Im Wurmtal
Auf Spuren des ältesten Bergbaus

Im Dreiländereck Deutschland, Belgien und Niederlande schließt sich nördlich des Aachener Talkessels in einer dicht besiedelten Region ein eindrucksvoller Naturraum an. Auf etwa 6km Luftlinie zwischen Aachen und Herzogenrath schlängelt sich hier ein kleiner Fluss mit einer bewegten Geschichte durch eine offene Talauenlandschaft.

Der naturbelassene Wurmbach

Der Name des Flusses, Wurm, hat nichts mit dem wurmähnlich dahin fließenden Gewässer zu tun. Bei der Namengebung hat warmes Wasser Pate gestanden. So fließen in Aachen eine Anzahl heißer Quellen zu, unter anderem die bis zu 75°C heiße Thermalquelle in Aachen-Burtscheid. Hierdurch hatte die Wurm gegenüber anderen Bächen ein deutlich höheres Temperaturniveau. Aus geologischer Sicht ist das Wurmtal mit seinen Aufschlüssen wohl einmalig. Besonders hervorzuheben sind die an mehreren Stellen offen zu Tage tretenden Steinkohlenflöze des Karbons. Dieser Umstand hat im Wurmtal sehr früh den Abbau von Steinkohle ermöglicht und zählt zu den ältesten Steinkohlenrevieren Europas. Bereits im 12.Jh. wird in den Annalen des Klosters Rolduc das Wort „Kalculen“ genannt, obwohl so nur ein ehemaliges Landgut, später eine Flur genannt wurde. Man geht davon aus , dass hier an der Erdobefläche schon Kohle gefunden wurde. Im Jahre 1338 beheizt Aachen das alte Rathaus (Grashaus), heute Stadtarchiv, bereits mit Kohlen. Vermutlich haben aber schon die Römer, die diese Region fast 500 Jahre besetzt hielten, ihre Villen und Badehäuser mit Steinkohlen beheizt. Dies wird durch Funde in den Resten römischer Bauwerke belegt.
Die lange Bergbau- und Industrievergangenheit hat das Wurmtal geprägt. Heute ist aber nur noch wenig von dem Glanz des „Schwarzen Goldes“ zu sehen. Die stattlichen Bauwerke und rauchende Schornsteine sind verschwunden. Die Natur hat die Wunden zugedeckt und das Tal zurückerobert und in ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung der umliegenden Städte umgewandelt. Auf einige Spuren des früheren Bergbaus werden wir bei unserer ersten Wanderung durch das Wurmtal aber noch stoßen.

ehemalige Gruben im Gebiet Teuterhof

Der bis 2024 als Ausgangspunkt für Wanderungen gelegene öffentliche Parkplatz an der L23 am Restaurant „Teuterhof“ ist nur noch für Gäste zugänglich. Daher wählen wir den 300m weiter Richtung Kohlscheid rechts liegenden Parkplatz als Startpunkt. Von hier führte ein Pfad zur Wurm und an dieser entlang zur Brücke und L23. Leider ist dieser nach Hochwasserschäden nicht mehr begehbar.

Viadukt der Grubenbahn

Teuterhof

ehem. Lore am Teuterhof

So gehen wir zur Straße und auf dem gegenüberliegenden Radweg hinunter zur Wurmbrücke an der L23, die bis 1967 hier von einem dreibogigen Viadukt aus Mauerwerk überspannt wurde. Seit 1892 brachte eine Grubenbahn von der „Grube Gouley“ (Würselen–Morsbach) Kohle zur Hauptstrecke nach Kohlscheid. Links liegen die Gebäude der ehemaligen „Teutermühle“.
1569 wird sie erstmals als Mahlmühle mit dem Namen „Tute Mollen“ (Teutermühle) erwähnt. Der Name geht wahrscheinlich auf die mundartliche „Tüt“ (Tüte) zurück, die an ein spitz zulaufendes Grundstück erinnert, und somit den Standort der Mühle wohl an einer Spitzkehre der Wurm vermuten lässt. 

