Kalltaler Bunker-Runde
Mitten in der Rureifel verläuft ein wunderschönes Tal, das die Kall in den Gebirgsrumpf der Eifel gegraben hat. Auf ihren Weg fließen der Kall von Norden und Süden eine ganze Reihe von Nebenbächen zu, durch die beide Hänge abwechslungsreich zergliedert werden. Durch eine Reihe dieser hübschen Tälchen führt unser heutiger Weg.
Keine Durchgangsstraße stört diese idyllische Ruhe. Als einziger Ort liegt dort von steilen Hängen umgeben Simonskall, das wegen der schlechten Verkehrswege bis ins 19.Jh. ein ruhiger und abgelegener Ort war. Erst durch die Neugründungen der Wandervereine um 1900 wurde der Ort eine beliebte Anlaufstelle und entwickelte sich zu einem ansehnlichen Fremdenverkehrsort.
Simonskall
Der heutige Erholungsort hat seinen Ursprung in einer 1608 „op der callen“ gegründeten Glashütte und Seifensiederei. Bereits 1612 wurde die Anlage zu einer Eisenhütte und Hammerwerk umgebaut. 1622 war Simon Kremer der alleinige Besitzer des Eisenwerks, auf ihn geht auch der Ortsname zurück. Energielieferanten waren in den Wäldern gewonnene Holzkohle und die Wasserkraft der Kall. Schließlich konnte die Hütte mit wirtschaftlicheren Werken außerhalb der Eifel nicht mehr mithalten und wurde 1816 geschlossen. Zur Zeit der Stilllegung war die Hütte im Besitz der Familie Hoesch.
Sanitätsbunker Simon Cremer Mühle Kallbrücke mit Burg
Burg Simonskall Wanderweg "Teufelsley"
Hinter dem Burggebäude folgen wir links der Markierung. Alte Karrenspuren am Boden zeugen von einem uralten Weg. Am nächsten Wegabzweig, „Westwallweg“ und andere, wandern wir weiter geradeaus. Der Weg steigt langsam bergan und schwenkt rechts in ein kleines Seitental, das aber schon nach 100m gequert wird und wir im Kalltal weiterwandern. Ein Pfad steigt rechts kurz zu einem Forstweg hinauf mit dem wir die Kall bachabwärts begleiten. Das Tal zeigt uns im weiteren Verlauf seine Schönheiten mit steilen Berghängen.
Faltenstruktur Biberarbeit an der Kall Kalltalweg
Steile Schieferfelsen zeigen sich rechts am Wegesrand. Der Hang und die Felsen steigen dann immer weiter in die Höhe zur „Teufelsley“, Sie ist ein markanter Punkt, den wir später im weiteren Verlauf der Wanderung erreichen werden. Wir kommen an den Schutzpilz „Teufelsley 274m“, Links führt ein Weg über die Kall und weiter zur Mestrenger Mühle.
Schaumeiler Biberland Kalltalblick nach Osten
Vom 16. bis 19. Jh. gab es im Kalltal zwischen Kallbrück und Zerkall eine bemerkenswerte Hüttenindustrie. Neben der schon eingangs erwähnten Eisenhütte in Simonskall gab es in Zweifallshammer eine Bleihütte (1527 – 1600) und eine Eisenhütte (1805 – 1866), genannt der „Klingelpütz“. Zur Erinnerung an diese Zeit hat man hier einen Schaumeiler errichtet, der den kunstvollen Aufbau in einem Querschnitt zeigt. Näheres kann der Info-Tafel entnommen werden. Der Meiler musste 6 bis 8 Tage überwacht werden, dazu lebte der Köhler in einer einfachen Hütte neben dem Meiler.
Kalltalblick nach Westen Blick von der "Teufelsley" Mufflons
Wir folgen weiter dem bergan führenden Weg Richtung Schmidt und verlassen diesen nach ca. 400m scharf rechts. Dieser Weg führt ohne Markierung weiter bergan, es scheint als endete er im Himmel. Dort oben 110m über dem Kalltal haben wir dann aber ein tolles Panorama. Mit einem einzigartigen Blick ins Kalltal wandern wir 400m bis zum oberen Felsen der „Teufelsley“, wo eine Bank zum Genießen der Landschaft einlädt. Diese Aussicht zeigt warum im Herbst 1944 die Deutschen hier einen Maschinengewehrstand postiert hatten. Von hier oben konnte jede Bewegung im Tal beobachtet und gestoppt werden. Das bergige und steile Gelände zeigt auch, wie unsinnig und unverständlich die amerikanische Strategie im Herbst 1944 war, durch die unwegsame Eifel vorzurücken, statt nördlich über das flache Rheinland. Alles was die Amerikaner falsch machen konnten, haben sie falsch gemacht.
