Touren: Aachener Hügelland 1 l Wurmtal 1 l Wurmtal 2 l Wilde Wurm l Teverener Heide l Dreiländerregion
Aachener Hügelland
Rund um den Schneeberg
Aachen grenzt nordwestlich an das limburgsche Mergelland oder auch „heuvelland“ genannt. Dieser Name auf Deutsch, Hügelland“, trifft auch den Charakter der Landschaft auf deutscher Seite.
In dem malerischen Tal von Dor- und Wildbach liegt Seffent, einer der kleinsten Ortsteile von Aachen. Der Name leitet sich vom lateinischen „septem fontes“, ab, heute als „Siebenquellen“ bekannt. Bei der Einfahrt in den Ort liegt rechts die Burg, eine aus sandsteinfarbenem Bruchstein errichtete Burg. Einst von Wassergräben umgeben besitzt sie an der Nordecke einen Rundturm mit Kugelhelm sowie einen wuchtigen, halbrunden Wehrturm an der östlichen Ecke. Eine erste urkundliche Erwähnung der damals noch Seffenter Hof genannten Anlage erfolgte 896. Die Ortschaft macht noch einen recht ursprünglichen Eindruck. Mitten im Ort an einem Straßendreieck liegt ein großer landwirtschaftlicher Hof, Alt- und Neuhöfchen, seit ca 1682. Nebenan befindet sich das Gut Schüllhof von ca 1775. Es war zuerst die Schmiede, später eine Backstube. Seit 1913 wird der kernsanierte Hof landwirtschaftlich genutzt. Auch die Wohnhäuser am Seffenter Berg passen sich der Architektur gut an.
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Althöfchen u. Schüllhof
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Dorbachmündung
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Quelltopf "Sieben Quellen"
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Hier wollen wir unsere Wanderung starten. Direkt am Parkplatz liegt der Hof Bach, eine dreiflügelige Hofanlage erbaut auf den Fundamenten einer Papiermühle von 1722. Ein schmaler Fußweg mit dem schönen Namen „Willkommensweg“ führt uns über eine kleine Brücke, wo der Dorbach in den Wildbach fließt, zum Quellbereich des Wildbachs. In einem der zwei großen Quelltöpfe sind sieben Quelleinläufe einer stark schüttenden Karstquelle auszumachen — daher der Name „Sieben Quellen“. Das Wasser ist kristallklar und hat das ganze Jahr über eine gleich bleibende Temperatur von neun Grad Celsius. Es friert auch im Winter nicht zu. Der Wildbach ist einer der wenigen Aachener Bäche, die noch weitgehend offen fließen.
Die Quellen haben über den Wildbach nicht nur einige Textilbetriebe in der Soers mit Wasser versorgt, sondern seit 1929 wurde auch Wasser mit zwei Kreiselpumpen zunächst zu Hochbehältern auf den „Wachtelkopf“ hoch gepumpt, von wo aus Vaals und dortige Textilbetriebe sogar während des II. Weltkrieges mit Wasser versorgt wurden. Die Seffenter selbst legten keinen Wert auf den Anschluss an eine Wasserleitung, sondern nutzten dieses Geschenk der Natur bis in die 50er Jahre nicht nur für den Haushalt, sondern auch zum Tränken des Viehs und Kühlen der Milch – und zwar völlig kostenlos. Wir wandern am Fuße des „Wilkensbergs“ und entlang des Dorbaches, dessen Lauf beim Bau des Aachener Klinikums dort massiv verändert wurde. Der eigentliche Namen „Dürrbach“ ist viel aussagekräftiger, denn Wasser ist im Bach Fehlanzeige. Auf dem Hang am Wilkensberg mit seinem Halbtrockenrasen findet man je nach Jahreszeit eine seltene Flora, z.B. wilde Orchideen und Enzian. Oben auf dem Berg liegen zahlreiche Neubauten des Campus Melaten der RWTH.
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Dorbach
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Rabentalweiher
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Rabentalwiese mit Grassofas
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Bevor der Weg nun bergauf geht, wenden wir uns rechts über die Dorbachbrücke zum „Rabentalweg“. Hier befindet sich ein naturnah angelegtes Rückhaltebecken des Dorbachs. 200m weiter im Schatten des Klinikums liegt die „Rabentalwiese“. Dieses idyllische Fleckchen hat der Botanische Garten e.V. angelegt. Rundherum wachsen an den Rändern der Wiese Obstbäume alter und heimischer Sorten: Von Grassofas kann man das Treiben der Vögel und Enten auf dem Weiher entspannt anschauen. Ein Trampelpfad führt uns quer hinüber zu einem Ausgang bzw. einem Eingang des „Karlsgarten“, der hier nach dem „Capitulare de villis“ Karls des Großen angelegt wurde. Diese Verordnung wurde von Karl dem Großen erlassen und regelte die Landwirtschaft, den Weinbau, die Obstpflege und die Zucht von Hausvieh. Die Pflanzen dienten als Heilmittel und waren die „Apotheke des Mittelalters“
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Karlsgarten
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Gut Melaten
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Klinikum
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Nach Verlassen des „Karlsgarten“ betreten wir das Gelände des „Gut Melaten“. Der Name leitet sich ab von mal´ladre, der „Krankheit des Lazarus“. Seit dem 8. Jh. bis 1550 diente Gut Melaten als Aussätzigenhaus, eine Art Quarantänestation für Leprakranke. Sie bewirtschafteten den Hof und die dazugehörenden Äcker selber und wurden von Geistlichen betreut. Der Hofkomplex wurde draußen vor der Stadt angelegt, weil man sich vor einer Ansteckung durch die Krankheit fürchtete. Gleichzeitig wählte man die Lage direkt an der alten Königsstraße zwischen Aachen und Maastricht, weil die Leprakranken dadurch die Möglichkeit hatten Reisende um Almosen anzubetteln. Almosen gab man damals gerne und reichlich, wurden einem doch dadurch Ablässe gewährt und der Platz im Himmel rückte näher.
Im 16. Jh. verschwand die Lepra in Mitteleuropa und „Gut Melaten“ wurde aufgegeben, danach diente es zunächst als Hospital und anschließend wurde der Gutshof nur noch landwirtschaftlich genutzt. Heute gehört Gut Melaten der RWTH Aachen.
Gegenüber von Gut Melaten führt uns ein Fußweg zu einem Rückhaltebecken des Dorbachs und weiter zwischen RWTH Betriebsgebäuden und den hoch aufragenden „Türmen“ des Klinikums zu einem herrlich angelegten Park mit einem kleinen, harmonisch gelegenen Weiher. Immer auf rechts abgehende Wege durchqueren wir bis zum „Steinbergweg“ diese Anlage. Hier an der Wegeecke steht ein Kreuz, dass an dem „Josephinum Kloster“, dem späteren „Mariabrunn§ und Elisabeth Krankenhaus entstammt. Der ursprüngliche Holzkorpus wird auf das Jahr 1769 datiert. Es wurde aber in den 1990er Jahren durch Vandalismus zerstört und der ursprüngliche Holzkorpus ist verloren gegangen.
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Klinikum Park
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Weiher im Park
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Kreuz am Steinbergweg
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Den „Steinbergweg“ gehen wir leicht bergan und lassen den mächtigen Komplex und die Parkplätze des Klinikums links liegen. Vor der Bebauung auf der rechten Seite nutzen wir den dort entlang verlaufenden Fußweg mit herrlichem Blick zum „Wachtelkopf“ und „Schneeberg“. Die „Schurzelter Straße“ wird überquert und ein idyllischer Pfad führt uns zu einer Wiese, an deren Ende wir auf den Wirtschaftsweg hinabsteigen und 80m rechts bergan wandern. Dort biegen wir links vor der bewachsenen Böschung links in den Fußpfad ein. Wo immer man an der deutschen Westgrenze auch wandert, trifft man auf die Höckerlinie. Aber kaum bis auf die Begrenzungsmauer sichtbar, passieren wir diesen mittlerweile von der Natur überwucherten Grünstreifen entlang einer Wiese mit freier Aussicht über Vaals zum „Wilhelminaturm“. Am „Senserbachweg“.gehen wir dieses Asphaltsträßchen hinunter bis zur Rechtskurve und dort geradeaus. Aber schon nach 120m biegen wir rechts in den Pfad ab, der uns an den plätschernden „Senserbach“ bringt. Er bildet die natürliche Grenze zu den Niederlanden. Zu Zeiten des Aachener Reiches war dieser Abschnitt auch Teil des Äußeren Ringes des Aachener Landgrabens.
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bedeckte Höcker
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Wilheminaturm u. St.Paulus
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Senserbach
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Der Pfad bringt uns wieder zur Straße. Aber nach 130m gibt es die Möglichkeit links durch eine Öffnung zwischen den Büschen parallel zur Straße auf einer Wiese verkehrsunabhängig zu wandern. Im Frühjahr ist sie übersät vom gelb leuchtenden Löwenzahn und in Bachnähe von Wiesenschaumkraut. Der Pfad nähert sich wieder dem Bach. Dort überqueren wir die Straße und wandern den Weg auf der anderen Seite weiter. Wir nutzen auf der Wiese den geradeaus führen Trampelpfad und steigen einige Meter bergan und wandern oberhalb der Böschung rechts auf einem kaum erkennbaren Pfad am Waldrand entlang, an dem es auch links hinauf zum „Wachtelkopf“ weitergeht. Auch hier treffen wir wieder auf die Höckerlinie. Da die Betonruinen nicht land- oder forstwirtschaftlich genutzt werden können, wurden sie zum Teil übererdet bzw. sind heute wertvolle Naturbiotope, in die sich viele Tier- und Pflanzenarten zurückgezogen haben. Oben treffen wir das erste Mal auf einen markierten Wanderweg der „Grenzrouten. An der Wegekreuzung lädt eine Bank zu einer phantastischen Aussicht ein. Der Blick geht nach Süden über das breite Tal des Senserbaches bis hinauf nach Vijlen, dem Bergdorf der Niederlande mit seinem unverkennbaren spitz aufragenden Turm der „Martinus Kirche“. Sie gilt als die höchst gelegene Kirche des Landes. Der Schneebergweg ist ein wahrer Panoramaweg. Er war im Mittelalter die „Via Regia“ (Königsweg) und führte von Aachen über Lemiers nach Gulpen und weiter nach Maastricht.
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herrlicher Wiesenpfad
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Panzermauer
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Schneebergkapelle
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Auf dem Weiterweg taucht rechts am Südhang des Berges eine Mauer auf. Was ist das überhaupt für eine Mauer, die da so offenbar nutzlos am Schneeberg steht? Es ist ein seltenes Relikt der West-Befestigung, das wirklich selten ist. Es handelt sich um eine 350m lange Panzermauer. die die Höckerlinie ergänzte. Infotafeln erläutern Näheres.
Versteckt hinter Bäumen schaut die Schneebergkapelle hervor, zu der uns ein kleiner Wegweiser führt. Bauer Maassen, der während des Krieges auf diesem Grundstück lebte und sehr gläubig war, leistete 1944 einen Schwur, dass er der Mutter Gottes ein Haus errichten werde, wenn er und seine Familie die Kriegswirren überstehe. Er begann nach dem Krieg mit dem Bau der Kapelle. Da zwischenzeitlich aber das Geld zum Weiterbau fehlte wurde sie erst 1973 feierlich eingeweiht. Wieder zurück auf den „Schneebergweg“ wandern wir auf diesem noch ca. 300m und folgen dann weiter der Markierung der Grenzrouten rechts den Schneeberg bergan. Warum dieser Berg seinen Namen hat, ist an der freien Feldfläche zu verstehen. Die aus weiße und hellgraue Kalk- und Mergelsteinen bestehende Oberfläche sieht von der Ferne betrachtet aus, wie vom Schnee bedeckt.
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Schnee ???
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Aufstieg zum Schneeberg
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Schneeberghöhe
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Im Mittelalter wurden hier am Schneeberg in vielen Gruben und kleinen Steinbrüchen Vijlen-Kalksteine als Werksteine gebrochen. Sie waren so fest wie Kalksteine. Konnten aber im bergfeuchten Zustand mit Beil und Säge bearbeitet werden.
Nach wenigen Metern im Wald folgen wir dem linken schönen Waldpfad (nicht der Grenzroute) bis zu einer Waldecke, die einen erneuten Blick auf die Hügellandschaft frei gibt. Hier geht es rechts auf einem schmalen Pfad leicht bergan durch einen herrlichen Laubwald mit teils mächtigen Buchen. Am Ende des Waldes treffen wir wieder auf die Grenzroute, die im Wald einen anderen Verlauf wählte. Wir folgen ihr noch ein Stück und trennen uns bei der nächsten Wegegabelung endgültig und steigen rechts bergan. Oben auf der Höhe wandern wir rechts vorbei an einem Windrad. Die Aussicht ist zu beiden Seiten phantastisch. Richtung Norden geht der Blick zum Windpark Vetschau und weiter bis zur „Snowwold“ Halle in Landgraaf. Markante Halden des Aachener Steinkohlereviers sind ebenfalls auszumachen.
