Narzissenblüte in Kelmis 

 Wenn in unseren Gärten die Narzissen blühen, ist eine Wanderung ins Hohnbachtal bei Kelmis ein sehenswertes Erlebnis, denn dann blühen dort tausende von diesen gelb leuchtenden Osterglocken in freier Natur. 

Diese Wanderung beginnt in Kelmis am Parkplatz des Casinoweihers. Der Ortsname leitet sich von dem Erz „Galmei“ ab, dass in dieser Gegend in Galmeigruben bereits im Mittelalter von den fränkischen Karolingern abgebaut wurde. Bisweilen wird Kelmis auch als „Altenberg“ bezeichnet. Dieser Name geht auf den im heutigen Kelmis gelegenen „Alten Berg“ zurück. 

                Casinoweiher                                             ehem. Burgmauer                                Kletterwand

Da wir heute auf dem Weg zu den Narzissen sind, lassen wir die Halde rechts liegen, denn die Haldenflora ist zurzeit (zweite Märzhälfte) noch nicht aus dem Winterschlaf erwacht. Zu einem späteren Zeitpunkt lohnen sich eine Besteigung und ein Rundgang auf dem über die Halde führenden Holzsteg Vom Parkplatz folgen wir dem Wegweiser (grünes Rechteck) „Tal der Blumen“. Der Weg führt über einen etwa 300 m langen Erdwall, der seit dem Jahre 1861 den Casinoweiher aufstaut. Er ist wohl das schönste übrig gebliebene Relikt der im 19. Jh. regen Bergwerksaktivität im damaligen Altenberg und Umgebung. Ein zweites Überbleibsel liegt rechts vom Weg, die Halde. Der Abraum wurde bis in die 1950er Jahre am Casinoweiher gewaschen. Danach blieben die Halden unberührt liegen. Mit der Zeit haben sich dort ganz spezifische Pflanzen angesiedelt, welche vornehmlich auf schwermetallhaltigen Böden (Zink und Blei) vorkommen. Es ist anzunehmen, dass diese gemeinhin als Galmeiflora bezeichneten Pflanzen schon in grauer Vorzeit den Menschen das Vorhandensein erzhaltiger Böden angezeigt haben. Die Situation ist schon absurd, wenn ausgerechnet eine Halde mit schwermetallhaltigen Boden heute ein Naturschutzgebiet ist. 

          Eyneburg/Emmaburg                               Die ersten Narzissen                               Narzissenweg

Vorbei an einem Rastplatz wandern wir auf einem breiten, alleenähnlichen Weg entlang der Göhl. Ein alter Torbogen mit der anschließenden Mauer grenzt rechts das Eigentum der Eyneburg ab. Linkerhand steigt das Gelände steil an, wo in einem ehemaligen Steinbruch eine Felswand heute den Kletterern ein Übungsgelände bietet. Wir queren die Göhl und wandern langsam ansteigend den asphaltierten Zuweg zur Burg hinauf. Der Blick geht dann rechts über einen tiefen Graben hinauf zu dem alten Gemäuer und den spitzen Türmchen der ehemaligen Burg. Im Bogen führt uns der Weg noch vorbei an einem kleinen Weiher hinauf zum geschlossenen Burgeingang. 
Die Eyneburg ist eine der wenigen Höhenburgen im alten Herzogtum Limburg. Erstmals erwähnt wurde sie 1260. Zu der Zeit befand sich die Burg im Besitz des Rittergeschlechts von Eyneberghe. Im Volksmund wird sie liebevoll Emmaburg genannt. Nach der Legende soll Emma, eine Tochter Karls des Großen, sich hier mit ihrem Geliebten Einhard getroffen haben. Nach vielen Besitzerwechseln im Laufe der Jahrhunderte ist die Burg zurzeit unbewohnt. Sie ist zwar ein bauhistorisches Schmuckstück der Region, das unter Denkmalschutz steht, aber in einem denkbar schlechten Zustand und zusehends verkommt. Niemand findet sich bereit, die Kosten einer Erneuerung für eine eventuelle Touristische Attraktion zu übernehmen. 