Durch Bodenerosion traten im Wurmtal Kohleflöze zutage und konnten an den Hangseiten leicht abgebaut werden, aber es fehlte an technischen Mitteln, Kohle im großen Stil abzubauen. So besaß sie 200 Jahrelang nur die Bedeutung als Brennmaterial. Als die direkt an der Erdoberfläche liegenden Vorkommen erschöpft waren, wurden Stollen in den Berg getrieben und erste Schächte abgeteuft. Ein Chronist berichtet von mehreren tausend winziger Schächte, die allerdings nur bis zum Grundwasserspiegel reichten, da aufwendige Pumpwerke fehlten. Erst durch neue technische Errungenschaften des 17. Jh´s, die das Grubenwasser wieder bis zur Talsohle heben konnten, ermöglichten es, tiefere Schächte zu bauen. Man erkannte nun die Bedeutung der Kohle und so entschloss sich die Stadt Aachen, zur sicheren Versorgung ihrer Bürger und vor allem der bedeutendsten Verbraucher wie der Kupfermeister, in der damals europaweit größten Messingindustrie den Steinkohlenbergbau in ihrem Reich zu unterstützen. Nachdem durch Wünschelrutengänger und Bohrungen im Bereich der Teutermühle reichlich Steinkohle nachgewiesen worden war, errichtete man hier im Jahre 1684 ein eigenes Kohlwerk.

     Grube "Teut"

Die Stadt übernahm gleichzeitig die Mühle. Mit dem Wasserrad konnte das Grubenwasser aus den Kohleflözen gepumpt werden. 1737 zeigt eine Zeichnung zwei Schächte bis 53m und 89m Teufe. Trotz großer finanzieller Anstrengungen seitens der Stadt sind jedoch nur geringe wirtschaftliche Erfolge zu verzeichnen gewesen. Schließlich überwogen die Zuschüsse die Ausbeute. 1722 waren laut Lohnliste 68 Bergleute auf der „Teut“ tätig. Bis zum Einmarsch der französischen Truppen im Jahre 1792 entwickelte sich das städtische Kohlwerk aber nie zu einem wirklich ertragreichen Betrieb.

 Das Bergwerk wurde entsprechend dem französischen Berggesetz von 1791 Staatseigentum. Im Jahre 1794 bestand die Belegschaft aus 92 Mann. Die "Alte Teut“ wurde 1806 stillgelegt. Auf der Fläche der alten Schachtanlage wurde ein Landgut errichtet und Reste dienen heute noch Wohnzwecken. Die Gaststätte ist ein beleibtes Ausflugsziel und heißt im Volksmund "de au Tüt“.
Nach der Stilllegung verfiel die Konzession. Erst 1851 erhielt Aachen das Grubenfeld neu verliehen. Im Jahre 1864 legte man das neue Bergwerk, "Neue Teut“, aus dem Tal auf die Höhe, mit zwei neuen Schächten, einem Wetter- und einem Förderschacht nördlich von Schweilbach an der heutigen Ecke Teuterstraße - Martin-Luther-King-Straße. Im Jahre 1904 wurde sie endgültig stillgelegt.
Wir wandern auf auf dem Radweg 250m Richtung Würselen und biegen dort rechts in den leicht ansteigenden Wirtschaftsweg ein. Im hinter uns liegenden Talhang lag 1764 die Grube „Kertzenley“. Nach der „Maischatzliste“ von 1778 gab es unter Würselen 69 Bergwerke.
  Kohlenflöz "Kleinmühlenbach"                        uriger Wanderpfad                                       Wurmtalblick
Nach 50m erreichen wir eine Informationstafel, mit einem freigelegten erdgeschichtlichen Aufschluss, der Schichten von Kohle zeigt. Es handelt sich hier um das Flöz "Kleinmühlenbach" der Kohlscheider Schichten (ca 270 Mio.). Unter Mutterboden und Lehm (Diluvium) folgen eine Schiefertonschicht und dann das Kohlenflöz. Es hat eine Mächtigkeit von etwa 55cm. Leider ist durch Bewachsung kaum noch etwas auszumachen.