Und wieder treffen wir auf die Höckerlinie. Der Westwall ist westlich der Stadt Aachen einer der längsten erhaltenen Abschnitte. Ca 200m hinter der „Siegfried Linie, wie er von den Amerikanern auch genannt wurde, führt ein Trampelpfad kaum erkennbar rechts quer über eine Wiese in einen herrlichen Mischwald auf dem Schneeberg. Es war bis jetzt eine abwechslungsreiche und aussichtsreiche Wanderung, die den einen oder anderen zum Wandern animiert und bestimmt nicht seine Wanderschuhe an den Nagel hängt, so wie es hier jemand getan hat. Vor lauter Frust? Wir wissen es nicht, aber diese Begegnung sorgt schon für einen unterhaltsamen Lacher.
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Windpark Vetschau
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"Siegfriedlinie"
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Frust: Schuhe am Nagel
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Der Weg führt uns, nachdem wir den höchsten Punkt unserer Wanderung passiert haben, leicht bergab, lassen einen Golfplatz rechts liegen und biegen dann in den nächsten links abzweigenden Waldweg. Nach ca. 150 folgen wir dem links aufsteigenden Pfad, der auf den Herzogweg trifft. Der Name erinnert daran, dass dieser Weg Teil der uralten Verbindung von Rolduc und Limburg ist. Es ist ein herrlicher Panoramaweg mit einem beeindruckenden Blick über den Aachener Kessel in dessen Mitte sich der „Lousberg“ erhebt. Herrlich schmiegt sich unser Ausgangspunkt Seffent in die Täler von Dor- und Wildbach.
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Aussicht zum Lousberg
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Wegekreuz am Rohtbergweg
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"Seffenter Berg"
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Der „Rohrbergweg“ führt uns in einem Hohlweg mit uraltem Baumbestand hinunter zum Seffenter Berg und einem Kreuz von 1867. Es wurde 1920 komplett restauriert und mit einem neuen Kreuz versehen. Den „Seffenter Berg“ hinunter erreichen wir vorbei, an den historischen Gebäuden, wieder den Ortsmittelpunkt mit dem zierlichen spätbarocken Metallkreuz auf runden Blausteinsockel.
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Schüllhof
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Dorfmittelpunkt
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Burg Seffent
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Mit einem letzten Blick zur Burg, die aber nicht besichtigt werden kann, endet eine abwechslungsreiche Wanderung. Sie vereint viele natürliche, landschaftliche, kulturhistorische Sehenswürdigkeiten dieser Landschaft und führt den Wanderer durch reizvolle Bachtälern und Wiesenlandschaften, über Kämme von Höhenzügen und durch Waldgebiete von ganz unterschiedlichem Charakter.
Einkehrmöglichkeit: keine, Rucksackverpflegung! Sieben Quellen Hof erst ab 17Uhr geöffnet. Zu empfehlen Café „Bell Vue“ in Orsbach mit herrlicher Terrasse
Streckenlänge: 12km lange Rundwanderung;
Schwierigkeit: leicht, kaum größere Steigungen
Einkehrmöglichkeit: keine, Rucksackverpflegung! Sieben Quellen Hof erst ab 17Uhr geöffnet. Zu empfehlen Café „Bell Vue“ in Orsbach mit herrlicher Terrasse
GPX – Track: seffent.gpx (speichern unter)
Touren: Sieben Quellen l Wurmtal 1 l Wurmtal 2 l Wilde Wurm l Teverener Heide l Dreiländerregion
Im Wurmtal
Auf Spuren des ältesten Bergbaus
Im Dreiländereck Deutschland, Belgien und Niederlande schließt sich nördlich des Aachener Talkessels in einer dicht besiedelten Region ein eindrucksvoller Naturraum an. Auf etwa 6km Luftlinie zwischen Aachen und Herzogenrath schlängelt sich hier ein kleiner Fluss mit einer bewegten Geschichte durch eine offene Talauenlandschaft.
Der Name des Flusses, Wurm, hat nichts mit dem wurmähnlich dahin fließenden Gewässer zu tun. Bei der Namengebung hat warmes Wasser Pate gestanden. So fließen in Aachen eine Anzahl heißer Quellen zu, unter anderem die bis zu 75°C heiße Thermalquelle in Aachen-Burtscheid. Hierdurch hatte die Wurm gegenüber anderen Bächen ein deutlich höheres Temperaturniveau. Aus geologischer Sicht ist das Wurmtal mit seinen Aufschlüssen wohl einmalig. Besonders hervorzuheben sind die an mehreren Stellen offen zu Tage tretenden Steinkohlenflöze des Karbons. Dieser Umstand hat im Wurmtal sehr früh den Abbau von Steinkohle ermöglicht und zählt zu den ältesten Steinkohlenrevieren Europas. Bereits im 12.Jh. wird in den Annalen des Klosters Rolduc das Wort „Kalculen“ genannt, obwohl so nur ein ehemaliges Landgut, später eine Flur genannt wurde. Man geht davon aus , dass hier an der Erdobefläche schon Kohle gefunden wurde. Im Jahre 1338 beheizt Aachen das alte Rathaus (Grashaus), heute Stadtarchiv, bereits mit Kohlen. Vermutlich haben aber schon die Römer, die diese Region fast 500 Jahre besetzt hielten, ihre Villen und Badehäuser mit Steinkohlen beheizt. Dies wird durch Funde in den Resten römischer Bauwerke belegt.
Die lange Bergbau- und Industrievergangenheit hat das Wurmtal geprägt. Heute ist aber nur noch wenig von dem Glanz des „Schwarzen Goldes“ zu sehen. Die stattlichen Bauwerke und rauchende Schornsteine sind verschwunden. Die Natur hat die Wunden zugedeckt und das Tal zurückerobert und in ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung der umliegenden Städte umgewandelt. Auf einige Spuren des früheren Bergbaus werden wir bei unserer ersten Wanderung durch das Wurmtal aber noch stoßen.
Beginnen wollen wir diese am Parkplatz „Teuterhof“ an der L23 zwischen Würselen und Kohlscheid.. 1569 wird hier erstmals eine Mahlmühle mit dem Namen „Tute Mollen“ (Teutermühle) erwähnt. Der Name geht wahrscheinlich auf die mundartliche „Tüt“ (Tüte) zurück, die an ein spitz zulaufendes Grundstück erinnert, und somit den Standort der Mühle wohl an einer Spitzkehre der Wurm vermuten lässt.
Durch Bodenerosion traten im Wurmtal Kohleflöze zutage und konnten an den Hangseiten leicht abgebaut werden, aber es fehlte an technischen Mitteln, Kohle im großen Stil abzubauen. So besaß sie 200 Jahrelang nur die Bedeutung als Brennmaterial. Als die direkt an der Erdoberfläche liegenden Vorkommen erschöpft waren, wurden Stollen in den Berg getrieben und erste Schächte abgeteuft. Ein Chronist berichtet von mehreren tausend winziger Schächte, die allerdings nur bis zum Grundwasserspiegel reichten, da aufwendige Pumpwerke fehlten. Erst durch neue technische Errungenschaften des 17. Jh´s, die das Grubenwasser wieder bis zur Talsohle heben konnten, ermöglichten es, tiefere Schächte zu bauen. Man erkannte nun die Bedeutung der Kohle und so entschloss sich die Stadt Aachen, zur sicheren Versorgung ihrer Bürger und vor allem der bedeutendsten Verbraucher wie der Kupfermeister, in der damals europaweit größten Messingindustrie den Steinkohlenbergbau in ihrem Reich zu unterstützen. Nachdem durch Wünschelrutengänger und Bohrungen im Bereich der Teutermühle reichlich Steinkohle nachgewiesen worden war, errichtete man hier im Jahre 1684 ein eigenes Kohlwerk.
Die Stadt übernahm gleichzeitig die Mühle. Mit dem Wasserrad konnte das Grubenwasser aus den Kohleflözen gepumpt werden. 1737 zeigt eine Zeichnung zwei Schächte bis 53m und 89m Teufe. Trotz großer finanzieller Anstrengungen seitens der Stadt sind jedoch nur geringe wirtschaftliche Erfolge zu verzeichnen gewesen. Schließlich überwogen die Zuschüsse die Ausbeute. 1722 waren laut Lohnliste 68 Bergleute auf der „Teut“ tätig. Bis zum Einmarsch der französischen Truppen im Jahre 1792 entwickelte sich das städtische Kohlwerk aber nie zu einem wirklich ertragreichen Betrieb. Das Bergwerk wurde entsprechend dem französischen Berggesetz von 1791 Staatseigentum. Im Jahre 1794 bestand die Belegschaft aus 92 Mann. Die "Alte Teut“ wurde 1806 stillgelegt. Auf der Fläche der alten Schachtanlage wurde ein Landgut errichtet und Reste dienen heute noch Wohnzwecken. Die Gaststätte ist ein beleibtes Ausflugsziel und heißt im Volksmund "de au Tüt“.
Nach der Stilllegung verfiel die Konzession. Erst 1851 erhielt Aachen das Grubenfeld neu verliehen. Im Jahre 1864 legte man das neue Bergwerk, "Neue Teut“, aus dem Tal auf die Höhe, mit zwei neuen Schächten, einem Wetter- und einem Förderschacht nördlich von Schweilbach an der heutigen Ecke Teuterstraße - Martin-Luther-King-Straße. Im Jahre 1904 wurde sie endgültig stillgelegt.
Von der Parkplatzeinfahrt wandern wir auf der anderen Straßenseite auf dem Radweg 250m Richtung Würselen und biegen dort rechts in den leicht ansteigenden Wirtschaftsweg ein. Im hinter uns liegenden Talhang lag 1764 die Grube „Kertzenley“. Nach der „Maischatzliste“ von 1778 gab es unter Würselen 69 Bergwerke.
Nach 50m erreichen wir eine Informationstafel, mit einem freigelegten erdgeschichtlichen Aufschluss, der Schichten von Kohle zeigt. Es handelt sich hier um das Flöz "Kleinmühlenbach" der Kohlscheider Schichten (ca 270 Mio.). Unter Mutterboden und Lehm (Diluvium) folgen eine Schiefertonschicht und dann das Kohlenflöz. Es hat eine Mächtigkeit von etwa 55cm.
Bequem führt der Weg weiter entlang einer Buschreihe und der freien Sicht rechts in das Wurmtal. Mit dem links abzweigenden Weg kommen noch einige Höhenmeter dazu. Am Ende stoßen wir auf einen Asphaltweg (600m, 167m), der „Schlossstraße“, an deren Ende links im Ortsteil „Scherberg“ im 17. Jh. sich die Grube „Scherbenberg“ befand.
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Kohlenflöz "Kleinmühlenbach"
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Adamsmühle
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Wurmtalblick
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Wir halten uns aber rechts, wo vereinzelte Bänke es zulassen, die Sicht ins Wurmtal etwas länger zu genießen. Leicht bergab erreichen wir den Wurmtalweg und wandern dort mit der Wegmarkierung „A4“ links weiter. Der linke Talhang trägt einen urigen Waldbestand mit Eichen und Kiefern. Einen ehemaligen kleinen Steinbruch hat sich die Natur zurückerobert.
Rechts liegen Gebäude der ehemaligen „Adamsmühle“. Sie ist eine von mehreren noch existierenden Mühlengebäuden entlang der Wurm. Wolfsfurth, Adamsmühle, Pumpermühle, Bardenberger Mühle sind Relikte aus Zeiten, in denen Mehl, Kupfer- Fingerhüte oder Nadeln auch ohne Strom produziert wurden. Sie sind die letzten ihrer Art im Wurmtal, in dem zeitweilig 45 Mühlenbetriebe existierten, ehe zu Beginn des 20. Jh’s das „Mühlensterben“ einsetzte.
1456 wurde die Adamsmühle erstmals als „Neue Mühle“ erwähnt. Wahrscheinlich existiert sie schon seit dem 12.Jh. Der aktuelle Name erhielt die Mahl- und Ölmühle 1618 nach dem damaligen Eigentümer Hein Adams.
Der Betrieb der Mahlmühle wurde im Jahr 1905 endgültig eingestellt und gleichzeitig das Bachbett der Wurm vom Ostrand des Wurmtales zur Mitte des Tales verlegt. Der kleine Stauweiher des Flutgrabens an der Adamsmühle ist heute noch vorhanden. Das heutige sichtbare Mühlengebäude stammt aus der Zeit zwischen 1725 und 1759.
Neben den Mahlmühlen fanden sich in der Region Ölmühlen, Kupfermühlen, Schleifmühlen, Walkmühlen, Fell- und Papiermühlen. Gruben und Mühlen prägten das Wurmtal.
Bevor der Wurmtalweg nach rechts schwenkt liegt rechts ein kleines Biotop, wo man hin und wieder einen Fischreiher beobachten kann. Hier im Wegeknick steigen wir auf den Pfad geradeaus durch das Wiesengelände bergan (A4). Am Ende des Anstiegs wenden wir uns nach rechts und genießen nun entspannt den Blick ins Wurmtal, wo man auch, wenn man früh und alleine unterwegs ist, Rehwild entdecken kann. Der herrliche Höhenweg endet an einem befestigten Weg, der nun weiter geradeaus leicht bergab führt. Wir stoßen hier wieder auf den Wurmtalweg und wandern links weiter. Informationen zu einem am linken Wegesrand stehenden Insekten-Hotel können wir auf einer Tafel entnehmen. Damit das Hotel für viele Arten interessant ist, wurden möglichst unterschiedliche Materialien verwendet.
