Kalltaler Höhenwege

Die Kall ist ein 26km langer Nebenfluss der Rur. Sie entspringt im Hohen Venn bei Konzen auf belgischem Boden in einer Höhe von 560m und mündet bei Zerkall bei 175m Höhenmeter in die Rur. Bei diesem starken Gefälle hat sie während ihres Laufs ein tiefes Tal mit steilen Hängen geschaffen.

Da kein durchgehender Verkehr diese Landschaft stört, ist es ein beliebtes Wanderziel. Die einzige Ansiedlung ist Simonskall, das 1608 erstmals erwähnt wurde und 10 Jahre später durch Simon Kremer seinen Namen erhielt. Er hatte eine Eisenhütte errichtet, die nach guten und schlechten Zeiten durch den späteren Besitzer Eberhard Hoesch 1816 stillgelegt wurde. Der Name Hoesch und noch zahlreiche bekannte Betriebe, wie die der Familien Poensgen, Schoeller, verraten etwas von der "industriellen" Vergangenheit dieser Landschaft, denn sie alle haben ihren Ursprung in der Eifel. Erz, Holz und Wasser, die natürlichen Vorraussetzungen für frühere Eisenerzeugung, waren hier vielerorts reichlich gegeben. Als im 19. Jh. die Konkurrenz außerhalb der Eifel billiger und effizienter mit Koks arbeiten konnte, kam die Eisenindustrie in der Eifel zum Erliegen. Heute lockt die wunderschöne Landschaft zu beliebten Wandertouren ein. Eine davon erleben wir auf einem Höhenweg rechts und links der Kall mit herrlichen Aussichten. 

     ehemaliger Sanitätsbunker                               Junkerhaus                                        Kremer Mühle

 Wir starten die Tour in Simonskall auf dem Zentralparkplatz. Von dort gehen wir zurück zur Dorfstraße. Rechts an der K36 fällt ein rotes modernes Haus auf. Es ist auf einem früheren Sanitätsbunker errichtet worden. Er war für vier Sanitäter zur Erstversorgung von 20 bis 30 Verwundeten ausgelegt. Zur Tarnung war er mit einem Fachwerkhaus versehen. Am 4. November 1944 gelang es den Amerikanern in der Allerseelenschlacht den Ort und den Bunker zu besetzen. Ein weiteres geplantes Vorrücken Richtung Schmidt gelang nicht.

Vor uns sehen wir das zweistöckige Junkerhaus. Es wurde nach dem letzten Besitzer, der Industriellenfamilie Junker, benannt. Man nimmt an, dass das Wohnhaus 1651 an den aus der Zeit um 1610 stammenden Eckturm angebaut wurde. Hier biegen wir nach links ab und sehen die Kremer Mühle, sie war Teil der Eisenhütte. Der Weg führt über die Kall, wo auf der Brücke eine Statue des heiligen Nepomuk steht. Links liegt nun die 1643 erbaute „Burg“. Unsichere Zeiten des 30-jährigen Krieges zwangen Simon Kremer zum Bau eines befestigten Steinhauses mit zwei hintereinander liegenden eisenbeschlagenen Toren.   

                    Kremer Burg                                                 Bunker 59                                               Simonskall

Hinter der Burg wandern wir mit dem Wegzeichen 86 (Westwall-Weg) weiter. Leicht ansteigend biegen wir nach ca 300m rechts ab. Wer genau hinschaut entdeckt in dem Wegeknick Reste des ehemaligen Bunkers 59. Nach einem ersten Aufstieg von 50 Höhenmetern erreichen wir hoch oben abseits des Pfades, fast senkrecht 70m über dem Kalltal, eine Aussicht mit Bank.. Der Blick geht hinüber zum ehemaligen Kampfgebiet um Ochsenkopf und Peterberg, wo sich 27 Bunker befanden. Es dauerte bis Mitte Februar 1945 bis die Amerikaner dieses Gebiet in ihre Hand bekamen.

Wir gehen bis zum Hauptweg zurück und sehen rechts ca 50m abseits unserer Route hoch oben in einer Felswand eine kleine Marienstatue in einer Metallvitrine. Weiter führt uns nun die Tour zurück zu dem zweiten abgehenden Weg mit dem Wegzeichen 36. 