                      Blick ins Wurmtal

Wurmtalweg zur Adamsmühle

Bequem führt der Weg weiter entlang einer Buschreihe und der freien Sicht rechts in das Wurmtal. Mit dem links abzweigenden Weg kommen noch einige Höhenmeter dazu. Am Ende stoßen wir auf einen Asphaltweg (167m), der „Schlossstraße“, an deren Ende links im Ortsteil „Scherberg“ im 17. Jh. sich die Grube „Scherbenberg“ befand. Wir halten uns aber rechts, wo vereinzelte Bänke es zulassen, die Sicht ins Wurmtal etwas länger zu genießen. Leicht bergab erreichen wir den Wurmtalweg und wandern dort mit der Wegmarkierung „A4“ links weiter. Der linke Talhang trägt einen urigen Waldbestand mit Eichen und Kiefern. Einen ehemaligen kleinen Steinbruch hat sich die Natur zurückerobert.
Rechts liegen Gebäude der ehemaligen „Adamsmühle“. Sie ist eine von mehreren noch existierenden Mühlengebäuden entlang der Wurm. Wolfsfurth, Adamsmühle, Pumpermühle, Bardenberger Mühle sind Relikte aus Zeiten, in denen Mehl, Kupfer- Fingerhüte oder Nadeln auch ohne Strom produziert wurden. Sie sind die letzten ihrer Art im Wurmtal, in dem zeitweilig 45 Mühlenbetriebe existierten, ehe zu Beginn des 20. Jh’s das „Mühlensterben“ einsetzte.
1456 wurde die Adamsmühle erstmals als „Neue Mühle“ erwähnt. Wahrscheinlich existiert sie schon seit dem 12.Jh. Der aktuelle Name erhielt die Mahl- und Ölmühle 1618 nach dem damaligen Eigentümer Hein Adams.
                   Adamsmühle                                        Rehbock                                                      Fischreiher
Der Betrieb der Mahlmühle wurde im Jahr 1905 endgültig eingestellt und gleichzeitig das Bachbett der Wurm vom Ostrand des Wurmtales zur Mitte des Tales verlegt. Der kleine Stauweiher des Flutgrabens an der Adamsmühle ist heute noch vorhanden. Das heutige sichtbare Mühlengebäude stammt aus der Zeit zwischen 1725 und 1759. Neben den Mahlmühlen fanden sich in der Region Ölmühlen, Kupfermühlen, Schleifmühlen, Walkmühlen, Fell- und Papiermühlen. Gruben und Mühlen prägten das Wurmtal.   
Bevor der Wurmtalweg nach rechts schwenkt liegt rechts ein kleines Biotop, wo man hin und wieder einen Fischreiher beobachten kann. Hier im Wegeknick steigen wir auf den Pfad geradeaus durch das Wiesengelände bergan (A4).

                          Aufstieg aus dem Wurmtal

Wurmtalweg vor "Mühle Wolfsfurth"

