Etappe 4 / Variante a
Parken können wir in Einruhr auf dem Großparkplatz an der Rurbrücke (kostenpflichtig) oder kostenfrei auf dem Seitenstreifen an der B266 oder in der Heilsteinstrasse.
Einruhr vom "Eifelsteig" Blick nach steilem Aufstieg Aufstieg zur Dreiborner Höhe
Spätestens im 17. Jahrhundert war nördlich der steinernen Rur-Brücke eine Bauernsiedlung namens Einruhr entstanden. Aber das Gesicht dieses ehemals stillen Bauerndorfes hat sich 1957 nach der Aufstockung der Rurtalsperre Schwammenauel grundlegend geändert. Es kostete den Ort die Existenz. Nur das auf einer kleinen Anhöhe gebaute Haus überlebte die geplante Flut. Die Häuser in Einruhr wurden teils an höherer Stelle wieder aufgebaut. Aus der Dorfstraße wurde die „erhobene“ Rurstraße, auf der wir am Ende unserer Wanderung zum Ausgangspunkt zurückkehren. Viele Familien gingen weg, siedelten in andere Eifelorte um oder ins Bergische Land, wo bessere Vorraussetzungen für die Landwirtschaft existierten. So wandelte sich Einruhr vom Bauerndorf zum Fremdenverkehrsort.
Der Wanderpfad verläuft ohne Anstrengung weiter bis zu einer weiteren Aussicht. Dann geht es in Serpentinen hinunter bis zu einer Schutzhütte (1,8km, 390m). Hier wandern die Sportfreaks auf dem ersten Forstweg mit dem Hinweis „Rundweg“ rechts weiter. 150m bevor dieser Weg endet zweigt links ein Pfad ab, der nach 300m auf einem Forstweg mit der Nr „26“ stößt. Von hier wandern wieder alle gemeinsam weiter auf eine Informationstafel zu (3,0km, 1,7Km, 425m)) und betreten den Nationalpark. Über einige Treppenstufen und einem anschließenden Hohlweg erreichen wir die Talkante und die freie Fläche der Dreiborner Höhe.
Blick von der "Dreiborner Höhe"
Diese Hochfläche wurde bis Ende 2005 als Truppenübungsplatz genutzt und durfte nicht betreten werden. An einem Querweg führt der Wanderweg „26“ (2,2km, 472m) links wieder nach Einruhr zurück. Wir folgen rechts dem Hinweis „Wollseifen“. Der Blick schweift rundum über die weite Hochfläche und den Tälern, Erkensruhr-, Rur- und Urfttal, zu den gegenüber liegenden Eifelhöhen. Im Süden hebt sich die Dreiborner Kirche vom Horizont ab, es folgt im Westen das auf einem Bergrücken liegende Dedenborn, das sich mit seinen weißen Hausfassaden wunderbar gegen den dunklen Wald abhebt. Weiter geht der Blick nach Steckenborn und das darunter liegende Rurberg und Woffelsbach. Die Stauseen von Rur und Urft verstecken sich in ihren tief eingeschnittenen Tälern und sind nicht zu sehen. Im Norden tritt der Kermeter, als ein hoher gewölbter, inselartiger bewaldeter Gebirgsrücken aus der Hochfläche heraus. Zu Zeiten Napoleons war er nahezu kahl geholzt. Kahl ist dagegen auch die Höhe, über die wir jetzt wandern. Diese Flächen dienten vor Einrichtung des Truppenübungsplatzes 1946 dem Ackerbau und der Schafzucht. Heute dominieren Gras und Ginster. Das Eifelgold gibt besonders zur Blütezeit im Mai/Juni ein wundervolles Farbenbild ab. Überließe man diese Flächen sich selbst, was eigentlich im Sinne des Nationalparks wäre, dann müsste man im Laufe der Zeit mit Verbuschung und Wiederbewaldung dieser Flächen rechnen.
Rasenmäher des Nationalparks Wollseifen, ehem. Kriegsspielplatz Wollseifen, ehem. Schule
Inwieweit die Nationalparkverwaltung in Zukunft diese Flächen durch Mähen und Schafbeweidung offen hält ist abzuwarten. Den Wanderer kann diese weite Rundumsicht und der Kontrast zu den dunklen Waldflächen der Talhänge nur erfreuen. Wenn er dann noch unterwegs auf lebende Grasmäher stößt, steigert es den Erlebniswert umso mehr.
