Blühende Bergbauregion

vom Industrieland zum Naturpark


Vom Dreiländereck Deutschland, Belgien und den Niederlanden setzt sich das Hügelland weiter nach Süden fort. Hier schlängelt sich die schnellströmende Göhl durch drei Länder. 

      Blick vom Dreiländerpunkt                         rauschende Göhl                                   Galmeiveilchen

Die Landschaft zeigt sich vielerorts noch natürlich und ursprünglich. Sie ist jedoch seit langer Zeit von Menschenhand beeinflusst und geprägt. Insbesondere der ehemalige Abbau von Blei-Zink in den belgischen Bergwerken bei Kelmis und Plombièrs zeugt von einer intensiven industriellen Aktivität. Dieser Bergbau hatte auch im Tal der Göhl eine Kontamination der Böden mit Schwermetallen zur Folge. Dies führte wiederum zu einer Entwicklung angepasster Pflanzen, wie z.B. das Galmeiveilchen. Das zu einem Symbol des Göhltals wurde. Der Wanderer kann heute eine prächtige Kulturlandschaft mit der seltenen Galmeiflora genießen.

           "Moresnet Chapelle"                                       Wanderbeginn                               "Rodbuschkesbach"

Dazu starten wir unsere Wanderung in "Moresnet Chapelle" auf dem großen Parkplatz „Place Arnold Franck“. Den Ort mit der Kapelle lassen wir zunächst hinter uns und betreten am Ende des Parkplatzes gleich den Wald und befinden uns schon mitten in der Natur auf einem schönen Waldpfad (rote Raute). Ein kleines Bächlein, „Rodbuschkesbach“, schlängelt sich links von uns durch einen natürlich wirkenden Wald. Ein „gelbes Kreuz“ markiert im weiteren Verlauf den langsam ansteigenden Waldweg. An einer Wegekreuzung folgenden wir mehreren Markierungen. Diese idyllische Waldpassage endet an der „Rue d´Aix“. Bevor wir links die Eisenbahnunterführung passieren sehen wir am Wegrand noch die Statue des „Schwarzen Engels“. Kreuze werden wir auf der Wanderung noch etliche am Wegesrand entdecken. Das nächste ist auch nicht weit, denn schon nach Unterquerung der Bahnlinie steht es an der Wegekreuzung mit der Inschrift „Oremus“ auf dem Sockel.

                 Schwarzer Engel                               Blick zur Eisenbahn                       idyllischer Wanderpfad Engel

Es geht jetzt auf breitem Waldweg mit der Markierung „2“ der Grenzroute Richtung Süden. Es öffnet sich dann über Wiesen der Blick zu der rechts parallel verlaufenden Eisenbahn. Nach einer weiteren kurzen Waldpassage mündet unser Weg in die Ortsstraße „Buschhausen“. Wir folgen ihr auch nach queren der „Rue de la Calamine“, die rechts von einer hohen Eisenbahnbrücke überwunden wird. Bevor wir diesen Zufahrtsweg verlassen geht links der Blick über das sanfte „Roebachtal“ zum Nachbarort Kelmis. Ein schmaler wunderschöner Pfad verläuft anschließend in der Bahnböschung. Die „Rue du Viaduct“ bringt uns dann zu dem hoch über dem Göhltal führenden Eisenbahnviadukt, Imposant und mächtig ragt es in den Himmel, an der höchsten Stelle sind es 58m und überbrückt das Göhltal auf einer Länge von 1107m.

    Eisenbahnviadukt Moresnet                    Moresnet Kircheninnere                      Moresnet Bruchsteinhaus

Unter deutscher Besatzung wurde es im ersten Weltkrieg von tausenden Arbeitern verschiedener Nationen und russischen Gefangenen innerhalb von 7 Monaten gebaut. .Im Zweiten Weltkrieg wurden 1940 von den Belgiern 2 Pfeiler gesprengt, anschließend von den Deutschen wiederhergestellt. 1944 aber wieder von ihnen teilweise zerstört um den vorrückenden amerikanischen Vormarsch zu verzögern. 1949 war der Viadukt wieder befahrbar und verbindet Antwerpen mit Aachen.

 Wir bleiben noch auf dieser Seite und betreten durch ein Drehtürchen eine Wiese von der das Viadukt in allen möglichen Perspektiven zu betrachten und zu fotografieren ist. In der oberen linken Wiesenecke geht es wieder hinaus und steil hinunter an die Göhl, wo ein Wiesenpfad uns nach „Alt Moresnet“zur Kirche führt.