          Ein wahres Blütenmeer                    Narcissus pseudonarcissus                Narzissen so weit man blickt

Weiter geht es mit der Burg im Rücken links 650m geradeaus vorbei an dem Ritzahof bis zum Waldrand. Hier können wir von dem Rastplatz die weite Sicht Richtung Kelmis genießen. Weiter geht es halbrechts in den Wald. Tiefe Gräben zeugen auch hier vom ehemaligen Bergbau. Die ersten Narzissen in Gesellschaft mit Buschwindröschen werden am Wegesrand entdeckt. An einer Bank ignorieren wir den rechts abgehenden Weg und wandern weiter geradeaus und erleben rechts und links eine Pracht an gelb leuchtenden Osterglocken, wie die Narzissen auch oft bei uns in den Gärten genannt werden. Wir bleiben auf dem Rücken des „Schnellenberges“ und sind fasziniert von einem fantastischen Naturschauspiel  Der Waldboden ist überschwemmt von einem Blütenmeer der wilden Narzisse. Kaum vorstellbar, dass diese Pflanze in ihren Beständen stark bedroht und daher streng geschützt ist. Ursprünglich hatte die Wildnarzisse im westlichen Mitteleuropa ihr Verbreitungsgebiet, in atlantisch geprägten Landschaftsräumen mit hohen Niederschlagsmengen.
Die gelbe Farbe der Narzisse hebt sich besonders dort ab, wo der Bärlauch ebenfalls den Waldboden flächenmäßig bedeckt. Die stark nach Knoblauch riechende Pflanze erfreut sich heutzutage großer Beliebtheit und wird besonders in der Kräuterküche geschätzt. Gegen ein privates Pflücken ist an sich nichts einzuwenden, aber denken Sie an das Schwermetall! 

                   Hohnbach                                              Narzissenhang                                          Oskarstollen

Dem auf dem Bergrücken verlaufenden Waldweg folgen wir bis er steil den Berghang hinunter führt. Wir steigen aber nicht hinunter, sondern kehren um bis zu einem 300m rechts abbiegenden Weg, der uns bequemer hinunter ins Tal bringt. Diese Variante haben wir gewählt, um nun den rechten mit Narzissen übersäten Berghang ausgiebig bewundern zu können.

 Im Gegensatz zu den Narzissen im Perlenbach- und Oleftal, wo sie überwiegend auf den freien Flächen der Talwiesen wachsen, haben sie hier in einem lichten Laubwald ihre Heimat. Am Fuße des Narzissenhanges wandern wir begleitet links vom plätschernden Hohnbach talwärts. Vor uns liegt dann eine flache, freie Fläche. Auch hier wurde einst belasteter Abraum gelagert, auf dem sich die seltene Galmeiflora mittlerweile angesiedelt hat. Ein typischer Vertreter dieser Flora ist das Galmeiveilchen, das allein in der hiesigen Grenzregion in Gelb vorkommt. Einige wenige Spezialisten haben im Laufe ihrer Evolution eine sehr hohe Toleranz gegenüber Schwermetallen ausgebildet und können so diese ökologischen Nischen unbedrängt besetzen. Damit ist das geografische Verbreitungsgebiet der Galmeiflora sehr beschränkt. Zur Galmeiflora zählen auch das weiß blühende Galmei-Täschelkraut, die rosa blühende Galmei-Grasnelke und der Galmei-Schafschwingel, ein blaugrünes borstiges Gras. Diese können wir aber erst im Frühsommer antreffen. 

      Narzissen am Hohnbach                    tief eingeschnittener Hohnbach                  Auenberg-Stollen

