Drover Heide

Vom Truppenübungsplatz zum Naturschutzgebiet

Wenn man von einer Heidelandschaft spricht, denkt man zuerst an die Lüneburgerheide, die das charakteristische Beispiel einer solchen repräsentiert. Meist sind es Flächen, die durch das vorherrschende Heidekraut auf nährstoffarmen und sauren Böden gekennzeichnet sind und einmal im Jahr die baumlose Landschaft mit einem lilafarbenen Teppich bedecken. Aber auch jede Art von landwirtschaftlich unbebautem ebenem Land, wird oft als Heide bezeichnet.

So findet man südlich von Düren am Übergang zwischen der Niederrheinischen Bucht und der Eifel die Drover Heide, die wenig für Ackerbau geeignet war und als Waldweide und später als Truppenübungsplatz diente. Die 100jährige militärische Geschichte endete 2004, als das Gelände für die Öffentlichkeit freigegeben wurde. Seitdem kann man auf verschieden markierten Rundwegen die Drover Heide erkunden. Den Besucher zieht es natürlich besonders während der Blüte des Heidekrauts dorthin. Man darf aber nicht enttäuscht sein, wenn man keine Bilderbuchheide vorfindet. 

Drover Heide

Die eigentlichen Heideflächen machen nur ca. 20% der Gesamtfläche (560ha) aus. Die Hälfte ist mit Wald bedeckt sowie 150ha sind eingezäunt und werden von Rindern und Ziegen beweidet. Sie ist aber zu jeder Jahreszeit eine wanderbare Landschaft. 

Die eigentliche Besonderheit dieses Geländes ist die Vielfalt seltener Pflanzen- und Tierarten, die die Drover Heide zu einem wertvollen Naturschutzgebiet machen. In den zahlreichen Pfützen und Furchen, die das frühere Militärgebiet hinterlassen haben, kann man Urzeitkrebse entdecken. Sie gelten als die älteste lebende Tierart der Welt und haben sich in den letzten 250 Millionen Jahren äußerlich nicht verändert. 

Auch zu den Spuren eines antiken Bauwerks, einem technischen Meisterwerk römischer Ingenieurbaukunst inmitten der Drover Heide, wird die folgende Wanderung. Diese starten wir in Drove am Parkplatz in der „Wewordenstraße“. Von dort gehen wir vorbei an der angrenzenden Burg.https://strato-editor.com/.cm4all/widgetres.php/com.cm4all.wdn.PhotoGallery/images/thumbnail-gallery.png
Sie wurde zwischen 1728 und 1741 erbaut und bildete einst den Sitz der so genannten Unterherrschaft von Drove, nicht zu verwechseln mit der "Alten Burg" derer von Drove, die südöstlich der Kirche gelegen haben muss. Die Burg ist von der Straße durchs Burgtor einsehbar. Die Burg befindet sich in Privatbesitz, respektieren Sie die Privatsphäre der Bewohner und die Hinweisschilder.
Hinter dem Drover Bach biegen wir bei Hs Nr.13 mit der Wegmarkierung „52“ in den Wiesenweg ein, den wir zwischen Streuobstwiesen, begleitet von Pappeln, ca. 300m bis an einen Waldrand gehen. Hier wandern wir nun rechts hinunter an den Dorfrand von Drove in den „Fliederbusch“. So heißt auch die zweite links abbiegende Seitenstraße (die erste ist eine Zufahrt), wo es am Bach entlang und nach 100m auf einem Fußpfad weiter geht.

                         Burg Drove                                         "Helje Pötz"                                       Anstieg zur Heide

 Am Ende wenden wir uns auf der Straße erst nach links und gehen dann rechts hoch. Hinter der Bebauung hört der Asphalt auf und mit der Nr. „52“ erreichen wir ein kleines Gewässer mit Bänken, das den Namen „Heiliger Pütz“ trägt (1,4km). Beim genauen Hinsehen ist sogar aufsteigendes Wasser zu erkennen. Es entwässert heute in den nahe gelegenen Thumbach, auch „Heiligenbach“ genannt. Die Römer hatten seinerzeit hier eine Quellfassung angelegt, aus der das Wasser durch einen Tunnel mit einer Gefälleleitung zu einer „villa rustica“ bei Soller geleitet wurde. Es ist der längste römische Tunnel nördlich der Alpen. 

