Lila Land
Kreuz und quer durch die Brunssummerheide
Ein wunderschönes Naturschutzgebiet liegt auf der niederländischen Seite zwischen den Orten Heerlen, Brunssum und Landgraf, das viel Abwechslung zu bieten hat. Man wandert durch eine einzigartige hügelige Heidelandschaft, die besonders im August und September geprägt ist von der lila Farbe des Heidekrauts. Ergänzt wird die Landschaft mit Strauchheiden, Sümpfen, Feuchtgebieten, Teichen, kleinen hochmoorartigen Vegetationseinheiten, Kiefernwäldern, Bruchwäldern, Seen und offene Sandgebiete. Ein kleiner Bach sorgt mit einem weißen Sandstrand für ein beliebtes Planschvergnügen.
Lila Land
Ausgangspunkt ist der Parkplatz am Ende des „Schaapskooiweg“ in Heerlen. Wer von dem weiter unten liegenden Parkplatz startet geht bis ans Ende und dort vor der Steinmauer links zum nahe gelegenen Besucherzentrum, wo man Informationen einholen kann und einen Flyer mit den farblich gekennzeichneten Wanderwegen bekommt. Diese gibt es in den unterschiedlichsten Längen und können auch gegebenenfalls kombiniert werden. Die Markierung besteht aus Farbbänder an Wegepfosten. Da es dazwischen auch noch unmarkierte Wege gibt, ist es ratsam sich kundig zu machen, da man schnell, obwohl das Gebiet nicht all zu groß ist, die Orientierung verliert. Die bis zu 30m hohen Sanddünen mit kleinen Waldpassagen lassen oft auch nur eine eingeschränkte Übersicht zu.
Die folgende Wanderung ist eine individuelle Tour, bei der wir auf markierten und unmarkierten Wegen und Pfaden unterwegs und die schönsten Stellen der Heide durchreifen.
Vom Besucherzentrum wandern wir links mit der dunkelgrünen und dunkelblauen Markierung. Schon nach wenigen Schritten öffnet sich der erste Blick auf eine lila leuchtende Heidelandschaft. Wir folgen dem links abbiegenden Pfad (gelb, grün, hell- und dunkelblau), der uns in einem Linksbogen mit Blick auf das Restaurant am Besucherzentrum führt. Doch vorher zweigt ein Pfad rechts ab (dunkelgrün u. dunkelblau). Aus erhöhter Lage genießen wir die Aussicht zu dem gegenüberliegenden lila Hang. Auf der angrenzenden Wiese weidet gerade eine Schafherde, die das malerische Bild einer Heidelandschaft vervollständigt.
Besucherzentrum Heide Schafe sorgen für den Erhalt der Heide
Der touristisch ersehnte Blick auf das lila Land, am besten gesprenkelt mit einer Heidschnuckenherde, wäre heute nicht mehr möglich, wenn man die Natur sich selbst überlassen würde. Um die Heide für kommende Generationen zu erhalten, müssen die sprießenden Bäume beizeiten entfernt werden, was teilweise auch heute wieder von Schafen erledigt wird. Ein gutes Beispiel für menschliches Eingreifen zeigt die hier vorhandene ehemalige Mülldeponie von Heerlen, die der Mensch inzwischen wieder zum Positiven umgestaltet hat und jetzt ein Teil dieses wunderbaren Naturschutzgebietes ist. Wir wissen, dass in den vergangenen Jahrmillionen sich die Landschaften der Erde verändert und verwandelt haben. So haben sich seit der letzten Eiszeit vor ca. 10000 Jahren hier Wälder ausgebreitet. Dass uns heute aber diese leuchtenden lila Farben rundherum erfreuen, ist dem Eingriff in die Natur unserer Vorfahren zu verdanken. Als man im Mittelalter die ursprünglichen Eichen- und Birkenwälder fällte, um Wiesen und Äcker anzulegen, entstanden diese Heideflächen. Denn durch den Weidebetrieb verdorrten jedoch die Wiesen auf den höher gelegenen, trockenen Sandböden und der Heidebewuchs entstand. Lediglich Schafherden fanden noch genügend Nahrung. Dadurch, dass sie Gras und junge Bäumchen fraßen, blieb die Heide z. T. ein offenes Gebiet und der Wald konnte sich nicht mehr entfalten. Weiterhin hielten sie die Heidesträucher kurz und gesund. Gegen Ende des 18.Jh. verlor die Schafzucht an Bedeutung. Schafswolle aus dem Ausland war inzwischen viel billiger und statt Schafmist benutzte man nun Kunstdünger.
