Kalltalrunde
Unterwegs auf geschichtsträchtigen Wegen
Die Eifel ein Industrieland? Das ist heute für Besucher und Wanderer bei dieser idyllisch herrlichen Landschaft kaum vorstellbar, aber wahr. Einst glühten in den Bachtälern Hochöfen und Schmiedefeuer, fauchten Gebläse, pochten Hammerwerke und in den Wäldern schwelten Holzkohlenmeiler. Erz, Holz und Wasser, die natürlichen Vorraussetzungen für frühere Eisenerzeugung, waren hier vielerorts reichlich gegeben. Zahlreiche Ortsnamen, in denen "schmidt", "hammer" und "hütte" auftauchen, verraten etwas von der "industriellen" Vergangenheit. Heute noch zahlreiche bekannte Betriebe, wie die der Familien Poensgen, Schoeller oder Hoesch im Dürener Raum und im Ruhrgebiet haben ihren Ursprung in der Eifel.
Blick nach Vossenack
Beginnen wollen wir unsere Wanderung in Vossenack an der Kirche, Baptist-Palm-Platz, wo reichlich Parkplätze vorhanden sind (410m ü.NN). Wir gehen 150m vorbei an der Kirchturmseite und biegen vom Mestrenger Weg mit dem Hinweisschild „Simonskall“ rechts ab. Wir stoßen auf ein Relikt, das von einem früheren Wasserwerk im Kalltal stammt und die Orte Vossenack (bis 1936) und Schmidt (bis 1972) mit Trinkwasser versorgte. Diese Lambachpumpe war eine technische Meisterleistung, weil sie nur durch Gefälledruck das Trinkwasser 200m hoch zu den Orten pumpte. Auf dem „Historischen Wanderweg, H“ und „Kall-Trail“ wandern wir durch das ruhige Tal des Morlesiefs bis hinunter ins "Richelbachtal". Hier verlassen wir die genannten Wanderwege und wenden uns nach rechts talaufwärts (1km, ca. 315m ü.NN). 100m hinter einer Grillhütte quert ein von Vossenack kommender Weg das Tal. Hinter diesem Forstweg wandern wir links über den Bach und 200m steil bergan weiter. Oben erreichen wir einen asphaltierten Wirtschaftsweg (Nr.3, 8, 9), den wir links entlang einer Baumreihe bis zu einem Soldatenfriedhof nur noch leicht ansteigend folgen. Von der Höhe haben wir einen herrlichen Blick auf unseren Ausgangspunkt Vossenack mit seiner Kirche; weiter zurück ist die Burg Nideggen zu sehen.
Ehrenfriedhof Vossenack erster Blick ins Kalltal Simonskall, Kremers Mühle
Auf der Höhe 470m wurde inmitten des einstigen Kampfgebietes der Soldatenfriedhof Vossenack angelegt. Heute ruhen hier 2334 Kriegstote unter ihnen sind auch 35 Männer des Minenräumdienstes, die nach dem Kriege auch für das Bergen zahlreicher Gefallener aus Feldgräbern eingesetzt wurden. Nach einem Besuch des Ehrenfriedhofs gehen wir die K36 ca. 250m talwärts und vorbei an der Zufahrt des Franziskaner Klosters. Hinter dem Klostergelände nehmen wir rechts den Weg (Nr.3, 8, 9).
Am Ende des Grasweges ist seit 2015 der Hang von hier hinunter nach Simonskall den Mountainbikern vorbehalten, die sich im neu angelegten Bikepark austoben können. Die Wanderer müssen ausweichen, denn ehemalige Wege und Pfade sind nicht mehr begehbar. So wandern wir vor dem Biker-Parcour links hinunter mit dem Weghinweiser „Simonskall“.