Nach alten Erzählungen hat hier ein heidnischer Tempel gestanden, der aber versunken ist, daher soll das Wasser heilig gewesen sein und so hat die Quelle den Namen „Helje Pötz“ bekommen.
Wir bleiben zunächst auf den Spuren der römischen Wasserleitung und gehen 50m auf dem Pfad zurück und biegen rechts in den Waldweg ein, wo eine Info-Tafel Näheres zu der hier im 2. Jh. n.Chr. beginnenden römischen Wasserleitung erläutert. Da das Niveau des Wasserspiegels im Quelltopf knapp 0,5m über dem hier nur 40m abwärts angetroffenen Leitungsanfang liegt, war das Überleiten des Quellwassers ohne Probleme möglich. Der Tunnel mit einer Gesamtlänge von 1.660m unterquert den „Drover Berg“ in einer maximalen Tiefe von 26m unter dem Scheitelpunkt des durchbrochenen Bergrückens.
Wir wandern mit der einzigen nennenswerten Steigung der Wanderung den Hang hinauf, und erreichen den Rand des Naturschutzgebietes der Drover Heide. Farbige Pfähle markieren jetzt die Wanderwege, der orangen/hellblauen Markierung folgen wir rechts und kommen zu einem Schutzpilz mit einer Bankreihe und einer Info-Tafel. Sie zeigt eine Übersicht der Wanderwege, die je nach Jahreszeit zum Schutz von seltenen Vögeln nur zeitweise durchwandert werden können.

          Kunstwerk: Spinnennetz                       Biotop am Wegesrand                               Einheimischer

 Mit grün/dunkelblau wandern wir rechts weiter. Links breitet sich die freie Landschaft der Heide mit Heidesträuchern und einzelnen Bäumen aus. Am Rande des Weges beobachten wir wahre Kunstwerke von Spinnennetzen. Kleine Wassertröpfchen des Morgentaus machen im Sonnenlicht deutlich wie geschickt die Spinne ihr Netz konstruiert hat. Wir kommen an eine der vielen, teilweise verschiedenen Wasserflächen, von denen besonders Kreuzkröte, Laubfrosch, Springfrosch und Kammmolch profitieren. Als wir näher kommen springen einige ins tiefere Wasser bis auf einen, ein Wasserfrosch, der gegen ein Foto nichts einzuwenden hat.

Hinter dem kleinen Feuchtbiotop sorgt ein Holzsteg für trockene Füße. Grün/dunkelblau geht an der nächsten Wehegabelung links weiter. Dort sehen wir links an der Einfahrt zu dem eingezäunten freien Gelände eine Informationstafel, die hier auf die Thüringer Wald-Ziege verweist. Zu sehen ist zurzeit aber keine.
Aufgrund eines Pflegekonzeptes zur Erhaltung der Heide wurden große Bereiche eingezäunt und werden mit Schafen, Ziegen und Rindern beweidet, die den „Auftrag“ haben, Gras, Büsche und Birken in Schacht zu halten, damit der typische Heidecharakter nicht verloren geht.

                 Kräutervielfalt                               Widderchen bei Paarung                                    Stinkwanze

Der gelb markierte Sommerweg zweigt links ab. Wir bleiben bei der alten Markierung, die jetzt noch durch gelb ergänzt wird, und folgen ihr weiter über einen Holzsteg. Heidekraut und viele verschiedene Kräuter säumen den weiteren sonnigen Weg mit Kiefern und Birken. Wer hier näher sich umschaut und beobachtet, kann so manches entdecken. So z.B. zwei Widderchen bei der Paarung oder eine grüne Stinkwanze beim saugen an reifenden Samen und Früchten. Sie trägt ihren Namen zu Recht. Man sollte ihr nicht zu nahe kommen. Denn wenn sie sich bedroht fühlt, sondert sie aus dem Hinterleib ein wirklich übel riechendes und lange anhaftendes Sekret ab. Und das wehrt wirklich jeden Angreifer ab, Zweibeiner eingeschlossen. Fressfeinde scheinen die Gefahr zu kennen und machen instinktiv einen großen Bogen um die grüne Stinkwanze. Die grüne Farbe ändert sich im Herbst zu einem braun. Aber auch schön anzuschauende Falter sind unterwegs und laben sich an dem, was die Natur ihnen schenkt.