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Fischreiher
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Rehbock
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Schieferköpfchen
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Das dahinter liegende Naturdenkmal „Schieferköpfchen“ ist in den Sommermonaten meist durch dichte Belaubung kaum einsehbar. Es ist ein lang gestreckter Felsen, der hier aus dem Boden herausragt. An dieser Stelle wurden früher Sandsteine gebrochen, die im hinteren Teil des Steinbruchs noch zu finden sind. Vor 300 Millionen Jahren haben sich in einem Meer Sand- bzw. Tonschlamm abgelagert und sind dann zu Sandstein und Tonstein verfestigt worden. Der steil stehende Felsen weist auf seiner Oberfläche Rippelmarken als Zeugnis des ehemaligen Strandcharakters aus. Man findet einzelne Abdrücke von Blattresten und Schachtelhalm- und Siegelbäume, die damals in ufernahen Sumpfwäldern wuchsen.
Vorbei an einer Schutzhütte liegen rechts noch Gebäude der ehemaligen Wolfsfurther Mühlen. Sie erhielt wohl ihren Namen, weil Wölfe, die bekanntlich einen bestimmten Weg (Pass) einhalten, beim Überqueren der Wurm vorzugsweise hier die vorhandene Furt benutzten.
Im Jahr 1200 erfolgt die früheste Erwähnung der sog. „Wolvesmolen. Zeitweilig waren an der Wolfsfurth drei Mühlen vorhanden, Sie wurden als Getreidemühle, Kupfermühle und Schauermühle (Mühle zur Nadelbearbeitung) genutzt.
1813 entstand hier die Tuchfabrik Kuetgens, die 1930 ihren Betrieb einstellte und deren Gebäude heute noch als Abbruchreste am Wurmumfluter erkennbar sind.
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Wolfsfurth
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Meisbach
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entlang des Meisbachs
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Ca 50m hinter den Gebäuden verlassen wir den „A4“ und steigen links auf dem Pfad „A5“ leicht bergan. Wir bleiben auch weiter auf dem ansteigenden Weg. An einem Wegeknoten halten wir uns ganz links und wandern am oberen Waldrand bis der Pfad diesen verlässt und vor uns sich eine freie Fläche öffnet. Geradeaus wandern wir nun über den „Kahlenberg“ auf Scherberg zu. In der Karte von 1893 ist auf dem Kahlenberg sogar ein Aussichtsturm eingetragen. Weiter links befand sich zwischen „Neuen Steinweg“ (Krefelder Straße) und „Wolfsfurth“ die 1761 angelegte Grube „Wolfsfurther Gerißwerk“.
Bei klarer Sicht bieten sich auch heute noch rechts schöne Blicke nach Aachen und geradeaus hebt sich der imposante Turm der Sebastianuskirche von Würselen ab. An den ersten Häusern von Scherberg, erstmals 1372 als „Scherberch“ erwähnt, heute ein Stadtteil von Würselen, geht es vorbei an dem rechts stehenden Gedenkkreuz v.18.4.1867 die „Meisberg“ Straße 100m hinunter und folgen dort rechts dem Wegzeichen „A5“. An einem Treppenabgang wandern wir vorbei und erreichen den Meisbach. Der Treppenabgang führt zur B57, wo es eine Haltestelle der ASEAG gibt. Diejenigen, die mit dem Bus anreisen, können hier ihre Wanderung starten.
Wir bleiben auf der rechten Seite des Baches, der im weiteren Verlauf sich ein schluchtähnliches Bachbett geschaffen hat. Bäume und Baumwurzeln ragen hinein und hinterlassen einen urwüchsigen Eindruck, zumal auch unser Pfad teilweise nah an der Steilkante über Wurzeln entlang führt, ist Vorsicht geboten.
Nachdem von rechts ein Pfad hinzu gestoßen ist, erreichen wir eine Stelle, an der wir die ca. 2m steile Böschung zum Bach hinunter klettern können und queren mit Hilfe von Steinen das Wasser und folgen dem Trampelpfad auf der anderen Seite. Wir befinden uns in dem einst prächtigen Park von „Kaisersruh“ mit zwei herrlich idyllisch gelegenen Angelteichen. Es war der russische Zar Alexander I, der hier bei einem Aufenthalt in Aachen, gerne weilte. Besonders gerne saß er unter einer alten Eiche, die noch heute steht. Dahin machen wir einen kurzen Abstecher und folgen links dem alleeähnlichen Weg und steigen hinter der fünften Kastanie rechts auf einem kaum sichtbaren Pfad eine kleine Anhöhe hinauf und finden am Ende die besagte „Kaisereiche“
Der Kaiser weilte zurzeit des Fürstenkongresses im Jahre 1818 in Aachen auf dem Landsitz des Kanonikus Ludwig Fisenne und unternahm gerne inkognito Spaziergänge zu dem im englischen Stil angelegten Park. Keiner kannte den Mann, der unter der knorrigen Eiche in Gedanken verloren saß. Einzig der Besitzer Freiherr Ludwig von Fisenne wusste, um wen es sich in Wahrheit handelte. Noch vor Ende des Kongresses erbat er von Kaiser Alexander I. das Recht, dem Anwesen den Namen „Kaisersruh“ geben zu dürfen. Der Kaiser gab die Erlaubnis und seit dieser Zeit tragen Haus und Park den Namen „Kaisersruh“.
Zurück zu den Teichen wandern wir links um den ersten Teich herum und verlassen dann den Park zu einem Asphaltweg, den wir rechts mit „A5“ folgen.
Links prangt seit 2018 wieder das prächtige denkmalgeschützte Gut Kaisersruh. Der Versuch, in den 70er Jahren einen gastronomischen Betrieb dort zu eröffnen, scheiterte an Auflagen des Denkmalschutzes und so fristete „Kaisersruh„ jahrzehntelang ein trauriges Dasein. Der Verfall wurde schließlich gestoppt und das Gebäude in seiner äußeren Hülle unter Einschluss der erhaltenen Fassadenteile detailgetreu rekonstruiert. Wie alt das Besitztum „Kaisersruh „ist, steht nicht eindeutig fest. Ein Stein im Torbogen des neben dem Herrenhaus gelegenen Bauernhofs trägt die Jahreszahl 1742. Dieser Stein wurde beim Umbau des Hofes 1904 aus dem alten Torbogen auf Veranlassung des damaligen Besitzers, Georg Nellessen, in den Torbogen eingefügt. Allerdings steht damit nicht fest, dass erst 1742 die Gebäude entstanden sind. Nach dem Tod des Kanonikus erweiterte der neue Besitzer Georg Nellessen das Herrenhaus im neubarocken Stil.Auf dem Bauerngut betreiben die heutigen Besitzer einen Ponyhof.
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Fischteich im Park "Kaisersruh"
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Kaiservilla heute
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Landgraben
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Nach einer Linkskurve geht der Blick geradeaus zum Lousberg mit dem Drehturm. Am Wegrand steht ein Kreuz zum Gedenken an die Opfer, die in den Kriegsjahren 1944/45 in Würselen ums Leben kamen.
Leicht bergab sehen wir vor uns wieder die "Wolfsfurth" und wandern vorher den Weg links Richtung Berensberg zur Wurmbrücke (A4). Hier beginnt der ansehnlichste Abschnitt der heutigen Wurm. Gespeist aus mehreren Quellbächen südlich von Aachen wird sie über mehrere Kilometer in Rohren unter dem Stadtzentrum geführt und verlässt schließlich hier an der Kläranlage als einziger Abfluss das Aachener Talbecken. Die Wurm erfüllte in der Vergangenheit viele Funktionen. Sie war nicht nur Abwasserkanal sondern auch Energieträger. Ohne die vielen Tuch verarbeitenden Mühlen wäre die Aachener Tuchindustrie nicht möglich gewesen und auch für die mit der Tuchindustrie eng verbundene Nadelindustrie waren die Mühlen wichtige Energielieferanten und Produktionsstätten.
Hinter der Brücke bleiben wir noch ca. 200m auf dem Talweg. Rechts begleitet uns noch ein alter Arm der Wurm, wie eine Karte von 1825 es noch zeigt. Dann schickt uns das Wegzeichen A4 links hinauf. (Abkürzung: geradeaus auf Wurmtalweg) Es ist ein Weg, der sich mit den Jahrhunderten in die Erde eingegraben und so diesen Hohlweg geschaffen hat. Er ist Teil eines spätmittelalterlichen Verteidigungsgrabens der Reichsstadt Aachen. Am Ende sehen wir vor uns einen Obelisken, der uns an die französische Regentschaft im westlichen Rheinland erinnert.
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Obelisk "Blauer Stein"
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Pingen
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ungezwungene Wurm
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Der 1810 zur Vermessung des Rheinlands aufgestellte Obelisk, auch „Blauer Stein“ genannt, erinnert an mehrfache Aufenthalte der Schwester Napoleon Bonapartes, Pauline Fürstin Borghese, im Trappistenkloster Mont Sion in Bergerbusch zwischen 1809 und 1811. Da sie in dem angrenzenden Wald mit hohen Buchen und Eichen oft und gern verweilte, erhielt dieser später den Namen Paulinen-Wäldchen
Wir treffen auch auf den „Weißen Weg“, der ebenfalls hier vorbei führt. Nach einer kurzen Besichtigung des Obelisken mit den steinernen Liegen gehen wir 50m zurück, wo das Wegzeichen „A4“ uns links weiterleitet.
Auf dem parallel zur Zufahrtsstraße verlaufenden Pfad wandern wir weiter vorbei an einem Restaurant. Der rechts liegende tiefe Graben ist Teil eines spätmittelalterlichen Verteidigungsgrabens der Reichsstadt Aachen. Oben wandern wir rechts ein Stück auf der Straße „Paulinenhof“ und weiter am Friedhof vorbei und bleiben auf dem bequemen Weg, der uns am Waldrand entlang führt. Vorbei an dem Naturdenkmal „Dicke Eiche“ (ca 700 Jahre) wandern wir bis der Weg einen Linksbogen macht. Dort verlassen wir den „A4“ und biegen rechts in den Waldpfad ein. Wir befinden uns hier im „Hohenberger Grubenfeld“, in dem zwischen 1766 und 1825 Kohle abgebaut worden ist. Spuren von alten Bauen in Form von Pingen sind im Wald noch überall feststellbar.
Lange muss es hier zugegangen sein wie bei den amerikanischen Goldgräbern. Die Köhler schaufelten 20 bis 30 Meter tiefe Schächte in den Boden, ackerten mit ihren Gezähe (Werkzeuge der Arbeiter im Bergbau) immer am Flöz entlang und hoben das schwarze Gold mit Handwinden empor. Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jh´s blieb der Kohlenbergbau im Wurmtal und auf den umliegenden Hängen und Höhen fast ausschließlich auf Klein- und Kleinstbetriebe beschränkt.
Der schöne Pfad mit Blick auf die mäandrierende Wurm führt uns hinunter zum Wurmtalweg. Wild und ungezwungen schlängelt sich das Flüsschen durch das Tal.
An einer Wegegabelung nehmen wir den aufwärts führenden Weg, um noch weitere Spuren des ehemaligen Bergbaus zu entdecken. (Abkürzung: Der rechte Weg (X) führt bequem zum Ausgangspunkt zurück.) Geradeaus durchstreifen wir das Feld der ehemaligen Grube „Mespel“. Auch hier gibt es noch weitere Zeugnisse (Pingen) bergbaulicher Tätigkeit.
1892 wurde eine durchgehende Eisenbahnstrecke zwischen den Gruben westlich und östlich des Wurmtales hergestellt. Wir queren diesen kaum noch erkennbaren Bahndamm und erreichen die L23. Hier gehen wir rechts bis zum Parkplatz des Restaurants „Landhaus Wurmtal“ und folgen dem Pfad zwischen Parkplatz und Straße. Nach ca 300m schwenkt dieser links in den Wald und wir sehen linkerhand ein eingezäuntes Grundstück, das einen ehemaligen Kunstschacht der Grube „Spidell“ abgrenzt. Nur noch der Rest eines unterirdischen Ziegelgewölbes erinnert auf dem heute überwachsenden Grubengelände am Wurmtalhang an die ehemalige Grube „Spidell“.
Die Vorgänger Grube „Brückenbroich“ wurde schon 1581 erwähnt. Um 1800 zeichnet der Landmesser Schümmer eine Karte der Grube „Spidell“ mit 2 Schächten und einem 150m langen Stollen zur Wurm. 1886 wurde ein Verbund mit der Grube „Hankepank“ und „Abgunst“ hergestellt. 1886 wird die Grube stillgelegt und nur noch ein Schacht aufrechterhalten, um die Wetterführung der Grube „Kämpchen“ zu erleichtern. In dem recht kleinen Grubenfeld gab es mindestens 12 Schächte.
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Rest der Grube "Spidell"
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wilde Wurm
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Teuterhof
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Im Zweiten Weltkrieg bietet ein auf „Spidell“ in den Berg getriebener Luftschutzstollen den im Umkreis von Roland wohnenden Bürgern Schutz vor Fliegerangriffen.