Den nächsten quer laufenden Weg folgen wir rechts leicht bergab, wo sich links ein weiteres Heidegebiet ausbreitet. Unten am Scheitelpunkt des Weges verlassen wir den markierten Weg und folgen links dem Fußpfad entlang einem kleinen Heidesee. Ein wahres Paradies für Frösche, die überall in dichteres Schilf hüpfen, als wir näher kommen. Mitten durch eine Heidefläche führt uns der Fußpfad zu einem Hauptweg. Links können wir noch zwei Graureiher beobachten, die unsere Bewegungen ebenfalls genau beäugen
Heideseen als wunderschöne Biotope Graureiher auf Beutefang
Maas und Rhein haben einst diese Gegend immer wieder heimgesucht und dabei Kies und Schotter abgelagert. Zum Ende der Eiszeit bliesen Westwinde aus dem trockenen, vegetationslosen Stromtal der Maas die verwehbaren Sande heraus und verfrachteten sie ostwärts. So lagerten sich unter anderem Flugsande hier ab, die mehrere Meter hohe Dünen bildeten. Der Sand war sehr gefragt und so wurde bis 1960 Bausand und Silbersand hier abgebaut. Als Reste des Sandabbaus blieben einige Heideseen zurück. Diese wurden vor einigen Jahren ausgebaggert, um zu verhindern, dass sie langsam verschlammen und für immer verschwinden. Heute sorgen sie für ein landschaftlich reizvolles Bild.
Am Hauptweg (hellblau) wenden wir uns nach rechts, wo schon nach wenigen Metern die Wanderung abgekürzt werden kann, dabei entgeht aber diesen Wanderern eine beschauliche Waldpassage mit einem malerisch gelegenen See. Sie steigen in der Linkskurve rechts zu der Sanddüne auf, um anschließend wieder abzusteigen und dem breiten Sandweg links (hell- und dunkelgrün) zu folgen.
Wir lieben die landschaftliche Abwechslung und folgen weiter der hellblauen Markierung und dem für Radfahrer befestigten Streifen, der dann aber rechts abbiegt. Die Markierung führt uns erst an dem nächsten Abzweig, wo zwei Bänke stehen, rechts weiter.
Vor einem Zaun halten wir uns rechts und stoßen geradeaus auf einen malerisch gelegenen See, wo Angler in aller Ruhe ihr Glück versuchen.
"Koffiepool" Seerosen Libelle
Dieser kleine See wird bei den Holländern wegen seiner bräunlichen Farbe als „Koffiepoel“ bezeichnet. Er ist ein altes Braunkohlebecken der ehemaligen Zeche „Brunhilda“. In der Zeit nach dem ersten und zweiten Weltkrieg, wo Energie knapp war, fand hier im Tagebau der Abbau von Braunkohle statt. Heute hat sich die Natur das Gebiet zurückerobert.
Weiter geht es links über einen Parkplatz bis zum Ende und dort rechts auf dem Fußweg ohne Markierung um den See auf der Böschungsoberkante entlang. Hinter einem Rastplatz steigen wir zum Wasser hinunter. Der Fußpfad stößt am Ende des Pools auf einen breiten Waldweg wieder mit der hellblauen Markierung. Ein skurriles Bild geben merkwürdig gewachsene Kiefern auf der Oberkante des rechten Hanges ab.
Solche bizarren Formen einzelner Bäume und Sträucher hat in früheren Jahrhunderten die Phantasie mancher Menschen angeregt und ihn als Geisterwald bezeichnet. Denn wer ängstlich war und abends mal in der Dunkelheit hier nach Hause musste, sah oft im Zwielicht einer Mondnacht darin die Gestalt eines Gespenstes.
"Geisterwald" "Wüste" "Heidebad am Rodebach"
Vor Jahrzehnten wurde aus dem Norden der heutigen Brunssummer Heide Sand mit Kippkarren über eine Schmalspur hier abgekippt. Man wollte dort, die unter einer dicken Sandschicht lagernde Braunkohle abbauen. Die Sandfläche besteht jetzt aus richtigem Staubsand. Bei Sonnenschein herrscht auf der kahlen, heißen Sandfläche ein richtiges Wüstenklima. Dort erreichen die Temperaturen gelegentlich Werte bis zu 60°. Der Wald öffnet sich und die Heide gewinnt wieder die Oberhand; es geht weiter geradeaus. An einem breiten tiefsandigen Weg treffen wir wieder auf die Abkürzung und wandern links auf die große weiße Sandfläche zu. Der Sand wird immer feiner, die Schicht immer dicker. Das Gehen im lockeren Sand wird schwieriger und die Sandflächen immer größer.