                       Bläuling                                                   Fliegenpilz                                       herrlicher Waldweg

Wir erreichen eine große freie Fläche (Uxmaar), wo geradeaus eine Schranke das Naturschutzgebiet abgrenzt. Von dort gesellt sich der Wanderweg Nr. 52, der uns am „Helje Pötz“ verlassen hat, wieder zu uns. Wir folgen unserer Markierung links in den Wald. Nach 800m zweigt nochmals eine gelbe Markierung links ab. Wir wandern mit grün/gelb/blau weiter geradeaus und folgen ihr auch an der nächsten Wegegabelung. Wir durchstreifen einen herrlichen Laubwald mit Brombeersträuchern und Farnen. Rechts öffnet sich dann der Wald und der Wanderweg „52“ führt uns hinaus zu den anschließenden Ackerflächen.

 

Offenes Gelände und Buschinseln wechseln sich nun ab. Begleitet links von einer Hecke wandern wir mit der „52“ auch nach einem Linksknick immer an dieser entlang. Rechts blicken wir über die fruchtbare Zülpicher Börde.
Hinter dem Frangenheimer Graben wechseln wir unsere Wanderrichtung und gehen erst links und später rechts am Rand von Wald und Acker. Am nächsten Asphaltweg heißt uns links die Drover Heide wieder willkommen. Wir folgen hier der roten Markierung durch einen angenehmen Laubwald. Aufgrund der militärischen Nutzung prägt der Wald vornehmlich nur die Randzonen der Drover Heide. An einer Wegegabelung halten wir uns rechts. Hier kommt für ein kurzes Stück eine grüne Markierung hinzu. Im weiteren Verlauf ist es dann die blaue Farbe, die von rechts kommt. Unterwegs macht uns eine Info-Tafel wieder auf die römische Wasserleitung aufmerksam. Sie ist für einen Laien nicht erkennbar. Mit dem Niedergang des römischen Reiches war auch die Wasserleitung in Vergessenheit geraten und die Bauschächte waren mit den Jahrhunderten eingefallen und bildeten trichterförmige Mulden mit Durchmessern bis zu 6m im Gelände. Man hat diese durch hohe, blau angestrichene Holzpfähle markiert.

           Wasserleitungstrasse                                     Heide                                                    Ödlandschrecke

Wenn wir hier einige Meter ins Gelände gehen, können wir die Lage einiger Schächte und damit den Verlauf der Leitungstrasse sehen. Der Abstand schwankt zwischen 12 und 15m in den Hanglagen und 17 bis 26m auf der Höhe der Drover Heide.

 Der Wald wird spärlicher und die Landschaft öffnet sich mehr und mehr. Wir erreichen einen zweiten Schutzpilz, wo nach 8,3km eigentlich eine Rast gemacht werden kann. Alternativ gibt es aber noch 500m weiter auf unserer Route eine Bank mit weiter Sicht über die offene Landschaft. Dort kommt es auf die Größe der Gruppe an, denn die Bank hat nur Platz für 4 bis 5 Personen oder man nimmt mit dem Boden vorlieb. Die rote Markierung endet für uns an einem Querweg, wo rechts ein weiterer Zugang zum Naturschutzgebiet besteht. Wir wenden uns mit hellblau/orange/grau nach links. Verlassen aber schon nach ca. 250m den breiten Weg, auf dem einige Ödlandschrecken vor uns weghüpfen, und folgen rechts der grauen Markierung. Hier steht auch die schon erwähnte Bank, die einen fantastischen Blick über die offene Landschaft gewährt. (8,8km). Weiter schlängelt sich der Pfad durch den Busch mit zwei kleinen Biotopen, wo wieder Frösche beobachtet werden können.

             Froschversammlung                                junge Ringelnatter                               Bohlenweg in der Heide

Wer Glück hat kann vielleicht auch in einer der Pfützen wie auf dem Bild oben eine Ringelnatter entdecken, die ihren Kopf aus dem Wasser streckt. Auf einem großen freien Platz steht am Rand ein Schild mit der Aufschrift Ruhezone, die man mit der hier stehenden Bank wörtlich nehmen kann. Wir verlassen die graue Markierung und folgen links der hell- und dunkelblauen Farbe. Hinter einem Holzsteg kommen wir wieder in die offene Heidelandschaft. An der nächsten Wegegabelung führt uns links dunkelblau und schwarz durch eine Landschaft mit Heidekraut in Gesellschaft mit Ginster, Brombeersträucher, Birken und vielen anderen Sträuchern zu einem kleinen Aussichtshügel.

