Aachener Soers
Fluss, Stadt, Land

Die Aachener Soers ist eine Landschaft, die sich nördlich des Lousbergs anschließt. Bekannt ist sie durch die jährliche weltbekannte Veranstaltung des CHIO (internationales Pferdesportturnier) geworden. Es ist eine vielgestaltige Landschaft in der mehrere Bäche dieses feuchte Gebiet entwässern und vom Wildbach durchflossen wird, der schließlich an der Aachener Kläranlage in die Wurm mündet. Sie ist der einzige Abfluss des Aachener Beckens. Dem Wasser verdanken zahlreiche Mühlenbetriebe ihre Existenz.

Diese Landschaft im Norden des Aachener Kessels wollen wir bei einer Wanderung näher kennenlernen. Sie wird uns verschiedene Gesichter zeigen, weshalb ich auch den Untertitel Fluss, Stadt, Land, gewählt habe. Wir starten am Rande des Talkessels am „Blauen Stein“ im Paulinenwäldchen. Der hier 1810 zur Vermessung des westlichen Rheinlandes aufgestellte Obelisk erinnert an die französische Besatzungszeit. Da Napoleons Schwester gerne hier und im angrenzenden Wald verweilte, erhielt dieser später den Namen Paulinenwäldchen.

 Zunächst wandern wir auf dem „Weißen Weg“,  der vom Aachener „Lousberg“ bis zum „Nullander Berg“ in Kerkrade durch den „Pferdelandpark“ führt. Der Weg erhielt seinen Namen durch die häufig anzutreffende Farbe Weiß. Die sich auch auf manchen Wegabschnitten mit weißen Betonplanken  zeigt.  Es geht zwischen Wiesen leicht bergab mit Blick zum „Salvator- und Lousberg“. Im Tal breitet sich auf einer Länge von fast einem Kilometer die weitläufig mit vielen Becken angelegte Aachener Kläranlage aus, die gleichzeitig das Wasser von Wurm und Wildbach aufnimmt.

                         "Obelisk"                                               Blick zum "Lousberg"                   Störfaktor Autobahn

Laute Autogeräusche schallen von der weiter dahinter liegenden Autobahn zu uns hinauf. Diese und die rechts anschließende Landesstraße werden unterquert. Hier verlassen wir den „Weißen Weg“, der weiter parallel zur Autobahn führt, und wandern links auf dem „Sonnenweg“ weiter.
Vorbei an Gewerbebetriebe liegt rechts ein Parkplatz über den ein Wanderweg nach Laurensberg zeigt.
Hier im Umfeld lag bereits 1242 die Soerser Mühle. Im 17. Jh. nutzte man sie als Kupfermühle, um 1700 als Walkmühle und 1825 gleichzeitig als Nadelschleif- und Poliermühle. 1896 verlegte die Färberei Rouette den Firmensitz von Aachen Forst in die Gebäude der inzwischen bereits erweiterten Mühle. Trotz Modernisierung musste der Betrieb 1980 aufgegeben werden.
Entlang des Wildbachs entstanden im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Mühlen, die im Laufe der Zeit unterschiedliche Nutzung erfuhren.

Es war das wertvolle Wasser des Baches, das  im 19. Jahrhundert  Produktionsabteilungen der Tuchfabriken von Aachens Zentrum in die Soers zogen. Sie sorgten für die Umwandlung von Mühlen und Bauernhöfen zu Tuchfabriken und Färbereien.  

Am Ende des Parkplatzes geht ein für Radfahrer gesperrter Pfad  auf einem Damm zwischen zwei Teichen weiter.  Der linke hat sich zu einem reizvollen,  Feuchtbiotop und zu einem Biberreservat entwickelt, wo der Biber das Umfeld nach seinen Vorstellungen gestaltet. Der Teich auf der anderen Seite ist von einem Angelverein gepachtet. Jetzt beginnt auch der schönere Teil des Wegs. Es folgt ein Stauwehr mit einem über 1,5 m hohen Absturz. Ein recht naturnaher Bachabschnitt schließt sich nun an. Der Wildbach ist einer der wenigen Aachener Bächen, der noch weitgehend offen und unverrohrt dahin fließt.