Unterwegs bietet eine Bank einen ersten Blick ins Kalltal und nach Simonskall. Der Hohlweg hier ist ein Zeichen dafür, dass es sich um einen alten Weg handelt, der durch Karrenspuren ausgewaschen wurde. Auch am Fels haben die Karrenräder gearbeitet und Spuren hinterlassen, die bei genauer Betrachtung noch zu erkennen sind. Der nächste Forstweg wird überquert. Jetzt befinden wir uns wieder auf dem „ H “. Von rechts stößt die „Bachtäler-Höhenroute“, ein Partnerweg des Eifelsteigs, zu uns. Am Hotel „Talschenke“ erreichen wir die K36 auf der wir links in den Ort Simonskall gehen. Im „Junkerhaus“, benannt nach dem letzten Besitzer Otto Junker, ist heute die Tourist-Information untergebracht. Der mit Schießscharten um 1610 erbaute Eckturm war das erste feste Bauwerk im Ort. Hinter dem Gebäude wandern wir vorbei an der 1622 von Simon Kremer erbauten Mühle, die ein Hammerwerk antrieb. Sein Vorname gab dem Ort auch den Namen.
Simonskall, Burg Kallbach Faltenstruktur an der Teufelsley
Über die Kall kommen wir zur "Burg" (4,5km). Die unsicheren Zeiten des 30-jährigen Krieges veranlassten Simon Kremer 1643 zum Bau eines befestigten Steinhauses mit zwei hintereinander liegenden eisenbeschlagenen Toren. Leider wird die Burg nicht mehr bewirtschaftet und ist zurzeit nach Corona in einem desolaten Zustand. Wir gehen weiter um die "Burg" herum (Nr. 3, 7) auf der „Bachtälerhöhenroute“. Es ist ein wunderschöner Talweg etwas oberhalb des Baches. Die Attraktivität der Landschaft ist an der Fülle von Hinweisschildern der Wanderwege abzulesen (z.B Krönungsweg, E8). Der Hinweis "Teufelsley" 2.0km macht uns neugierig. Mit einem Rechtsbogen führt der Weg in ein kleines Seitentälchen. Dann wird dieser Siefen überquert und auf einem Forstweg wenden wir uns wieder dem Kalltal zu. Das Gelände öffnet sich zur Linken mit einem freien Blick ins Kalltal Richtung Simonskall. Der fast horizontale Weg über der 20m unter uns dahin plätschernden Kall und ein schöner lichter Laubwald machen das Wandern zur reinen Freude. An einem Schutzpilz (7km, 274m ü.NN) biegt links ein Weg zur Kallbrücke ab.
Wir bleiben aber auf dieser Bachseite und wandern weiter geradeaus. Unmerklich umrunden wir hier die "Teufelsley", wie der rechtsseitige mit Felsen aufragende Bergrücken genannt wird. 300m weiter hat die "Teufelsley" einen ganz besonderen geologischen Glanzpunkt zu bieten. Eine frei liegende Gesteinsformation zeigt ein spektakuläres Bild. Es handelt sich bei diesen gefalteten Gesteinsschichten um einen geologischen Sattel. Er besteht aus ca. 400 Millionen Jahre alten Grauwacken, Sandstein- und Tonschieferschichten.
Schaukohlenmeiler Biotop Huschelbachtal Steg zur Mestrenger Mühle
Weiter kommen wir an die Stelle des ehemaligen Wasserwerks von 1905 der Gemeinden Schmidt und Vossenack, dessen Lambachpumpe am Ortsrand von Vossenack am Beginn unserer Wanderung zu bewundern war. Wir befinden uns immer noch auf dem „H“, „Krönungsweg“ und „Bachtälerhöhenroute“. Mit einem Rechtsbogen führt der Weg hinein ins Huschelbachtal. Hier hat man rechts des Weges 1995 einen Schaumeiler angelegt, der so gestaltet ist, dass sein innerer Aufbau erkennbar ist. Die im 16. bis 17. Jahrhundert im Kalltal angesiedelte Hüttenindustrie benötigte beträchtliche Mengen Holzkohle.
50m weiter überqueren wir den "Huschelbach" (8,1km 325m ü.NN), der hier zu einem kleinen Weiher aufgestaut ist.