                       Senkelbach                                     Anstieg Wurzelpfad                                   Kalltalblick

Der Weg führt uns im Talhang mit teilweise tollem Blick in das kleine Seitental des Senkelbachs, das gekreuzt wird. Jetzt verlassen wir den markierten Weg und steigen den steil bergan verlaufenden Pfad 40m steil bergan. Oben geht es links auf bequemen Forstweg zur „Hammerley“ mit einem phantastischen Blick ins und über das Kalltal. Schöne Blicke bieten sich auch immer wieder, da man teilweise Flächen großflächig gerodet hat und so der Blick frei ist. Ein markanter Aussichtspunkt in das herrliche Kalltal bietet dann die „Teufelsley2. Diesen Blick hatte auch im Herbst 1944 bei der sog. Allerseelenschlacht der deutsche Maschinengewehrposten, der jede Bewegung in dem weniger stark bewaldeten Tal von hier oben ausmachen konnte.

         Blick von der "Teufelsley"                         Huschelsbach-Weiher                              "Missepaad"

Nach 400m biegt der Weg nach rechts bergab in das Huschelsbachtal, in dem wir unten links talwärts bis zu einem kleinen Weiher wandern. Hier hat der Biber sein Revier und Spuren kann man immer wieder entdecken. 
Unser Weg führt über den Damm und weiter im Talhang mit Blick zur Mestrenger Mühle. Der Weg quert ein kleines Rinnsal und mit einer Richtungsänderung nach Norden stoßen wir auf den „Kalltrail“ (66). Mit dieser Markie rung geht es nun bergab bis links ein Haus auftaucht. Hier liegt im Weg noch eine alte Panzerkette eines Shermans, den die flüchtende 707. Tank-Bataillon, wie alle anderen Fahrzeuge auch, zurücklassen mussten.

                    Panzerkette                                            Kallbrücke                                                Mestrenger Mühle

   Der Kalltrail bringt uns hinunter an die Kall. Auf der Brücke befindet sich eine Gedenkskulptur in Erinnerung an die humanitäre Aktion des deutschen Stabsarztes Dr. Stüttgen. Weiter links sehen wir die Mestrenger Mühle. Die Mühle wird zurzeit renoviert und wird wahrscheinlich Mitte 2022 die Wanderer wieder mit einem Gastronomiebetrieb empfangen können. Wir steigen mit dem Kall Trail bergan. Hier auf diesem Weg wollten die Amerikaner mit Panzer die Deutschen in Schmidt angreifen. Aber schon zu Beginn begann ein Desaster, da der Führungspanzer von Lt Fleig auf eine Mine fuhr und den Pfad blockierte. Weitere Panzer stürzten bei dem Versuch, sie um das Frack herumzuführen, ab., ebenso an der Felsnase, die von den Pionieren erst mühsam beseitigt werden musste.

                  Aussicht Kalltal                        steiler Aufstieg nach Vossenack                        Splitterkreuz 

Wir passieren diese und biegen in den links abgehenden Weg ein. Er führt uns bequem zu einer herrlichen Aussichtsterrasse. Rechts wandern wir wieder aussichtsreich kallaufwärts bis zum Tal des Morlesiefs, dem wir nun folgen. Dann geht es auf einem steil bergan führenden Pfad bis zum Waldrand und weiter auf der freien Feldlage bis wir wieder auf den Kall Trail treffen. Schaut man nach Schmidt lässt sich von hier noch nicht erahnen welches tiefe Tal dazwischen liegt, das den Amerikanern zum Verhängnis wurde. Die Wanderung führt uns nach Vossenack dabei passieren wir „Stumms Krözje“, ein alter Bildstock von 1890, der noch heute Spuren der Kämpfe trägt. Daneben steht ein Wegweiser mit der Aufschrift „Missepaad“, der an einen historischen Weg nach Vossenack erinnert.“ Auf diesem „Messeweg“ mussten im 18. Jahrhundert die Vossenacker Bevölkerung nach Schmidt zur Kirche gehen, da eine eigene noch nicht vorhanden war. Dieser Weg, der an der Mestrenger Mühle im Kalltal vorbei bergauf nach Schmidt führt, wurde im Volksmund früher „Missepaad“ genannt. An der nächsten Wegeecke wurde 2005 zum Gedenken an die zigtausend Opfer der Allerseelenschlacht das Splitterkreuz aufgestellt. Hier lag der Ausgangspunkt für den Angriff der Amerikaner durch das Kalltal auf Schmidt. 
Hier biegen wir nun links ab und sehen vor uns eine Lamba Pumpe, die von 1906 an Vossenack (bis 1936) und Schmidt (bis 1971) durch 4 Pumpen dieser Art Trinkwasser aus einem kleinen Wasserwerk im Kalltal versorgt hatte. Der rechte Weg führt uns im Hang des Morlesiefs (26) bergab. Unterwegs bietet an einem Wegekreuz mit Bank noch einmal ein schöner Blick in dieses Tal und über das Richelsbachtal weiter bis zum Kalltal