                       Angelteich                                            Biberreservat                              Wildbach mit Wanderweg

Auf dem Weg entlang des Baches zur „Stockheider Mühle“ passiert man zunächst ein weites Weiden- und Wiesengelände, das einmal im Jahr für das große Pferdesportevent (CHIO) herhalten muss und mit entsprechenden Aufbauten modelliert und versehen wurde. Dabei wird sogar der Wildbach mit in den Hindernisparcours einbezogen. Darüber hinaus charakterisieren Zäune und Gatter die Landschaft. Die Wiesen sind aber nicht nur für Pferde allein gepachtet, auch Rindviecher fühlen sich hier wohl.

             Pferdesportgelände                                Blick zum Lousberg                    ehemalige Stockheimer Mühle

Die knorrigen Kopfweiden am Bachufer lieferten einst Weidenruten zur Herstellung von Körben. Heute bieten sie vielen Insekten, Vögeln und Kleinsäugern Unterschlupf. Wir kommen zu der ehemaligen „Stockheider Mühle“. Sie wurde schon im 13. und 14 Jh. erwähnt.
Eine Urkunde aus dem Jahre 1680 bezeichnet sie als Kupfermühle. Ab 1788 wird sie bis Mitte des 19. Jh. als Walkmühle genutzt. Ab 1852 diente sie als Färberei. 1969 übernahm die Tuchfabrik Becker den Betrieb und nutzte die Anlagen bis zum Bau der eigenen Färberei in Brand (1983). Nachdem diese letzte Aachener Tuchfabrik ihre Insolvenz anmelden musste, setzt sich der Verein „Tuchwerk Aachen“ für eine neue Nutzung u.a. als Museum zur Textilgeschichte der Region ein.
Am „Strüverweg“ treffen wieder auf dem „Weißen Weg“, der uns 100m nach rechts führt und dann dort links den weiteren Weg zeigt. 

                Kopfweide                                                 Pferdelandpark                                  ehemalige Schleifmühle

So erreichen wir die „Schleifmühle“, häufig auch als 'Speckheuer Follmühle' bezeichnet. Im 16. Jh. war sie wahrscheinlich eine Kupfermühle, im frühen 19. Jh. Nadelschleif- und Poliermühle. Ab ca. 1830 nutzte Johann Wilhelm Wüller sie als Walkmühle, Wollspüle und Färberei. 1857 wurde eine Dampfmaschine installiert und um 1868 richteten die Söhne Johann Wilhelm,  Aloys und Hubert Wüller eine Streichgarnspinnerei ein, die bis 1959 bestand. Durch zahlreiche An- und Umbauten ist die frühere industrielle Nutzung der Anlagen nur noch schwer erkennbar. Im Umfeld der Mühle befinden sich aber Mühlengräben und ein großer Teich, mit dem das knappe Wasser aufgestaut werden konnte. Und wer die Fassaden an der „Rütscherstraße“ genau betrachtet, erkennt Reste eines alten, ehemals dreigeschossigen Fabrikbaus. 
Die „Rütscher Straße“ wird gequert und schon bald die „Kohlscheider Straße“ unterquert. Anschließend geht es hinauf zu einem Damm, der zu einem Regenrückhaltebecken gehört. Es dient dem Hochwasserschutz und ist nur bei starken Regenfällen vollständig überflutet. Im Laufe der Jahre hat sich im Becken ein Feuchtbiotop gebildet. Der Wildbach fließt daran vorbei und nur ein kleiner Durchlass sorgt dafür, dass dem Becken ganzjährig etwas Wasser zugeführt wird und somit die ökologische Artenvielfalt gewährleistet ist. 

            Rückhaltebecken                                    Wanderpfad                                     Rest Burg "Mewenrade"

Auf einem herrlichen Wiesenpfad passieren wir das was von einer 1525 erstmals erwähnten Rahe-Mühle noch zu sehen ist. Bis in die 90er Jahre des 20sten Jahrhunderts war sie als Getreide- und Futtermühle in Betrieb, wobei die Antriebskraft Wasser inzwischen durch Strom ersetzt worden war.  Das alte turmartige Haus stammt möglicher Weise noch aus dem mittelalterlichen Gebäudekomplex der Burg Mewenrade. 
Wir erreichen die „Schloß-Rahe-Straße“, wo schon der Name auf ein besonders exklusives Gebäude schließen lässt. Es war der Fabrikant Gerhard Heusch, der 1787 die alte und auch bereits mitgenommene Wasserburg zu einem repräsentativen Wasserschloss umbauen ließ und bot 1818, während des Aachener Kongresses, an dem sich die gekrönten Häupter von Preußen, Österreich und Russland in Aachen trafen, dem Zaren Alexander eine repräsentative Unterkunft. Nach dem Tod von Gerhard Heusch im Jahre 1829 wechselte Schloss Rahe erneut mehrfach seine Besitzer. Ab 1908 diente das Schloss der Familie Weidtman in den nächsten vier Jahrzehnten als gesellschaftlicher Mittelpunkt.  Obwohl die Gebäude den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden hatten, verfiel nach dem Tod von Adele Weidtman die gesamte Anlage zusehends, bis diese schließlich 1979 von der Aachener Rückversicherungs-Gesellschaft erworben und unter Berücksichtigung des historischen Baubestandes wieder hergerichtet wurde. Nach dem Umzug dieser Gesellschaft nach München im Jahre 1998 wurde Schloss Rahe nunmehr als Business Center einer neuen Verwendung zugeführt. Ein Rundgang durch die alte Parkanlage mit der von einem Wassergraben umgebenen Anlage steht nichts im Wege. Rund um Schloss Rahe speist der Wildbach die Gräben. 