Wir queren die Wüstenfläche und schauen in eine Geländemulde mit einem kleinen Teich. Regenwasser sammelt sich hier von den umgebenden Hügeln und speist im weiteren Ablauf das „Rodebeek“. Am Rande ist teils ein schlammiger Sumpf entstanden mit einer entsprechenden Vegetation. Mit einem kleinen Holzsteg erreichen wir trockenen Fußes die andere Seite, wo ein kleiner Sandstrand zum Füße baden frei gegeben ist. Richtig baden kann man hier nicht, da das Wasser viel zu flach ist. Kinder können allerdings schön im Wasser plantschen. Auch Hundebesitzer lassen ihre Hunde baden, so dass Kinder und Hunde sich das klein bisschen Wasser teilen müssen.
Wir wandern mit der roten Markierung entlang der Wasserfläche in den Wald. Links des Weges lässt der Boden das Wasser nicht versickern, sodass feuchte Flächen entstehen und ein beliebtes Refugium für wasserliebende Tiere und Pflanzen geschaffen wird.
Heide und Badelandschaft
Ein dunkelgrün und schwarz markierter Weg führt uns dann rechts auf die Höhe mit einem phantastischen Landschaftsblick. Weiter geht es (dunkelgrün) zunächst am oberen Rand eines mit Heidekraut bewachsenen Hangs entlang und anschließend langsam wieder mit Treppenstufen hinunter zu einem Hauptweg (dunkelgrün u. rot). Rechts liegt eine große nasse Grünfläche (Hoogveen), die nicht betreten werden darf. Wir wandern an dieser entlang bis zum Ende. Dort biegen wir links in einen Sandweg (ohne Markierung) ein und wandern in einem kleinen Tälchen hinauf. Auch hier am „Heikop“ finden wir kleine Biotope, die für manche Pflanzen und Tiere ein Rückzuggebiet sind.
Vereinzelte Ameisenhaufen sind links im Hang zu entdecken. Hier zeigt sich die Entdeckung von Prof. Ulrich Schreiber, dass Ameisen ihre Bauten stets nach geologischen Brüchen in der Erdkruste, den so genannten „Störungslinien“ ausrichten. Eine davon ist die Feldbissverwerfung, die hier durch die Brussummerheide verläuft. Auf der Nordseite der Feldbissverwerfung liegt das karbonische Grundgebirge 300 Meter tiefer als auf der Südseite. Sie ist regelmäßig aktiv. So fand z.B. 1992 hier ein Erbeben statt.
Am Ende wechseln wir mit einem Rechtsbogen die Richtung und durchstreifen einen Lichten Eichenwald mit Heidekraut. Der Weg endet an einem Sandweg, den wir nun links am Rand eines Talhanges weitergehen (dunkelgrün u. rot) mit einem herrlich weiten Blick über unser Wandergebiet. Links grenzt ein Zaun das Gelände eines Jugendzeltplatzes ab. Wenige Meter hinter einem Linksbogen nehmen wir den rechts abgehenden Fußpfad ohne Markierung. Rechts gestaltet die lila Farbe des Heidekrauts die Landschaft.
"Biotop am Heikop" Lila Land ringsum Bilderbuch Landschaft
Über eine Sandpiste verlassen wir die Höhe und wandeln durch einen lichten Kiefernwald zu einem querverlaufenden Weg mit der Markierung Rot und Dunkelgrün. Mit diesem unterqueren wir links eine Hochspannungsleitung hinter der wir ca 100m weiter rechts den Fußweg und nicht den Reitweg nehmen. Es geht zum xten Mal wieder bergan mitten durch blühendes Heidekraut. Der Pfad stößt auf eine kahle und nur von Gras bedeckte Fläche eines vorgeschobenen Geländerückens.
Am Ende wandern wir im Bogen noch ein Stück an der Kante entlang und steigen dann rechts hinter einer Kiefer den Fußpfad, der teilweise von Wasser ausgewaschen ist, hinunter und nehmen geradeaus den Weg. An einer größeren Sandfläche biegen wir halbrechts an einer Kiefer vorbei den Fußpfad bergan. Oben bietet sich erneut ein herrlicher Rundblick über das Lila Land. Hinunter geht es zu einem Hauptweg und einem maroden Rastplatz. Bänke und Tisch laden nicht mehr zum Rasten ein. Wir gehen um diesen herum, um dann mit einem nach rechts führenden Weg auf einen Waldweg (hellgrün) zu stoßen. Bei sonnigem Wetter genießt man jetzt die angenehmere Waldluft.