Wir wandern weiter vom Grubengelände auf einem kleinen Damm bis zu einem Hauptweg, der rechts zu einem Parkplatz führt. Diesen queren wir links zu einem Waldpfad, der uns zur Wurm bringt. Wild und ungezügelt hat sie sich ein tiefes Flussbett gegraben, wo an gegenüberliegende Uferwand teilweise schwarze Erde zutage tritt. Wir erreichen die Wurmbrücke an der L23, die bis 1967 hier von einem dreibogigen Viadukt aus Mauerwerk überspannt wurde. Hier schließt sich dann auch wieder der Kreis unserer Wanderung.
Information: Wanderkarte Nr.1 „Aachen, Eschweiler, Stolberg“ des Eifelvereins, Markierung meist. örtl. Wanderwege „A4“ und „A5“
Strecke: 11 km Rundwanderung, meist unbefestigte Wege und tlw. Pfade.
Schwierigkeit: mittel, Abkürzungsmöglichkeit bei Verbleib im Wurmtal; Auf- und Abstiege: 200m
Einkehrmöglichkeit: Landhaus Wurmtal und Teuterhof
GPX-Track: Wurmtal1-Track.gpx (Link speichern unter)
Touren: Sieben Quellen 1 l Wurmtal 1 l Wurmtal 2 l Wilde Wurm l Teverener Heide l nach oben Dreiländerregion
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zur Tourenübersicht
Im Wurmtal (Teil 2)
Auf Spuren des ältesten Bergbaus
Den eindrucksvollen Naturraum des Wurmtales haben wir schon bei der ersten Wanderung erlebt. Heute begeben wir uns auf einen weiteren Abschnitt dieses geschichtsträchtigen Flusstales, das vom Bergbau jahrhundertelang geprägt wurde. Da kaum noch Spuren in der Örtlichkeit vorhanden sind möchte ich aber stellenweise ausführlicher auf die einstigen Gruben eingehen und näher erläutern.
Der Startpunkt ist wieder der Parkplatz „Teuterhof“. Zunächst gehen wir entlang der L23 bis zur Wurmbrücke. Die Straße durchbricht hier einen ehemaligen Eisenbahndamm, der durch eine 3bogige Brücke einst die Straße und die Wurm überspannte. Vor der Wurmbrücke steigen wir rechts mit 43 Stufen den Hang zu einer ehemaligen Eisenbahnstrecke hinauf. Der Abtransport der geförderten Kohle war vor dem Eisenbahnbau nur mit Fuhrwerken möglich. 1892 wurde eine Eisenbahnlücke zwischen der Grube „Kämpchen“ und den auf Würselener Seite gelegenen Gruben „Gouley“ und „Teut“ geschlossen. Die Grube Kämpchen war bis dahin nur von Kohlscheid, die anderen beiden nur von Stolberg über Würselen zu erreichen. Jetzt konnte die Kohle in beiden Richtungen versandt werden. Aber schon 75 Jahre später wurde das Wurmtalviadukt am 1. Februar 1967 gesprengt. Die Grube „Teut“ war schon 1904 geschlossen und die Förderung untertage nach „Gouley“ verlegt worden. 1969 ereilte die Grube „Gouley“ schließlich das gleiche Schicksal.
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Aufgang zum alten Bahndamm
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Kohleflöz "Senteweck"
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alte Bahnbrücke
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Auf der ehemaligen Bahnstrecke (A3) erreichen wir nach ca. 350m rechts eine bis zu 5m hohe und 12m breite Felsklippe, in deren Mitte ein kleines, senkrecht stehendes Kohleflöz zu erkennen ist.
300 Millionen Jahre müssen wir zu seiner Entstehung zurückschauen. In der älteren Steinkohlezeit entstand in Westeuropa das variszische Gebirge. Dieses Gebirge hob sich während der jüngeren Steinkohlezeit höher empor, während sein nördliches Vorland in einem breiten Streifen stetig und beträchtlich absank und einen versumpften Küstenstreifen schuf. Hier wuchsen Urwälder mit riesigen Farnbäumen, Schachtelhalmen, Siegelbäumen und Bärlappgewächsen. Durch Hebung und Senkung des Festlandes kam es zu wiederholten Überflutungen der Wälder. Schicht um Schicht wurde abgelagert. Verwitterungsmaterial brachten Flüsse vom Festland mit und überdeckten die versunkenen Wälder mit Sand und Tonsedimenten und schlossen sie luftdicht ab. Das Pflanzenmaterial wandelte sich in langen Zeiträumen zu Steinkohlenflöze um. Durch diesen Prozess entstanden im Aachener Steinkohlenrevier über 200 Kohleflöze mit unterschiedlichen Mächtigkeiten. Durch die Gebirgsbildung wurden die Schichten zusammengeschoben und aufgefaltet. Sie bildeten so wie hier sogar senkrechte Strukturen.
Weiter geht es auf dem alten Bahndamm, der bald von einer Bogenbrücke überspannt wird. Wir steigen dort hinauf und wandern auf der anderen Seite weiter. Nach einem kurzen Aufstieg liegt rechts die Schutzhütte „Heideblick“.
Hier oben auf der Wurmhöhe zwischen Morsbach und Schweilbach wird 1394 der „Coilberch“ erwähnt. U.a. lag hier auch die Grube „Geißentrapp“, die im 17. Jh. mehrmals erwähnt wird.
Der Name geht auf eine Flur zurück, die nach einem Stieg (= Trapp, Treppe) am steilen Hang benannt wurde. Dieser wurde von den Geißen, den „Bergmannskühen“, bei ihren Weidegängen benutzt. Sie ist nur eine von vielen Gruben, die namentlich bekannt sind und auf der Höhe lagen. 1778 soll es auf Würselener Gebiet 69 Kohlwerke gegeben haben.
Entlang Wiesen zur rechten blicken wir links auf Böschungen der bis 1969 aufgeschütteten Bergehalde der Grube „Gouley“ (ursprünglich „Gute Ley“ = guter Fels). Die Aufschüttung begann im Jahre 1880 an die Hanglage zum Wurmtal. Sie ist noch weitgehend offen und deutlich erkennbar, wobei weitere Haldenauf- oder Talanschüttungen im Wurmtal von anderen älteren Gruben heute vielfach dem übrigen Landschaftsbild angepasst und durch Vegetation überwachsen und kaum noch erkennbar sind.
Unterwegs zweigt rechts die „Gouleystraße“ in die Ortslage Morsbach ab. Straßennamen sind meist noch die einzigen Hinweise auf ehemalige Gruben. Wir wandern geradeaus und bewegen uns wieder auf dem alten Bahndamm. Rechts und links kann die Natur sich heute wieder frei entfalten. Am Ende einiger Treppenstufen nehmen wir an der Bank den rechts abgehenden Grasweg, der auf die „Waldstraße“ stößt. Diese gehen wir 30m nach links und betreten dann rechts mit dem Fußweg das ehemalige Gelände der Grube „Gouley“. Hinter der alten Begrenzungsmauer nehmen wir den linken asphaltierten Weg.
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Bergehalde Gouley
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altes Betiebsgebäude "Knopp"
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Quelle u. Stollenmundloch
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Eine ungestörte natürliche Entwicklung übernimmt heute diese Brachfläche (ehemals Holzlagerplatz), die mit Spazierwegen einlädt und immer noch die alte Flurbezeichnung „Morsbacher Heide“ trägt. Die Grube gehörte zu den ältesten im Aachener Steinkohlenrevier und wurde zwischen 1599 und 1969 betrieben. Mit der Stilllegung der Grube „Gouley“ endete der Jahrhunderte alte Steinkohlenbergbau an der Wurm.
Nichts erinnert mehr bis auf einen alten links im Gebüsch verdeckten Schornsteinstumpf an die ehemaligen Industrieanlagen. Am Ende des asphaltierten Fußweges wandern wir halblinks den Pfad weiter bis zu einem Wirtschaftsweg und wenden uns dort links den Häusern der „Waldstraße“ zu. Da der Bergbau ein wichtiger Arbeitgeber war, förderte er durch entsprechenden Siedlungsbau den Zuzug von Arbeitskräften. Dieser Wohnraum sollte den Arbeiter auch an die Zeche binden. So entstanden z.B. hier an der Waldstraße schon 1860 25 Bergarbeiterhäuser, von denen noch heute einige oft liebevoll restauriert zu sehen sind. Links liegen die dazugehörigen Gärten, in denen früher der Bergmann für den Eigenbedarf Gemüse und Kartoffeln anbaute.
Am Ende der Straße biegen wir rechts in den Feldweg ein und steigen nach 80m links steil hinunter ins Wurmtal (A3) mit Blick auf Kohlscheid und den „Langenberg“, den wir später noch streifen werden. Unten finden wir noch zwei weitere Zeugen des frühen Bergbaus, den „Knopp“, eine ehemalige Pferdestation und 50m links auf dem Weg unmittelbar neben einer eingefassten Quelle noch ein ehemaliges Stollenmundloch der Grube „Gouley“, das die Jahreszahl 1837 trägt.
Dieser Stollen wurde wie viele andere in früheren Jahrhunderten ursprünglich von der Sohle des Wurmtales in den Höhenrücken zur Förderung der Steinkohle vorgetrieben und 1837 ausgebaut, Für die Grube „Gouley“ diente der Stollen später der Entwässerung. Auch heute strömt noch immer Wasser aus dem Berg.
Wir gehen wieder bis zum alten Gebäude zurück und an diesem vorbei weiter wurmabwärts. Die linkerhand liegenden Wasserflächen werden gerne von Graureihern und Kormoranen besucht. Einen Steinwurf weiter liegen rechts noch fast kaum sichtbar im Gebüsch die Reste eines Bunkers. Es befinden sich noch mehrere gesprengte Bunker und Betonreste an vielen Stellen im Wurmtal. Heute sind diese überwachsen und kaum noch erkennbar. Rechts auf der Anhöhe lag bis zu ihrer endgültigen Schließung 1879 die Grube neue Ath. 1667 förderten hier 3-4 Bergleute Kohle. Es zeigt, dass es sich zu dieser Zeit nur um Minigruben handelte. Die Gruben im Wurmtal waren früher wirklich noch Gruben.
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Biotop "Knopp"
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Komoran u. Fischreiher
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"Alte Mühle" u. Burg Wilhelmstein
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Vor uns zeigen sich die weißen Mauern der „Alten Mühle“. Bei der Alten Mühle auch Bardenberger Mühle genannt handelte es sich um ehemals zwei Mühlen an diesem Ort. Das genaue Baujahr ist nicht bekannt 867 wird eine Mühlstelle genannt. Sie war wahrscheinlich zwischen 1566 und 1899 in Betrieb. Danach war sie Wohnstätte für Bergleute. 1971 wurde sie zu einem Restaurant und Hotel umgebaut. 2013 wurde der Betrieb eingestellt.
Die Bauern des Herrschaftsbereichs der Vogtei Wilhelmstein mussten seinerzeit ihre Erzeugnisse hier mahlen lassen. Bis zur Jahrhundertwende verlief parallel zum heutigen Weg ein von der Wurm abgeleiteter Mühlengraben, der drei Mühlräder antrieb. Erhalten geblieben ist ein großer Teil des lang gestreckten Ablaufgrabens der Mühle, der „Untermühlengraben“ unterhalb des Burgbusches, fälschlicherweise auch als alte Wurm genannt.
Heute ist dort ein Feuchtbiotop entstanden, das wir links mit der Mühle im Rücken beim Weiterwandern von dem Waldweg aus sehen. An einem Schutzpilz vorbei biegen wir wenig später links ab und wandern auf einem romantischen Waldpfad durch den schon erwähnten Burgbusch zur „Burg Wilhelmstein“. Burgen liegen meist auf der Höhe und so steigt der Pfad am Ende zur Burg auch hier bergan.
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Burgmauer Wilhelmstein
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Burginnenhof mit Bergfried
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Vorburg
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Eine mächtige Bruchsteinmauer umschließt das Burggelände, das nur durch einen einzigen Zugang, ursprünglich über eine Zugbrücke, betreten werden konnte. Statt des einstigen Fallgatters schließt heute ein schweres, einflügeliges Eichentor den Zugang. Die Rolle der Zugbrückenkette ist noch zu erkennen. Der Rundturm der Vorburg war ursprünglich der Kerker.
Die Burg hat ihren Namen vom Jülicher Grafen Wilhelm V., der sie nach 1328 über dem Wurmtal auf den Resten der Grenzfeste „Valencia“ errichten ließ. Hinter dem Tor öffnet sich das langgestreckte, nach links ansteigende Vorburggelände, das von der bogenförmig verlaufenden Bruchsteinmauer abgegrenzt wir. Die Mauer reicht bis an den Bergfried der oberen Burg heran. Hier sorgte ein Halsgraben für zusätzlichen Schutz. Heute liegt auf dem Vorburggelände ein Minigolfplatz und eine Freilichtbühne. Die Hauptburg bestand aus dem noch in Teilen vorhandenen fünfgeschossigen Bergfried (24m) mit angrenzendem Palas. Diesen Platz nimmt heute ein Restaurant mit einer romantischen Freiterrasse ein, die einen herrlichen Blick ins Wurmtal bietet. Der Brunnen mit seinem tiefen Schacht ist noch erhalten. Die Burgruine vermittelt auch heute noch einen deutlichen Eindruck der ehemaligen Größe.