               "Schloß Rahe"                                               Schloßgraben                                   idyllische Parkanlage

Nach dem Parkbesuch wandern wir auf der „Schlossstraße“ und dort, wo diese rechts eine Unterführung quert, auf dem geradeaus führenden Weg mit Blick über die freie Feldlage weiter. Die rechts vorhandene Böschung gehört zu einem alten Bahndamm. Er war Teil der 1846 gebauten Eisenbahnlinie Aachen-Düsseldorf bevor diese Strecke um 1900 auf ihre heutige Trasse verlegt wurde. Rechterhand steigen wir dann auf einem Serpentinenweg dort hinauf. Oben laden eine große Schaukel und Bänke zum Verweilen ein. Schaukelnd ist auch der Blick zum „Lousberg“ zu genießen. Anschließend folgen wir dem alten Bahndamm auf der inzwischen angelegten Promenade. Sie wird von der „Schloßstraße“ unterbrochen, wo es im Zickzack einmal  hinunter und an der gegenüberliegenden Seite ebenso wieder hinauf geht.

                          Rastplatz                                    Promenadendamm                             "Adele Weidtmann Platz"

Wir folgen erneut der Höhenpromenade bis fast am Ende rechts Treppen hinunter führen. Hier folgen wir unten dem Fußweg rechts und stoßen am Ende auf die „Adele Weidtmann Straße“ mit einem kleinen Springbrunnen. Wir befinden uns hier in einem bevorzugten und exklusiven Stadtteil u.a. mit Restaurant, Hotel, Gesundheitszentrum. Gegenüber verlassen wir aber schon den städtischen Bereich auf einem Treppenweg bis zur „Schloßweiherstraße“, der wir rechts bis zu einem Parkplatz folgen. Hier treffen wieder auf den „Weißen Weg“ und wandern mit ihm durch eine kleine Parkanlage. Am Ende verlassen wir den städtischen Wohnbereich und wandern am Rande der Bebauung und einer weiten Wiesenlandschaft mit Blick zum Gut Beulardstein. 

                     Landpartie                                    Bergbauhalde "Wilsberg"                               "Maulbeerhügel"

Wir verlassen nun den „Weißen Weg“ und wandern auf einem Wirtschaftsweg zur Autobahn, die sich von weitem schon akustisch ankündigt.  Nach Überquerung und mit einem kleinen Anstieg zwischen Wiesen lassen wir schon bald den Autolärm hinter und gelangen auf den „Landgraben“.  Auf der Straße gehen wir zunächst 100m rechts, um dann links in den „Siebweg“ einzubiegen. Vor einer Garagenreihe wenden wir uns nach links und gelangen vorbei an einem Spielplatz auf eine Anlieger Zuwegung (Berensberger Winkel), die in die Berensberger Straße mündet. Geradeaus auf der  verkehrsberuhigten „Richtericher Straße“ geht es 400m bis hinter Haus 60 und dort zu der Brücke über die „Kohlscheider Straße“. Damit verlassen wir die Stadt Aachen und befinden uns auf Herzogenrather Gebiet mit einer ringsum landwirtschaftlich genutzten Fläche. Weit geht der Blick nach Norden, wo besonders bei klarem Wetter mehrere sog. „Kohlenhalden“ (Abraumhalden) des Aachener Kohlereviers sich am Horizont abheben. Der bewaldete Hügel gehört zur Halde „Wilsberg“ auf der bis 1955 Abraum der Zeche „Laurweg“ abgelagert wurde.