Vor uns taucht die Kirchturmspitze von Wollseifen auf. Es ist eine dorfähnliche Ansiedlung, die beiderseits einer Straße aber nur von Rohbauten begrenzt ist und auf den Besucher einen bedrückenden Eindruck macht. Es sind 20 solcher Kulissenhäuser, die vom belgischen Militär von 1981 bis 1990 errichtet wurden, um den Häuserkampf üben zu können. Bis auf wenige Reste sind vom ehemaligen Dorf Wollseifen nur noch die Kirche und das Schulhaus übrig geblieben. Hier hat sich ein Schicksal zugetragen, dass für die Bewohner tragischer als der Zweite Weltkrieg war.
Was war geschehen. Wollseifen lag 1946 plötzlich an der falschen Stelle, es war bei der Errichtung eines Truppenübungsplatzes rund um Vogelsang im Weg. Für die 550 Wollseifener war es ein Alptraum. Sie mussten innerhalb von drei Wochen ihr Dorf, ihre Heimat verlassen, weil die britische Militärregierung es so wollte. In der Folgezeit wurde das Dorf durch den Beschuss von Übungstruppen in Schutt und Asche gelegt und verschwand vollständig von der Landkarte. Auch die Kirche blieb nicht verschont. Sie geriet bei einer Übung 1947 in Brand. Als Belgisches Militär 1950 das Gelände übernahm, erneuerte es den Kirchturm als letztes sichtbares Zeichen eines toten Dorfes. Seit 2011 zeigt ein Modell vor der Kirche St. Rochus das Dorf aus einer Luftaufnahme von 1943.
Was hätte man nicht Sinnvolleres aus diesem herrlichen Fleckchen Erde machen können? Die Wollseifener, wenn es sie als solche noch gäbe, würden heute wahrscheinlich von der Landwirtschaft und dem Fremdenverkehr leben. Zufrieden können aber alle Besucher und Wanderer sein, denn seit 2006 dürfen sie diesen Teil der Eifel wieder betreten.
Unter alten Bäumen, es sind noch Zeitzeugen des früheren Dorflebens, hat man in der Nähe der Kirche einen Rastplatz angelegt, den wir gerne zu einer Pause nutzen.
Wollseifen, "St. Rochus" Blick hinüber nach "Vogelsang" Zwei-Seenblick
Unser weiterer Weg führt links vorbei an der Kirche, wo wir auf den Eifelsteig (4,5km, 515m) stoßen und diesem nun bis zur Urftstaumauer folgen. Zunächst wandern wir auf der Höhe über offene Flächen nur leicht bergab, immer die immense Anlage von Vogelsang rechterhand auf der anderen Talseite im Blick. Der Weg wird immer steiler und wir wandern durch Wald, der einmal Urwald werden soll, denn das Motto des Nationalparks heißt: Natur, Natur sein lassen. Die ersten Vorzeichen können wir am Wegesrand schon sehen. Umgestürzte Bäume bleiben liegen. Die Natur soll so wieder in die eigenen Kreisläufe aus Werden und Vergehen zurückfinden.
Dann erreichen wir einen Aussichtspunkt (7,2km, 352m), der wohl den schönsten Ausblick auf die 54 m hohe Urftstaumauer mit Obersee links und Urftsee rechts bietet.
Der Weg führt weiter bergab bis zu einer Info-Tafel (7,5km, 315m), wo rechts ein schmaler Pfad zur Staumauer hinauf führt. Oben stehen wir an der ältesten Talsperre Deutschlands, die nach ihrer Errichtung auch die größte Europas war.
Blick auf den Obersee Urftstaumauer "Alternativ - Route"
Es war das Jahr 1898 als für die damalige rückständige Eifel hoch fliegende Pläne gemacht wurden. Das immer wiederkehrende unberechenbare Hochwasser der Eifelflüsse von Rur und Urft sollte in einer Talsperre aufgestaut und damit der Wasserstand der Flüsse reguliert werden. So schlug Professor Otto Inze vor, die Urft in einer Talsperre bei Gemünd aufzustauen. Im Dezember 1904 wurde das Tal geflutet. Die kleine Urft füllte das Staubecken und das Dörfchen "Krummenauel" und die Weiden von Wollseifen gingen darin unter. Unterhalb des Südturms war gleichzeitig ein 2,7 Kilometer langer Druckstollen durch den Kermeterrücken hindurch hinüber ins Rurtal jenseits des Berges zu einem neuen Kraftwerk gebaut worden. Dieses liegt tiefer als die Urfttalsperre und so stürzt das Wasser 110m im Stollen hinab und treibt dort die Turbinen an. Das Kraftwerk war seinerzeit das größte in Europa. Aber die Nachfrage nach Strom war besonders bei der Industrie der Nordeifel groß, so dass schon 10 Jahre später die Leistungsgrenze erreicht war. Nach dem Zweiten Weltkrieg lag die Talsperre im Sperrgebiet des Truppenübungsplatzes und nur die Staumauer war an Wochenenden von Rurberg mit Schiff oder zu Fuß erreichbar. Seit 2006 ist sie wieder von allen Seiten frei zugänglich und ein gern besuchtes Ausflugs- und Wanderziel, wobei besonders die Gaststätte an der Staumauer ein attraktiver Anlaufpunkt ist.