Von der Burg führt ein Pfad links im Hang hinunter ins Wurmtal zu einem Parkplatz. Hier kann man nun die Wanderung verkürzen und links über die alte Wurmbrücke an der Straße entlang hinauf nach Kohlscheid gehen, wo man wieder auf die große Runde trifft. Wer sich noch fit fühlt, kann zusätzlich eine 4 Kilometer lange Schleife anhängen und weiter auf bergmännische Spuren wandeln.
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Wanderweg ins Wurmtal
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Naturdenkmal mit Antoniuskapelle
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Geologischer Aufschluß
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Dazu wandern wir rechts über den Parkplatz und an der Kreisstraße Kohlscheid – Bardenberg 100m hinauf. Wir folgen dem links abbiegenden Sträßchen „Alte Furth“ und dem Hinweis „Karbonroute“. 50m vom Weg liegt links eine eingezäunte Fläche, wo einst der ehemalige Kunstschacht der „Grube Furth“ sich befand. Nur einen Steinwurf weiter 20m vom Wegrand stand der Förderschacht, ebenfalls eingezäunt. Beide hatten eine Teufe von 170m. Bereits Mitte des 16. Jh´s wurde auf Bardenberger Gemeindeland ein Kohlwerk betrieben, die spätere „alte Furth“, 1690 wurde diese Grube erstmals erwähnt, deren Name von einem alten Wurmübergang am Verbindungsweg von Kohlscheid nach Bardenberg hervorgeht. Man unterscheidet die „alte“ und die „neue Furth“.
In Bardenberg zählte man 1717 insgesamt 25 Gruben. Die Grube „Furth“ war die größte und zu dieser Zeit mit 64 Bergleuten die bedeutendste.
Anhaltende Probleme mit den reichlich anfallenden Grubenwässern führten schließlich zum Bau von Pumpwerken, sog. Wasserkünsten. Sie sorgten für die Entwässerung der Stollen.
Durch die französische Besetzung 1792/93 kam der Bergbau vorübergehend zum vollständigen Erliegen. Anfang des 19.Jh´s wurde auf der Pleyer Höhe eine neue Anlage, die „neue Furth“ errichtet, die die größte Grube des gesamten Wurmreviers jener Zeit wurde. Die untere Anlage (alte Furth) diente jetzt noch der Fahrung und Wasserhaltung.
Bei der Wasserfläche hinter einem einzeln stehenden Haus handelt es sich um den sog. „Entenweiher“, der durch Bergsenkung in den 1930er Jahren entstanden ist.
Am Ende der rechten Wiese steigen wir den Pfad (A1) hinauf und gelangen in den Ortsteil Pley. Der Straßenname „Neue Furth“ erinnert an die links auf der Höhe liegende ehemalige Grube. Der Mittelpunkt von Pley bestimmt eine 250 Jahre alte Pappel. Sie ist der Beweis, dass Pappeln auch ein hohes Alter erreichen können. In ihrem Schatten steht die kleine Antoniuskapelle, die 1900 eingeweiht wurde.
Von der Kapelle gehen wir bis zum Ende der Straße und dort den Waldweg hinunter ins Wurmtal. Rechts taucht eine alte Kiesgrube auf, die wir durch einen schmalen Durchgang betreten. An der gegenüberliegenden Wand sind schmale schwarze Bänder von Kohle zu entdecken, von denen eines nur wenige Dezimeter unter der Erdoberfläche im Wurzelwerk eines Baumes liegt.
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Steilwand mit Flözchen
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idyllische Wurmlandschaft
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Kohlenest
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Wieder aus dem Steinbruch zurück geht es zunächst noch rechts weiter bis wir mit einer Linkskurve (A1) unsere Wanderrichtung ändern und nach Süden wurmaufwärts gehen. Schon bald erreichen wir links eine ca. 20m breite und 12m hohe ehemalige Steinbruchwand mit zwei feinen unreinen Flözchen im oberen Teil. Durch den Steinbruch erreichen wir einen Treppenweg, der uns hinunter zu einem Steg über die Wurm führt. Wir bleiben aber auf dieser Flussseite und folgen dort dem Pfad. In der Böschung entdecken wir unter mancher Baumwurzel noch Kohle. Wir stoßen auf ein ehemaliges Betriebsgebäude der „Grube Furth“, an dessen Giebel das "Kunstkreuz" der Fahrkunst noch vorhanden ist, aber leider durch den 2015 angebauten Wintergarten nicht mehr zu erkennen ist. Es stammt aus dem Jahre 1830. Sie wurde mit Wasserkraft aus der Wurm betrieben. Mit ihr konnten die Bergleute über auf und ab versetzt sich bewegende Leitern nach untertage hinab bzw. wieder hinauf steigen. 1884 wurde diese bedeutende Grube stillgelegt.
Vorbei an dem Gebäude biegen wir an dem alten Kohlewagen rechts ab zur Wurm (A1). Hinter dem Wurmsteg wandern wir auf dem linken Pfad weiter. Der Fluss fließt hier unmittelbar am Fuße des steilen Berghanges entlang und zwingt uns so bergauf zu steigen. Auf und führt der Pfad jetzt abwechselnd durch den Talhang (A1, X).
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ehem. Betriebsgebäude Grube Furth
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mäandrierende Wurm
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Kanadagänse u. Nilgans
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Abbruchkanten und Anlandungen kennzeichnen das Gewässerbett der Wurm an vielen Stellen. Das Wurmtal übt mit seinem Bachlauf, Wiesen und Sumpfflächen eine enorme Anziehungskraft auf die Tierwelt aus. So sind immer häufiger Kanadagänse und auch Nilgänse zu sehen, die hier ideale Lebensbedingungen vorfinden.
Entlang einer Wiese und vorbei einer Schutzhütte gelangen zu den alten Fuhrweg Kohlscheid-Bardenweg, den wir links mit einem herrlichen Blick über die Flussauen weitergehen. Bevor wir die Kreisstraße erreichen nehmen wir rechts den Waldweg, der uns ebenfalls zur Straße bringt. Hier treffen wir die Wanderer, die abgekürzt haben. In der linken Straßenböschung gab es einst auch mehrere Bergwerksschächte, an die aber nichts mehr erinnert. Links ignorieren wir einen abgehenden Weg und nehmen erst am Ende der Straßenkurve links den Pfad und kommen in das ehemalige Betriebsgelände der älteren Grube „Langenberg“. Hier lag ca. 30m von der Straße der „Franz-Schacht“. Die Grube „Langenberg“ existierte schon 1573 und wurde 1913 stillgelegt. Die lange ins Wurmtal reichende brachliegende Halde wurde 1903 zum Volksgarten umgestaltet. Heute ist der obere Teil Friedhof, den wir durch ein Tor betreten. In diesem Bereich lagen noch Förderschacht „Theresia“ und Kunstschacht „Carl“. Beim heutigen „Halbmond“ einem Urnenfeld stand ein Göpelwerk, das, von Pferden angetrieben, durch Übertragungen die Förderhaspel in Bewegung setzte. Vor 1816 stand der Förderschacht der Grube am tiefsten Punkt des Wäldchens, daher hob man mit Pferdekraft einen Teil der Kohle hoch.
Wir verlassen den Friedhof am westlichen Ausgang zur Straße „Am Langenberg“ und gehen diese hinauf. Am Ende schauen wir auf ein großes Gebäude in dem bis 2015 noch ein Supermarkt untergebracht war. Es diente einmal als Fremdarbeiter-Unterkunft und Ledigenheim. An der Linken hinteren Ecke des Gebäudes war der Förderschacht, der 1954 verfüllt wurde. Das Schachtgebäude, vom dem nur noch ein Rest zu sehen ist, wurde 1995 abgerissen. Richtung Wurmtal steht noch eine Reihe alter, kleiner, jetzt zu Wohnzwecken genutzter Häuser, die zur Grube gehörten. Wir gehen um das Gebäude des ehemaligen Supermarktes herum und wandern vorbei an einem Sportplatz zur „Puetgasse“, die wir links hinunter gehen. Der Name der Straße ist abgeleitet von dem einst 1780 hier vorhandenen „Potschacht“. Ca. 140m weiter östlich lag der „Griemet-Schacht“, der heute linkerhand in der Böschung eingezäunt ist (Teufe 262m).
Es geht rechts die Straße „Am Langenberg“ hinunter vorbei am „Haus Langenberg“, dem Reitstall des bekannten Reiterehepaares Weinberg. Im Tal standen 1812 Betriebsgebäude von Langenberg und die erste Wasserhaltungs-Dampfmaschine. Wir biegen rechts in die Straße „Zum Wurmtal“ ein. Links an der Wegeecke sehen wir die ehemalige erste Kohlscheider Kläranlage von 1926.
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ehem. Schacht "Langenberg"
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alter Wurmarm
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?????
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Auf dem Gelände des heutigen Reitstalls lag das Stollenmundloch der Grube „Lauerweg“.
Hinter der Zufahrt zum Reitstall wandern wir links den Wiesenweg hinunter mit einem schönen Blick über die Wurmtalauen bis hin zur Burg Wilhelmstein. Der nächste Wirtschaftsweg wird überquert und wir folgen dem Weg, der an einem Kreuz rechtwinklig abbiegt und weiter durch die freie Tallandschaft führt. Vorbei an einem Naturdenkmal verläuft der Weg bequem am Tal- und Waldrand entlang. Vor uns sehen wir dann auf der anderen Talseite das weiße Gebäude der ehemaligen „Pumpermühle“.
Mit dem Bau einer Kläranlage oberhalb der Mühle wurde die Wurm in ihrem Lauf dort begradigt. Solche Begradigungen und bauliche Verränderungen der frei fließenden Wurm durch den Menschen beschränken sich aber auf nur wenige Ausnahmen. Die abgebundene Wurmschleife liegt links von unserem Weg und ist ein gern besuchter Platz von Graureiher. Wir haben bei unserer Tour sogar einen Exoten entdeckt, den ein Scherzbold ausgesetzt hat.
Rechts am Wegesrand strömt hinter einer Bank Wasser aus dem Hang und erinnert an eine Quelle. Es ist der Auslauf eines alten Wasserlösungsstollens, der einst oberhalb des Tales befindlichen Grube „Spidell“.
Am Zufahrtsweg zur Kläranlage kann, wer will, die Wanderung abkürzen, wenn man rechts zum Parkplatz und weiter der Route der ersten Wurmtalwanderung folgt. Wir wandern links weiter zur Kläranlage und an dieser vorbei zu einem Wurmsteg.
Hier befand sich an der Wurm einst ein Stauwehr, von dem über einen Mühlengraben Wasser zur Pumpermühle geleitet wurde. Der Graben ist zugeschüttet, aber einen Rest der Einfassungsmauer können wir links von der Fußgängerbrücke noch erkennen. Sie stützt jetzt den Fußpfad auf der anderen Seite, der uns hinauf zu einer Info-Tafel mit Blick zur Mühle führt.
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Wurmübergang Pumpermühle
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Kohlscheid
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Black & White
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Sie war die letzte von insgesamt 6 Kupfermühlen. Die um 1648 am ursprünglichen „Pompenhäuschen“ errichtet wurden. Ein Pumpwerk versorgte eine Kohlengrube mit der Bezeichnung „de Haan“. Ihr Betrieb wurde aber schon vor dem Bau der Kupfermühlen eingestellt. Um 1822 wurde die Mühle als Mehl- und Ölmühle betrieben. Die Mühle war um diese Zeit mit drei oberschlägigen Mühlrädern ausgestattet. 1920 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt.
Der folgende Anstieg bringt uns auf dem Zufahrtsweg hinauf bis rechts ein Pfad in das Gelände der Bergehalde „Gouley“ abzweigt. Unterwegs können wir bei einer Verschnaufpause noch einen herrlichen Blick über das Wurmtal Richtung Kohlscheid genießen.
Die Halde ist eine Anschüttung an die Hanglage zum Wurmtal hin, weshalb sie im Vergleich zu den anderen Bergehalden einzigartig ist. Zum Tal hin ist sie teilweise abgetragen und abgeflacht worden. In ein ungläubiges Staunen versetzen den Wanderer am Wegesrand überdimensionale, granitfarbene Vogeleier. Sie lassen diese urzeitlich wirkende Landschaft noch fremder erscheinen. Unter dem Motto „Black and White“ sollen diese Eier den Kontrast zu der schwarzen Bergehalde deutlicher machen. Ob es nicht sinnvoller gewesen wäre das Geld in andere Projekte zu investieren, bleibt dem Steuerzahler überlassen. Diesen Gedanken verhärtet sich, wenn man ein Stück weiter die Anlage eines Aussichtspunktes antrifft, der im eigentlichen Sinne gar keine Funktion hat. Denn die Aussicht neben der Plattform ist gleich.
