Wandel einer Landschaft

 Auf belgischer Seite liegt eine Region, wo bereits seit dem frühen Mittelalter Bergbau betrieben worden ist. Das Vorkommen von Zink und Blei, als Galmei bezeichnet, war das begehrte Erz, das zur Messingherstellung gebraucht wurde. Die frühe Bergbaugeschichte ist besonders dem Umstand zu verdanken, dass die Erze stellenweise bis an die Erdoberfläche reichten.

Der Name „Galmei“ spiegelt sich in dem in dieser Gegend liegende Ort „Kelmis“ bzw. in der französischen Variante „La Calamine“ wieder. Es ist eine vom Bergbau geprägte Landschaft, deren Spuren bis heute von der Natur wieder zugedeckt und zu einem außergewöhnlichen Naturparadies umgewandelt wurden. 


Galmeiveilchen

Erleben werden wir diesen Wandel auf der folgenden Wanderung, die über schmale Wege und Pfade, unterbrochen von kleinen Sträßchen abwechslungsreich durch eine weite Wald- und Wiesenlandschaft und die wilden Bachtäler von Göhl und Hohnbach führt.

Wir starten unsere Wanderung am Parkplatz in Kelmis an der Lütticher Straße gegenüber "Möbel Adler". Der hier vorbei laufende Weg führt uns zum Casinoweiher, wo wir zunächst an der südlichen Seite des Weihers“ entlang wandern. Rechts liegt eine Abraumhalde der ehemaligen „Grube Altenberg“. Beide sind Überbleibsel des ehemaligen Bergbaus in Kelmis. Bereits im Mittelalter wurde von den fränkischen Karolingern im „alten Berg“ das Erz ausgebeutet. Der Weiher wurde eingerichtet, um das Zink aus den Steinbrüchen auszuwaschen. Der seinerzeit aus rein wirtschaftlichen Gründen angelegte Weiher präsentiert sich heute mit seinem prächtigen Schilfgürtel und den mit malerischen Bäumen bestandenen Ufern als landschaftliches Kleinod,
Der Bergbau in der „Grube Altenberg“ endete 1895. Die reiche Industrievergangenheit hat aber noch weitere Spuren in der Landschaft hinterlassen.
Die Halde ist heute ein naturgeschützter Bereich, den man besteigen und auf den angelegten Wegen, teils über Holzstege, rundgehen kann. Auf den ehemaligen Bergbauarealen hat sich eine seltene Galmeiflora entwickelt. Einige wenige Spezialisten haben im Laufe ihrer Evolution eine sehr hohe Toleranz gegenüber Schwermetallen ausgebildet und können so diese ökologischen Nischen unbedrängt besetzen. Ein typischer Vertreter dieser Flora ist das Galmeiveilchen, das allein in der hiesigen Region in Gelb vorkommt und gern von dem kleinen Perlmutterfalter besucht wird.  

              Casinoweiher                                                    wilde Göhl                                          Kletterwand

Am Ende kommt man hinunter an die Göhl. Diese fließt über kleine Katarakte und zeigt hier besonders wilde und idyllische Züge. Wieder am See halten wir uns rechts und wandern die Göhl aufwärts. Rechts zur Göhl stehen noch Überreste eines mit Pfeiler vorhandenen Zaunes. Auf der linken Seite taucht dann eine hohe Felswand auf. Ein Fußpfad führt bis an die Wand heran. Sie ist eine Übungswand des deutschen Alpenvereins. Wieder auf dem Hauptweg zurück kann man auch den direkt an der Göhl entlang führenden Trampelpfad benutzen. Dieser stößt vor einer steinernen Brücke auf ein Sträßchen, das nun rechts hinauf zur Emmaburg führt. Die Burg liegt rechts oben auf dem Felsplateau, ist aber leider durch die Bäume nicht zu sehen.
Erstmals erwähnt wird die Eyneburg im Jahre 1260. Zu der Zeit befand sich die Burg als ehemaliges Lehen des Aachener Marienstiftes im Besitz des Rittergeschlechts von Eyneberghe. Im Volksmund hält sich die Bezeichnung Emmaburg, die auf einer Legende aus dem 19. Jahrhundert beruht, derzufolge Emma, eine Tochter Karls des Großen, sich hier mit ihrem Geliebten Einhard, der als Freund und Biograph ihres Vaters am Hofe lebte, getroffen haben soll. 