Am Ende des Anstiegs wenden wir uns nach rechts und genießen nun entspannt den Blick ins Wurmtal, wo man auch, wenn man früh und alleine unterwegs ist, Rehwild entdecken kann. Der herrliche Höhenweg endet an einem befestigten Weg, der nun weiter geradeaus leicht bergab führt. Wir stoßen hier wieder auf den Wurmtalweg und wandern links weiter. Informationen zu einem am linken Wegesrand stehenden Insekten-Hotel können wir auf einer Tafel entnehmen. Damit das Hotel für viele Arten interessant ist, wurden möglichst unterschiedliche Materialien verwendet.
Das dahinter liegende Naturdenkmal „Schieferköpfchen“ ist in den Sommermonaten meist durch dichte Belaubung kaum einsehbar. Es ist ein lang gestreckter Felsen, der hier aus dem Boden herausragt. An dieser Stelle wurden früher Sandsteine gebrochen, die im hinteren Teil des Steinbruchs noch zu finden sind. Vor 300 Millionen Jahren haben sich in einem Meer Sand- bzw. Tonschlamm abgelagert und sind dann zu Sandstein und Tonstein verfestigt worden. Der steil stehende Felsen weist auf seiner Oberfläche Rippelmarken als Zeugnis des ehemaligen Strandcharakters aus. Man findet einzelne Abdrücke von Blattresten und Schachtelhalm- und Siegelbäume, die damals in ufernahen Sumpfwäldern wuchsen.
                    "Schieferköpfle"                                 Wolfsfurther Mühle                              Aufstieg zum "Kahlenberg"
Vorbei an einer Schutzhütte liegen rechts noch Gebäude der ehemaligen Wolfsfurther Mühlen. Sie erhielt wohl ihren Namen, weil Wölfe, die bekanntlich einen bestimmten Weg (Pass) einhalten, beim Überqueren der Wurm vorzugsweise hier die vorhandene Furt benutzten.
Im Jahr 1200 erfolgt die früheste Erwähnung der sog. „Wolvesmolen. Zeitweilig waren an der Wolfsfurth drei Mühlen vorhanden, Sie wurden als Getreidemühle, Kupfermühle und Schauermühle (Mühle zur Nadelbearbeitung) genutzt. 1813 entstand hier die Tuchfabrik Kuetgens, die 1930 ihren Betrieb einstellte und deren Gebäude heute noch als Abbruchreste am Wurmumfluter erkennbar sind.
Vor Erreichen der Gebäude verlassen wir den „A4“ und steigen links auf dem Waldpfad „A5“ und der „7“ den „Kahlenberg“ bergan. 200m steigen wir nun mit diesem herrlichen Waldpfad langsam 30 Höhenmeter hinauf. Kurz bevor wir die Talkante erreichen biegt der Pfad nach rechts und folgt teilweise einer Waldschneise. Auf der Höhe mit der freien Feldlage knickt der Weg dann links ab.  Geradeaus wandern wir nun über den „Kahlenberg“ auf Scherberg zu. In der Karte von 1893 ist auf dem Kahlenberg sogar ein Aussichtsturm eingetragen.
Weiter links befand sich zwischen „Neuen Steinweg“ (Krefelder Straße) und „Wolfsfurth“ die 1761 angelegte Grube „Wolfsfurther Gerißwerk“.

             Blick vom Kahlenberg nach Würselen

Blick zum Aachener Talkessel

Bei klarer Sicht bieten sich auch heute noch rechts schöne Blicke nach Aachen und geradeaus hebt sich der imposante Turm der Sebastianuskirche von Würselen ab. An den ersten Häusern von Scherberg, erstmals 1372 als „Scherberch“ erwähnt, heute ein Stadtteil von Würselen, geht es vorbei an dem rechts stehenden Gedenkkreuz v.18.4.1867 die „Meisberg“ Straße 100m hinunter und folgen dort rechts dem Wegzeichen „A5“. An einem Treppenabgang ändert sich unsere Route, da der Pfad entlang des „Meisbachs“ nicht mehr zugänglich ist. Es ist ein wunderschönes  von der Natur beherrschtes Tal, daher ist leider auch dieser Pfad durch Böschungsabbrüche nicht mehr begehbar. Man kann nur hoffen, dass die Stadt Würselen einen neuen Pfad anlegen wird. Aber da wird der Naturschutz wohl oder Übel dagegen sein. Wir steigen jetzt notgedrungen die Treppen hinunter zur B57. Die Wegmarkierung „44“ schickt den Wanderer hier rechts fast einen Kilometer an der viel befahrenen Bundesstraße auf einem teilweise schmalen Radweg entlang. Diese Wegeführung aber ist eine Zumutung. Daher wählen wir eine etwas ruhigere und natürlichere Route. (Diejenigen, die mit dem Bus anreisen, können hier an der Bushaltestelle  ihre Wanderung starten.)
Wir queren rechts an der Ampel die Straße. Links an dem Haus der ehemaligen Gaststätte „Kaisersruh“ vorbei führt uns die Wanderung mit einem Treppenaufgang zu dem oben liegenden Radweg, der aber noch überquert wird. 