Die Wanderung führt uns zu einer Treppe und einem anschließenden Holzsteg direkt an den Hohnbach. Gegenüber fällt uns ein Stolleneingang auf, es ist der nicht mehr zugängliche historische „Oskarstollen“, heute aber wichtig als Überwinterungsstätte für Fledermäuse. Der Stollen gehörte einst zu der in Nähe 1868 errichteten Grube „Schmalgraf“. Erwähnungen aus dem 15. Jahrhundert lassen darauf schließen, dass schon zu dieser Zeit rege Aktivitäten zum Abbau des Galmeierzes im Bereich Schmalgraf stattfanden.
Nachdem feststand, dass durch das Vorstoßen in tiefere Bereiche der Erzlagerstätten der Grube Schmalgraf große Mengen Wasser aus dem umliegenden Kalkstein in die Mine eindringen würden, wurde 1862 mit dem Bau eines Stollens am Ufer des Hohnbaches begonnen. Dieser wurde 1867 fertig gestellt. Er verlief auf einer Tiefe von -42 m und erreichte eine Länge von 500 m. Der Volksmund gab dem zum Abfluss des Wassers, Abtransport des Erzes und des Abraums genutzten Stollen den Namen Oskarstollen.
Die Mine Schmalgraf blieb bis 1932 im Betrieb. Einer der Schächte reichte 290 Meter tief in die Erde, seinerzeit ein Rekord für Minen solcher Art in Belgien. Zeitweilig arbeiteten 120 Minenarbeiter im Untertagebau.
Im Mittelalter reichten die Erzvorkommen in Kelmis an mehreren Stellen bis an die Erdoberfläche und konnten im Tagebau geschürft werden.
Während man Galmei zunächst nur für die Messingherstellung verwenden konnte, beginnt Anfang des 19.Jhs. eine rasante Entwicklung. Der Lütticher Jean Jacques Dony erfindet den Zinkofen, der erstmals eine Verhüttung des Erzes möglich macht. Ob Waschbretter, Badewannen oder Häuserdächer – die Nachfrage nach Zink-Blechen boomte. In Kelmis und Umgebung entstanden Schmelzöfen, Zink- und Metallfabriken, Zwölf Gruben lieferten das erforderliche Erz. 

                   Bärlauchhang                                 Viadukt von Moresnet             Blick über Kelmis zum Dreiländereck

Der Hohnbach hat sich tief in das Kalkgestein eingegraben und ein idyllisches Tal dabei geschaffen, durch das wir zunächst auf einem Holzsteg weiter wandern. Auch hier sind Narzissen zu sehen, aber nicht mehr in der Fülle wie am Schnellenberg. Dann verläuft der Weg weiter auf der Trasse einer alten Schmalspurbahn, die das Erz vom Oskarstollen zur Erzwäsche am Casinoweiher brachte, wo es weiter verarbeitet wurde. Wir passieren einen weiteren vergitterten alten Stollen (Auenbergstollen), der den Fledermäusen ebenfalls als Winterquartier dient. Wieder jede Menge Bärlauch steht rechts im Berghang.

Nach Verlassen des Waldes wandern wir durch eine freie Wiesenlandschaft bis rechts ein Wiesenweg uns bergan führt. Oben schauen wir zurück und genießen ein herrliches Panorama mit Blick auf Kelmis bis hin zum Dreiländerpunkt und der Mulleklenkes. Weiter links überragt das Eisenbahnviadukt von Moresnet den Ort. Wir folgen jetzt der Wegmarkierung „2 der Grenzrouten“ auf einem schönen Pfad, der uns an die Göhl und bis zu dem alten steinernen Tor bringt, das wir schon beim Hinweg passiert hatten. Wir bleiben aber zunächst noch auf dieser Seite der Göhl und folgen hier dem Pfad entlang des Baches bis ein Steg uns auf die andere Seite bringt und am Weiher entlang, den Parkplatz wieder erreichen.
Es war zwar eine kurze Wanderung, nicht einmal 8 Kilometer lang, aber sie hat ein Wechselbad verschiedener Eindrücke hinterlassen, von denen die Blütenteppiche der gelb leuchtenden Wildnarzissen ein besonderes Highlight waren. 

 

Information: belgische Wanderkarte „Das Land der drei Grenzen“ Die Narzissenblüte zweite Märzhälfte. Wobei die Blütezeit davon abhängt, wie lange und kalt der Winter war. Dieses Naturschauspiel löst bei Naturfreunden einen wahren Wanderboom aus und der Parkplatz ist an Wochenenden schnell belegt. Parkplätze gibt es noch entlang der Casinostraße und etwas weiter am „Prince Philippe Stadion“
Streckenlänge: 8km lange Rundwanderung;
Schwierigkeit: leicht
Einkehrmöglichkeit: nur in Kelmis, Rucksackverpflegung!

GPX-Track  (speichern unter)

Video

Längere Alternative

Wem diese Wanderung zu kurz ist, dem schlage eine etwas längere Alternativ-Route vor (12,5km). Startpunkt ist dieses Mal an der Kirche in Hergenrath, wo keine Parkplatznot besteht.