Bei diesem schönen Blick über das Wurmtal hätte ich mir eine bequeme Bank gewünscht, auf der man in Ruhe das herrliche Panorama genießen kann und nicht diese unbequemen, vereinzelt auf Stahlrohre befestigten Metallplatten. Aber was soll´s. Nehmen wir es, wie es ist und genießen im Stehen diese Aussicht. Der Boden des unmittelbar vor uns liegenden abgeflachten Berg schimmert nicht nur mit seinem Birkenbestand weiß. Es lagern dort kohlesaure Kalkrückstände einer ehemaligen Sodafabrik (Solveywerke), die sich auf dem Recker-Gelände in der Würselener Innenstadt befand und 1929 ihre Produktion eingestellt hat. Die Kalkrückstände wurden größtenteils auf das Areal zwischen Wurm und Bergehalde Gouley verbracht.
Wir wandern nun hinunter vorbei an den letzten von insgesamt 18 wegmarkierenden Eiern. Auf dem für Reiter und Fußgänger getrennten Wanderweg begleitet uns links im oberen Hang die alte Bahntrasse und rechts die weißen Hänge der Soda-Halde. In Höhe einer rund zehn Meter hohen Steilwand der weißen Kalkhalde wurde am Ende eines stählernen Stegs ein anthrazitfarbenes „Fenster“ installiert. Der Weg endet an der Wurm, von wo links unser Ausgangspunkt zu sehen ist. Damit endet eine abwechslungsreiche Wanderung, bei der man leicht den Eindruck gewinnen kann in einem relativ abgeschiedenen Mittelgebirgstal gewandert zu sein. Schließlich liegt das Wurmtal in einer rundum weitgehend ausgeräumten Landschaft mit überwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen. Wo noch um 1800 rauchende Schornsteine und bergwerkstechnische Anlagen das Bild prägten, finden die Bewohner heute in einer dicht besiedelten Region noch eine wirkliche Oase. Vielfältige Strukturen, Wasserreichtum, verschiedene Bodenbeschaffenheiten und die klimatischen Gegebenheiten bieten gute Vorraussetzungen für eine artenreiche Fauna und Flora.
Information: Wanderkarte Nr.1 „Aachen, Eschweiler, Stolberg“ des Eifelvereins, Markierung meist. örtl. Wanderwege „A1“, „A2“ und „A3“, die auch als kleinere Rundwanderwege markiert sind. Auch der „E8“ (Europäischer Fernwanderweg) wird teilweise begangen.
Strecke: 14 km Rundwanderung, Abkürzungsmöglichkeiten (4km Ersparnis), meist unbefestigte Wege und tlw. Pfade.
Schwierigkeit: meist ständiges auf und ab (6mal ca. 50m), Auf- und Abstiege: 330m
Einkehrmöglichkeit: Burg Wilhelmstein und Gaststätte Teuterhof
GPX-Track: Wurmtal-2-Track.gpx (Link speichern unter)
Touren: Sieben Quellen 1 l Wurmtal 1 l Wurmtal 2 l Wilde Wurm l Teverener Heide l nach oben Dreiländerregion
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Die wilde, ungezähmte Wurm
Unterwegs auf dem schönsten Wurmtalabschnitt
Der Lauf der Wurm wurde seit jeher von Eingriffen der Menschen bestimmt. Mühlgräben wurden abgezweigt, Mühlteiche angelegt. Allein in Aachen versorgten über 20 Mühlen Textil- und Metallbetriebe mit Energie. Im weiteren Verlauf kamen Getreide- und Ölmühlen dazu. Die Ufer wurden befestigt, um Erdabbrüche an Wiesen und Äckern zu verhindern.
Heute wird die Wurm mit ihren Quellbächen schon ab dem Stauweiher Diepenbenden in Rohren unterirdisch durch das Stadtgebiet von Aachen geführt. Erst hinter dem Europaplatz wird sie erst wieder sichtbar. Allerdings als gerader, in Stein gefasster Kanal. Hinter der großen Aachener Kläranlage beginnt das idyllische Wurmtal. Bewaldete Hänge säumen eine Wiesenlandschaft, durch die sich der Fluss in Mäandern schlängelt. Nördlich von Herzogenrath, zwischen der Baalsbrugger Mühle und Nievelstein hat sich der naturbelassene Flusslauf erhalten. Ein einzigartiges Gebiet, in dem sich die Natur fast ungestört hat entwickeln können und dem Wanderer ein Gefühl von Freiheit und Ursprünglichkeit gibt.
Starten wollen wir unsere Wanderung zunächst auf der niederländischen Seite an der Abtei Rolduc. Es war Graf Adelbert von Saffenburg aus Mayschoß (Ahr) und gleichzeitig Herr der Burg Rode (Herzogenrath) der es dem Priester Ailbertus erlaubte, 1104 hier eine asketischen Unterkunft und eine Holzkapelle zu bauen, die sich in 900 Jahren zum größten Abteikomplex der Benelux-Staaten entwickelte.
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Abteikirche Rolduc
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Fischweiher
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Baalsbruggermühle
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Durch den Eingangsbogen betreten wir den weitläufigen Innenhof und halten uns links, wo wir vor dem Restaurant und Hoteleingang hinunter zu den dortigen Fischteichen gehen. Vier sind es, an denen wir links entlang leicht abwärts wandern. Um den letzten machen wir einen Rechtsbogen und wenden uns dann links talwärts. Mit einem befestigten Weg erreichen wir die Bebauung und die „Grensstraat“. Rechts liegt noch das ehemalige Zollamt. Wir bleiben noch auf niederländischem Gebiet und gehen links weiter, queren an der Kreuzung die „Merksteinstraat“ und biegen dann in den „Baalsbruggerweg“ ein. Dieser kopfsteingepflasterter Weg bringt uns vorbei an den Baalsbrugger Hof zur alten Mühle. Schon seit dem 12. Jh. gab es hier eine Mühle an der Wurm.
Die Baalsbrugger Mühle wurde Mitte des 17. Jhs als Bannmühle der Abtei gegründet, das heist, die Pächter waren verpflichtet, ihr Korn dort mahlen zu lassen. Die Mühle war bis 1917 in Betrieb, in jüngerer Zeit sogar als Korn- und Ölmühle mit drei Wasserrädern. Nach ihrer Stilllegung verfiel die Mühle. Erst auf Initiative von Marga Wolthuis wurde 2003 eine Stiftung gegründet, die es sich zur Aufgabe macht, die Mühle zu restaurieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Um an die Wurm zu gelangen dürfen wir das Privatgelände der Mühle queren und können anschließend die Wurm auf einem Steg überqueren. Damit betreten wir wieder deutschen Boden, denn die Wurm ist hier gleichzeitig Grenzfluss. An der Straße informiert eine Schautafel über den 2019 von den Merksteiner Naturfreunde angelegten Wanderweg „WasserWeg Wurm/Worm“. Diesen Weg werden wir aber in umgekehrter Richtung gehen. Die Markierung zeigt an der „Grenzstraße“ nach links und da sich hier der Kreis des Wanderweges schließt, wandern wir entgegen der Markierung geradeaus. Am Kreisverkehr geht es 100m links auf der „Bicherouxstraße“ und wir biegen dann vor Haus 105 rechts in den leicht ansteigenden Grasweg ein.
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Blick zurück übers Wurmtal
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Nievelsteiner Sandwerke
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Solaranlage
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Da, wo dieser einen Linksbogen macht, lohnt sich einmal zurück zu schauen, wo sich auf der anderen Talseite die Kirchturm von unserem Ausgangspunkt zeigt. Im Tal liegen die Industrieanlagen der Glaswerke St. Gobain. Immer noch leicht ansteigend ist der Weg dann von Büschen begrenzt. Wir stoßen auf einen Asphaltweg und gehen diesen 50m rechts, um anschließend links einzubiegen. Auch hier zeigt sich ein schöner Blick zurück. Es ist ein Kies-Grasweg, der damit auf den hier anzutreffenden Boden hinweist. Denn Sand ist hier ein begehrter Bodenschatz und so treffen wir auf die Zufahrt der Nievelsteiner Sandwerke. Bereits die Römer kannten und nutzten den Nievelsteiner Sand. Das Abbaugebiet war bereits im Mittelalter bekannt. Der Aachener Dom und das Aachener Ponttor wurden neben einer Vielzahl historischer Bauten in der näheren Umgebung zum Teil aus dem Sandstein der Nievelsteiner Gruben errichtet. Das Sandvorkommen war Ausgang für die Entstehung der Glasindustrie im Aachener Raum. Noch heute wird der Quarzsand für die in Herzogenrath angesiedelte Flachglasproduktion sowie als Gießereisand abgebaut. Heute befindet sich unter anderem der größte Solarpark NRWs auf dem Gelände. Wenn wir Glück haben, kann man rechts bei geöffnetem Tor einen Blick in die Abbaugrube werfen und im rückwärtigen Teil die große Solaranlage erkennen.
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WurmWasserweg
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Grüner Weiher
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Ann Nöhlen Brücke
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Wir gehen die Zufahrt hinunter und biegen auf halber Strecke zur Talstraße rechts in den Wiesenweg ein. Zwischen bewaldeten Hang rechts und der Hecke links mit den dahinter liegenden Wiesen geht es auf einem idyllischen Weg zu einem Info-Punkt mit zwei behelfsmäßig zusammen gezimmerten Stühlen. Von hier hat man freie Sicht ins Wurmtal mit Haanrade sowie zu der gegenüberliegenden Talseite. Vor einem allein stehen Haus geht es rechts hinunter zu einem Waldweg. Rechts liegt der Platz des Heimatvereins Worm Wildnis. Wir wandern links auf einem bewaldeten Hohlweg zum kleinen Ortsteil Worm und stoßen auf die „Bicherouxstraße“, wo gegenüber ein Rastplatz liegt. „Zu den Wurmauen 340m“ zeigt ein Hinweisschild links auf der Straße durch die Unterführung der Eisenbahnstrecke Aachen-Mönchengladbach. Dort verlassen wir die „Grenzstraße" mit Info-Tafel zum Wurmtal und wandern nun parallel zum Eisenbahndamm und den Wurmauen zur linken. Hier liegt versteckt der sog. „Grüne Weiher“. Er ist ein ehemaliger Sandfang der Nievelsteiner Sandwerke. Baumbestände sind an einigen Stellen bis in die Baumkronen mit hinaufwachsenden Lianen der Waldrebe bedeckt und vermitteln so einen urwaldähnlichen Eindruck.
Nur 200m weiter liegt links der Flaschenweiher, es ist ein verwunschener und einsamer Ort. Aber das war nicht immer so. 1860 gab es hier eine Flaschenfabrik, und der Teich diente als Kühlwasser. Um Glas herzustellen brauchte man Sand. Den gab es hier reichlich im Sandsteinbruch gleich hinter der Bahnstrecke. Aber viel Erfolg hatte die Fabrik nicht. Nach kaum 20 Jahren war es aus. In das verlassene Gebäude zogen nach dem 1. Weltkrieg arme Familien ein. Die hatten dort in dem feuchten, kalten Gemäuer ein elendes Leben. Später bekamen sie richtige Wohnungen in Merkstein. Die Reste der alten Flaschenfabrik wurden 1967 abgerissen. Der Flaschenweiher ist die letzte Erinnerung an die Fabrik.
Wir erreichen eine Fußgängerbrücke, die den Namen einer mutigen Frau trägt, Ann Nöhlen. Sie verhalf in der NS-Zeit Juden zur Flucht. Ihre Tätigkeit wurde bekannt und im April 1942 deshalb ermordet.
Seit Jahrhunderten führt hier eine Brücke über die Wurm. Ab dem Mittelalter existierte hier an der Wurm der kleine Ort Nievelstein, der im Jahr 1117 erstmals urkundlich erwähnt wird, Wahrscheinlich wurde hier etwa 100 Jahre später das „feste Haus Kaminata“ errichtet, eine Vorburg zum Schutz der Herrschaft Rimburg. Denn schon damals bildete die Wurm hier eine Grenze, die zwischen der Herrschaft Rimburg im Herzogtum Limburg und Eygelshoven, das zum Heydener Land im Herzogtum Jülich gehörte.
1692 verzeichnet das Jahrbuch von Rolduc hier 4 Bauernhöfe. Auf beiden Seiten der Wurm trieben Wasserräder Getreide- und Ölmühlen an. Von 1800 an nutzten mehrere Gewerbebetriebe die Kraft des Wurmwassers. 1825 entstand eine Textilfabrik mit Walkerei, Spinnerei und Färberei. 1841 kommt eine Tuchfabrik dazu. 1848 betrieb die Familie Stollenwerck in der Hofanlage Nievelstein ein Restaurant und Hotel. Am niederländischen Ufer florierte bis 1938 ein „Colonial- und Fleischwarengeschäft“. Sogar eine Kraut- und Marmeladenfabrik gab es zeitweise. Am 10. Mai 1940 zogen deutsche Soldaten über die Brücke, um das neutrale Nachbarland zu besetzen. In umgekehrter Richtung waren es im Oktober 1944 amerikanische Soldaten, die den Fluss querten. Im Jahr 1949 annektierten die Niederlande das Gebiet westlich der Eisenbahnlinie Aachen – Mönchengladbach. Erst der Staatsvertrag von 1963 legt den Fluss endgültig als Grenze zwischen den beiden Ländern fest.