Dahin zieht es auch uns jetzt, um auf der aussichtsreichen Außenterrasse das herrliche Wetter mit einem frischen Eifeler Landbier oder einer deftigen Erbsensuppe zu genießen (7,9km, 324m).
Wer anschließend nun eine Schifffahrt einer 7km langen Wanderung zurück nach Einruhr vorziehen möchte, kann mit dem Schiff über Rurberg zum Ausgangspunkt zurückfahren. Für die Wanderer geht es wieder zurück über die Staumauer und an der Info-Tafel mit dem Eifelsteig-Wegweiser rechts Richtung Einruhr. 2 Kilometer verläuft der Weg nun in unmittelbarer Nähe entlang des Sees bis nach einer Wegbiegung der Obersee in einer Länge von 2km vor uns liegt. Der Wald endet und wir entfernen uns für einige Zeit vom See. Hinter dem alten Wachhäuschen des Truppenübungsplatzes beginnt bald wieder der Wald. Hier trennen wir uns vom Eifelsteig (13,9km,), der links mit einigen Höhenmetern mehr nach Einruhr und mit dem uns anfangs der Strecke schon bekannten Wegabschnitt weitergeht. Wir wandern in aller Ruhe geradeaus, jetzt wieder am See entlang, nach Einruhr.
Am Obersee ehem. Wachhäuschen "Heilsteinbrunnen"
Unterwegs machen wir an der Kirche noch einen kleinen Abstecher (120m) zu einer uralten Mineralquelle, die seit 2003 wieder sprudelt. Im Innenhof der Touristen-lnformation hat man für das Heilsteiner Mineralwasser einen Trinkbrunnen errichtet. Die eigentliche Heilsteinquelle befindet sich am Sauerbach unterhalb der Dreiborner Hochfläche. Sie lag innerhalb des Truppenübungsplatzes Vogelsang und ist erst seit dem 1. Januar 2006 wieder begehbar.
Münzfunde lassen vermuten, dass sie schon von den Römern genutzt wurde. Das saure Quellwasser wurde von den Einheimischen „sure Pötz“ genannt. 1826 war der königliche Beamte Hons von der Qualität des Wassers so angetan, dass er beschloss, dieses „Juwel“ zu nutzen. Er baute ein Unternehmen auf und verkaufte das in Tonflaschen abgefüllte Wasser „in alle Welt“. Am Ende scheiterte das Unternehmen wie viele andere in der Eifel am schwierigen Abtransport.
Abschließend gibt es in Einruhr viele Möglichkeiten zu einer genüsslichen Einkehr.
Information:www.urftseemauer.de/ Wanderkarte Nr. 50 „Nationalpark-Karte“ des Eifelvereins. Von der Urftstaumauer kann mit dem Schiff zurückgefahren werden, Ersparnis 7km http://www.rursee-schifffahrt.de/ , Impressionen bei Rückfahrt mit dem Schiff:
https://www.youtube.com/watch?v=Up4m9dLd97o
Streckenlänge: 14,8 km einfache Rundwanderung, 16km sportliche Route; unbefestigte Wege außer in der Ortslage Einruhr
Schwierigkeit: jeweils ein Anstieg auf die Dreiborner Höhe, leichtere Route gleichmäßiger Anstieg, Anstiege 310m, Abstiege 310m; sportliche Route Anstiege 370m, Abstiege 370m, Wanderstöcke sind zu empfehlen
Einkehrmöglichkeit: An der Staumauer http://urftseemauer.de/ und in Einruhr
GPX-Track; einfache Tour
Einruhr
GPX-Track; sportliche Tour
Viel Vergnügen!
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