Der jetzt ansehnlich anzuschauende Kiefernwald wurde 1920 angepflanzt. Das Holz wurde in den Steinkohlenzechen Südlimburgs als Stempel zum Verstreben der Stollen genutzt. Sie hatten die ausgezeichnete Eigenschaft, vor drohendem Verbruch zu ächzen und zu krachen, so dass sich die Bergleute oft noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten.
lila, weiß und grün bestimmen das Bild Abbaugrube Sandweg
Der asphaltierte „Kamperheideweg“ wird überquert. Links grenzt ein Zaun das noch im Tagebau befindliche Betriebsgelände ab. Wir bleiben auf dem Hauptweg (hell- u. dunkelgrün). Der zum Zaun hin schmale Pfad ist den Mountainbiker vorbehalten. Dann gabelt sich der Weg. Hier gönnen wir uns vom Zaun aus einen weitläufigen Blick in das aus weißem Sand beherrschte Abbaugebiet mit einigen Wasserflächen. Wir folgen jetzt rechts dem hellgrün markierten Weg vorbei an einer Bank und einer größeren Freifläche. Der Sandweg geradeaus scheint in den Himmel zu führen. Oben erleben wir eine Aussicht Richtung Heerlen. Rechts führt ein Weg hinauf zum „Heksenberg“, der mit 138m die höchste Erhebung in unserem Wandergebiet ist. Da aber keine Sicht von dem bewachsenen Gipfel vorhanden ist, ersparen wir uns die Mühen eines Aufstiegs und wandern (hellgrün) weiter geradeaus.
Früher wurde der Berg nach historischem Ursprung auch „Hessenberg“ genannt. In der Römerzeit soll ein germanischer Volksstamm, die Hessen, auf der Brunssummerheide gegen eine römische Legion gekämpft haben. Nach Ende des Kampfes, wobei auch der Anführer der Hessen den Tod fand, wurden die Leichen verbrannt. Die Asche tat man in Urnen, die dann aufgestapelt wurden. Die Hessen, die überlebten, füllten ihre Helme mit Sand und schütteten diesen über die Urnen aus bis ein hoher Grabhügel entstand, der spätere „Hessenberg“.
Die Namensänderung „Hessenberg“ in „Heksenberg“ verdankt man einem Volksglauben, wonach sich auf dem Hügel nachts bei Mondschein die Hexen aus der weiten Umgebung trafen. Sie reisten, rittlings auf einem Besenstil sitzend, durch die Luft. Ihr Geschrei war meilenweit zu hören.
Im östlichen Südlimburg gab es bis 1974 viele Steinkohlenzechen. An manchen Stellen gibt es noch Überreste dieses Zeitalters. Der bewaldete Hügel, der „Steenberg“, links gehörte zur Zeche Oranje Nassau IV. Steine und Steinkohleabfälle wurden dort aufgeschüttet.
Hinter der Informationstafel ( leider nur auf Niederländisch ) steigen wir den Hang links hinunter und wandern rechts auf einen weißen Hang zu. Das Gehen im tiefer werdenden Sand wird wieder schwieriger. Der gelben Markierung bleiben wir nun treu bis zum Besucherzentrum. Der „Kamerheideweg“ wird wieder gequert und wir erreichen eine Stelle mit einem orangen Pfahl, wo der Weg einen querenden Graben zugeschüttet hat. Dieser ist der Rest eines ehemaligen Landgrabens. Da, wo der Weg einen Linksbogen macht, können wir rechts noch einmal über eine lila Landschaft blicken, die aber auch beim Abstieg links mit einem wundervollen Panorama zum Abschluss der Wanderung die Schönheit der Brunssummerheide zeigt.
Lila so weit man schaut
Wir haben heute eine Landschaft kennen gelernt, die in ihrer Charakteristik mit den Farben Lila, Weiß, Grün und blau sich von den vielen bisher erwanderten Landschaftsbildern abhebt und sich als ein vielfältig gestalteter Landflecken präsentiert.
Nachdem das Auge sich an dem hellen Lila der Heide satt gesehen hat, zieht uns nun das „Pannekoekenhuis“ mit seinen etlichen Variationen von herzhaften und süßen Pfannekuchen zur Einkehr an.
Information: Wanderkarte: Flyer im Besucherzentrum kostenlos erhältlich
Strecke: 10,3 km Rundwanderung, nur unbefestigte Wege und Pfade (meist Sand- und Kies). Abwechslungsreiche Heidelandschaft mit Wald und wunderschöne Aussichten über eine sanfte Hügellandschaft.
Schwierigkeit: leichtes ständiges Auf und Ab, Auf- und Abstiege 130m;
Einkehrmöglichkeit: in Besucherzentrum/ Pannekoekenhuis
GPX-Track
Video
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