Heute ist Nievelstein ein verlassener Ort und wurde durch die Kriegsereignisse des zweiten Weltkrieges völlig zerstört. Die meisten Gebäude waren schon während des Krieges verfallen. Auf der niederländischen Seite hatte die Zeche Laura & Vereening die Häuser gekauft und das Gelände teilweise mit Abraum überschüttet. Nur der ehemalige Hof Baurs blieb für die Verwaltung der Nievelsteiner Sandwerke erhalten. Damit endete eine lange, wechselvolle Geschichte und es bleibt nur die Erinnerung.
Wir überqueren die Brücke und befinden uns wieder auf der niederländischen Wurmseite. An die seit 1815 inmitten des Flusses verlaufende Grenze hält sich die Wurm aber wenig. Nach starken Regenfällen ändert sie oft ihren Lauf. Dann reißt die Kraft des Wassers große Stücke der Steilufer ab, oder die flachen Ufer werden überschwemmt. Manchmal sucht sie sich ein neues Bett und es entstehen neue Inseln und Kiesbänke. Auch der Wanderer spürt von der Grenze nichts und bewegt sich in einer grenzenlosen Landschaft und erlebt auf den nächsten 1,2km eine einzigartige natürliche Flusslandschaft. Hier kann die Natur sich noch frei entfalten.
Durch ein Viehgatter betreten wir einen eingezäunten Bereich, der besonders durch freilaufende Galloway Rinder extensiv gepflegt wird. Der Besucher wird darauf aufmerksam gemacht, dass man die Tiere als wildlebend betrachten und nicht füttern sollte. Für sie gibt es genügend natürliches Futter, sogar in den Wintermonaten. Sie sorgen dafür, dass nicht alles mit Wald zuwächst und dass auch Lichtungen erhalten bleiben. Halten sie bitte genügend Abstand, vor allem, wenn Jungtiere in der Herde sind.
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Gallowayrind
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Natur pur
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Flussschleife
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Die Wurm fließt in weiten Bögen, mal schnell, mal langsam. Es gibt kleine Wasserfälle und seichte Buchten, Kiesinseln und sumpfige Auen. Bei Hochwasser wird alles überschwemmt, dann stürzen auch mal die alten Bäume um. Sie dürfen, soweit mit dem Hochwasserschutz vereinbar, zur Biotopvielfalt im Fluss liegen bleiben und bieten vielen Tieren einen guten Unterschlupf. Aber irgendwo wachsen wieder neue Bäume und Sträucher. Eine Begradigung der Wurm wurde in 1970er Jahren erfreulicherweise verhindert. Damit ist ein einzigartiger Lebensraum für Fauna und Flora und die Schönheit dieser einmaligen Landschaft erhalten geblieben. An den Uferbruchkanten findet der seltene Eisvogel, der als Brutvogel an mehreren Stellen im Wurmtal vorkommt, ideale Nistmöglichkeiten. Leider haben wir keinen entdecken können.
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Wanderpfad
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Blauflügel Prachtlibelle
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Japanknöterich
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Dafür fällt uns am Ufer besonders die Blauflügel Prachtlibelle auf. Sie bevorzugt kleine, kühle und saubere Fließgewässer mit schattigen Bereichen. Der Japanknöterich und das indische Springkraut einst als Zierpflanze nach Europas gebracht, gedeihen entlang des sonnigen Bachufers hier prächtig. Hinter auf einem Damm liegenden Weiher, zu dem wir noch einen Abstecher machen, verlassen wir die Wurmauen. Links liegt noch ein kleines Biotop bevor wir durch ein Gatter die Bahnstrecke der Euregiobahn (Heerlen - Aachen) überqueren. Auf der „Meuserstraat“ geht es 50m links und dann rechts in die „Kloosterbosvoetpad“ weiter. Am Ende liegt der Friedhof vor dem wir links auf einem ziemlich verwachsenen Pfad gleich hinter den Grundstücken weiter wandern. Vorbei an der links liegenden Kirche von Haanrade und einem Einzelnen Haus (149) rechts geht es geradeaus durch einen Hangwald. Mit einem Pflasterweg endet dieser Teil an einem Spielplatz, der sich mit Bänken und Tisch auch für eine Rast eignet. Weiter geht es ca. 100m rechts an der Straße „Haanraderweg“ aufwärts und dann links an einer Bank in den abgehenden Fußpfad. Unser Pfad führt um ein rechts liegendes kleines Biotop hinunter bis zu einem querlaufenden Pfad dem wir links folgen.
Die Markierung ist hier mit einem weißen Punkt an den Bäumen gekennzeichnet. Nach einem kleinen Anstieg macht der Pfad einen Linksbogen, womit wir ein kleines Tälchen umrundet haben. Aber schon nach 100m ändern wir erneut unsere Richtung mit dem rechts geradeaus führenden Weg, nicht den halbrechts.
Auch hier hat es Bergbau gegeben. Im Beerenbosch (Bärenwald) standen bis 1969 auf dem Gelände die Schächte Beerenbosch I und II und eine Abraumhalde. Diese wurde nach dem Motto „Von Schwarz zu Grün“ 1977 um 20 abgetragen und in ein wunderschönes Natur- und Erholungsgebiet umgewandelt.
Es geht oberhalb der links unten vorhandene Bebauung im Wald durch den Talhang bis wir auf eine offene Wiesenfläche mit Obstbäumen kommen. Hinter der Obstwiese biegt der Weg links hinunter zum „Beerenbosweg“. Diesen befestigten alten Hohlweg folgen wir nun rechts aufwärts. Mit einem Rechts- und Linksbogen haben wir dann die Höhe erreicht. Gegenüber einer Zufahrt von einem Freizeitgelände verlassen wir den Asphalt steigen links die Böschung hinauf und folgen dem Pfad entlang der freien Feldlage.
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Halde Adolf u.Carl Alexander
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Blumenwiese am Wegesrand
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Kapelle
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Links haben wir eine weite Sicht Richtung Deutschland mit den Bergehalden von Adolf/Merkstein und Carl Alexander/Baesweiler. Eine wunderschöne Wiese mit vielen Wildblumen liegt links am Wegesrand. Vor uns sehen wir halblinks schon mit der Abteikirche unseren Ausgangspunkt, Vorbei an einem Kapellchen haben wir schon bald das Ende der Wanderung erreicht. Ein anschließender Besuch der Abteikirche mit der Krypta ist lohnenswert.
Information: größtenteils „WasserWeg Wurm/Worm, in Gegenrichtung aber nicht markiert, Markierung weißer Punkt ist schlecht zu erkennen.
Strecke: 10km Rundwanderung, befestigte, meist unbefestigte Wege, tlw. Pfade
Schwierigkeit: leicht, Auf- und Abstiege 140m
Einkehrmöglichkeit: unterwegs keine, im Restaurant der Abtei
GPX-Track: Wilde_Wurm.gpx (speichern unter)
Touren: Sieben Quellen 1 l Wurmtal 1 l Wurmtal 2 l Wilde Wurm l Teverener Heide l nach oben
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Teverener Heide
Kreuz und quer erleben
Sanddünen aus Zeiten, die Millionen Jahre zurückliegen, Kiesmassen, die seit Jahrtausenden angespült wurden, Tone und Lehme, die das Regenwasser stauten, bildeten eine Landschaft mit kleinen Hochmooren, Heideweiher und Feuchtheiden. Dieses ungewöhnlich schöne Heidegebiet der Teverener Heide liegt zwischen Gangelt und Übach-Palenberg. Den charakteristischen Reiz bildet die Abwechslung aus feuchten und trockenen, geschlossenen und offenen Landschaften.
Die Heide aber, wie wir sie heute kennen, ist kein natürlich entstandener Lebensraum. Ursprünglich war das Gebiet mit einem Laubwald bedeckt. Erst Abholzung und Schafbeweidung führten dazu, dass die typischen offenen Heideflächen entstanden. Zusätzlich wurde bis in die 1990er Jahre Ton-, Kies- und Sandabbau betrieben. Als die Bagger abzogen, hinterließen sie große Abbaugruben. Die entstandenen Vertiefungen wurden ausgeformt und sich selbst überlassen und letztendlich versetzt die Natur die Landschaft wieder in einen natürlichen Zustand. Dort wo noch Tonlagen erhalten waren, die den Untergrund abdichteten, konnten sich Teiche und Seen bilden. Nur die Moore gehören zu den wenigen Lebensräume der Teverener Heide, die sich weitgehend unbeeinflusst vom Menschen entwickelt haben.
Aus vier markierten Rundrouten zwischen 5 und 10Km Länge kann der Wanderer auswählen, diese Landschaft zu entdecken. Auf der hier beschriebenen folgenden 12 Km langen Route kreuz und quer durch den Naturpark werden wir diese teilweise mit einbeziehen. Unterwegs geben Informationstafeln Einblicke in die verschiedenen Lebensräume.
Am Parkplatz Grotenrath betreten wir den Heidenaturpark und wandern zunächst ein Stück auf einem breiten Waldweg (schwarz, weiß) bis zur ersten Kreuzung. Dort halten wir uns links und machen einen kurzen Abstecher zum Aussichtspunkt „Wiggelewak“. Es ist das größte Moor in der Teverener Heide und wird sowohl von Grundwasser als auch von Regenwasser gespeist. Das Wort stammt aus dem Niederdeutschen und ist eine Bezeichnung für ein dauernd feuchtes, schwammiges, tierarmes Gelände.
Hier hätte man sich eine Bank gewünscht, um diese einzigartige Naturlandschaft zu genießen, denn sie gehört zu den wenigen Flächen, die sich unbeeinflusst vom Menschen entwickelt haben. Die Bank steht unten am Hauptweg mit Blick in grünes Buschwerk.
Wieder zurück zur Kreuzung, folgen wir dort links dem sandigen Waldweg (schwarz, blau, gelb), der uns bis an den Grenzzaun der NATO-Airbase – mit dem AWACS-Geschwader bringt. Links geht es nun am Zaun entlang. Unterwegs haben wir linkerhand immer wieder kleine Einblicke ins „Wiggelewak“.
Dann biegen wir mit der violetten Markierung links in den Wald. Auf der anderen Seite des Zaunes sehen wir den ersten lila leuchtenden Heidekrauthügel. Linkerhand wuchern in einer kleinen feuchten Mulde Pfeifengrasbestände. Sie wachsen natürlicherweise in Heide- und Waldgebieten, können aber zum Teil auch die typischen Heidearten verdrängen. Es ist ein schöner Waldpfad, dem wir auch an der nächsten Wegekreuzung weiter geradeaus folgen. Jetzt mit schwarzer und gelber Markierung geht es auf einem sandigen, wurzeligen Pfad durch das idyllische „Püttchental“. Der Pfad schlängelt sich durch einen Kiefernwald, dessen Boden mit hohem Adlerfarn bedeckt ist. Zusammen mit einem von rechts kommenden Pfad erreichen wir die Naturparkgrenze und die freie Feldlage. Mit Blick zu den Orten Grothenrath und Scherpenseel, die mit ihren Kirchturmspitzen am Horizont zu sehen sind, wandern wir rechts (gelb) 300m an der Naturparkgrenze entlang, die hier, wie aus der Karte zu entnehmen ist, mit einem Erdwall, dem sog. „Römerwall“ abschließt. Hierbei handelt es sich um eine Befestigung, die im Mittelalter und der frühen Neuzeit in zwei Bauperioden entstand. Dieser ist aber durch dichte Bewachsung kaum zu erkennen.
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Pfeifengras
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Im "Püttchental"
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"Püttchen"
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Da, wo der Wirtschaftsweg einen Linksbogen macht, tauchen wir wieder in den Wald ein und durchstreifen auf einem sandigen Pfad einen Wald aus meterhohem Farn. Der Adlerfarn breitet sich seit Jahren immer stärker aus und droht die typische Heideflora zu verdrängen. Eine Info-Tafel macht uns am „Püttchen“ darauf aufmerksam, dass es hier im Mittelalter einen Brunnen gab, der zu einem Dorf gehörte. Dieses aber schon im Spätmittelalter wieder aufgegeben wurde. Der Brunnen ist im Zuge der Auskiesungen leider versiegt. Von ihm gelangte das Wasser zu einer Mulde, die noch bis zum 2. Weltkrieg als Pferdetränke diente. Heute ist längst wieder alles von Wald bedeckt.
Wir erreichen ein zweites Mal die Naturparkgrenze mit dem freien Blick über die Felder zu den beiden Orten und zwei Bergehalden des ehemals Aachener Kohlereviers. Bevor wir zu dem Parkplatz Scherpenseel kommen, nehmen wir rechts am Ende einer freien Fläche den sandigen Reitweg am Waldrand entlang statt des Asphaltweges am Parkplatz. Er öffnet sich rechts zu einem freien Gelände. Wir befinden uns hier im südlichen Teil der Heide, in dem ehemaligen Sandabgrabungsgebiet. Jetzt präsentiert die Landschaft sich mit dem lila blühenden Heidekraut so, wie man sich eine Heide vorstellt.