Es ist ein kleines Dorf, das durch traditionelle Bruchsteinhäuser geprägt ist. Erstmals erwähnt wurde der Ort bereits im Jahr 888. Im Zentrum und am Wegesrand liegt die St. Remigius Kirche, der wir einen kleinen Besuch abstatten. Von dort geht es auf der „Rue de Village“ bis zur Göhl und wir biegen vor dem Fluss rechts in den Wiesenpfad.
Nach einem Türchen wandern wir auf einer Wiese immer noch entlang der Göhl, die wir auch nach Verlassen der Wiese begleiten. Ende April/Anfang Mai ist das Ufer und im weiteren Verlauf die rechten Talhänge übersät von blühendem Bärlauch. Ein einmaliges schönes Bild.

                   blühende Göhl                                      entlang der Göhl                                 blühender Bärlauch

An einer vor uns liegenden Brücke steigen wir rechts den Pfad hinauf bis zur breiten Trasse der Ravel-Route39, die wir aber schon nach wenigen Metern rechts mit dem Pfad verlassen. Es ist ein herrlicher Pfad in der Nähe des Radweges, aber für den Wanderer viel idyllischer, zwar sind hin wieder einige kleine Erdwälle zu meistern. Sie sind Überreste von dem ehemaligen Bergbau so auch die rechts von Bäumen verdeckten Felswände.

 Wir kommen wieder auf die "Ravel-Route" und wandern entlang der Göhl. Der Weg verläuft scheinbar auf dem Damm einer ehemaligen Eisenbahntrasse. Links fließt die Göhl und rechts staut sich Wasser in einem Feuchtgebiet. Eine Brücke lassen wir links liegen und wandern geradeaus weiter auf dem Weg „Op de Geuele“. Ein für Radfahrer gesperrter Pfad zweigt dann rechts ab. Wir folgen diesem sehr schönen Pfad mit dem roten Rechteck und können an zwei Stellen rechts senkrechte Felswände bewundern. Es handelt sich um Kalkablagerungen eines Meeres, das vor 320 Millionen Jahren sich hier befand. Heftige Falten und Brüche prägen die Wand. Erzadern drangen durch diese zahlreiche Risse ein.

Es waren Steinbrüche aus denen Mitte des 20. Jh. die Bewohner der nahen Orte Steine für ihre Häuser brachen. Die alten nahe liegenden Kalköfen bezeugen den Gebrauch dieser Kalksteine um Kalk zu erzeugen.
Vor uns öffnet sich die Landschaft und alte Halden des Galmeibergbaus erheben sich aus dem Gelände. Hier wurde seit Mitte des 14. Jh. bis 1922 Blei geschürft. Heute steht das Gelände des ehemaligen Bergwerks zum großen Teil unter Naturschutz. 

ehemaliges Bergbaugelände

Durch das Vorkommen von Schwermetallen im Boden, hat sich hier eine ganz besondere Fauna und Flora entwickelt. Einige wenige haben im Laufe ihrer Evolution eine sehr hohe Toleranz gegenüber Schwermetallen entwickelt und können so unbedrängt ökologische Nischen besetzen. Damit ist aber das Verbreitungsgebiet der Galmeiflora sehr beschränkt. Ein typischer Vertreter dieser Flora ist von April bis September das Galmeiveilchen, das allein in der hiesigen Region in Gelb vorkommt. Zur Galmeiflora zählen auch das weiß blühende Galmei-Täschelkraut, die rosa blühende Galmei-Grasnelke.

                Galmeiveilchen                                        Galmei-Grasnelke                                Perlmutterfalter

 Darüber hinaus gibt es den kleinen Perlmutterfalter, dessen Raupe sich von den Blättern des Galmeiveilchens ernährt.

Die Galmeihalden sind Nebeneffekte des Erdaushubs im Rahmen der Bergbautätigkeit und durch Oberflächengrabungen entstanden.. Die sonst kleinen und unscheinbaren Galmeiveilchen machen sich hier in großen Beständen auf sich aufmerksam und haben für ihre Bedürfnisse einen idealen Standort gefunden. Auch die Grasnelke und das Täschelkraut fühlen sich hier wohl. Ein Rastplatz lädt ein diese wiedererstandene Natur zu genießen. 

Altarm der Göhl

Ein besonders geschütztes Areal betreten wir durch ein Türchen und wandern durch diese Bergbaubrache, die heute ein einmaliges und außergewöhnliches Biotop beherbergt. Entlang einem alten Göhlarm verlassen wir wieder dieses fremdartig wirkende Gelände und wandern göhlaufwärts bis wir sie an der nächsten Brücke überqueren. Im weiteren Verlauf liegen im Boden noch alte Bahnschwellen und Pflastersteine, die auf einen ehemaligen Bahnsteig hindeuten. Sie dienten zur Erzbeförderung zwischen verschiedenen Verarbeitungsgebäuden. Am Ende geht es zunächst nach links und nach ca. 100m rechts auf einem Weg weiter, der zu einem Freizeitgelände führt.