Wanderpfad alternativ

Biotop am Rande des Radwegs

Nur wenige Meter weiter wandern wir rechts parallel zum Radweg auf einem Naturpfad, der im weiteren Verlauf in einem Asphaltweg übergeht. Nach 300m biegen wir dann rechts ab und wandern noch 500m auf dem Radweg, zwar mit Autolärm aber begleitet rechts und links von Bäumen und Büschen. Sogar mit einer Felswand und einem Biotop zeigt sich unterwegs die Natur. Wir treffen auf einen Fahrweg, der uns rechts unter die mittlerweile autobahnähnliche Bundesstraße zum Wurmtal-Wanderweg führt. Nach der Unterquerung liegt  links ein Gebäude mit historischem Rang, „Gut Kaisersruh“. Wie alt das Besitztum „Kaisersruh „ist, steht nicht eindeutig fest. Ein Stein im Torbogen des neben dem Herrenhaus gelegenen Bauernhofs trägt die Jahreszahl 1742. Dieser Stein wurde beim Umbau des Hofes 1904 aus dem alten Torbogen auf Veranlassung des damaligen Besitzers, Georg Nellessen, in den Torbogen eingefügt. Allerdings steht damit nicht fest, dass erst 1742 die Gebäude entstanden sind.

"Kaisersruh"

Angelteich im Park "Kaisersruh"

Im Jahre 1818 weilte zurzeit des Fürstenkongresses Zar Alexander I. von Russland in Aachen. Während seiner Ausritte in die Umgebung besuchte er auch Ludwig von Fisenne, den damaligen Besitzer des Gutes. Er unternahm gerne inkognito Spaziergänge zu dem im englischen Stil angelegten Park. Keiner kannte den Mann, der unter einer knorrigen Eiche in Gedanken verloren saß. Einzig Freiherr Ludwig von Fisenne wusste, um wen es sich in Wahrheit handelte. Noch vor Ende des Kongresses erbat er von Kaiser Alexander I. das Recht, dem Anwesen den Namen „Kaisersruh“ geben zu dürfen. Der Kaiser gab die Erlaubnis und seit dieser Zeit tragen Haus und Park den Namen „Kaisersruh“. Im Laufe der Zeit wurde das Herrenhaus großzügig umgebaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es nicht mehr ständig bewohnt und sollte eine neue Funktion erhalten.
Der Versuch, in den 70er Jahren einen gastronomischen Betrieb zu eröffnen, scheiterte an Auflagen des Denkmalschutzes und so fristete „Kaisersruh „ jahrzehntelang ein trauriges Dasein. Der Verfall wurde schließlich gestoppt und das Gebäude in seiner äußeren Hülle unter Einschluss der erhaltenen Fassadenteile detailgetreu rekonstruiert. Seit 2018 erstrahlt „Kaisersruh“ wieder in altem Glanz und wird als Büroimmobilie genutzt. Auf dem Bauerngut betreiben die heutigen Besitzer einen Ponyhof. 

Wir wandern nun Richtung Wurmtal. Rechts des Weges liegt der einst prächtige Park von Kaisersruh mit zwei herrlich idyllisch gelegenen Angelteichen. Hier weilte der russische Zar Alexander I bei einem Aufenthalt in Aachen gerne. Besonders gerne saß er unter einer alten Eiche, der besagten „Kaisereiche“.