                 "Emmaburg"                                             Limburgerweg                                   Weiher am Wegesrand

Es geht nun rechts, begleitet von Resten der Burgmauer, aus dem Göhltal hinauf zur Burg, die dann nach dem Ende des Waldes zu sehen ist. Still liegt sie da mit spitzgiebeligen Türmchen, weiten Dächern, trutzige Mauern und viel Fachwerk. Leider ist sie seit einigen Jahren nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich.
So biegen wir auch schon in der Rechtskurve vor einem kleinen Teich links ab und wandern hier zunächst am Waldrand mit den Wegmarkierungen (grünes u. gelbes Rechteck) weiter leicht ansteigend. Nach 400m führen uns die Markierungen rechts in den Wald. Am Ende stoßen wir auf die „Königstraße“, der wir nun 200m nach links folgen. Hier führt der „Limburgerweg“ als Hohlweg geradeaus mit dem Wegweiser „Luisenstollen“. Es ist ein schattiger Weg, der stellenweise nach starkem Regen sehr matschig sein kann. Der „Limburgerweg“ stößt am Ende auf die Zufahrt eines einzelnen Hauses. Die anschließende Hauptstraße wird überquert und Richtung „Hammerbrücke u. Luisenstollen“ entlang der Göhl gewandert. Links entdecken wir zwischen den Bäumen einen kleinen Weiher. Nach ca. 200m, auf der anderen Bachseite liegt ein ehemaliger Steinbruch, hier können wir den Teerweg verlassen und direkt am plätschernden Bach den Trampelpfad nehmen. Im April ist der Boden weiß bedeckt mit Buschwindröschen. Wenn diese verblüht sind wechselt im Mai die Farbe zum Blau des „Immergrün“. Wieder auf dem Teerweg zeigt ein Schild „Campingplatz“ nach links. Hier liegt 20m rechts von der Straße der Eingang zum „Luisenstollen“. Von hier wurde ein Stollen zum 633m entfernten Schacht getrieben, so konnte die gewonnen Erze schneller gefördert werden. Das Zinkerz wurde auf einem von Pferden gezogenen Schienenwagen entlang der Göhl nach Kelmis zur Wäsche gebracht. 1923 wurde das Bergwerk nach 45 Jahren wegen zu großer Wassermengen und Laufsand stillgelegt 

             entlang der Göhl                                             "Luisenstollen"                                   "Hammerbrücke"