 

                   Hergenrath                                             erste Narzissen                                      Wanderweg

Vom Parkplatz überqueren wir den Zebrastreifen und gehen dort die „Winkelstrasse“ hinunter, hier gibt es nach 60m auch noch Parkplätze. Da wo die Strasse einen Rechtsbogen macht, nehmen wir geradeaus den Grasweg, der mit einem roten Rechteck markiert ist. Vor uns liegt das Tal der Göhl. Unser Weg endet an einem kleinen Rinnsal, an dem wir rechts auf einem schönen Pfad weiter wandern. Vereinzelt finden wir schon einige Frühlingsblumen, wie Narzissen, Buschwindröschen und die blauen Blüten des Immergrüns. Weiter geht es durch zwei Drehkreuze bis zu einer Straße. Hier folgen wir weiter der Markierung links an der Straße entlang mit einem Weiher zur Linken. Nach über Querung der Göhl verlassen wir die Straße und folgen der Markierung rechts, die uns auch nach 100m vor dem Eingangstor eines Reiterhofes links zu einem Haus leitet. Hier endet der Asphalt und wir wandern rechts vorbei leicht bergan.

             Buschwindröschen                               Rastplatz mit Aussicht                    Schildkröten beim Sonnen            

Es lohnt sich einmal auf Hergenrath zurückzuschauen. Buschwindröschen wachsen in großer Zahl auf den Böschungen, vereinzelt auch Narzissen. Der Hohlweg wird dann so matschig, dass wir links auf den Böschungsrand hochsteigen und dort an dem Zaun entlang auf trockenem Boden weitergehen können. Da, wo der Weg wieder trockener wird, steigen wir hinunter und wandern bergan. Aber schon wird der Weg wieder so schlecht, dass wir dieses Mal an den rechten Zaun ausweichen. Die abenteuerliche Route endet an einer T-Kreuzung. Wir folgen dem roten Rechteck rechts Richtung „Gut Tiffes“. Der freie Blick reicht über Kelmis bis zu den beiden Türmen am Dreiländereck sowie dem Mulleklenkes im Preusswald. Auf der Zuwegung, die für Wanderer frei ist, erreichen wir das offen stehende Eingangstor. Die Markierung zeigt hier geradeaus und führt über den Hof zurück nach Hergenrath. Unser nächstes Ziel ist aber die „Eyneburg“, dazu gehen wir hinter dem Eingangstor links an den Stallungen vorbei und am Ende des Hofgrundstücks auf einem schmalen Pfad in den Wald. An einem Hochstand verlassen wir den Wald aber schon nach wenigen Metern wieder und wandern ohne Markierung über eine Wiese auf den vor uns liegenden Wald zu. An diesem entlang stoßen wir auf einen von links kommenden Pfad (gelbes u. grünes Rechteck) und wandern mit diesem rechts leicht bergab und stoßen nun auf die Route, die vom Casinoweiher zu den Narzissen führt. (siehe Beschreibung)

      Felswand nach Hergenrath                              Parkanlage                                   Kirche Hergenrath

Vom Casinoweiher wieder zurück nach Hergenrath wandern wir dort rechts die Casinostraße hinauf und wieder hinunter. Unten überqueren wir den „Tüljebach“, der den Casinoweiher speist. Hinter dem rechterhand liegenden Rastplatz biegen wir rechts in den Fußweg ein und erreichen den Weg entlang der Göhl zur „Emmaburg“, gehen dann aber nicht den Zuweg zur Burg sondern biegen vor der Göhlbrücke links ab. Kalksteinfelsen zur Linken und der rauschende Bach rechts begleiten uns hinauf zur Straße. Überqueren diese am Zebrastreifen und gehen die Sackstraße (gelbes Rechteck) bis zum Ende des Friedhofs. Dort biegen wir rechts in die Parkanlage und queren diese vorbei an einem kleinen malerischen Teich bis zu einem gepflasterten Sträßchen, dem wir links bis zum Ende folgen. Ein Gässchen bringt uns im Zickzack zwischen den Grundstücken zur Kirche und zu unserem Parkplatz.

Information : siehe oben

Streckenlänge: 12,5km lange Rundwanderung;
Schwierigkeit: leicht
Einkehrmöglichkeit: nur in Kelmis, Rucksackverpflegung!

GPX-Track: Längere Alternative

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