Gedenkkreuz und Lousbergbklick

An der "Wolfsfurth"

 Auf dem Asphaltweg folgen wir  dem Zeichen „A5“. Nach einer Linkskurve geht der Blick geradeaus zum „Lousberg“ mit dem Drehturm. Am Wegrand steht ein Kreuz zum Gedenken an die Opfer, die in den Kriegsjahren 1944/45 in Würselen ums Leben kamen.
Leicht bergab sehen wir vor uns wieder die „Wolfsfurth“ und wandern vorher den Weg links Richtung Berensberg zur Wurmbrücke (A4). Hier beginnt der ansehnlichste Abschnitt der heutigen Wurm. Gespeist aus mehreren Quellbächen südlich von Aachen wird sie über mehrere Kilometer in Rohren unter dem Stadtzentrum geführt und verlässt schließlich hier an der Kläranlage als einziger Abfluss das Aachener Talbecken. Die Wurm erfüllte in der Vergangenheit viele Funktionen. Sie war nicht nur Abwasserkanal sondern auch Energieträger. Ohne die vielen Tuch verarbeitenden Mühlen wäre die Aachener Tuchindustrie nicht möglich gewesen und auch für die mit der Tuchindustrie eng verbundene Nadelindustrie waren die Mühlen wichtige Energielieferanten und Produktionsstätten.

Landgraben

Obelisk "Blauer Stein"

   Hinter der Brücke bleiben wir noch ca. 200m auf dem Talweg. Rechts begleitet uns noch ein alter Arm der Wurm, wie eine Karte von 1825 es noch zeigt.  Dann schickt uns das Wegzeichen „A4“ links hinauf. (Abkürzung: geradeaus auf Wurmtalweg) Es ist alter Hohlweg mit urwüchsigen Vegetation und teilweise freiliegenden Wurzeln. Er ist Teil eines spätmittelalterlichen Verteidigungsgrabens der Reichsstadt Aachen. Am Ende sehen wir vor uns einen Obelisken, der uns an die französische Regentschaft im westlichen Rheinland erinnert.

Blick zum "Ravelsberg"

ehem. Restaurant und Jagdhaus

Der 1810 zur Vermessung des Rheinlands aufgestellte Obelisk, auch „Blauer Stein“ genannt, erinnert an mehrfache Aufenthalte der Schwester Napoleon Bonapartes, Pauline Fürstin Borghese, im Trappistenkloster Mont Sion in Bergerbusch zwischen 1809 und 1811. Da sie in dem angrenzenden Wald mit hohen Buchen und Eichen oft und gern verweilte, erhielt dieser später den Namen „Paulinen-Wäldchen“
Wir treffen auch auf den „Weißen Weg“, der ebenfalls hier vorbei führt. Nach einer kurzen Besichtigung des Obelisken mit den steinernen Liegen gehen wir 50m zurück, wo wir zunächst noch auf der Zufahrt wegen der schönen Aussicht weitergehen. An dem ersten Gebäude des Ortsteil „Bergerbusch“ gehen wir rechts in den Wald.
Vorbei an einem ehemaligen Restaurant. Es diente in der Zeit, als die Familie Cockerill auf „Schloss Berensberg“ saß, als Jagdhaus. Der rechts liegende tiefe Graben ist Teil eines spätmittelalterlichen Verteidigungsgrabens der Reichsstadt Aachen. Am Ende wandern wir rechts ein Stück auf der Straße „Paulinenhof“ und weiter am Friedhof vorbei und bleiben auf dem bequemen Weg, der uns am Waldrand entlang führt uns vorbei an dem Naturdenkmal „Dicke Eiche“. Rechts im Wald liegt das ehemalige „Hohenberger Grubenfeld“, in dem zwischen 1766 und 1825 Kohle abgebaut worden ist. Spuren von alten Bauen in Form von Pingen sind im Wald noch überall feststellbar.
Lange muss es hier zugegangen sein wie bei den amerikanischen Goldgräbern. Die Köhler schaufelten 20 bis 30 Meter tiefe Schächte in den Boden, ackerten mit ihren Gezähe (Werkzeuge der Arbeiter im Bergbau)  immer am Flöz entlang und hoben das schwarze Gold mit Handwinden empor. Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jh´s blieb der Kohlenbergbau im Wurmtal und auf den umliegenden Hängen und Höhen fast ausschließlich auf Klein- und Kleinstbetriebe beschränkt.