Panoramablick vom Aussichtshügel

Eine weidende Schafherde vervollständigt hier das romantische Bild einer Heidelandschaft. Ohne das Militär wäre diese Vielfalt erst gar nicht entstanden und bis heute erhalten geblieben. Die Magerrasenflächen werden langfristig von der Heidevegetation zurückerobert und durch die extensive Schafbeweidung gefördert. Da die Schafe die Gräser verbeißen und das Heidekraut nicht so gerne fressen.
Die Drover Heide ist eine von mehreren auf den ersten Blick unspektakulären Naturschutzgebieten im engeren Umkreis. Sie ist aber ein wichtiger Ort zur Erhaltung der Artenvielfalt und damit auch zum landschaftlichen Abwechslungsreichtum.
Tausendgüldenkraut


Das Gebiet ist Lebensraum seltener Pflanzen- und Tierarten. Bisher konnten mehr als 130 Vogelarten beobachtet werden, davon 12 gefährdete einheimische Vogel- und 25 gefährdete Gastvogelarten. Von ihnen sind Ziegenmelker, Heidelerche und Neuntöter durch die EU-Vogelschutzrichtlinie besonders geschützt. 21 Libellenarten leben um die etwa 700 kleinen Feuchtbiotope, die sich durch die militärischen Übungen, wie Panzerfahrten oder Schanzarbeiten gebildet hatten. An Gliederfüßern sind 17 verschiedene Heuschreckenarten und 38 Tagfalterarten bekannt. 

Als zwei weitere Vertreter bedrohter Arten sind die Krebse „Branchipus schaefferi“ und „Triops cancriformis“ zu nennen, die in Deutschland fast ausschließlich in den temporären Pfützen auf (ehemaligen) Truppenübungsplätzen zu finden sind.

Tiere sind oft schwierig zu beobachten, da sie bei Gefahr flüchten und sichere Plätze aufsuchen. Pflanzen dagegen können nicht weglaufen und der aufmerksame Wanderer kann manche entdecken. So ist das Tausengüldenkraut, das schon seit dem Altertum eine sehr wichtige Heilpflanze ist, inzwischen sehr selten geworden und steht streng unter Naturschutz.

 Mit dem folgenden Querweg (schwarz/orange) verlassen wir rechts die offene Landschaft und die Drover Heide. Im Wald wandern wir rechts geradeaus bis an den Ortsrand von Drove. Ohne Markierung geht es jetzt links und hinter den Grundstücken rechts weiter. Nach ca. 200m führt ein Pfad halblinks teils über Treppenstufen hinunter zur „Wehrstraße“ und dem Gerätehaus der Feuerwehr. Hier weist uns links ein Holzwegweiser ins „Nachtigallental“. Eine Einkehr im nahe gelegenen „Drover Stübchen“ (200m) ist möglich. Dazu geht man die Straße hinunter und biegt rechts in die Straße „In den Benden“ ein. 

Drover Bach im Nachtigallental


Durch das idyllische Nachtigallental entlang dem Drover Bach erreichen wir wieder die „Merowedenstraße“ mit unserem Parkplatz.

Information: Flyer „Drover Heide“ mit Übersicht der Rundwege:  http://www.kreis-dueren.de/service/pub/Drover-Heide1-2011.pdf

Der Wanderweg „52, Drover Heide“ steigert die Vorfreude auf  eine schöne Heidelandschaft, aber leider umrundet dieser Weg nur diese Landschaft und wird damit den Erwartungen nicht gerecht. 

Multimedia Schau zum Drover-Berg-Tunnel:  http://www.mm-historyguide.de/14.0.html
Strecke: 13 km Rundwanderung, unbefestigte Wege und Pfade, verschieden farbliche Markierungen (Holzpfähle)
Schwierigkeit: leicht,
Einkehrmöglichkeit: unterwegs Restaurant "Drover Stübchen"

 

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