Vom Forstweg führt links ein schmaler Pfad entlang des Baches (36 u. "H"). Vor einem eingezäunten Privatgrundstück wandern wir steil hinunter zu einem Steg über den Huschelbach und wenden uns nach rechts und gelangen zur Kall. Der alte Steg war mit der Flut 2021 zerstört worden Man kommt dennoch trockenen Fußes über „Springsteine“ ans andere Ufer, es helfen ein niedriger Wasserstand und ordentliche Wanderschuhe. Nach überqueren wandern wir rechts über Holzstege entlang des Mühlengrabens und erreichen nach 200m die Mestrenger Mühle (8,9km, 270m ü.NN).
Das Haupthaus stammt aus dem Jahre 1633. Das spätere Mühlengebäude diente als Kornmühle für die umliegenden Ortschaften. Im Jahre 1706 wurde sie zum ersten Male erwähnt. Sie war eine Beimühle, da sie das Recht zu mahlen von der Lammersdorfer Bannmühle kaufen musste. In der Folge, gekennzeichnet von Stilllegungen und Verfall, war sie auch als Ölmühle ausgelegt. Bis in die 1930er Jahre wurde aus Bucheckern Öl gepresst und Getreide verarbeitet. Im letzten Krieg wurde die Mühle heiß umkämpft und wechselte wohl 20mal den Besitzer. Völlig zerstört wurde sie jedoch nicht. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie ausschließlich als Gastronomiebetrieb geführt.
Mestrenger Mühle vor der Flut
Sehenswert ist die vollständig original erhaltene Mahlwerktechnik. Die Wehranlage und das System aus Stauteich, Gräben und hölzernem Gerinne, welche die Wasserversorgung der Mühle gewährleisten, konnten erfolgreich rekonstruiert werden, so dass die Mühle wieder wie in alten Zeiten an der Kall klappert. Das Mühlrad wurde beim Hochwasser 2021 beschädigt, soll sich aber in Zukunft wieder drehen.
Weiter gehen wir auf dem Zufahrtsweg der Mühle, links den Fußpfad mit der Nr.4 und 3, einen Forstweg querend, durch Wald steil bergan. Dieser Weg ist auch als „Kall-Trail“ bezeichnet und erinnert an die schweren Kämpfe des Zweiten Weltkrieges, die Ende 1944 hier Zehntausende Soldaten das Leben kosteten und den Amerikanern die schwersten Verluste beibrachte. Noch bis zum heutigen Tag werden Bomben, Minen und gefallene Soldaten aller Nationen, die hier gekämpft haben, gefunden.
Kurz vor Verlassen des Waldes, liegt die Stelle, an der Lt. Fleig mit seinem Sherman-Panzer auf eine Mine fuhr und den Kall-Trail blockierte. Einige, die die Stelle umfahren wollten, stürzten in dem steilen Gelände ab.
Nachdem wir die steilste Passage geschafft haben, lädt eine Bank zu einer Verschnaufpause ein (9.7km, 385m ü. NN). Entlang einer Wiese wandern wir nun noch leicht ansteigend auf Vossenack zu. Die Aussicht über die Eifelhöhen auf Schmidt und ins Kalltal ist phantastisch, verdeutlicht aber gleichzeitig noch einmal das für die Amerikaner unerwartet schwierige Gelände und die strategische Bedeutung des Ortes Vossenack, das für die Amerikaner das Tor zum Kölner Becken sein sollte. Vossenack war selbst Schlachtfeld und soll 28 mal den Besitzer gewechselt haben. Die Front verlief zeitweise sogar mitten durch die Kirche. In einem der Fenster erinnert das Emblem der Windhunddivision an die eingesetzten deutschen Truppen.
Information: Wanderkarte Nr.2 „Rureifel“ des Eifelvereins, Schöne meist naturbelassene Wege bzw Pfade
Streckenlänge: ca.11 Km Rundwanderung, tlw. Historischer Wanderweg "H", Bachtäler-Höhenroute, Kall-Trail
Schwierigkeit: Zwei steile Anstiege, einmal aus dem Richelsbach und ein zweites Mal ein 700m langer Anstieg vom Kalltal mit 100 Höhenmetern hinauf nach Vossenack Auf- u. Abstiege 380m
Einkehrmöglichkeit: in Vossenack, Simonskall und Mestrenger Mühle
GPX-Track: ( Link speichern unter)
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