                     Freizeitpark                                               Göhltunnel                                        Abfluss zum Kanal

 Der heutige Park ist der ehemalige Privatpark des Bergwerkdirektors. Vorbei an einem kleinen Wasserkanal geht es über Treppen hinauf, wo schon bald das Rauschen von einem Wasserfall zu hören ist. Unterhalb von uns strömt das Wasser der Göhl seit 1862 durch einen unter dem Fels gegraben Tunnel. Die Göhl wurde hier umgeleitet, weil das Wasser des Flusses regelmäßig in die Stollen eindrang und Minenarbeiter in den Tod riss. Der Tunnel ermöglichte einen schnellen Wasserablauf bei erheblichen Hochwässern. Es ist beeindruckend wie der Fluss über ein Sperrwehr und einen künstlichen Wasserfall in eine riesige Höhle verschwindet. Eine kleine Holztür diente dazu den Wasserstrom Richtung des zuvor erwähnten Kanals zu regulieren, der mit Turbinen für die Stromversorgung der Waschräume sorgte.

Wir gehen hinunter, um dieses Schauspiel aus der Nähe zu betrachten.

                       sanfte Göhl                                              Altarm                                              Wanderlandschaft

Zurück gehen wir wieder über die Göhl und dort rechts auf dem Holzsteg weiter bis zu dem alten Flussarm. Vor dem Gewässer geht es auf schmalen Pfad bergan bis zu einem Wohnhaus. Auf der asphaltierten Zufahrt wandern wir bis zu einer Lourdesgrotte und biegen dort rechts ab (blaue Raute). Der Weg (Belle Vue) fällt leicht abwärts bis zu zwei Gebäuden. Hier verlassen wir den Hauptweg und gehen links zwischen den Gebäuden bis zu einem Türchen und betreten dort die Wiese. Hier ist kein Pfad zu erkennen. Wir orientieren uns leicht bergan auf eine größere Baumgruppe zu und wandern an dieser vorbei und weiter geradeaus. Es lohnt einmal über diese sanfte Hügellandschaft zurück zu schauen.

                  Wiesenpfad                                             verlorenes Bachbett                             Wegekreuz

Unter einem Baum finden wir das Ausgangstürchen der Wiese. Auf der Zufahrt des rechts liegenden Gebäudes geht es weiter bergan. Nach einem Rechtsknick ändert dieser Weg nach 100m erneut seine Richtung nach links. Achtung! Wir folgen ihm aber nicht sondern biegen dort in den rechten Wiesenweg ab, der nun bergab führt. Am Ende dieses Weges sucht ein kleiner Bach einen neuen Verlauf und hat den Weg überspült und bereitet dem Wanderer Probleme trockenen Fußes den am Ende der Wiese festen Weg zu erreichen. Nach Überwindung dieses Hindernisses geht es auf trockenen und festen Weg links bergan. An einem Wegekreuz biegen wir rechts ab, ebenso am Ende dieses Weges. Die Straße verlassen wir nach ca 50m links und erreichen auf einem Panoramaweg die „Rue de la Coul“, die uns wieder nach Moresnet führt. Hier geht es nun an der nächsten Straße rechts und am Ende dieser links zur Ortsmitte mit der Kapelle.  

   Ortsmitte Moresnet Chapelle                                Kalvarienberg                                  Kapelle innen

 Wer jetzt noch Interesse hat, kann die nördlich der Kapelle gelegene Kreuzweganlage auf dem Kalvarienberg besuchen. Die Anlage wurde 1885 von Franziskaner mit 14 Stationen erbaut. Es wurden Grotten errichtet, die außen mit Lavasteinen verkleidet wurden. Die parkähnlich angelegte Kreuzweganlage zählt zu den schönsten ihrer Art in Europa und wird alljährlich von vielen Pilgern besucht. Der Überlieferung nach wurde ein Bauernjunge 1747 durch Anbetung einer Marienstatue von Epilepsie geheilt. 1823 wurde erstmals eine Kapelle am Ort der Heilung gebaut und wurde zu einer Wallfahrtsstätte.

Es endet eine Wanderung, die außergewöhnlich abwechslungsreich war. Das Göhltal ist nicht nur ein idyllisches Wandergebiet, sondern durch seine ehemaligen Galmeigruben auch eine industriegeschichtliche Attraktion. Seit Mitte des 14. Jhs. wurde bis 1922 um Bleiberg, wie der Name des Ortes es schon verrät, Blei geschürft.
Das ehemalige Bergbaugebiet, heute ein Naturpark, zieht die Aufmerksamkeit seiner Besucher an, denn auf dem schwermetallhaltigen Boden, hat sich eine ganz besondere Fauna und Flora entwickelt. Höhepunkte der Wanderung sind auch das imposante Eisenbahnviadukt über das Göhltal in Moresnet sowie der Wallfahrtsort Moresnet Chapelle mit dem Kalvarienberg.

 

Information: Wanderkarte „GrenzRouten“ Broschüre

Streckenlänge: 12,0km lange Rundwanderung;

Schwierigkeit: leicht, kaum spürbares Auf- und Ab in einer welligen Hügellandschaft. Auf- und Abstieg: 85m, Diese Wanderung verläuft meist auf unbefestigten Wege und Pfade.

Einkehrmöglichkeit: in Moresnet Chapelle


GPX - Track  (speichern unter)



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