- und Waldrand entlang und hinunter zum „Wacholderweg“, der uns durch einen herrlichen, meist mit alten Kiefer- und Wacholderbeständen gewachsenen Wald wieder zum Ausgangspunkt bringt.
Information: Wanderkarte Nr.12 „Blankenheim Oberes Ahrtal“ des Eifelvereins, meist ohne Markierung, tlw. Eifelsteig u. Wacholderweg
Streckenlänge ca. 15km, Abkürzung möglich nach 10,2km im Lampertstal talwärts zum Parkplatz wandern, Ersparnis 2km;
Schwierigkeit: keine besonders herausfordernde Steigungen, gemächliches Auf- und Ab, insgesamt Ab- und Aufstiege 300m
Einkehrmöglichkeit: unterwegs keine, in Ripsdorf „Hotel u. Restaurant Breuer“
"Finger Gottes"
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