     Wiesenlandschaft

Herbstidylle

Wir erreichen den Ortsteil „Rumpen“ und biegen dort scharf rechts ab, wo uns jetzt auf dieser Talseite ein herrlicher Weg leicht bergab ins Wurmtal führt.
Dort geht der Blick auf die mäandernde Wurm. Wild und ungezwungen schlängelt sie sich durch das Tal. Durch die Kraft des fließenden Wassers ändert sich der Gewässerverlauf ständig, immer wieder entstehen neue Rinnen, Kiesbänke, abbröckelnde Steilufer.
An einer Wegegabelung nehmen wir den aufwärts führenden Weg, um noch weitere Spuren des ehemaligen Bergbaus zu entdecken. Hier durchstreifen wir das Feld der ehemaligen Grube „Mespel“. Auch gibt es noch weitere Zeugnisse (Pingen) bergbaulicher Tätigkeit.

 Weg zum "Landgasthaus"

Pfad zur ehem. Grube "Spidell"

1892 wurde eine durchgehende Eisenbahnstrecke zwischen den Gruben westlich und östlich des Wurmtales hergestellt. Wir queren diesen kaum noch erkennbaren Bahndamm und erreichen die L23. Hier gehen wir rechts bis zum Parkplatz des Restaurants „Landhaus Wurmtal“ und folgen dem Pfad zwischen Parkplatz und Straße. Nach ca 300m schwenkt dieser links in den Wald und wir sehen linkerhand ein eingezäuntes Grundstück, das einen ehemaligen Kunstschacht der Grube „Spidell“ abgrenzt. Nur noch der Rest eines unterirdischen Ziegelgewölbes erinnert auf dem heute überwachsenden Grubengelände am Wurmtalhang an die ehemalige Grube „Spidell“

 Gelände der ehem. Grube "Spidell"

Blick in die Grube "Spidell"

Die Vorgänger Grube „Brückenbroich“ wurde schon 1581 erwähnt. Um 1800 zeichnet der Landmesser Schümmer eine Karte der Grube „Spidell“ mit 2 Schächten und einem 150m langen Stollen zur Wurm. 1886 wurde ein Verbund mit der Grube „Hankepank“ und „Abgunst“ hergestellt. 1886 wird die Grube stillgelegt und nur noch ein Schacht aufrechterhalten, um die Wetterführung der Grube „Kämpchen“ zu erleichtern. In dem recht kleinen Grubenfeld gab es mindestens 12 Schächte.
Im Zweiten Weltkrieg bietet ein auf „Spidell“ in den Berg getriebener Luftschutzstollen den im Umkreis von Roland wohnenden Bürgern Schutz vor Fliegerangriffen.
Wir wandern weiter vom Grubengelände hinunter zu einem Hauptweg, der rechts zu unserem Ausgangspunkt führt.
Wir sind durch eine Landschaft gewandert, in der mit der Natur in den letzten Jahrhunderten nicht gerade schonend umgegangen worden ist. Aber von den früheren bergbaulichen Tätigkeiten sind nur wenig Spuren erhalten. Heute ist das Wurmtal ein schöner und bedeutender Naturraum, der seit 1989 zum Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde.

Information: Wanderkarte Nr.1 „Aachen, Eschweiler, Stolberg“ des Eifelvereins, Markierung meist. örtl. Wanderwege „A4“ und „A5“

Strecke: 11,5 km Rundwanderung, unbefestigte und befestigte Wege sowie tlw. Pfade.

Schwierigkeit: mittel, Abkürzungsmöglichkeit bei Verbleib im Wurmtal; Auf- und Abstiege: 200m

Einkehrmöglichkeit: "Landhaus Wurmtal" und "Teuterhof"

Blick ins Wurmtal

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