                   Berensberg                                    Pfad zur „Verborgenen Mitte“                      "Verborgene Mitte"

Auf dem „Aachener Pfad“ geht es bis zu einer Wegkreuzung mit einem Kreuz. Hier treffen wieder auf den „Weißen Weg“ , der uns zum Ausgangspunkt zurück führen wird. Durch das „Hasenwalder Feld“ erreichen wir wiederum kurz vor dem Ortsteil Rumpen eine Kreuzanlage. Hier geht es nun rechts auf Berensberg zu. Am Wegesrand hebt sich ein 1,50 hohes Erdplateau aus der Umgebung heraus, auf dem Maulbeerbäume gepflanzt sind. Die Maulbeere wurde bereits zu Zeiten der Römer in den wärmeren Regionen Europas verbreitet. Die weiße Maulbeere ist zur Seidenraupenzucht geeignet. Deshalb wurde dieser Baum in Preußen an zahlreichen Alleen und Plätzen gepflanzt. Heute sieht man diesen Baum leider nur noch sehr selten. Die schmackhaften Beeren kann man essen.
Ein herrliches Panorama nach Süden bis in die Eifel liegt jetzt vor uns. Im Vordergrund ragt die Berensberger Kirche in den Himmel. Direkt vor uns führt der Weg zum „Berensberger Schloss“ James Cockerill baute das ehemalige Lehnsgut „Haus Berensberg“ um 1830 schlossartig aus.  Es hat durch Umbauten im 19. und 20. Jahrhundert seinen feudalen Charakter eingebüßt und wird heute landwirtschaftlich genutzt.
Vorbei an der Kirche queren wir die „Berensberger Straße“, wo ein Hinweisstein des „Weißen Weges“ zur „Verborgenen Mitte“ zeigt und unsere Neugier weckt. Wir passieren das Drehkreuz und wandern auf einem schmalen Graspfad entlang einer Hecke und Wiesen leicht bergab. 
Eingebettet in ein Wäldchen und an Wasserläufen gelegen, erhielt dieser "verzauberte" Ort den Namen „Verborgene Mitte“.
Die „Verborgene Mitte“ diente den Familien Cockerill und Peltzer (Haus Ferber) bereits vor 150 Jahren als schattiger Treffpunkt in lauschiger Landschaft, der über mehrere repräsentative Alleen erreichbar war. Wer in aller Stille ein Stück Natur beobachten wollte, war hier vor Jahren genau richtig. Leider ist das Zentrum der Verborgenen Mitte, eine Plattform der Ruhe, nicht mehr vorhanden (2021). So steigen wir enttäuscht wieder zurück bis rechts ein Wiesenpfad zur Berensberger Aussichtsterrasse führt. 

                  Kleingartenanlage                             Blick zum "Lousberg"            Paulinenwäldchen ehem. Jagdhaus

Im Zuge des Tivoli-Neubaus mussten die Kleingartenanlagen „Roland“ und „Groß-Tivoli“ an der Krefelder Straße weichen. Eine neue Heimat fanden hier die Kleingärtner. Als weiterer Ruhepunkt am Weißen Weg erhielt die neue Kleingartenanlage eine Aussichtsterrasse. Besucher können von der Aussichtsterrasse die gesamte Soers bis hin zum Lousberg überblicken, sogar bei klarer Sicht bis in die Eifel.
Es geht mit dem „Weißen Weg“ zurück zur „Berensberger Straße“ und dort rechts zum Paulinenwäldchen. Ein Waldpfad führt parallel zur Zufahrt zu unserem Parkplatz. Unterwegs passieren wir ein zu Beginn der Preußenzeit errichtetes und noch heute bestehendes Ausflugslokal (bis 2021). Es diente in der Zeit, als die Familie Cockerill auf Schloss Berensberg saß, als Jagdhaus. Ca 100m weiter tangieren wir das Zufahrtsträßchen zum Obelisken. Hier verlassen wir den Waldpfad und gehen auf diesem weiter, da von hier sich noch einmal ein herrlicher weiter Blick bis hin zur Eifel bietet.

 

Information: Wanderkarte Nr. 1 Aachen Eschweiler Stolberg des Eifelvereins

Streckenlänge  ca. 12,5km,

Schwierigkeit: keine besonders herausfordernde Steigungen, , insgesamt Auf- und Ab 90m

Einkehrmöglichkeit:  unterwegs keine, eventuell in der Kleingartenanlage

"Pferdelandpark"

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