Rechts gehen wir auf einem „Sträßchen“ ca 50m bis zum nächsten links abgehenden Asphaltweg (violett, gelb) und folgen diesem leicht abwärts bis zum Waldrand, wo es rechts mit einem sandigen Kiespfad (violett, gelb) weiter geht. Der Weg verläuft auf einem Damm durch lichtes Buschwerk zu einem breiten Kiesweg. Dort öffnet sich rechts der Blick in eine der Abbaugruben des ehemaligen Kalksteinwerks (Scherpenseeler Denne), die sich die Natur allmählich zurückerobert. Rechts und links finden sich einige kleinere Flächen mit Heidekraut. Nach einem mit offenen Freiflächen wechselndes Waldstück weitet sich die Landschaft zu freien Flächen rechts und links aus denen weiße Sandflecken zwischen dem Heidekraut hervorschauen. Links in einer Geländemulde versteckt liegt noch ein kleines Biotop. An erhöhter Stelle lädt eine Bank zu einer Rast ein (An der Bök), um diese herrliche Szenerie ausgiebig zu genießen. Man blickt in die ehemaligen Abgrabungsflächen, heute ein weites Offenland mit sonnigen und trockenen Standorten, die die Besenheide in ein Meer aus violetten Blüten verwandelt.
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Heidekraut-Hügel
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Biotop inmitten der Heide
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"An der Bök"
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Die Flurbezeichnung „An der Bök“ (An der Buche) erinnert noch an die Zeit, als die Landschaft hier noch bis ins Mittelalter mit Wald bedeckt war. Der karge Boden eignete sich nicht für die Landwirtschaft. Eine rege Rodungstätigkeit setzte ein und Orte, wie z.B. Grotenrath, entstanden. Alle Orte mit der Endsilbe „rath“ stammen aus dieser Epoche. In die verlichteten Wälder wurde das Vieh (Schweine, Schafe, Ziegen) getrieben, das eine Naturverjüngung nicht mehr aufkommen ließ. So eroberten Arten, wie z.B. das Heidekraut, die mit dem kargen Boden zurechtkamen die Landschaft. Bei jedem unserer Schritte hüpfen und springen Heuschrecken oder anderes Kleingetier vor uns weg. Dabei fällt besonders immer wieder etwas Blaues auf. Das Wesen ist erst nach langem und nochmaligem Aufscheuchen gut getarnt am Boden dann doch zu entdecken. Die Heuschrecke macht erst im Flug, besonders ihrer blauen Flügel wegen, auf sich aufmerksam. Daher auch der Name Blauflügelige Ödlandschrecke.
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Blauflügelige Ödlandschrecke
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Distelfalter
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Wasserfrosch
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Die vielfältige Bodengestalt und die Biotoptypen bieten in ihren Erscheinungsformen zahlreichen Tieren und Pflanzen einen entsprechenden Lebensraum. Leider bieten diese sich nicht auf einem Präsentierteller an und der Naturliebhaber muss Zeit und Geduld mitbringen, will er nicht alltägliche Entdeckungen machen.
Wir biegen in den nächsten Kiesweg links ein. Ein kleines Tälchen liegt links unter uns, aus dem kleine Wasserflächen durch das Unterholz zu uns hoch schimmern (Borgerteiche). Am Wegesrand erinnert ein großer Sandsteinblock an die ehemalige Grube Borger, aus der 60 Jahre lang (1938-1999) Kies und Sand abgebaut wurde. Öde und karg liegt die Fläche der ehemaligen Kiesgrube da. Der sandige Boden ist der prallen Sonne ausgesetzt, Wasser versickert sofort, Nährstoffe gibt es kaum - hier hat jedes Lebewesen es schwer. So erfahren wir von einer Info-Tafel, dass der Boden in der Sonne bis zu 60° heiß werden kann, dies für den Sandlaufkäfer aber kein Problem ist. Er streckt seine langen Beine aus und läuft wie auf Stelzen.
Weiter geradeaus (violett, blau, gelb) durchstreifen wir abwechselnd Wald und Offenflächen auf denen Heidekraut im charakteristischen Lila strahlt. Rechts sieht man eine offene breit langgestreckte Abbaugrube mit einer auffallenden Sandkante.
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Heide
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Rohrkolbensee
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Sanddünen
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Vor uns liegt dann der Rohrkolbensee. Als wir uns dem Ufer nähern springen und hüpfen aufgeschreckt Frösche ins Wasser. Zu entdecken sind dann keine mehr.
Der Kiesweg verläuft mit einem S zwischen Rohrkolbensee und Abbaugraben. Es folgt ein rechts abbiegender Weg, dort sind einige Sanddünen zu sehen, die verbotenerweise gerne von Mountainbiker genutzt werden. Wir folgen der gelb, blau, lila, schwarz, weißen Markierung vorbei an einer mit einzelnen Bäumen bewachsenen Fläche. Auf der linken Seite schimmert die Wasserfläche des Teewensee durch das Gebüsch.
Er ist durch den Abbau von Ton entstanden. Tiefe Löcher haben bis in die 1990er Jahre Bagger auf der Suche nach Ton, Kies und Sand hier in die Landschaft gerissen. Der Ton war Grundlage für die Ziegelherstellung in den nahe gelegenen „Panneschoppen“. Dort wo noch Tonlagen den Untergrund abdichteten, konnten sich Teiche und Seen bilden. Auf der niederländischen Seite, nur wenige hundert Meter weiter westlich, hören wir noch immer den Lärm der Bagger, die weiterhin Abbau betreiben.
Zu dem geradeaus vor uns schimmernden „Christopherussee„ machen wir noch einen kleinen Abstecher nach rechts, wo man, wenn man Glück hat, Zwergtaucher beobachten, die sich hier gerne aufhalten. Leider ist diese Beobachtung uns nicht gegönnt. Nach dem herrlichen Seeblick gehen wir zurück und geradeaus (gelb) vorbei an dem rechts liegenden Seerosenteich, auf dem aber keine Rosen zu sehen sind. Weiter auf dem Weg blinzelt links das Wasser des Binsensees durch das Gebüsch. Man wünschte sich auch hier einmal, diesen mit einem freien Blick bewundern zu können. Der ungeliebte Kiesweg führt uns in einem Rechtsbogen um eine große freie Offenlandfläche herum. Es geht mit wechselnden offenen und bewaldeten Flächen weiter.
Nachdem durch die intensive Rodung in der Eifel und im Rheinland der Wald an vielen Stellen abgeholzt war, begannen die Preußen nach 1815 mit einer planmäßigen Wiederaufforstung. Begünstigt einerseits durch den Zusammenbruch der heimischen Wollproduktion durch den Import billigerer ausländischer Wolle wurde andererseits immer mehr Fläche für die Produktion von Grubenholz benötigt. So wurden die Heideflächen mit der genügsamen Kiefer aufgeforstet. Diesen Aufforstungen fielen dann allerdings große Flächen dem Kiesabbau zum Opfer.
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Schafherdet
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bewachsene Sanddüne
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Biotop zwischen Sanddünen
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Zum Ende der letzten Eiszeit bliesen Westwinde aus dem trockengefallenen, vegetationslosen Stromtal der Maas die verwehbaren Fraktionen heraus und verfrachteten sie als bis zu 5m hohen Wanderdünen ostwärts. Erst durch systematische Aufforstung der Heide konnte ihrem Weiterwandern im 19. Jh. Einhalt geboten werden.
Dann erleben wir ein Zusammentreffen, dass schon vor Jahrhunderten nicht anders hätte sein können und zwar eine Schafherde kreuzt unseren Weg. So erinnert man sich heute bei Pflege der Flächen an die früher übliche Weidewirtschaft, vor allem durch Schafe, auch wenn wir einige Ziegen in der Herde entdecken. Sie sorgen dafür, dass sich der Gehölzbestand nicht weiter ausbreitet. Ohne die Schäferei würde die Heide verschwinden und ein Wald entstehen.
Wir passieren rechts eine hohe bewaldete Sanddüne und ein Stück weiter ein in Sandhügeln eingebettetes Biotop. Auf der links liegenden freien Fläche siedelt sich mittlerweile mehr und mehr Heidekraut an.
Da, wo rechts der Kiefernsee auftaucht wenden wir uns nach links mit der weiß, gelben und hellblauen Markierung. Vorbei geht es an dem rechts liegenden kleinen Schwalbensees bis zu einer alten Eiche.
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Kiefernsee
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Rohrkolben am Schwalbensee
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Kiefernsee südlicher Teil
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Hier biegen wir rechts ein und wandern vorbei an einer Wiese. Der hier liegende nördliche Teil der Teverener Heide ist durch eine landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Die Grünflächen werden zur Viehhaltung genutzt. So sehen wir hier auch Kühe grasen und dahinter das „Gut Eichenkönig“. Reitspur und Wanderweg sind hier mit einem Holzgeländer voneinander getrennt. Bald trennen sich beide wieder und der angenehme Wanderpfad, von dem man sich mehr in der Teverener Heide wünschen würde, geht weiter geradeaus. Rechts ist der Kiefernsee wieder zu sehen. Der schöne, weiche Pfad endet dann wieder an einem Kiesweg. Den linken Abzweig ignorieren wir und gehen weiter geradeaus (schwarz) mit Blick rechts zum Kiefernsee.
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Seerosen am Kiefernsee
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roter Holunder
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Golddistel
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Er wurde im Uferbereich von Bäumen befreit und bietet einen weitläufigen Blick auf die Landschaft. So entdecken wir hier Seerosen auf dem Wasser, die wir am Seerosenteich vermisst haben. An einer Info-Tafel (europäische Spezialitäten) finden wir eine renovierungsbedürftige Bank, die nicht von dem herrlichen Panoramablick abhält. Am nächsten Weg folgen wir der blau, weiß, schwarzen Markierung links und treffen auf einen quer laufenden Weg, auf dem wir links (violett) schnurgerade durch einen schönen lichten Wald wandern bis vor uns in einiger Entfernung der Grenzzaun der NATO-Airbase – mit dem AWACS-Geschwader zu sehen ist. Bevor dieser aber erreicht wird, biegen wir rechts ab und nutzen den breiten Reitweg bis zu einer Kreuzung, wo noch einmal eine Wegekarte unseren Standort anzeigt. Wir folgen hier nun der weißen Markierung, damit machen wir noch einen zusätzlichen Rundgang durch das Naturschutzgebiet. Wer abkürzen möchte geht weiter geradeaus (weiß, violett).
Uns führt der Weg durch Wald, der sich dann rechts lichtet und den Blick auf die „Kuhute“ freigibt. Der Name lässt vermuten, dass dieses Gebiet früher als Kuhweide genutzt wurde. Deutlich sind Querrinnen zu sehen, die zur Entwässerung angelegt wurden, um das Gebiet nutzbar zu machen. Ein einziger offener Wasserbereich ist noch vorhanden. Im Sommer fällt der Heidekomplex regelmäßig trocken.
Wir folgen dem Weg weiter durch den Wald. Auf der rechten Seite befindet sich ein alter Traubeneichenbestand zwischen den Kiefern. Der Wald öffnet sich und wir biegen mit der schwarzen Markierung links ab. Von einer Bank aus blickt man wieder in die lang gestreckte breite Abbaugrube mit der markanten Sandkante. Der kurvige Waldweg bringt uns nach Querung eines Reitweges zur Püttschneise. Das Wort „Pütt“ stammt aus dem Niederdeutschen und bedeutet Brunnen. Früher hat es weiter südlich tatsächlich eine Quelle gegeben, die von den Bewohnern eingefasst wurde und als Brunnen (s. Püttchen) vor allem für das Vieh diente. So trieben die Menschen unter anderem auf diesem Weg ihre Schweine, Rinder und Schafe dorthin zum Trinken. Im umliegenden Wald fraßen sich die Tiere an Eicheln, Bucheckern, Wildkräutern und Baumtrieben satt und verhinderten damit eine Waldverjüngung.
Dann öffnet sich rechts der Blick und wir schauen in eine tiefe ehemalige Abbaugrube. Auf der „Püttschneise“ (schwarz), der ehemaligen Abgrabungsgrenze erreichen wir geradeaus eine Wegekreuzung mit einem markanten einzelnen Baum. Wir ignorieren hier die einladende Bank und gehen rechts, wo nach ca 70m der Aussichtshügel „Binnendüne“ eine schönere Rast mit einem herrlichen Panorama verspricht. Man schaut über die weite Offenlandfläche, die sich nur durch Schafbeweidung und gelegentliche Entfernung von Gehölzen zu wertvollen Trockengras- und Heidelebensräume entwickeln kann. Nach dem Abstieg wandern wir zurück bis zur Kreuzung und mit der schwarzen Markierung nach rechts. Vorbei am versteckt liegenden „Einsamen Moor“ schlängelt sich der sandige Pfad über Sanddünen, später durch hohen Farn erreichen wir wieder die freie Feldl age und wandern jetzt links auf dem Wirtschaftsweg zurück zum Parkplatz.
Information Wanderkarte mit Faltblatt www.teverenerheide.de/downloads/Faltblatt_mit_Wanderkarte.pdf
Die Wanderung ist besonders zur Blütezeit des Heidekrauts Mitte August bis Anfang September zu empfehlen.
Strecke: 12km Rundwanderung, befestigte und unbefestigte Kieswege, tlw. sandige Pfade, Abkürzung möglich Schwierigkeit: leicht, kaum Höhenunterschiede
Einkehrmöglichkeit: unterwegs keine, Restaurant Jägerhof in Geilenkirchen-Grotenrath (s. Öffnungszeiten)
GPX-Track: Heiderundgang.gpx
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