Pilzvariationen
Er führt uns im weiteren Verlauf im Talhang des „Klopferbaches“ und stößt, allmählich ansteigend, nach 2,6km dort wieder auf den „Westwallweg“. Diese Markierung ist jetzt unser Wegweiser bis Simonskall. Das Tal, immer noch ansteigend, verlassen wir nach 500m mit einem 90° Rechtsbogen und wandern weiter mit der „Westwall 86“ Markierung bergan auf das Tiefenbachtal zu, einem weiteren Seitental des Kalltals. Auf einer Höhe von 480m und 120m über dem Tal erreichen wir einen Wegweiser (475m), der auf einen Bunker hinweist. Es ist die erste Anlage der Buhlert-Bunkergruppe, der Bunker 132, einer von wenigen ungesprengten Bunker (131, 132, 135, 139/140 und ein Wasserbunker) in unserer Region. Es handelt sich hierbei um einen Gruppenunterstand mit angehängtem Kampfraum. Er liegt direkt im Wegeknick geradeaus. die Bunker wurden im Zuge der zweiten Ausbauphase des Weshttps://strato-editor.com/.cm4all/widgetres.php/com.cm4all.wdn.PhotoGallery/images/thumbnail-gallery.png twalls 1938 errichtet.
Bunker 132 Bunker 135 Bunker 138/140
Diese Anlagen des Westwalls verliefen 630 Kilometer entlang der deutschen Westgrenze. Nach der Landung der Alliierten am 6.Juni 1944 standen sie am 12. September in Roetgen an der deutschen Grenze und wollten so schnell wie möglich zum Rhein nach Köln. Wegen akuter Nachschubprobleme musste der Vormarsch erst einmal unterbrochen werden. Diese Pause nutzte die deutsche Wehrmacht, mit den Bunkern eine neue Verteidigungslinie zu errichten. Diese Abwehrmaßnahmen führten dazu, dass sich der Krieg noch einmal deutlich verlängerte und dass hier im Hürtgenwald die längste und Verlustreichste Schlacht des Zweiten Weltkrieges stattfand.
Bereits im Laufe des Jahres 1946 wurde mit den Arbeiten zur Beseitigung vor allem der Bunker begonnen. Es wurden rund 90% der Anlagen gesprengt, die allerdings selten vollständig beseitigt, sondern häufig lediglich zertrümmert und zugeschüttet wurden.
Aussichtsfelsen Kalltalblick Maria im Fels
200m weiter macht der Weg einen leichten Rechtsbogen, hier erkennen wir unterhalb in dem gerodeten Talhang die Mauern vom Bunker 128/129. Bequem an Höhe verlierend geht es aus dem Tiefenbachtal hinüber ins Klafftertal mit Mündung des kleinen Baches in die Kall. Wir überqueren aber nicht den Bach, sondern folgen dem Hinweisschild (332m) „Simonskall 1,9km“ rechts im Talhang der Kall. Nach ca 50m wird rechts wieder auf einen „Meilerplatz“ hingewiesen. Mit einem Schwenk durch ein kleines Nebentälchen steigt der Weg 400m noch einmal leicht bergan. Bevor wir die Höhe erreichen entdeckt der aufmerksame Wanderer noch hoch oben in einer Felswand einen liebevoll platzierten Marienschrein.
herbstlicher Abstieg Bunker 59 Junkerhaus
Oben geht es links zu einem felsigen Aussichtspunkt mit Bank. Anschließend führt uns der Weg teils steil bergab nach Simonskall und wir treffen auf unseren Hinweg. Vor der Einmündung liegt links noch etwas versteckt der Bunker 59. Auch diesen hat man als Winterquartier für Fledermäuse zugänglich gemacht. Vorbei an der „Burg“ erreichen wir am Junkerhaus wieder Simonskall.
Information: Wanderkarte Nr.2 „Rureifel,“ bzw. Nationalpark-Karte Nr. 50 des Eifelvereins; Markierungen: verschiedene, meist „86 Westwall Weg“,
Strecke: 17 km Rundwanderung, unbefestigte Wege und Pfade,
Schwierigkeit: mittel, Auf- und Abstiege: 360m
Einkehrmöglichkeit: mehrere in Simonskall
Nepomuk auf der Kallbrücke
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