Vom Stollen wieder zurück auf der Straße wenden wir uns Richtung „Campingplatz“. Vor dessen Grundstück wir neben einem eisernen Tor durch das Drehkreuz weiter zur in Sicht kommenden „Hammerbrücke“ wandern.
Der Viadukt über die Göhl wurde in den Jahren 1841-1843 im Verlauf der Strecke Aachen – Lüttich gebaut. Er bestand aus einer doppelten Bogenreihe mit 17 oberen und 13 unteren Bögen. Mit 40 Metern Höhe und 220 Metern Länge war es der größte  Viadukt im Verlauf der Strecke Köln - Herbesthal und bis zum Bau der Müngstener Brücke bei Remscheid (1897) der höchste Eisenbahnviadukt im Deutschen Reich. Beim Einmarsch der Deutschen nach Belgien am 10. Mai 1940 wurde der Viadukt von zurückweichenden Belgischen Truppen gesprengt, dann aber von der Besatzungsmacht schnell wieder befahrbar gemacht. Gut 4 Jahre später (am 12. September 1944) wurde der Viadukt erneut gesprengt, diesmal von den, vor den heranrückenden Alliierten, zurückweichenden Deutschen Truppen.
Wir bleiben auf dieser Seite vom Viadukt und wandern hinter einem Zaundurchlass rechts über eine Treppe hinauf zum Fuß des Bahndamms und zu einer Wiese. Spuren eines Weges sind hier nicht zu erkennen, so queren wir sie querfeldein und diagonal zum nächsten Zaundurchlass, wo auch ein Grasweg weiterführt. Rechts geht der Blick nun weit über eine hügelige Wald- und Wiesenlandschaft, aus der die Kirche von Hergenrath herausragt. Die Wiesen sind im Mai übersät mit dem gelb leuchtenden Löwenzahn.
Unser Wiesenweg endet an einem Sträßchen, das von links durch eine Unterführung kommt. Diesem folgen wir nun geradeaus. Ein Blick durch die Unterführung zeigt uns eine elegant gestaltete Brückenkonstruktion der Eisenbahnlinie. Vorbei geht es an einem modern sanierten Hof zu einem weiteren Sträßchen „Fossey“. Hier wandern wir 50m rechts, um dann links in einen unbefestigten Weg einzubiegen. Er ist mit einem gelben Kreuz gekennzeichnet und als Panoramaweg beschildert. Die Sicht ist auch weitläufig. Nach 200m und durch zwei Zaundurchlässe geht es auf einem Wiesenweg weiter. Von einer Bank können wir das herrliche Panorama über Hergenrath bis zum Aachener Wald mit dem Mulleklenkes genießen. An der nächsten Hauptstraße wenden wir uns links an der Straße entlang dem „Chateau Thor“ zu. Gegenüber der Johanneskapelle von 1736 liegt der Toreingang, der dem Schloss seinen Namen gab. Dieser wurde 1717 wahrscheinlich von dem Aachener Architekten Johann Josef Couven erstellt. Es entstand aus dem Brauhaus der alten Burg Astenet. Um 1700 wurden alte Gebäudeteile abgerissen und das Chateau errichtet, wie wir es heute kennen und sich gerne als Romantikhotel präsentiert. 

              Brücke Astenet                                        "Chateau Thor"                                      "Katharinenstift"

Wir gehen rechts auf der Straße weiter Richtung „Katharinenstift und Gippenhaag“. Am Katharinenstift (Seniorenwohnheim) nehmen wir die erste Zufahrt und wandern vor der Tordurchfahrt (erbaut 1906-1907) rechts am Gebäude vorbei. Hinter dem Gebäude geht es durch ein Drehkreuz in eine Wiese, in der kein Weg zu erkennen ist und wir uns links dem nächsten Heckendurchgang zuwenden. Von dort gehen wir auf eine Baumgruppe am Lontzenerbach zu. Nach der Bachüberquerung ist halblinks der Hof „Gippenhaag“ nun unser Ziel. Hier erreichen wir durch den Zaun die Zufahrt zum Gebäude, auf der wir zur Straße gehen. Dort halten wir uns links und biegen nach 100 m rechts in den „Mühlenweg“ ein (grünes u. gelbes Rechteck). Ein Blick zurück zeigt uns noch einmal vom Katharinenstift die zurückgelegte Strecke durch die Wiesen. Bevor der Weg leicht bergab fällt haben wir noch einen herrlichen Panoramablick. Am Beginn der Linkskurve steht noch einmal eine Bank zum Rasten. Im Scheitelpunkt der Kurve verlassen wir den befestigten Weg und folgen nun mit dem grünen und gelben Rechteck dem rechts abfallenden Grasweg, wo im Verlauf die hier wachsenden Bäume mit Namen beschildert sind.
Der Hohnbach wird auf einem kleinen Steg überquert und wir stoßen auf die Zufahrt eines einzeln stehenden Hauses. Diese gehen wir hinauf und wandern spitzwinklig rechts auf dem Grasweg Richtung „Oskarstollen“ weiter. Es ist ein schöner schattiger Weg mit verschiedenartigen Blumen rechts und links. An der nächsten Wegekreuzung führen uns die Wegzeichen rechts zwischen Pferdekoppeln hinunter an den „Hohnbach“. Hinter dem Bach wenden wir uns nach links und folgen immer dem Hohnbachtal, das eine urwüchsige Landschaft mit teilweise kleinen Felsformationen bietet. Im April ist die Narzisse hier eine der ersten Frühlingsboten begleitet meist von ausgedehnten Flächen von Buschwindröschen. Wir kommen zu einer Freifläche, wo offensichtlich schwermetallhaltiges Material abgekippt wurde, denn im Mai ist sie bedeckt von gelb blühenden Galmeiveilchen. Es ist anzunehmen, dass die gemeinhin als Galmeiflora bezeichneten Pflanzen schon in grauer Vorzeit den Menschen das Vorhandensein erzhaltiger Böden angezeigt haben. 