           Ruhebank mit Aussicht                                 Richelsbachtal                                           Naturpfad

Der Weg biegt dann mit einem Rechtsbogen in das Richelsbachtal und führt hinunter ins Tal. Aber schon 70m vor dem Bach dürfen wir den oben auf der rechten Böschung liegenden Pfad nicht verpassen. Er beginnt dort etwa 10m hinter einer Wiese. Ein etwas in die Jahre gekommenes Holzschild mit der Aufschrift „Naturpfad“ (eingerichtet 1964) zeigt diesen an. Diesem Wegweiser wandern wir nun in entgegengesetzte Richtung durch einen herrlichen Wald aufwärts. Am Ende stoßen wir auf einen Forstweg und wenden uns rechts einige Meter bergan und biegen links in den zum Richelsbach führenden Weg ab. Diesen überqueren wir aber nicht mit dem breiten Forstweg, sondern nehmen den dazu rechts parallel verlaufenden Grasweg, dieser bringt uns nun auf die Höhe. Oben wandern wir auf dem Asphaltweg links auf die Vossenacker Klosterkirche zu.

    Fernsicht zum Siebengebirge     Vossenack, Burgberg, Burg Nideggen                   Bikerpark

Unterwegs bietet sich ein wunderbares Panorama über die Eifel bis zur Burg Nideggen und bei klarer Fernsicht ist am Horizont sogar das Siebengebirge zu erkennen. Auf der folgenden Kreisstraße führt uns die Wanderung 160m links bis zu einem rechts einmündenden Weg, dieser zeigt noch einmal eine phantastische Fernsicht. Der weit sichtbare Burgberg war im Herbst 1944 eine strategisch wichtige Höhe von der die Deutschen diesen Landstrich bis Anfang Dezember kontrollierten. Der Weg stößt auf einen Mountainbiker Park. Das Gelände ist freigeholzt und bietet einen erneuten Panoramablick. Vor dem Biker-Parcour wandern wir links hinunter mit dem Wegweiser „Simonskall“. Nach Querung des Mittelweges führt der für Biker gesperrte Pfad (Alter Steinweg) weiter bergab. 

                    Bikerbrücke                                                    Simonskall                                     uriger Abstiegspfad

 Unterwegs an einer Bank bietet sich ein herrlicher Blick auf das im Tal versteckt liegende Simonskall. Der hier verlaufende Hohlweg ist ein Zeichen, dass es sich um einen alten Weg handelt, der durch Karrenspuren ausgewaschen wurde. Auch am Fels haben die Karrenräder gearbeitet und Spuren hinterlassen, die bei genauer Betrachtung noch zu erkennen sind.

 

Am Hotel „Talschenke“ erreichen wir die K36 auf der wir links wieder zu unserem Ausgangspunkt zurück wandern.


Information:  Wanderkarte Nr. 2 „Rureifel“ und Nr. 50 „Nationalpark-Karte“ des Eifelvereins.

Streckenlänge: ca. 14.5 km, naturbelassene Wege und Pfade; teils mit, teils ohne Markierung

Schwierigkeit: mittelschwere Wanderung durch mehrere Steigungen; Auf- und Abstiege 460m
Einkehrmöglichkeit: Hotel Restaurant „Talschenke“, Café Kern und andere
unterwegs Abstecher zur Mestrenger Mühle möglich

Hotel Restaurant "Talschenke"

GPX-Track (speichern unter)


Video 




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