                Am Hohnbach                                              "Oskarstollen"                                       "Hohnbach"

Wir kommen dann wieder unmittelbar an den Hohnbach, wo auf der anderen Bachseite im Hang der Eingang des „Oskarstollen“ liegt.  Im 15.Jh.wird schon die in der Nähe liegende Grube „Schmalgraf“ erwähnt, die bis 1932 in Betrieb war. 1867 wurde, um beim Abbau der Erze in tieferen Bereichen das Wasser zu entwässern, dieser Stollen gebaut und gleichzeitig dem Abtransport der Erze diente.
Ein Holzsteg führt uns nun trockenen Fußes über besonders feuchte Stellen. Der weitere Weg verläuft über bzw. neben der ehemaligen Trasse der Grubenbahn, die das Material vom Oskarstollen zur ehemaligen Erzwäsche am Casinoweiher beförderte. Von Industrie ist hier nichts mehr zu finden. Die Natur hat aus dem ehemaligen Bergbaugelände wieder ein romantisches, naturnahes Tal geschaffen, das seit 1984 unter Naturschutz steht. Über einen federnden Waldboden kommen wir an einem weiteren Stollen (Auenbergstollen) vorbei, der im Winter Fledermäusen Unterschlupf bietet. Auch hier fließt Wasser aus dem Stollen in den Hohnbach. Bärlauch bedeckt mit seinen weißen Blüten im Mai teilweise den Waldboden. Auf der anderen Bachseite leuchten die gelben Farben es Hahnenfusses. Am Ende des Waldes steigen wir rechts mit dem Pfad den Hang hinauf. 

       Viadukt von Moresnet                                       "Immergrün"                                         Steg über die Göhl

Der Blick geht hinüber nach Moresnet mit seinem Eisenbahnviadukt. Ein Fuchs bzw. ein Dachsbau, der direkt am Rand des Pfades liegt erregt unsere Aufmerksamkeit, denn frische Spuren vor den Erdlöchern zeugen von Aktivitäten. Es ist das steilste Stück der ganzen Tour. Oben halten wir uns links und stoßen bald an einen Zaun, wo wir rechts weiter wandern. Dann ist vor uns durch das Geäst der Bäume wieder der Casinoweiher zu sehen und wir wenden uns mit Wegzeichen „Grenzroute 2“ nach rechts, und gelangen hinunter an die Göhl, wo wir links wieder zum Ausgangspunkt kommen.

Information: belgische Wanderkarte „Das Land der drei Grenzen“ Zwei herrliche Bachtäler mit einer außergewöhnlichen Vegetation von Frühling bis Herbst.
Streckenlänge: 13,5km lange Rundwanderung;
Schwierigkeit: leicht, kaum spürbares Auf- und Ab in einer welligen Hügellandschaft. Diese Wanderung verläuft durch Wiesen, auf Feldwegen, Pfade und auf wenig befahrenen Straßen.
Einkehrmöglichkeit: nur in Kelmis, Rucksackverpflegung!

Perlmutterfalter 

GPX - Track(speichern unter)

nach oben
Karte


Tourenübersicht Belgien


Viel Vergnügen!
Bitte besuchen Sie diese Seite bald wieder. Vielen Dank für ihr Interesse!